Landratswahl 2023Udo Ornik will neuer, grüner Landrat werden
VOGELSBERG (tsz/ls). Mit dem 62-jährigen Udo Ornik gibt es einen weiteren und damit dritten Bewerber um den Landrats-Posten im Vogelsberg. Vom Grünen-Kreisverband wurde der Mücker am Montagabend nominiert und einstimmig gewählt. Auf seiner Agenda stehen neben erneuerbaren Energien und Umweltschutz, auch die Stärkung der regionalen Wirtschaft und die Digitalisierung.
Als Lokalpolitiker der Grünen ist Udo Ornik bereits seit vielen Jahren bekannt, steht ganz aktuell laut eigener Aussage auf dem Höhepunkt dessen, was man als ehrenamtlicher Politiker hier vor Ort tun kann. Seit 2011 ist der 62-Jährige Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, ist zudem Fraktionsvorsitzender der Mücker Grünen in der Gemeindeverwaltung und ist Fraktionsvorsitzender im ZOV – und nun will der gebürtige Mücker Landrat werden.
Vorgeschlagen wurde Ornik genau für diesen Posten bei der Mitgliederversammlung der Grünen von Cornelia Bothe. So viel vorab: Nach dem Vorschlag wurde Ornik nominiert und einstimmig gewählt. Damit ist Ornik der dritte Bewerber für den Posten – und könnte im Falle eines Wahlsiegs der erste grüne Landrat im Vogelsberg werden.
40 Jahre kommunalpolitische Erfahrung
Auf eine 40 Jahre lange kommunalpolitische Erfahrung kann Ornik jedenfalls schon einmal zurückblicken und bringt auch Erfahrungen in der Leitung einer Verwaltung mit. Seit 15 Jahren nämlich ist er Angestellter des Landes Hessen und leitet eine IT-Abteilung, in der 500 Mitarbeiter arbeiten. Zuständig ist Ornik dort für die operative Umsetzung der Digitalisierung im Land Hessen, ist beispielsweise für die IT der Polizei zuständig, aber unterstützte auch in Pandemiezeiten bei der Errichtung der Impfzentren.
Vorab hat Ornik ein Physikstudium mit Auszeichnung abgeschlossen und gründete 1996 selbstständig eine IT-Firma, die damals die erste Internetverbindung in den Vogelsberg geholt habe; von der Uni Marburg nach Homberg. Wenig verwunderlich also, dass auch die Digitalisierung des Vogelsbergkreises mit auf seiner Agenda steht. Vieles nämlich werde in der Verwaltung noch manuell abgewickelt. „Manche Dinge haben sich aber geändert“, sagte Ornik. Durch eine moderne, digitale Verwaltung könnten nicht nur die Mitarbeiter profitieren, sondern auch die Bevölkerung.
Aber es gehe ihm nicht nur darum eine Verwaltung zu leiten – „Das sollte für mich kein Problem sein“ – es gehe um etwas anderes – um die politische Position für die er stehe und die er vertrete, erklärte Ornik bei seiner Vorstellung am Montagabend. „Seit vielen Jahren stehen wir Grünen schon in einer politischen Verantwortung. Wir setzen uns für viele Themen ein und machen das sehr geduldig und konstant“, sagte er. Auch im Kreistag sei man bei fast allen Themen vorne mit dabei – allem voran dem Einsatz für regenerative Energien im Vogelsberg. Auch wenn der Kreis hier schon einiges tue, wisse man spätestens seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine wie wichtig das Thema sei und dass man auf diesem Feld noch einiges tun könne.
Auch setze sich die Fraktion unter seiner Leitung dafür ein, dass der Natur- und Artenschutz ein wichtiges Thema im Kreistag und der Kreisverwaltung spiele. Auch künftig sei das eines der wichtigsten Themen. Als Beispiel nannte Ornik dabei die Ausgleichsmaßnahmen für Bauvorhaben, die teils nur wenig bis gar nicht umgesetzt werden würden und Kontrollen gebe es seitens des Kreises kaum.
Auch in Sachen Mobilität und um die Zukunft der Vogelsbergbahn müsse nachgelegt werden. Zwar habe der Kreistag vor einem Jahr erreicht, dass ein Gutachten zur Verbesserung und Beschleunigung der Bahn erstellt wird, passiert ist aber noch nichts. Viel schlimmer noch: Erst letzte Woche habe er erfahren, dass die Umsetzung wohl noch dauere, weil jetzt wohl auch Gießen und Fulda ihre Vororte an die Strecke anschließen wollen. Für den Vogelsberg bedeute das: Wenn die Bahn innerhalb von einer Stunde in Frankfurt sein soll, könnten hier weniger Haltestellen angebunden werden.
Potential des Kreises wird verschwendet
„Ich bin im Vogelsberg geboren und habe mich immer verbunden gefühlt mit dem Vogelsberg. Ich denke, dass der Kreis eine Menge Entwicklungspotential hat und dass vieles von diesem Potential verschwendet wird“, erläuterte der 62-Jährige. Statt Zwietracht zu sähen, wie es in den letzten Jahren durch CDU, SPD und FDP geschehen, solle man insbesondere nach außen und in Richtung Land als Landkreis eine gemeinsame Position vertreten – was nicht heiße, dass im Kreistag nicht mehr gestritten und diskutiert werden dürfe. „Meine Stärke liegt darin, Leute zusammenzubringen und zusammenzuführen und aus unterschiedlichen Meinungen das herauszuholen, was wichtig ist“, sagt Ornik.
Klar müsse aber sein, dass die Grünen keine politische Mehrheit hätten. Bei der letzten Wahl habe man kein gutes Ergebnis erzielen können, wenn man auch mehr Stimmen holen konnte als noch zuvor. Dennoch sei das nicht das gewesen, was man sich seitens der Grünen erhofft habe. Hier im Kreis habe man starke konservative Kräfte, die die CDU nutze, um die richtigen Gewinne auf dem Land zu holen.
Die Chancen die Wahl zu gewinnen, seien für die Grünen nicht groß. Ziel sei aber, dass man bekannter werde und sich die Grünen zeigen: Wer steht dahinter, wer sind sie und was haben sie im Vogelsberg vor. Das gelinge allerdings nur, wenn die Vogelsberger Grünen mit Überzeugung hinter ihm stehen würden. Der Wahlkampf selbst soll sich vor allem in den Medien abspielen. „Die Grünen können auch Wahlen gewinnen“, sagte Ornik und verwies auf Kassel, wo nun ein Grüner zum Oberbürgermeister gewählt wurde.
Grüne-Ideen sind drei Jahre voraus
Auch Erfolge habe man seitens der Grünen in der Vergangenheit gehabt und viele Dinge und Themen, die man früh und lange vor den anderen Fraktionen erkannt habe. Meist wurden die dann zwar abgelehnt, seien aber später in irgendeiner Form wieder aufgetaucht und beschlossen worden. Meist hätten drei Jahre dazwischengelegen. „Drei Jahre sind wir in der Regel voraus. Das muss uns klar sein und wir müssen Geduld zeigen“, sagte der Mücker. Er selbst habe Geduld, das beweise er bereits seit 40 Jahren. Im Gegensatz dazu stünden auch hier immer wieder Parteien, die bei den Entscheidungen grundsätzlich im Weg stehen würden, wie die FDP. „Wenn man so sehr jemanden und anderen im Wege steht, dann sollte man keine Wahlen gewinnen.“
Für die Grünen gelte es nun zu zeigen, dass sie bereit sind Verantwortung zu übernehmen. Neben dem Klima- und Naturschutz wolle er sich auch dafür einsetzen, die regionale Wirtschaft zu stärken. Durch die zentrale Lage habe man Chancen, die genutzt werden müssten. Nichtsdestotrotz müsse der Vogelsberg auch als Naturregion erhalten bleiben und sich für Tourismus sowie Naherholung eigesetzt werden und auch die Stärkung der Landwirtschaft sei ein zentraler Punkt.
An dieser Stelle erwähnte Ornik den Konflikt mit dem Kreisbauernverband, der die Grünen für ihre Äußerungen zum Pestizideinsatz kritisierte. „Es gibt auch bei der Landwirtschaft Dinge, die sich verändern müssen“, sagte Ornik. Man könne es nicht in Ordnung finden, dass Pestizide eingesetzt werden und die Natur geschädigt wird, aber das heiße noch lange nicht, dass man anordnen wolle, dass jeder Landwirt zu einem Ökobauer werde. Dazu müssten Gespräche geführt werden.
Vogelsberger Grüne reagieren auf Vorwürfe des Kreisbauernverbandes
Großes Potential habe der Kreis auch in Sachen erneuerbare Energien. „Die Windkraft ist für uns Vogelsberger sozusagen der Rohstoff, den wir haben“, erklärte er. Während im Nachbarlandkreis Salz abgebaut werde und der Widerstand der Bevölkerung nicht groß sei, komme es hier wegen Windkraftanlagen immer wieder zu Konflikten. Vieles davon sei ideologisch. Da müsse man dagegen halten. Klar sei aber auch, dass man politische Konflikte nicht dadurch gewinnen könne, dass man Dinge vorschreibe; es müssten immer Kompromisse gefunden werden. Das gelte auch für die Herausforderungen, vor die die medizinische Versorgung den Kreis und die Kreispolitik künftig stelle.
Weiterentwicklung des Kreises in den letzten 15 Jahren verhindert
„Ich kandidiere nicht als Landrat, weil ich Mischak nicht mag oder jemanden unsympathisch finde, im Gegenteil. Ich finde alle Leute mit denen ich politisch zu tun habe sehr nett. Ich möchte nicht auf die Leute draufhauen, sondern auf die Politik, die hinter diesen Leuten steht“, sagte Ornik. Viele Dinge in der Politik hätten in der Vergangenheit dazu geführt, dass der Kreis an einer Weiterentwicklung gehindert worden sei.
So setze sich die Kreis-Koalition in ihren Anträgen dafür ein, Mitglied bei der Energiegenossenschaft zu werden, dass PV-Anlagen und Solar gebaut werden und gleichzeitig sage sie auf Veranstaltungen, dass die Grünen durch PV und Solar Flächen für die Landwirtschaft versiegeln wolle. Bei der CDU gehe es nämlich darum, das, was sie eigentlich nicht wirklich wollen, soweit wie möglich zu verhindern. „Das, was sie in den letzten 15 Jahren geschafft haben, wollen sie geschickt weiter machen. Dagegen müssen wir uns stellen, nicht gegen die Leute“, erklärte Ornik abschließend, ehe er von den Mitgliedern einstimmig als Kandidat für die Landratswahl im Oktober gewählt wurde.
Damit ist der 62-Jährige mittlerweile der dritte Kandidat, der sich der Wahl um die Nachfolge von Landrat Manfred Görig stellt. Zuvor hatten bereits der Schlitzer Jürgen Laurinat für die Freien Liberalen und Vizelandrat Jens Mischak für die Christdemokraten bekannt gegeben, dass sie als Kandidaten zur Wahl antreten. Die SPD hingegen erklärte schon früh, dass sie keinen Kandidaten zur Wahl stellen werden.
Das fehlt uns noch. Da fragt man sich was für den Kandidaten wichtiger ist. Die verwirrte Ideologie der Grünen oder die Pension im Rentenalter.
Herr lass Hirn regnen.
warum müssen die kandidaten für solche positionen nicht mindestens eine verwaltungsausbildung haben; damit sie wenigstens wissen, was sie für viel geld treiben? bei der derzeitigen situation verkommen solche ämter zur „ramschware“, bei der ein paar allgemeine floskeln bei der kandidatur ausreichen, hauptsache ist die gier nach macht und einfluss!
Ein „grüner Landrat“?! OMG bitte BITTE nicht!! Obwohl – bei dem ganzen Unsinn, der auf Bundesebene praktiziert wird, brauchen wir uns da wohl keine großen Sorgen zu machen … hoffentlich!
Was für ein Unfug… auch im Vogelsberg konnte man in den frühen 90ern schon im Internet surfen. Ab 1994 dann mit Doppel-ISDN sogar recht verträglich (gab ja noch keine datenintensiven Anwendungen). Und als langjährige Führungskraft der IT des Landes Hessen qualifiziert er sich eben genau nicht für das Thema echte Digitalisierung.
Udo Ornik wirkt auf mich in Sachen Digitalisierung so kompentent, als würde der Papst eine Beratung zum Schwangerschaftsabbruch anbieten.
Sorry, nur meine Meinung.
@ Luis: Das ist wirklich krass, wie der sich mit ganz offenen Falschbehauptungen als Digi-Experte profilieren will…
Die erste Internetleitung in 1996 😂😂😂😂😂😂😂
Wäre er lieber mal bei Umweltschutz oder artgerechter Haltung von Legehennen geblieben. Das hätte ich ihm abgenommen.