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Vielschichtiges KrankheitsbildKKA-Vortragsabend: „Reizdarmsyndrom – was rumort im Darm?“

ALSFELD (ol). Dr. Johannes Elsing, Internist und Gastroenterologe am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld, beleuchtete kürzlich während einer Informationsveranstaltung das Reizdarmsyndrom (RDS) in all seiner Komplexität.

Bauchschmerzen, Krämpfe, Verdauungsbeschwerden, Verstopfung oder Durchfall – Symptome, die die Lebensqualität massiv beeinträchtigen können. Und ihnen begegnen kann man am besten, indem man das Thema angeht und nach Ursachen sucht. Beim ersten Vortragsabend informierte daher Dr. Johannes Elsing laut einer Pressemitteilung des Vogelsbergkreises zum Thema „Reizdarmsyndrom (RDS) – was rumort im Darm?“. Er ist Internist, Gastroenterologe und Chefarzt der Inneren Klinik am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA).

Dr. Elsing stellte gleich zu Beginn klar: So unterschiedlich die Symptome des RDS sein können, so vielfältig sind Auslöser und Therapieansätze. Medizinisch gesehen spreche man vom RDS, wenn über drei Monate hinweg andauernde und wiederkehrende Schmerzen sowie verschiedene Symptome von Verstopfung, Krämpfen bis hin zu Durchfall vorlägen. Dabei sei eine familiäre Häufung ebenso zu beobachten, wie ein vermehrtes Auftreten bei eher jüngeren Menschen – darunter viele Frauen. „Aber eine erhöhte Mortalität gibt es nicht“, weiß der Mediziner. Allerdings müsse mittels Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden, dass keine anderen Erkrankungen vorliegen, die ähnliche Symptome hervorrufen können. „Zum Beispiel Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, eine andere Entzündung des Verdauungstraktes, Lebensmittelunverträglichkeiten oder Krebserkrankungen gilt es auszuschließen“, sagt Dr. Elsing. Allerdings ist eine zu 100 Prozent zutreffende Diagnose schwierig. „Denn das Problem-Spektrum reicht von Mobilitätsstörungen mit zu wenig oder Hypersensivität mit zu viel Bewegung des Darms bis hin zu immunologischen, genetischen oder psychosozialen Ursachen und Beschwerden“, unterstreicht der Mediziner.

Im Rahmen einer gründlichen Anamnese wird dann ein Blick auf Operationen in der Vergangenheit, Ess- und Lebensgewohnheiten oder Medikamente geworfen. Hinzu kommen Stuhl- und Blutuntersuchungen, Sonografie des Bauchraums sowie Magen- und Darmspiegelungen, um Krankheiten auszuschließen und die Ursachen für die Symptome zu ergründen, schildert Dr. Elsing.

„Eine Einheitstherapie gibt es nicht“

Aufgrund der vielschichtigen Symptombilder wird anschließend im Kreiskrankenhaus Alsfeld ein multimodales Therapiekonzept – also eine Kombination verschiedener Ansätze – abgestimmt werden. Mit konventioneller Medikation aber auch Phytotherapie, der Veränderung des Mikrobioms im Darm, Ernährung und die Therapie der Psyche, beziehungsweise des Schmerzempfindens gelte es, je nach Anamnese, zu behandeln, um den Patienten individuell zu helfen. „Eine Einheitstherapie gibt es dabei nicht“, stellt Dr. Elsing klar. Arzt und Patient müssen eng zusammenarbeiten und viele Informationen austauschen, um Linderung zu erzielen. Auf diesem Weg können etwa Ernährungsumstellungen hilfreich sein, um schlecht verträgliche Nahrungsmittel herauszufinden, aber auch Phytotherapie, Osteopathie, oder Psychotherapie haben bereits für Besserung gesorgt, weiß Dr. Elsing. „Es geht darum, Reizstoffe zu finden, und mit einem breiten Köcher an Möglichkeiten die Symptome zu bekämpfen“, sagt Dr. Elsing. Gemeinsam geht es darum, genau aufzuschlüsseln, was die Symptome auslöst, um so gezielt zu behandeln. „Nur eine gezielte Abklärung der Symptome gemeinsam mit Spezialisten bringt Gewissheit, dass keine schwerwiegenderen Krankheiten vorliegen“, sagt Dr. Elsing. Und betont die Wichtigkeit der Psyche – denn vielen Menschen sei der Stress, dem sie täglich ausgesetzt sind, gar nicht bewusst. „Oft wird die Frage nach Stress von Patienten verneint – doch die psychosoziale Komponente spielt beim RDS eine große Rolle. Verschiedene Hilfsmittel können dabei unterstützen, den RDS-Ball flach zu halten“, macht der Mediziner abschließend klar.

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