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Zusammenfassung der dritten Talkrunde von "Demokratie hautnah"Wünsche der Jugend für ihr Leben in Alsfeld

ALSFELD (akr). In Alsfeld wird zu wenig für die Jugend getan, und zwar nicht nur in Sachen Freizeitangebote oder Shopping. Auch was das Ausgehen betrifft, hat die Stadt Nachholbedarf – darüber waren sich die drei Jugendlichen in der dritten Talkrunde von „Demokratie hautnah“ einig. Doch was genau wünschen sie sich denn? Hier ist die Zusammenfassung des Talks.

Manchmal kommt eben alles anders, als man denkt – es ist ein Satz, der für diesen Talk nicht passender hätte sein können. Knapp 45 Minuten bevor die Gäste eintrudeln sollten, sagte Moderatorin Eva Goldbach aus beruflichen Gründen ab. Auf die Schnelle sprang Unternehmer und OL-Herausgeber Torsten Schneider ein. Vorbereiten konnte er sich nicht, es wurde einfach locker drauf los geplaudert.

Auch Alina Hübner vom Alsfelder Stadtjugendparlament sollte eigentlich an der Talkrunde teilnehmen, erschien allerdings nicht.

Schneider wollte zunächst von den Jugendlichen wissen, ob sie der Aussage „In Alsfeld wird nichts für die Jugend getan“ zustimmen. Der 14-jährige Granit Iseni von der Jugendinitiative „MASA“ (Make Alsfeld SkateAble Again) stimmte zu. Seiner Meinung nach wird in Alsfeld zu wenig für die Jugend getan. Zwar habe Alsfeld mittlerweile einen Skatepark, was ein guter Anfang sei, doch nicht jeder übe diese Sportart aus und jetzt komme noch der Winter. Ebenso merkte Granit an, dass für den Skatepark noch eine Beleuchtung sowie ein öffentlich zugänglicher Werkzeugkasten fehle, so wie es eigentlich Anfangs geplant gewesen sei.

Unternehmer Torsten Schneider im Gespräch mit drei Jugendlichen.

Darüber hinaus wünscht sich Granit in Alsfeld auch mehr Einkaufsmöglichkeiten für die Jugend – hier gebe es nämlich zu wenig Auswahl. Über ein H&M oder New Yorker würde er sich beispielsweise freuen. Doch braucht es eigentlich wirklich diese Geschäfte in Alsfeld oder wird nicht ohnehin fast alles nur noch online bestellt, warf Schneider in den Raum.

Der 18-jährige Justus Dimroth, Vorsitzender vom JUZ in Alsfeld, gab zu, viel online zu bestellen, da er dort eher Kleidung findet, die seinem Geschmack entspricht, aber auch in Second-Hand-Läden gehe er shoppen. Sich vorstellen, später selbst mal einen zu eröffnen, kann er nicht, da er etwas mit Sozialer Arbeit machen möchte. Die 16-jährige Schülerin Judith Steuernagel wünscht sich ebenfalls mehr Bekleidungsgeschäfte für die Jugend – nicht aber nur um des Kaufens willen, sondern auch, um beim Shoppen in Alsfeld Zeit mit der Familie oder mit Freunden zu verbringen.

Nachholbedarf in Sachen Freizeitgestaltung

Auch in Sachen Freizeitgestaltung wünschen sich die drei mehr Angebote. Justus betonte, dass man zwar das Schwimmbad, Lasertag oder den Skatepark habe, er sich aber beispielsweise gerne Angebote wie Kegeln oder Bouldern wünschen würde – jegliche Freizeitmöglichkeiten, in denen man Ehrgeiz oder eine feste Gruppe entwickeln könne, fehlen seiner Meinung nach. Diese müssten auch nicht kostenlos angeboten werden, wie beispielsweise der Skatepark.

Allerdings wäre es auch schön, wenn es beispielsweise eine Kletterwand in einer Halle gebe, denn dann könne man diese auch in den Wintermonaten nutzen. Das sieht beim Skatepark jetzt nämlich anders aus. Im Sommer herrsche dort sehr viel Betrieb, was sehr schön gewesen sei. Im Herbst/Winter sei es natürlich weniger geworden.

Für Judith ist Freizeit aufgrund von Schule und Arbeiten aktuell noch eine „Wunschvorstellung“.  Sie verbringt aber die meiste Freizeit mit ihrem Hobby Tanzen. Sie ist Mitglied im ACC und tanzt unter anderem seit über zehn Jahren Ballett – und das sei mit den Corona-Beschränkungen in den letzten zwei Jahren nicht einfach gewesen. Alsfeld habe sich in den letzten Jahren stark verändert. Als Beispiele nannte sie den Skatepark oder die Ansiedlung von DM und Müller. „Das waren ganz große Gewinne für Alsfeld“, betonte Judith. Die Auswahl an Klettern, eine Jumping-Halle, eine Eislaufhalle – Sachen, die man ihrer Meinung nach im Sommer als auch im Winter machen könne, würden fehlen.

Die 16-jährige Judith Steuernagel.

Schneider wollte von den Jugendlichen wissen, ob sie denn eigentlich oft ins Alsfelder Schwimmbad gehen. Justus verneinte. Seiner Meinung nach gehe das Alsfelder Schwimmbad gegenüber der Lauterbacher Welle etwas „unter“. „Die Welle“ in Lauterbach sei schöner eingerichtet und man habe dort mehr Möglichkeiten, Zeit zu verbringen. Judith erzählte, dass sie zwar nicht so die Schwimmerin sei, aber dass einige ihrer Freunde im Sommer jeden Tag im Alsfelder Schwimmbad waren. Wenn sie im Schwimmbad ist, geht es ihr eh nicht darum, zehn Runden zu schwimmen, sondern sie will einfach Zeit mit ihren Freunden verbringen und das „Beisammensein“ genießen.

Das fehlt ihrer Meinung nach in Alsfeld: Ein öffentlicher Platz, wo man hingehen kann. „Da muss nicht viel sein“, sagte sie. Granit warf ein, dass er auch genau dieses Beisammensein so am Skatepark gemocht habe, wo man sich im Sommer immer getroffen hätte. „Plätze und Räumlichkeiten – da fehlt mir in Alsfeld auch noch ziemlich viel“, erklärte Justus. Zwar gebe es einen Jugendraum, der sei allerdings zu klein und nicht jeder wisse überhaupt, dass es diesen Raum gebe.

Justus fände es schön, wenn es in Alsfeld so etwas geben würde, wie die JKF (Jugendkultur-Fabrik) in Fulda. Die habe viele Räumlichkeiten, in denen man sich kreativ austoben könne. So etwas fehle ihm hier. Das wäre ein Ort, wo Jugendliche das ganze Jahr über zusammentreffen könnten.

Der 18-jährige Justus Dimroth.

Anschließend kam Schneider nochmal auf das Thema Vereine zu sprechen. Er wollte wissen, ob auch Justus und Granit in Vereinen aktiv sind. Justus erklärte, dass er es zwar gut findet, dass es hier viele Vereine gibt, allerdings würde er sich diese freier zugänglich wünschen. Wenn man Mitglied im Verein ist, habe man seiner Meinung nach auch diesen Druck, regelmäßig hinzugehen und habe feste Zeiten. Er fände es besser, wenn man nicht diesen Druck dahinter hätte, sondern quasi gegen eine kleine Spende am Vereinsangebot teilnehmen könne, ohne im Verein zu sein. Dem stimmte Granit zu.

Fehlende Ausgehmöglichkeiten

Auch in Sachen Ausgehmöglichkeiten habe die Stadt Nachholbedarf. „Wir haben in Alsfeld einfach zu wenig für Jugendliche“, brachte es Justus auf den Punkt. Ein schöner Club oder eine Kneipe für die Jugend würde er sich wünschen. Judith stimmte zu. Klar gebe es das Laternchen, aber von ihrem Freundeskreis würde da niemand hingehen, weil dort nur Erwachsene seien. Granit sprach davon, „die alten Zeiten“ wiederzubeleben – er habe gehört, dass in Alsfeld früher viel los gewesen sei.

Der 14-jährige Granit Iseni.

Schneider betonte, dass sich das Ausgehverhalten der Jugendlichen verändert habe, von den in ganz Deutschland immer weniger werdenden Großraumdiscotheken bis hin zu den Schulfesten, die früher in Alsfeld gefeiert wurden oder die ganzen Kirmessen, die ebenfalls mit der Zeit immer weniger wurden. Schneider kam hier auf die Kirmes in Eudorf zu sprechen, die es früher mal gab.

Judith, selbst Mitglied in einer Burschenschaft, erklärte, dass es nicht daran liegen würde, dass die Jugendlichen Kirmessen nicht wiederbeleben wollen würden, sondern dass vielen Burschenschaften unter anderem das Geld dafür fehle oder aber ein Platz, wo man die Kirmes veranstalten könnte. An der Lust und Motivation würde es jedenfalls nicht liegen. Schneider entgegnete, dass es in Eudorf aber einen Platz gebe und die Kirmes natürlich Geld koste, man aber schließlich auch welches einnehme und die Kirmes sich im besten Fall selbst trage. Judith würde sich freuen, wenn in Eudorf wieder eine Kirmes stattfinden würde oder es in Alsfeld eine Ausgehmöglichkeit gebe.

„Alsfeld ist einfach eine perfekte Stadt“, sagte Granit. Sie sei zwar klein, habe dennoch viel Auswahl, aber seiner Meinung nach müsse hier noch etwas passieren, „was interessantes hinkommen“. Es gebe viele engagierte Jugendliche, die Lust hätten, etwas zu machen. Schneider bot seine Unterstützung an. „Trommelt eure Freunde zusammen. Ich verspreche euch zuzuhören und wir können gerne was zusammen gestalten“, sagte er. „Das nehmen wir dankend an“, so Justus abschließend.

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