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Front Cooking im Eulenfang in MaarEin besonderes Comeback der genussfreudigen Art

VOGELSBERG (ol). Wenn Naturschutz im Vogelsberg durch den Magen geht: Nach drei Jahren Pause gab es kürzlich im „Eulenfang“ vom „Landgasthaus Jägerhof“ in Lauterbachs Ortsteil Maar viel Applaus für ein besonderes Comeback der genussfreudigen Art.

In enger Zusammenarbeit mit der Vulkanregion Vogelsberg-Tourismus GmbH luden acht Betriebe der Aktionsgemeinschaft Vogelsberger Gastronomen zu einer Neuauflage der langjährig bekannten „Vogelsberger Wildwochen“. Unter dem Titel „Der Vulkan kocht: Wild“ servierten die regionalen Kochkünstler im Rahmen eines kurzweiligen Front-Cooking-Events an mehreren Kochstationen Wildbret und weitere Schätze des Herbstes in fünf-gängiger Menüfolge direkt auf den Teller, heißt es in der Pressemitteilung des Vulkanregion Vogelsberg Tourismus.

„Hmmm…wie verführerisch das alles ausschaut und duftet. Viel zu lange war es still, es gab schon lange nicht mehr diese kulinarische Begegnung“, ließen zahlreiche Gäste bereits beim Eintreffen und Erblicken des herbstlich dekorierten Ambientes ihren Schwärmereien freien Lauf. Offenherzig brachten die Damen und Herren unterschiedlicher Generationen ihre Begeisterung und Wertschätzung für die Mühen und Vorbereitungen zum heißersehnten Feinschmecker-Wild-Programm zum Ausdruck.

Ein im Außenbereich brutzelnder „Frischling am Spieß“ und nicht zuletzt der Blick auf die Speisekarte legten unwillkürlich beim gefühlten „Gute-Laune-Barometer“ auf Appetitebene eine Stufe nach: mit allen Regeln der Kunst kitzelten diese Komponenten die Sinne und Geschmacksknospen der Genussgänger mitunter dermaßen tiefgründig, dass gar mancher gestandene Esser bis zum Menü-Ende mehrfach vor die Qual der Wahl gestellt wurde, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

„Greifen wir zu Schinken von Reh und Hirschkalb mit Zweierlei vom Kürbis, zu Hirschsalami oder Pasteten und Terrinen mit Waldorfsalat und Sauce Camberland“, lautete beispielsweise zum Vorspeisen-Gang die Frage aller Fragen. Etwas leichter fiel demgegenüber die Entscheidung bei der Auswahl der Suppe zwischen „Wildconsommè (Wildkraftbrühe) und Kürbiscremesuppe mit geröstetem Weißbrot, Kürbiskernen und einem Schuss Kürbiskernöl.

Tolle moderne Kreationen wie „Rehravioli mit Rote-Beete-Creme und Pfefferschaum“, „Wildschweinleber mit Wildjus, geschmorten Zwiebeln, Äpfeln und Kartoffelpüree“ oder „Rehbratwürste mit karamellisierten Walnüssen, Honig und Ingwer“, machten als Zwischengerichte geradezu die Probe aufs Exempel.

Eine echte Herausforderung aber waren zweifelsohne die fünf verschiedenen Menüvariationen als Hauptgang – angefangen bei Hirschgulasch in Preiselbeer Soße mit Kartoffel-Kürbis-Stampf über die Rehkeule mit Spätzlen und Blaukraut bis hin zur reizvollen Portion Wildschweinkeule rosa gebraten mit Serviettenknödel und Rübengemüse.

Ausverkauftes Kochevent

Zum Auftakt des ausverkauften Kochevents bliesen zunächst mehr als ein Dutzend Aktive des Bläsercorps der Jägervereinigung Lauterbach buchstäblich ins Horn. In Harmonie von Fürst-Pless- und Parforce-Hörner in B gewährten die Bläser den Kennern und Neuinteressierten in einem nachhallenden Repertoire vom Vogelsberger Jägermarsch bis hin zu den wichtigsten Signalen zur Freigabe des Essens und Trinkens ein musikalisches Stelldichein in die waidmännische Tradition.

„Unser Vogelsberger Wild sollte man viel mehr genießen. Es bekommt noch immer viel zu wenig Beachtung, obgleich es – wie alles aus dem Wald – „Bio“ ist. Allerdings: Wer selbst nicht genießen kann, ist auch anderen gegenüber ungenießbar“, knüpfte Eulenfang-Besitzer Hans Schmidt mit unübersehbarer Leidenschaft für die Gastronomie und wilden Spezialitäten als Gastgeber den Part der Begrüßung an.

Und zur Vollendung des neukonzeptionierten Events mit sinnfreudig-gespickter Schlemmermeile übernahm die Geschäftsführerin der Vogelsberg-Touristik, Petra Schwing-Döring, die Rolle der Moderatorin und Interviewerin. Mit Humor und Wissen entlockte sie den teilnehmenden Kochprofis sowie Vertretern der Schlitzer Destillerie und des Rheingauer Weinguts Spreitzer im Laufe des Abends die Grundzutaten ihres Handwerks mit nahrhaft guten Argumenten.

„Wer, wenn nicht wir – der Vogelsberg – kann heimisches Wild unübertrefflich kochen. Ich freue mich, dass es nach drei Jahren jetzt gelungen ist, eine Veranstaltung dieses Formats wieder auf den Weg zu bringen“, untermauerte auch Landrat Manfred Görig in seinen Grußworten den Gebrauch und Verzehr von heimischem Wild.

Selbst in seiner Freizeit als Jäger unterwegs, klärte er die große Gesellschaft auf, dass zu hohe Bestände an Wild dem Wald schaden können, weil verschiedenen Baumarten stark verbissen würden und folglich verloren gingen. Demzufolge seien im waldreichen Vogelsberg im letzten Jahr 8.400 Rehwild, 320 Rotwild und 6.300 Schwarzwild erlegt worden. Das Wild aber werde nicht nur geschossen, sondern gänzlich verwertet, malte Görig aus.

Zum Abschluss besondere Leckereien

Das große Schlemmen konnte beginnen. Getreu des Mottos „klein, fein, wild und lecker“, suchten die Gäste fortan die Begegnung mit den anwesenden Küchenteams der Taufsteinhütte (Schotten/ Hoherodskopf), des Posthotel Johannesberg (Lauterbach), Landhotel Gärtner (Mücke), Landgasthaus Zur Birke (Schotten), Hotel Villa Raab (Alsfeld), Landgasthof Zur Post (Nieder-Moos), Landgasthof Porta (Schlitz) sowie Landgasthaus Jägerhof (Maar). Vollends zufrieden ließen sie sich bei jedem Gang auf die Köstlichkeiten und Hochgenüsse der „Meisterköche“ ein.

Selbstverständlich hatten die Essensspezialisten zum Abschluss der Menüfolge auch besondere Leckereien für Käseliebhaber und Süßmäulchen eingeplant. Neben Crème Brülée mit Aromen von der Tannennadel und gesüßtem Ingwerschmand wurden von Letzteren frisch gebackene Crèpes mit Kirschen zum Dessert ebenso freudig verputzt wie der Rotweinkuchen mit Apfel und Quitte.

Spätestens beim Einverleiben der handgegossenen Vulkanklunker-Pralinen „Wald und Wiesen“ von Julia Gärtner gab es kein Entkommen mehr und die Feinschmecker schmolzen nur so dahin. In den Küchen der Gastronomie der Vulkanregion Vogelsberg brodelt es nach wie vor gewaltig. Die Herbstzeit ist Ernte-, Schlemmer- und Hochzeit für Genießer: „Der Vulkan kocht: Wild, entschlossen und in sinnfreudigen Variationen“.

Ob Frühstücks- oder Kartoffel-Buffet, Küchenparty oder mehrgängiges Wild-Menü: die Köche der zwanzig teilnehmenden Betriebe der Aktionsgemeinschaft Vogelsberger Gastronomen im Radius von Alsfeld bis Schotten und von Laubach bis Schlitz, brennen für ihre Heimat und rücken mit vollem Tatendrang ihren altüberlieferten Hausspezialitäten – mal klassisch, mal neu inszeniert gehörig auf die Pelle.

Weitere Informationen dazu gibt es hier.

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