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Zu Besuch bei K.U.L.T in der Altenburger StraßeWo Menschen geholfen wird

ALSFELD (akr). Daniela Christ und Simon Thiel haben eine ganz bestimmte Mission: Sie wollen Menschen helfen – und genau das machen die beiden K.U.L.T-Sozialarbeiter nun auch schon seit über zwei Jahren und daran wird sich auch die nächsten eineinhalb Jahre nichts ändern. Das Projekt K.U.L.T wurde nämlich verlängert. Zeit, für ein Gespräch mit den beiden Helfern.

Es sind vier große, weiße Buchstaben, die seit Anfang 2021 die Fensterfront in der Altenburger Straße 7 zieren: K.U.L.T steht darauf geschrieben, die Abkürzung für Kontakt, Unterstützung, Leben, Treffpunkt – ein Projekt, das mitten im Corona-Lockdown gestartet ist. „Es war nicht so einfach, wie wir es uns vorgestellt haben. Keiner wollte so wirklich mit anderen Leuten sprechen, aus Angst sich anzustecken“, erinnert sich Simon Thiel an die Anfänge zurück.

Als dann die Fensterfront beklebt war, war auch die Neugier der Alsfelder geweckt – sie wollten wissen, was sich überhaupt hinter K.U.L.T verbirgt, wie Thiel erzählt. „Die Leute kamen vorbei und haben nachgefragt und dann hat sich das relativ schnell rumgesprochen“, erzählt der 32-jährige Sozialarbeiter.

Doch was genau ist K.U.L.T nun eigentlich? Ganz einfach ausgedrückt ist es eine Anlaufstelle für Menschen mit den unterschiedlichsten (alltäglichen) Problemen – ein einmaliges Projekt im ganzen Vogelsberg. Thiel und seine Kollegin Daniela Christ hören zu, helfen, beraten, vermitteln, lotsen, unterstützen – sei es bei Behördengängen, Problemen in der Schule, Schulden, Stress mit Freunden oder Suchtproblemen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wobei Christ nicht unbedingt von „beraten“ sprechen würde, wie die 33-jährige erklärt. „Es ist eher eine niederschwellige Beratung, wir haben eine Lotsenfunktion. Wenn es um wirkliche Beratung geht, sind die Fachstellen Ansprechpartner“, erklärt sie – und genau mit den Fachstellen arbeiten sie eng zusammen. Wenn also jemand die Räumlichkeiten in der Altenburger Straße 7 aufsucht und nicht weiß, wo er wegen seines Problems genau hin muss, ist er bei Thiel und Christ an der richtigen Adresse.

Simon Thiel und Theresa Christ haben für alle Menschen ein offenes Ohr.

Sie stellen aber keineswegs eine Konkurrenz zu den ganzen Fachberatungen im Kreis dar. „Es ist eine unabhängige Anlaufstelle. Wenn ich nicht weiß, wohin ich muss, gehe ich zu K.U.L.T“, bringt es die Teamleiterin Cornelia Krömmelbein auf den Punkt. „Wir haben so ein großes Netzwerk, haben überall Kontakte und können auch überall Kontakt herstellen“, sagt Christ mit einem Lächeln im Gesicht. Diese sogenannte Netzwerkarbeit haben die beiden nämlich gerade in der Anfangszeit intensiv betrieben, haben Schule und Kitas besucht, um über ihre Arbeit zu informieren.

Und nicht nur das: auch auf der Straße waren sie unterwegs, haben mit anderen Menschen das Gespräch gesucht, sich selbst und das Angebot von K.U.L.T vorgestellt. „Da muss man schon viel Fingerspitzengefühl haben. Wir haben uns schon auf dünnes Eis begeben“, weiß Thiel. Christ nickt.

Schließlich kann es durchaus vorkommen, dass der ein oder andere dieses Ansprechen auf der Straße auch falsch versteht. „Manche haben sich schon gefragt, warum wir gerade sie ansprechen“, erzählt die 33-Jährige. Sie hat dann einfach locker reagiert und gesagt, dass sie mit allen ins Gespräch kommen möchte. Mittlerweile sind die beiden Sozialarbeiter so gut ausgelastet, dass sie nicht mehr auf die Straße gehen müssen.

Jeder ist willkommen

„Bei uns darf jeder vorbeikommen und wir hören uns auch erstmal alles an, dann schauen wir weiter“, lächelt Thiel. Dafür braucht man auch nicht zwingend einen Termin, „wenn wir Zeit haben, kommen die Leute auch direkt dran“, ergänzt seine Kollegin. An manchen Tagen können auch mal 20 Klienten vorbeischauen, an anderen wiederum ist es ruhiger. Dass wie zunächst von beiden erhofft viele Jugendliche das Angebot von K.U.L.T wahrnehmen, hat sich übrigens nicht bestätigt. „Wir haben eher einen Altersdurchschnitt von 28 bis 40“, erzählt Christ. Oft handele es sich um Alleinerziehende oder Familien mit kleinen Kindern.

„Kein Tag ist wie der andere“, sagt der 32-Jährige – und genauso unterschiedlich sind auch die Anliegen, die die Menschen in die Altenburger Straße 7 ziehen, sei es der Unterhaltszuschuss, der neu beantragt werden muss, der Folgeantrag, der für die KVA gestellt werden muss oder der Brief einer Behörde, der nicht verstanden wurde. „Unsere alltägliche Arbeit besteht darin, dass wir sehr viele Anträge ausfüllen“, erzählt die Sozialarbeiterin.

K.U.L.T wirkt nicht nur von außen bunt und freundlich, sondern auch die offene Räumlichkeit im Inneren setzt auf viel Farbe. Man hat keineswegs den Anschein, sich in einer Behörde zu befinden.

Den beiden Helferin ist es wichtig, dass sie die Klienten dabei mit einbeziehen. „Wir versuchen zu erklären, was wir mit den Leuten ausfüllen und warum sie das machen müssen, damit sie den Antrag im besten Fall beim nächsten Mal selber ausfüllen können“, erklärt Thiel.

Dabei kann die Verständigung manchmal nicht ganz einfach sein, denn zu 90/95 Prozent haben die Menschen, die K.U.L.T aufsuchen einen Migrationshintergrund. „Manchmal bringen die Klienten direkt einen Dolmetscher mit, manchmal haben sie auch jemanden am Telefon, der dann übersetzt“, erzählt Christ. Ansonsten können die beiden Sozialarbeiter natürlich immer auf den Sprachmittlerpool des Vogelsbergkreises zurückgreifen.

Manchmal sind es aber eben auch nur ganz kurze Gespräche, ein kurzer Blick auf einen mitgebrachten Brief, mit denen den Menschen schon geholfen werden konnte. Dafür müsse dann nicht extra ein Dolmetscher kommen. „Wir sind flexibel und kreativ, wir bekommen es irgendwie immer hin. Ich hatte noch nie einen Fall, dem ich aufgrund von Verständigungsproblemen nicht weiterhelfen konnte“, erzählt die 33-Jährige Sozialarbeiterin.

Das Angebot von K.U.L.T ist übrigens kostenfrei und die Förderung des Land Hessens wurde erst kürzlich bis zum 30. November 2024 verlängert. „Es ist bisher sehr gut gelaufen und so soll es auch weiter gehen“, sagt Thiel mit einem Lächeln im Gesicht – und dem kann seine Kollegin Christ nur zustimmen. Beide blicken positiv in die Zukunft.

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