Planungen im Bauausschuss vorgestelltSo soll das Minnigerodehaus saniert werden
ALSFELD (ls). Nachdem das Neurathhaus am Alsfelder Museum schon saniert wurde, steht jetzt die Sanierung des Minnigerodehauses an. Die Pläne zu dem Millionen-Projekt wurden jetzt den Mitgliedern des Bauausschusses vorgestellt. Teile der Umsetzung müssen zwar noch mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, vom Stadtparlament gab aber schon mal grünes Licht.
Jedenfalls soweit das möglich ist, denn an diesem Dienstag wurden die Planungen des Arbeitskreises, zu dem übrigens Teilnehmer aus Politik, dem Geschichts- und Museumsverein, der Museumsplaner, des beauftragten Architekturbüros und der Verwaltung gehören, erst einmal im Bauausschuss vorgestellt. Dort stießen sie aber schon auf eine breite Mehrheit, sodass die Zustimmung im Stadtparlament am Donnerstagabend nur noch Formsache sein dürfte.
„Ein lange erwarteter Blick in die Geschichte von 800 Jahren Alsfeld“
„Das Thema Museum ist seit vielen Jahren eines unserer großen Themen, spätestens seit wir begonnen haben, das Neurathhaus barrierefrei zu sanieren“, erklärte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule und erläuterte, dass sich deshalb der Arbeitskreis gebildet habe, der sich unter dem Planungsbüro Hess aus Neuenstein intensiv mit der Sanierung beschäftigt habe. „Heute sehen Sie erstmals das Ergebnis“, kündigte er an. Auch einen ersten Kostenrahmen sollte es geben.
Minnigerodehaus in zeitgemäße Nutzung überführen
Nach der umfangreichen Sanierung des Neurathhauses steht im geplanten zweiten Bauabschnitt also die Sanierung des Minnigerodehauses an, bei der auch die Museumshöfe umgestaltet werden sollen. Einzig die Museumsscheune ist nicht bei der Sanierung inbegriffen, das habe den Kostenrahmen überschritten, wie die planungsverantwortliche Architektin Christine Hess bei der Vorstellung der Pläne erklärte. Ungewöhnlich früh sei das Architekturbüro in die Planung einbezogen worden, schnell habe sich gezeigt, dass das nötig gewesen ist. Ziel sei es dabei gewesen, das Minnigerodehaus in eine zeitgemäßere Nutzung zu führen, die allerdings weiterhin für den Museums-Betrieb vorgesehen ist.
Die Planungen jedenfalls wurden bei den letzten Sitzungen des Arbeitskreises im Oktober und Januar einstimmig zur Umsetzung empfohlen und bildeten nicht nur die Grundlage für denkmalschutzrechtliche Genehmigungen und den Bauantrag, sondern auch für Fragen aus der Lokalpolitik an diesem Abend.
Schon bei den Voruntersuchungen an der Fachwerkkonstruktion, der Holzbalkendecke und der Dacheindeckung seien gravierende Schädigungen in fast allen Bauteilen festgestellt worden. Eine Sanierung war unausweichlich. Dabei soll das 1. Obergeschoss nach einer Sanierung wieder als Ausstellungsort für das Museum zur Verfügung stehen, im Erdgeschoss sollte hingegen ein Multifunktionsraum für Veranstaltungen und ähnliches entstehen, sowie eine Sonderausstellungsfläche, die mit einer mobilen Trennwand abgeteilt werden könne und eine flexible Nutzung ermögliche. Der Zunftsaal soll möglichst stützfrei werden, damit er flexibel genutzt werden könne. In seiner Grundstruktur bleibe er allerdings gleich, lediglich die Aufteilung verändere sich.
Neubau nebenan für Technik und Lager
„Die ersten Schritte waren eine lange Konzeptfindung“, erklärte Hess. In dieser Phase habe man Kosten, Nutzen und Notwendigkeit immer wieder miteinander abgewogen. Letztendlich habe sich gezeigt, dass die Infrastruktur des Gebäudes nicht mehr zeitgemäß sei und auch nicht mehr das abbilden könne, was sie zukunftsfähig mache. Aus Platzproblem sollte die also in einen angliedernden, etwa 100 Quadratmeter großen, eingeschossigen Neubau untergebracht werden, der neben Lagerräumen auch Räume für Technik und einen kleineren Multifunktionsraum, der auch als Schulungs- oder Empfangsraum genutzt werden kann, sowie die neuen Sanitäranlagen beinhalte.
Die genaue Innengestaltung sei allerdings noch nicht geplant und folge dann in einem weiteren Schritt. Es sei ein simpler Nebenbau, der sich optisch aus der Stadtmauer entwickle und sich dann etwas zurücknehme. Die Form und das Aussehen seien bereits mit der Denkmalpflege abgestimmt, die das Konzept sehr begrüße.
Ein wichtiger Aspekt bei der Planung seien die Höfe, deren barrierefreie Erreichung und der barrierefreie Zugang zum Erdgeschossen gewesen. „Das ist ein Punkt, der noch mit der Denkmalpflege diskutiert wird“, erklärt Hess. Die Höfe nämlich liegen in einem Höhenunterschied von etwa einem Meter zueinander, weshalb die Lösung eine Rampe vorsieht, doch die genaue Ausgestaltung steht noch nicht fest. Im Gebäude selbst ist die Barrierefreiheit durch den Aufzug und eine Verbindung vom Neurathhaus gegeben.
„Die Hauptidee sah vor die Mauer, die die Höfe teilt, zurück zu bauen und Rampe aufzusetzen“, sagte Hess. Dadurch entstehe eine große Hoffläche, die wiederum für Veranstaltungen mit Außenbühne genutzt werden könne. Das allerdings sehe die Denkmalschutzbehörde so noch nicht und bevorzuge stattdessen eine vorgesetzte Mauer, die allerdings die Hoffläche um einiges verkleinern würde. In diesem Zusammenhang sollen die Hofflächen des Minnigerodehauses rutscharme Beläge bekommen statt die derzeitigen Sandsteinplatten.
Auch die Nachhaltigkeit habe eine wichtige Rolle gespielt. So sollen nur umweltgerechte Materialien verwendet werden und energetische Maßnahmen sollen eine größtmögliche Unabhängigkeit der Energieversorgung erreichen. Denkbar seien beispielsweise Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Minnigerodehauses mit Pufferspeichern oder aber die Nutzung von Erdwärme.
Hier hätten sich in den vergangenen Jahren auch beim Denkmalschutz einige Möglichkeiten eröffnet, die bei den weiteren Planungen geprüft werden. Auch beim Neubau könne die gesamte Dachfläche nach Abstimmung mit dem Denkmalschutz für Photovoltaik genutzt werden.
4,7 Millionen Euro kosten kalkuliert – ohne Planungskosten
Aber auch die Kosten dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Die derzeitigen Schätzungen belaufen sich auf fast 4,7 Millionen Euro, wobei die Planungen, Baugrunduntersuchungen, archäologische Begleiterscheinungen, Beweissicherungsmaßnahmen und ähnliches nochmal Kosten von aufgerundet 1,3 Millionen Euro mit sich bringen könnten.
Ganz festlegen kann man sich hier allerdings noch nicht, weil die Kosten variieren können, je nachdem was gefunden wird. Die erforderlichen Haushaltsmittel stehen teilweise schon aus vorherigen Haushalten zur Verfügung und werden in den nächsten Haushalten ab 2023 bereitgestellt. Für die Gesamtmaßnahme steht bislang der Fördertopf „Lebendige Zentren“ zur Verfügung, für Teilmaßnahmen sind eventuell weitere Förderungen möglich.
„Das war ein langer und ausgiebiger Findungsprozess der auch nötig war, um den ganzen Objekt die Wertigkeit zuzumessen, die sinnvoll ist“, sagte die Architektin. Parallel würden derzeit noch ein paar Gutachten laufen, die für einen künftigen Bauantrag wichtig seien.
In der kommenden Zeit sollen die Planungen für das Minnigerodehaus – die Außenanlagen sollen in einem separaten Antrag eingereicht werden – dann in einen Bauantrag überführt werden und der soll Ende April bis Anfang Mai eingereicht werden – zumindest wenn die Stadtverordneten am Donnerstagabend ihre Zustimmung zu den Plänen erteilen. Das sieht nach der einstimmigen Annahme-Empfehlung im Bauausschuss aber bereits ganz danach aus.
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