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Auf dem RömerbergVogelsberger Hausärzte auf Demo in Frankfurt

VOGELSBERG/FRANKFURT (ol). Der Protest der der niedergelassenen Ärzte reißt nicht ab – und wieder war eine Delegation aus Vogelsberger Ärzten mit dabei, um gegen die Gesundheitspolitik zu protestieren.

Dazu aufgerufen hatte der Hausärzteverband Hessen und der hessische Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Inzwischen hat sich ein breites Bündnis fachärztlicher Berufsverbände angeschlossen. Auch der Dachverband hessischer Ärztenetze, Hessenmed, sowie der Verband der medizinischer Fachberufe unterstützen den Protest. Das Motto der Kundgebung auf dem Römerberg: „Wir sehen schwarz für die Zukunft Ihrer Versorgung“.

Der Demonstration hatte sich auch erneut eine Delegation aus dem Vogelsberg angeschlossen – darunter Susanne Sommer, die erste Vorsitzende des Hausarztverbands im Vogelsberg und auch Jochen Müller, der zweite Vorsitzende. Im Interview Mit OL hatte Sommer bereits im November vergangenen Jahres auf die Situation der Haus- und Fachärzte aufmerksam gemacht.

„Sie werden beim Facharzt wieder wesentlich länger auf Termine warten“

Dabei erklärte Sommer unter anderem, dass der ambulanten ärztlichen Versorgung seit vielen Jahren eine adäquate inflationsbezogene Vergütungssteigerung verwehrt werde, geschweige denn eine wertschätzende Anhebung des individuellen Arztlohnes angedacht sei. Das betreffe die hausärztliche wie auch die fachärztliche Versorgung in gleicher Weise und sowohl die Versorgung der gesetzlich wie auch der privat versicherten Bevölkerung.

Aber auch die bürokratische Überfrachtung sämtlicher Abläufe, die schlechte Digitalisierung, die zunehmende Verdichtung der Arbeitsprozesse mit der Versorgung von immer mehr, immer älteren und komplex kranken Menschen, die wirtschaftliche Unsicherheit mit drohenden Regressen, fehlendes Fachpersonal und natürlich die allgemein unsicheren Zeiten mit Energie- und Klimakrise, Krieg und Inflation, seien einige Probleme, mit denen der Berufsstand zu kämpfen habe. All das mache die die Arbeit als niedergelassener Arzt so unattraktiv, dass der ärztliche Nachwuchs ausbleibt.

Resolution mit Forderungen

Da schon jetzt viele Hausärzte im ländlichen Raum ein gewisses Alter erreicht haben und wenige Jahre vor dem Ruhestand stehen, fehlt es an Nachfolgern, ohne die es für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum schnell düster werden kann – mitunter auch, weil jüngere Mediziner andere Arbeitsmodelle wie Gemeinschaftspraxen bevorzugen würden.

Um eben genau dieses flächendeckende medizinische Versorgung zu sichern, schlossen am Mittwoch in ganz Hessen wieder zahlreiche Praxen für die Demonstration in Frankfurt. Die Forderungen wurden in einer Resolution zusammengefasst. Darin heißt es:

Um für unsere Patientinnen und Patienten langfristig eine flächendeckende ambulante ärztliche Versorgung zu sichern, fordern wir:

  • Weg mit den Gesundheitskiosken! Qualifizierte ärztliche Versorgung darf nicht substituiert werden.
  • Ein strukturiertes Vorgehen gegen den Versorgungsmangel durch Anhebung der Zahl der Medizinstudienplätze.
  • Eine Digitalisierung, die Praxen ebenso wie Patienten nutzt und die sinnerfüllt und nachhaltig für die Anwender ist.
  • Zurück zu den Wurzeln! Wir wollen endlich wieder für unsere Patienten da sein und nicht als bürokratische Erfüllungsgehilfen der Krankenkassen missbraucht werden. Deshalb: Entbürokratisierung jetzt!
  • Die Einführung der neuen ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) die seit 1996 nicht verändert wurde.
  • Eine aktualisierte Anhebung des orientierten Punktwertes (OPW) unter Berücksichtigung der Betriebskosten und des Inflationsausgleichs und damit eine finanzielle Kompensation der gestiegenen Kosten, analog zu den Krankenhäusern.

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