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Heeresmusikkorps Kassel spielte Benefizkonzert - Bericht mit vielen BildernSpektakulärer Start in Romrods Festwochenende

ROMROD (jal). Von wegen nur Marschmusik: Das Heeresmusikkorps Kassel gab zum Auftakt von Romrods 825-Jahr-Feierlichkeiten ein Benefizkonzert – und schaffte dabei nicht nur den Spagat zwischen „Onkel Otto“ und James Bond. Das Publikum im Schlosshof war begeistert.

Als die ersten Gäste am Donnerstagabend platzgenommen hatten, da fing es doch tatsächlich zu regnen an. Manche zückten ihre Regenschirme, andere machten es sich unter Regenponchos gemütlich. Das gemeinsame Zittern, Beten und Wünschen zeigte Wirkung: Pünktlich zu Konzertbeginn klarte es auf. Die Musiker in Uniform schnappten sich ihre Instrumente – aber zunächst tauschten sie kurzerhand die nassgewordenen Stühle auf der Bühne gegen trockene aus. Da soll noch einer sagen, die Bundeswehr könne nicht improvisieren.

Alles anders als improvisiert war das, was dann im Anschluss folgte. Die rund 50 Musikerinnen und Musiker füllten das, was auf ihrer Homepage etwas nüchtern klingt – nämlich, dass sie ein „modernes, showorientiertes Orchester der Bundeswehr“ sind, mit Leben.

Regen? Ach, egal!

Die klassische Marschmusik, die so manch einer mit Bundeswehrmusikanten verbindet, durfte natürlich nicht fehlen. Doch Stücke wie Hoch Heidecksburg oder die Jubelklänge von Ernst Uebel kamen stehts am Anfang der unterschiedlichen Blöcke und dienten Musizierenden wie Publikum wohl als eine Art Warm-up. Mal ordentlich in die Hände klatschen und aufhorchen – damit man wach genug ist für das, was als nächstes kam.

So hatte das Orchester unter der Leitung von Oberstleutnant Tobias Terhardt unter anderem Stücke dabei, die es für die Verabschiedung von Ex-Ministerpräsident Volker Bouffier vor Kurzem einstudiert hatte. Eine spezielle Version von „Die Gedanken sind frei“ und ein Medley aus Melodien, die einen Bezug zu Hessen haben. Neben dem Intro der „Hessenschau“ und dem Erkennungslied des mittlerweile halbwegs in Rente geschickten HR-Maskottchens „Onkel Otto“ war auch die Filmmusik zum Hollywood-Streifen „Fluch der Karibik“ ein Teil davon. Aber was hat die mit Hessen zu tun? Nun, die gebürtigen Frankfurter Klaus Badelt und Hans Zimmer haben die sehr bekannte Melodie komponiert.

Mit solchen Stücken schaffte es das Heeresmusikkorps Kassel immer wieder, die Zuhörer zu überraschen und in seinen Bann zu ziehen. Das gilt auch für den Punkt, als es plötzlich aus Vogelsberger Sicht exotisch wurde und Hauptfeldwebel Claudia Römer mit einem Instrument namens Steel Pan Klänge auf die Bühne brachte, die untrennbar mit der Karibik verbunden sind. Oberhessen-live liegen gesicherte Informationen vor, wonach allerspätestens an diesem Punkt auch die Füße von Landrat Manfred Görig in der ersten Reihe unter der Wolldecke im Takt mitwippten.

Was für eine Kulisse: Blick in den abendlichen Schlosshof.

Die Zuhörer in ihren Bann zog ebenfalls der Auftritt der Sängerin Katja Friedenberg, die zwar nicht zum Musikkorps gehört, jedoch wunderbar sanft mit dem Orchester harmonierte, als sie den Titelsong des James-Bond-Films „Skyfall“ performte – oder im Anschluss bei Balladen von George Gershwin ein bisschen Melancholie auf den Schlosshof brachte.

Dieser Hof, das Ambiente des Schlosses, machte diesen Abend nicht nur in den Augen der Organisatoren, sondern auch der Musiker einzigartig. „Das sieht schön aus“, sagte Romrods Bürgermeister Hauke Schmehl, als er am Anfang des Konzerts die Gäste begrüßte. Und je mehr die Sonne versank und die Atmosphäre in dem dezent beleuchteten Gemäuer immer gemütlicher wurde, desto wahrer wurde Schmehls Satz an diesem Abend.

Der Bürgermeister hielt sich sonst nicht mit großen Worten auf. Dafür ist ja auch noch am Kommersabend am Samstag genug Zeit. Schmehl schaffte es dennoch, den Helfern des Festes, darunter die Romröder Feuerwehr und der Kirmesclub, zu danken – und auch wenn er den Krieg in der Ukraine nicht direkt erwähnte, zwischen den Zeilen gelang es dem Bürgermeister klarzumachen, dass ein solch friedlicher Abend keine Selbstverständlichkeit ist. Schmehl verband diesen Hinweis mit einem Gruß an Gäste aus Romrods französischer Partnergemeinde La Coquille, die das Konzert besuchten und der Bemerkung, dass Romrod schon länger eine gute Beziehung zur Bundeswehr pflege.

Nicht nur das Publikum hatte Spaß – sondern sichtlich auch die Musikanten.

Musikalisch hätte das Konzert mit einem Medley aus Hits der Band Pur zu Ende gehen können. Doch die Romröder ließen das Heeresmusikkorps nicht ohne mehrere Zugaben von der Bühne, stehende Ovationen, Jubelpfiffe und „Bravo“-Rufe inklusive. Er sei zwar kein Experte, sagte ein Zuhörer in der Pause, aber für ihn seien das alles perfekte Musiker. Ein anderer meinte am Ende des Konzerts begeistert, das Orchester müsse sich vor keinem anderen auf der Welt verstecken.

Solche Sätze bekam Fabian Musch, Ortsvorsteher von Romrod, an dem Abend einige zu hören. „Wenn wir den kleinen Schutt kurz vor Beginn abziehen“, sagte er mit Blick auf den Regen, „dann war das eine absolut geniale und gelungene Veranstaltung. Ich habe extrem viel positives Feedback bekommen, was mich ganz stolz und glücklich stimmt und die Arbeit im Vorfeld vergessen macht.“ Musch schätzt, dass etwa 360 Zuhörer dort waren. Die leeren Stühle hier und dort dürften den vielen stehend lauschenden Gästen geschuldet gewesen sein.

Mit den Einnahmen des Abends werden vier gute Zwecken unterstützt: Die Romröder Feuerwehr, die Alsfelder Tafel, die Sozialstation Alsfeld-Romrod sowie der Förderverein Stab Division Schnelle Kräfte, der Soldatinnen und Soldaten hilft, die unverschuldet in schwere Notlagen geraten sind.

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