Entwicklung im neuen Vogelsberger AusbildungsjahrElektro top, Bäcker, Metzger, Gastro flop
ExklusivVOGELSBERGKREIS – Wenn Anfang der kommenden Woche auch für Auszubildende das Schuljahr beginnt, dann stehen den Vogelsberger Berufsschulen spannende Zeiten bevor. Weil man weder bei der Max-Eyth-Schule noch bei der Vogelsbergschule genau weiß, wie viele junge Leute überhaupt kommen. Aber klar ist schon: Im Handwerk sind es weniger als früher. Immerhin: In einigen Branchen stabilisieren sich die Zahlen, in anderen aber sind die Rückgänge immer alarmierender.
„Für Berufsschulen ist es eine Wundertüte, wie viele Schüler am ersten Tag auf dem Hof stehen“, bestätigt Michael Busold als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft für den Vogelsberg die etwas verblüffende Tatsache, dass im regulierungswütigen Deutschland Ausbildungsverträge nicht angemeldet werden müssen. Heißt: Auch die Kreishandwerkerschaft kann zum neuen Ausbildungsjahr nur schätzen, wie sich die Bewerberzahlen entwickeln, denn viele Betriebe stellen noch bis in den Oktober Auszubildende fürs Lehrjahr ein.
Für Bauhandwerke sieht es nicht schlecht aus
Nach den Erkenntnissen des Geschäftsführers sieht es dabei für die Bauhandwerke inklusive der dazugehörigen Holz-Handwerke in diesem Jahr nicht schlecht aus: „Da haben wir eine große Nachfrage nach Lehrstellen.“ Auch die Elektrobranche komme nach den Berichten nicht schlecht weg, während das Metallhandwerk schwächele.
Ähnliches lässt Holger Arnold als Leiter der Vogelsbergschule in Lauterbach durchblicken, die sich auf ein Schuljahr mit 650 Schülerinnen und Schüler vorbereitet – ebenfalls mit Schätzungen. Das Bauhandwerk kann demnach das Niveau etwa halten, und sogar gutes Interesse verzeichnen, bei der Elektrotechnik „sieht es gut aus“. Mit Spannung erwarte er die Entwicklung beim Kfz-Handwerk. Das sei durch den Trend zu Elektrofahrzeugen spannender geworden: mit weniger Ölwechseln aber mehr Messtechnik im Einsatz. „Eine Berufsausbildung muss sexy sein“, erklärt der Oberstudiendirektor.
„Der spannendste Tag des Schuljahres“,
Der kommende Dienstag, 5. September, das sei „der spannendste Tag des Schuljahres“, findet der Leiter der Max Eyth-Schule in Alsfeld, Friedhelm Walther: Dann steht eine nur schätzbare Anzahl Berufsschülerinnen und -schüler vor der Tür. Die Alsfelder Berufsschule sei nicht unbedingt auf das Handwerk ausgerichtet, mehr auf Industrieberufe, aber einige Zweige werden doch gelehrt, und man erwarte stabile Zahlen – auf niedrigem Niveau. Von 80 Tischlerbetrieben etwa erwarte man in Alsfeld ganze 14 oder 15 Auszubildende, ähnlich im Elektrobereich.
Bäcker, Metzger, Gastro: ganz wenig Nachwuchs
Ganz schlimm, darin sind sich die Schulleiter und der Handwerksvertreter einig, sieht es immer noch für Friseur-, Bäcker- und Metzgerbetriebe sowie die Gastronomie aus: „Die haben zum Teil gar keinen Nachwuchs“, meint Friedhelm Walther. „Diese Betriebe finden nichts“, sagt auch sein Lauterbacher Kollege Holger Arnold.
Nach seinen Erfahrungen kann sich auch noch einiges im Gefüge der Ausbildung ändern, denn die jungen Leute neigten heute schneller dazu, eine Ausbildung als nicht passend abzubrechen. „Das ist schade.“
Insgesamt glaubt der Lauterbacher Schulleiter, dass „das Level wie im letzten Jahr“ gehalten werden dürfte – aber insgesamt sehr viel niedriger als in früheren Jahren. Der Trend weg von der Ausbildung hin zum Studium gelte nach wie vor.
von Axel Pries
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