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Evangelisches Dekanat Vogelsberg blickt auf Fahrt nach Taizé zurückSpiritualität erleben, Begegnung feiern, Tiefe finden

VOGELSBERG (ol). Taizé in Burgund – welch ein Klang für Menschen, die ihren Glauben entdecken oder intensiver leben möchten. Ein kleines vergessenes Dorf in Frankreich ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zum Zentrum einer ökumenischen Bewegung geworden. Das ganze Jahr über treffen sich hier Jugendliche aus aller Welt, um gemeinsam ihre Spiritualität zu erleben, Begegnung zu feiern, Tiefe zu finden – ein Turning Point, wie Dekanatsjugendreferentin Jutta Steckenreuter es nennt.

Für das Evangelische Dekanat Vogelsberg war die Fahrt mit Jugendlichen stets ein fester Programmpunkt im Jahreskalender – bis sie aufgrund der Pandemie drei Jahre lang ausfallen musste. Nun endlich gab es einen neuen Anlauf, wenn auch mit einer sehr viel kleineren Gruppe als gehabt, wie Jutta Steckenreuter vom Ökumenischen Netzwerk Taizégebete im Vogelsberg, laut Pressemitteilung berichtete.

Mit zwei Kleinbussen und achtzehn Menschen machte sich die Gruppe in der Osterzeit auf den Weg. Einfache Unterkünfte, einfaches Essen und viel Gemeinschaft finden die Gäste aus aller Welt in dem kleinen Ort vor, der dennoch Platz für mehrere tausend Menschen bietet. „Es geht eine Faszination von diesem Kraftort aus“, sagt Pfarrer Wolfgang Kratz, der an der Fahrt teilnahm, „die über die Corona-Zeit hinweg bis heute auf Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen wirkt.

Das Reiseteam freut sich über eine besondere Zeit in Burgund. Foto: J. Steckenreuter

Auf die, die erstmals dabei sind, wie auf die, die wiederholt hierherfahren.“ Ähnlich beseelt äußerten sich auch andere Teilnehmende: „Es war wie in Jerusalem. So ähnlich wie jetzt ich müssen sich die Wallfahrer gefühlt haben, wenn sie in Jerusalem ankamen und dort in den Tempel traten – das Dunkel, der Gesang, die Kerzen, die festliche Altarwand. Die feierliche Stimmung. Die Wirkung des Raumes. Eine Ahnung, wie es in der Nähe Gottes sein muss.“

Neben diesen spirituellen Erfahrungen steht die Begegnung als ganz großes Element in Taizé: Jugendliche aus der ganzen Welt treffen sich hier, lernen sich kennen, tauschen sich aus, teilen ihren Glauben und ihre Tage in Taizè. Die Unterbringung in Zwölf-Betten-Zimmern ist nicht eben luxuriös; die nachhaltigen Erinnerungen entstehen durch den gemeinsam gelebten Glauben, die meditativen Gesänge und die Gespräche über die Bedeutung der Bibel für den Alltag.

Erleben, wie Glaube, Leben und Glück zusammenhängen

15 bis 65 Jahre alt waren die Reisenden aus dem Vogelsberg, die sich auf die Spiritualität dieses besonderen Ortes eingelassen haben. „Man kann sie fast körperlich wahrnehmen“, beschreibt Jutta Steckenreuter diese Erfahrung. Sie freut sich sehr, dass junge Menschen das Angebot des Dekanats wahrnehmen und „erleben, wie Glaube, Leben und Glück zusammenhängen.“

Gottesdienst in Taizé, einfach und intensiv.

Sophie Schramm vom Organisationsteam stimmt dieser Einschätzung zu: „Man kann hier viel mitnehmen für den Alltag – die Beziehung zum Göttlichen wächst; es ist wie ein innerer Kompass, der keine Korrektur von außen braucht.“ Von besonderen Reiz sind auch die kleinen abendlichen Partys, die die Jugendlichen gemeinsam feiern.

Jutta Steckenreuter ist eine erfahrene Taizé-Reisende. Sie kennt das Gelände, das gerade in den Ferien viele tausend Menschen aufnimmt. In diesem Jahr ist der Betrieb noch verhalten, dennoch hat die kleine Vogelsberger Gruppe die Fahrt sehr genossen. „Wir haben den Eindruck, dass alles noch intensiver geworden ist, weil die Menschen so dankbar sind, dass sie wieder nach Taizé fahren können“, sagt Markus Wagner, ebenfalls im Taizé-Netzwerk aktiv.

Er hat den Orga-Part des katholischen Pastoralraums übernommen; die Taizé-Arbeit im Vogelsberg ist schon lange ein bewährtes ökumenisches Projekt. „Erstmals haben wir in diesem Jahr alles auf unserem Instragram-Kanal vogelsberg.evangelisch festgehalten“, gibt Steckenreuter bekannt. „Wer will kann die Highlights dort noch anschauen.“

Das Essen war einfach, die Räume karg und nicht immer frei – doch Leib und Seele wurden satt.

Eine Woche lang war die Gruppe vor Ort, eine junge Frau ist geblieben – drei Monate wird sie als Volunteer in der Gemeinschaft tätig sein. „Auch wir kommen im nächsten Jahr wieder“, freuen sich die Organisatorinnen und die meisten aus der Reisegruppe, „dann aber hoffentlich wieder mit einem großen Reisebus.“

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