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Regierungspräsidium hebt A49-Baustopp aufBUND kritisiert Aufhebung und befürchtet Trinkwasser-Gefährdung

VOGELSBERG (ol). Das Regierungspräsidium Gießen hat den Baustopp am Autobahnbau der A49 aufgehoben und erntet für diese Entscheidung Kritik vom BUND im Kreis. Die Vogelsberge Naturschützer befürchten dadurch eine Gefährdung des Trinkwassers für 500.000 Menschen.

Als bei den Erdarbeiten an der Artilleriestraße im künftigen Trassenbereich der A49 im Mai Hexyl-Belastungen gefunden wurden, verhängte das Regierungspräsidium Gießen (RP) im betroffenen Baustellenbereich einen Baustopp. Dieser ist jetzt von der Behörde aufgehoben worden, teilt das RP in einer Pressemitteilung mit. Der Altlastenverdacht habe sich nicht bestätigt, es bestehe keine Gefährdung für den Boden, das Grundwasser oder den Menschen.

Das gehe aus dem Ergebnisbericht zur Nachuntersuchung vor, der dem RP nun vorliegt.  Die Laboranalysen des Bodens aus der Baugrube hätten gezeigt, dass in der überwiegenden Anzahl der Proben keine Schadstoffe nachgewiesen werden konnten. Lediglich in zwei Teilflächen wurde je eine geringe Konzentration 2,4,6-TNT (Trinitrotoluol) gefunden, in einer Teilfläche am Rand der Straße eine geringe PAK-Belastung. In beiden Fällen seien die grundwasserbezogene Eingreifwerte deutlich unterschritten. Eine Hexyl-Belastung konnte in der Baugrube nicht festgestellt werden.

Eine Gefährdung für Boden und Grundwasser ist aus Sicht des RP daher auszuschließen. Weiter teilt das RP mit, dass sich die Baugesellschaft vorsorglich dazu entschieden habe, die Bodenbereiche mit einer geringfügigen Belastung getrennt auszubauen. „Diese werden innerhalb des ehemaligen WASAG-Geländes unter der später wasserdicht verschlossenen Fahrbahndecke eingebaut“, heißt es in der Pressemitteilung.

Den genaueren Bericht des RP samt der Ergebnisse der Laboruntersuchung des Bodens finden Sie hier.

BUND Vogelsberg sieht Trinkwasser gefährdet

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisiert die Aufhebung des Baustopps in einer Pressemitteilung scharf. „Baustopp aufheben heißt: das Trinkwasser für 500.000 Menschen riskieren“, erklärt Dr. Wolfgang Dennhöfer für den BUND Vogelsberg. „Wenn das RP schreibt ‚Der Altlastenverdacht hat sich nicht bestätigt‘ dann ist das eine grobe Verdrehung der Tatsachen. Nach wie vor durchquert die Trasse der A49 eine der gefährlichsten Rüstungsaltlasten Europas. Nicht umsonst hat der BUND vor Beginn der Rodungsarbeiten im September 2019 dagegen geklagt. Und nicht umsonst hat die Geschäftsführung des Zweckverbands Mittelhessischer Wasserwerke mehrfach erklärt, dass der Bau der A49 durch das Wasserschutzgebiet ‚wie eine Operation am offenen Herzen‘ ist“, sagt Dennhöfer.

Schon im Mai hatte der BUND-Landesverband kritisiert: „Der nun nötige Baustopp wegen der Altlastenfunde auf der Trasse der A49 bestätigt die Planungsfehler. Die Altlastenproblematik wurde unzureichend untersucht und nun besteht das Risiko der Grundwasserverschmutzung in einem Trinkwassergewinnungsgebiet, aus dem eine halbe Millionen Menschen versorgt werden. Wir fragen uns, welche Risiken noch im Boden schlummern.“

In der Pressemitteilung heißt es, die A49 verläuft von Stadtallendorf bis zur Anbindung an die A5 (VKE 40) fast vollständig im Wasserschutzgebiet, davon rund 3,5 Kilometer in der Wasserschutzzone II. „Eigentlich dürfen in der Schutzzone 2 des Wasserschutzgebietes keine Löcher gegraben und keine Geländeeinschnitte vorgenommen werden, weil die obersten Erdschichten als Filter für Schmutz und Schadstoffe dienen“, heißt es weiter.

Annähernd die gesamte Trasse im Herrenwald sei gekennzeichnet durch die vollständige Entfernung des Oberbodens und damit dessen Absorbtions- und Filterwirkung, an mehreren Stellen werde außerdem die Trasse in das anstehende Gestein eingeschnitten und durchtrennt dabei abdichtende Lehmschichten im Bundsandstein, die die tieferliegenden Grundwasserhorizonte schützen. Die natürliche Schutz-und Filterwirkung dieser Schichten werde damit „durchlöchert“.

Statt „immer wieder die Risiken klein zu reden muss das Land Hessen endlich die gravierenden Versäumnisse bei der Altlastensanierung und beim Grundwassermonitoring  beseitigen“, so die Forderung. Für die Autobahntrasse im Herrenwald müsse eine neue und gründlichere Gefährdungsabschätzung durchgeführt werden.

6 Gedanken zu “BUND kritisiert Aufhebung und befürchtet Trinkwasser-Gefährdung

  1. Ach, der BUND versucht mal wieder mit abgedroschenen Argumenten eine neue Sau durchs Dorf zu treiben: dieser unterstellt seit Jahren immer wieder das eine erhebliche Gefährdung des Grundwassers für ca. 500.000 Menschen durch die A49 besteht ohne das er hierfür eindeutige Beweise liefert.
    Jetzt ist eindeutig bewiesen das Hexyl in besorgniserregenden Mengen nicht auf der zukünftigen A49-Trasse vorhanden ist;, ganz im Gegenteil: die Altlasten die seit über 90 Jahren im Boden waren wurden und werden abgetragen und einer fachmännischen Entsorgung zugeführt. Nur davon wollen der BUND und die Grünen natürlich nichts hören.

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    1. @A49 sofort

      Ein Ortsvorsteher sollte die Interessen aller Bürger vertreten und sich ausgewogen äußern. Warum also immer diese Hetze gegen Umweltverbände?
      Die Politik der letzten Jahrzehnte hat uns doch schon genug Ballast aufgebürdet. Unsere Nachkommen werden damit leben müssen. Die Unverbesserlichen glauben aber noch immer wir können immer so weitermachen. Entweder man ist Teil der Lösung oder Teil des Problems. Wo sehen Sie sich?

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    2. Für die Mehrzahl der Menschen in diesem Forum existiert keine Klimakrise. Auch wenn die Wälder brennen, Pflanzen vertrocknen, Gewässer austrocknen und alles verdorrt halten sie halsstarrig an ihrer einmal gefassten Überzeugung fest.
      Traurig aber leider die Wahrheit.

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  2. Warum regen wir uns hier auf? Schicken wir das Trinkwasser doch einfach ins Rhein Main Gebiet und behalten das Gute hier…

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  3. Die Autobahn ist wichtiger als die Menschen .Die Umwelt haben wir doch schon vergeigt,sie ist nicht mehr zu Retten also was solls.

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    1. Ich kann Herrn Kalbfleisch nur zustimmen. Wir Menschen machen alles kaputt. Es ist sinnlos sich einbringen zu wollen und zu engagieren. Die Menschheit rennt blind in selvstmoerderischer Weise im Stil der Lemminge ins Verderben. Warum? Aus Gier, Egoismus, Bequemlichkeit und fehlender Kritikfähigkeit. Der dicke Paule aus Alsfeld hat erst kürzlich geäußert, dass er alles richtig gemacht hat und er keinen Grund für Korrekturen sieht. Warum auch, die Wahlergebnisse geben ihm Recht.

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