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Vorstellung des Radwegekonzepts "Rund um Alsfeld"Wie das Radwegenetz in Alsfeld verbessert werden könnte

ALSFELD (akr). Alsfeld will fahrradfreundlicher werden. Deshalb hat die Stadt vor einiger Zeit die Erstellung eines Radwegekonzepts in Auftrag gegeben. In diesem Konzept wurden nicht nur das bestehende Radwegenetz unter die Lupe genommen und Defizite herausgearbeitet, sondern auch geschaut, wo neue Radwege entstehen könnten. Die Ergebnisse wurden am Montagabend im Ausschuss für Bauen, Umwelt, Verkehr und Stadtentwicklung vorgestellt.

Ein lückenloses Radwegenetz in Alsfeld, jeder Stadtteil ist mit der Kernstadt über einen gut ausgebauten Radweg verbunden und auch die Dörfer untereinander sind ganz einfach und sicher mit dem Fahrrad zu erreichen: Es ist ein Szenario, das sich nicht nur viele Bürger wünschen, wie sich bei den Ikek-Workshops herausgestellt hat, sondern auch die Stadt selbst. Die Realität sieht aber eben anders aus – und das soll sich ändern.

Aus diesem Grund hat die Stadt im Rahmen der Dorferneuerung ein Radwegekonzept in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse am Montagabend durch den Planer Holger Heering vom Unternehmen LK Argus präsentiert wurden. Zunächst stand hierfür eine Bestandsanalyse mit Unterstützung ortskundiger Personen auf dem Programm, bei der auch die Defizite im aktuellen Netz herausgearbeitet wurden, die dann als Grundlage für die Konzeption der Maßnahmen dienten.

Der Traum von einer fahrradfreundlichen Stadt

Für den Radverkehr gibt es mehrere touristische Routen, die vorrangig Bedeutung für den Freizeitradverkehr haben, heißt es in dem Konzept. Dennoch verlaufen diese Routen zum Teil auch auf Wegen, die wichtige Verbindungen für den Alltagsradverkehr darstellen. Doch für den alltäglichen Radverkehr ist kein durchgängiges Wegenetz vorhanden. Hier zeigen sich laut Planungsbüro Netzlücken, sprich fehlende Verbindungen, und Netzdefizite auf. Man habe zwar vereinzelt Radwege entlang der B49 und B62, die Verbindung der Ortsteile untereinander erfolge aber über Straßen oder Wirtschaftswege.

Für das über 202 Kilometer umfassende Zielnetz, das in Zusammenarbeit mit der Stadt Alsfeld definiert wurde, seien aktuell auf rund 79 Kilometern verschiedene Maßnahmen vorgesehen. Dabei handelt es sich aber lediglich um Empfehlungen des Planungsbüros. Es heißt nicht, dass diese auch umgesetzt werden müssen oder können.

Eine Netzbefahrung fand nicht statt, wie Heering erklärte. Die Analyse des Netzes erfolgte basierend auf den Aussagen der Stadt und – soweit möglich – über Luftbilder. Darüber hinaus beschäftigt sich das Konzept aber nicht mit innerstädtischen Straßen in der Kernstadt.

Neubau, Sanierung und Co.

Neubaumaßnahmen seien dort vorgesehen, wo dem Radverkehr aktuell keine „bedarfsgerechte Infrastruktur“ vorliegt – sprich, es eine Netzlücke gibt. Das ist unter anderem bei Straßen der Fall, auf denen man wegen des hohen Verkehrsaufkommens und hoher Geschwindigkeiten den Radverkehr nicht mit dem Autoverkehr vermischen sollte.

Das ist zum Beispiel bei der B62 zwischen Leusel und Angenrod sowie bei der L3145 zwischen Alsfeld und Reibertenrod, beziehungsweise Reibertenrod und Vockenrod der Fall. Dort werde auf den Straßen die Kfz-Verkehrsmenge von 2.500 Kfz/Tag bei 100 km/h überschritten. Deshalb werden neue straßenbegleitende Radwege vorgeschlagen. Straßenbegleitend heißt, dass der Radweg nicht mehr als fünf Meter von der Straßenfahrbahn entfernt sein darf. Diese Maßnahmen wurden mit der Priorität 1, also der höchsten Stufe, ausgezeichnet.

Zudem gebe es noch weitere Strecken, etwa 11,1 Kilometer, an klassifizierten Straßen,
die gegebenenfalls für den Radwegeneubau in Frage kommen. Eine abschließende Aussage könne aber aufgrund fehlender Daten zu Verkehrsmengen nicht getroffen werden. Darunter fallen laut Konzept unter anderem die B62 zwischen Eifa und Lingelbach, die L3295 zwischen Berfa, Elbenrod und Hattendorf sowie die Münch- Leuseler Straße zwischen Schwabenrod und Münch-Leusel.

Neben neuen Radwegen sollen natürlich auch vorhandene saniert werden, denn die Oberfläche vieler Wege befinde sich aktuell in keinem guten Zustand. Laut Konzept sollten alle Wege mit Hierarchie 1 (Hauptnetz, also überregionale und regionale Radwege und gebündelte Nebennetze) sowie die Wege mit Hierarchie 2 (Nebennetz, Verbindung der Ortsteile), die auf direktem Wege zur Kernstadt führen, asphaltiert werden, darunter beispielsweise die Verbindung von Altenburg durch den Wald zum Schwimmbad.

Hier gibt es einen Überblick über den Wegezustand 

Aber auch die Oberfläche der Wege, die nicht zum Haupt- oder Nebennetz gehören, sollte saniert werden, falls sie mangelhaft ist. Die asphaltierten Strecken seien in der Regel in einem guten Zustand, so Heering, wassergebundene Strecken, also quasi Schotter- oder unbefestigte Wege, weisen hingegen nur einen mittleren oder schlechten Zustand auf. Vereinzelt gebe es Schwerpunkte, wie zum Beispiel auf der Relation Alsfeld – Eifa, mehrere Wege rund um Elbenrod, die Wege zwischen Schwabenrod und Fischbach sowie mehrere Wege rund um Billertshausen, heißt es in dem Konzept.

Als weitere Maßnahme schlägt das Planungsbüro die Einrichtung von Querungsanlagen vor, also Anlagen, die dafür sorgen, dass eine Straße gesichert überquert werden kann. Hier hatte Heering auch konkrete Beispiele in petto. So könnten in Leusel zwei weitere Fußgängerampeln oder in Angenrod eine Mittelinsel zur Überquerung der B62 helfen.

Mittelinseln schlägt er auch in Altenburg auf der L3145 oder auf der Kreisstraße 68 zwischen Alsfeld und Schwabenrod, auf der Landstraße zwischen Münch-Leusel und Schwabenrod, auf der B254 zwischen Eudorf und Heidelbach oder aber auf der B62 zwischen Eifa und Lingelbach vor. Sollten Maßnahmen nicht umsetzbar seien, könnten gegebenenfalls auch Geschwindigkeitsreduzierungen Abhilfe schaffen.

Hier gibt es einen Überblick der Maßnahmen.

Kosten und Priorisierung

Und was darf bei einem Konzept nicht fehlen? Eine Kostenschätzung. Die hatte Heering ebenfalls mitgebracht. „Dabei handelt es sich wirklich nur um eine grobe Kostenschätzung“, betonte er, denn Personalkosten oder Grunderwerbskosten (falls ein Grundstück erworben werden muss) sind hier nicht eingerechnet.

Die Kosten der empfohlenen Maßnahmen belaufen sich demnach auf rund 4,5 Millionen Euro. Nochmal knapp fünf Millionen Euro werden laut Kostenschätzung für potentielle Zusatzmaßnahmen veranschlagt, sodass sich die Gesamtkosten auf knapp 9,5 Millionen Euro belaufen – „also jede Menge Geld“, so der Planer.

Aufgrund der Vielzahl an Maßnahmen und den damit verbundenen Kosten ist es nicht möglich, alle Maßnahme innerhalb kürzester Zeit umzusetzen. Deshalb hat das Planungsbüro die Maßnahmenvorschläge in drei Stufen priorisiert, wobei es sich ebenfalls nur um eine Empfehlung zur Bearbeitung auf Grundlage einer Nutzen-Aufwand-Gegenüberstellung handelt. So habe beispielsweise der Neubau eines Radwegs mehr Nutzen, als wenn ein Radweg „nur“ breiter gemacht werden müsse.

Maßnahmen mit der Priorität 1 sollten entsprechend kurzfristig umgesetzt werden. In der 2. Priorität sollte die Umsetzung möglichst mittelfristig maximal innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahre erfolgen. Die Maßnahmen der Priorisierung 3 sind zwar langfristig angelegt, sollten aber möglichst in spätestens zehn Jahren umgesetzt sein. So belaufen sich die Kosten für die Maßnahmen mit Priorität 1 auf rund 1,5 Millionen Euro, erklärte Heering abschließend.

Und wie geht es dann weiter? „Aus der Konzeption werden die Maßnahmen ausgewählt, die zuerst umgesetzt werden sollen. Hierfür werden dann die Fördertöpfe Radmobilität angezapft. Dann kann es, wenn alles gut läuft, losgehen“, erklärt Bürgermeister Stephan Paule.

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