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Forderung einer Wasserampel abgelehntGrund- und Trinkwasser in Alsfeld: Keine Versorgungsprobleme oder Engpässe

ALSFELD (akr). Das Thema Grundwasser und Wasserknappheit ist schon seit Jahren ein heikles im Vogelsberg – auch die Alsfelder Politiker haben sich im Ausschuss und in der Stadtverordnetenversammlung damit auseinandergesetzt, allerdings nicht explizit auf den Vogelsbergkreis bezogen, sondern mit der Grund- und Trinkwassersituation in Alsfeld.

Hitzeperioden und fehlende Niederschläge einerseits sowie Starkregen anderseits beeinträchtigen im Vogelsberg die Grund- und Trinkwassersituation – gerade im Sommer kommt diese Thematik immer wieder auf den Tisch. Erst vor rund drei Wochen sprach der Vogelsbergkreis wieder einmal ein Wasserentnahmeverbot aus. „Fehlen die Niederschläge, laufen wir immer auch Gefahr, dass der Naturhaushalt nachhaltig gestört wird. Die Entnahme von Wasser aus Bächen, Flüssen und Seen verstärkt diese Gefahr erheblich“, erklärte diesbezüglich der Erste Kreisbeigeordnete Jens Mischak.

Auch im Ausschuss für Bauen, Umwelt, Verkehr und Stadtentwicklung hat man sich am Mittwochabend mit der Grund- und Trinkwassersituation beschäftigt. Vorausgegangen war ein ALA-Antrag, der sich mit dem Alsfelder Wasser auseinandersetzt. Denn: Wie schon der Leiter des Alsfelder Wasserwerks, der sich seitens der Politik mehr Vorgaben zu Wassereinsparungen und Klimaschutzmaßnahmen wünsche, teilt auch die ALA diese Auffassung.

Gibt es seitens der Stadtwerke und der Stadtverwaltung Ideen oder Pläne für einen Aktionsplan zur Senkung des Grund- und Trinkwasserverbrauchs in Alsfeld? Gibt es konkrete Pläne hinsichtlich der Nutzung von Trinkwasser in privaten Gärten oder der Befüllung von privaten Pools? Das wollte die Alternative Liste unter anderem wissen, ebenso, ob es seitens der Stadtverwaltung Pläne gibt, Vorgaben bezüglich Wassereinsparungen und Klimaschutzmaßnahmen in Bebauungspläne aufzunehmen.

Die Fragen waren eigentlich für die Fragestunde in der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend angedacht, doch der Rathauschef antwortete schon im Ausschuss auf alle Fragen kurz und knapp mit „Nein“, daran änderte sich auch am Donnerstagabend in der Stadtverordnetenversammlung nichts.

Um sparsamer mit dem Trinkwasser umzugehen, ist laut ALA mehr Aufklärung notwendig. Deshalb beantragte sie, dass der Magistrat im zuständigen Ausschuss über die aktuelle Grund- und Trinkwassersituation in Alsfeld berichtet und prüft, ob es möglich ist, nach dem Vorbild der Ovag auf ihrer Webseite eine „Wasserampel“ einzurichten.

Zur Erklärung: Die Ovag-Wasserampel informiert die Kommunen als örtlicher Versorger über die aktuelle und in den nächsten drei Monaten zu erwartende Trinkwasserverfügbarkeit. Die Ampelfarbe zeigt an, wie viel Trinkwasser in nächster Zeit bereitgestellt werden kann. Grün signalisiert eine „gute“ Grundwasserverfügbarkeit, Gelb eine „mäßige“ und Rot eine „kritische“.

Aktuelle Grund- und Trinkwassersituation

„Das ist ein absolut wichtiges Thema“, betonte Bürgermeister Stephan Paule  am Mittwochabend im Ausschuss für Bauen, Umwelt, Verkehr und Stadtentwicklung. Diskussionen und Änderungen des Antrags blieben aber am Mittwoch nicht aus. Bezüglich des ersten Punktes im ALA-Antrag – hier sollte der Magistrat im Ausschuss über die aktuelle Grund- und Trinkwassersituation in Alsfeld berichten – hatte der Rathauschef eine dreiseitige Stellungnahme des Technischen Betriebsleiters der Stadtwerke Alsfeld mitgebracht.

In dieser hatte der Leiter, Diplom Ingenieur Reiner Merle, in einer kurzen Analyse seine Aufzeichnungen der vergangenen 25 Jahre gesichtet und verglichen. Betrachtet wurden die fünf Quellschüttungen im Quellgebiet Ober-Breidenbach, der Tiefbrunnen in Liederbach sowie die sechs Tiefbrunnen der Stadtteile Lingelbach, Berfa, Elbenrod, Hattendorf, Fischbach und Heidelbach sowie die Notbrunnen in Lingebach, Berfa und Schwabenrod.

Bisher gebe es keinerlei Versorgungsprobleme/Engpässe, wie es in der Stellungnahme heißt. Alle vorgenannten Brunnen würden nach einer kurzen Analyse weder erhebliche oder gar bedenkliche Schwankungen in den Wasserspiegeln, beziehungsweise der Förderleistung aufweisen. So sei die Versorgung auch deshalb sicher, weil sie sich eben auf mehrere Entnahmestellen, also Tiefbrunnen, aufteile, anstatt nur auf einen oder zwei.

Wie sich die Bedingungen in Zukunft verändern werden, infolge von Klimaveränderung, Veränderungen der Regenereignisse, dem Verbraucherverhalten oder wassersparenden Systemen, das könne Merle nicht voraussagen – auch nicht, ob all die zur Zeit zur Verfügung stehenden Grundwasserspeicher den Bedarf in Zukunft decken können.

„Eines ist aber ziemlich sicher, dass wir alle auch davon ausgehen müssen, dass infolge von weniger Niederschlag, trockeneren Sommern und Wintern, die Wasserverfügbarkeit regional unterschiedlich sinken kann/wird. In welchem Maße, das ist nicht voraussagbar. Würde der Verbrauch in Zukunft aber in gleichem Maße sinken wie eine zu erwartende Verfügbarkeit, dann könnte man dies gegebenenfalls gelassen sehen. Bezüglich des Verbrauchs liegt es also an uns allein dies möglichst kurzfristig zu ändern“, heißt es in dem Bericht. „Ich hoffe, dass mit dem umfänglichen Bericht der Punkt 1 abgearbeitet ist“, sagte Paule im Ausschuss – dem stimmten die Mitglieder zu.

Wasserampel nicht notwendig

Und da sich die Situation auch erstmal nicht ändern werde, wie Paule erklärte, weil es eben keine Probleme bei der Wasseversorgung gebe, bräuchte man auch keine Wasserampel auf der städtischen Homepage, so wie es im Punkt 2 geprüft werden sollte. Das sah Alexander Heinz, Fraktionsvorsitzender der CDU, genauso. „Was genau soll die Wasserampel anzeigen?“, fragte er sich und betonte: „Eine Trinkwasserampel für Alsfeld bei der hervorragenden Wasserversorgung ist nicht notwendig und auch nicht zielführend, weil sie permanent auf grün steht.“

ALA-Chef Michael Riese erklärte, dass es hierbei auch einfach um Transparenz gehe. Die Datenlage sei vorhanden und dann könne man sie seiner Meinung nach auch einfach verständlich auf der Webseite darstellen – ohne lange Texte. Mathis Kruse von der CDU betonte ebenfalls, das eine Ampel nur Sinn mache, wenn man eine regelmäßige Aktivität erwarten könne.

Dass die Wasserversorgung für Alsfeld sicher und ergibig sei, das Thema hätten die Stadtwerke immer im Blick, wie der Rathauschef erklärte. „Sollte irgendwas von grün auf gelb springen, wird die Bevölkerung selbstverständlich auf allen Kanälen informiert“, betonte er. Sprich: Die Stadtwerke werden natürlich darüber informieren, wenn es Veränderungen gibt, so wie sie es immer machen würden.

Am wichtigsten war der ALA aber der Punkt 3 ihres Antrags, sprich: dass man sich damit auseinandersetzt, wie man künftig bei Neubauten sparsam mit dem Wasser umgehe, also Maßnahmen zur Nutzung von Regen- und Brauchwasser ergriffen werden, um auch in Zukunft mit dem Trinkwasser pfleglich umzugehen.

Paule schlug vor, noch vor den Haushaltssitzungen gemeinsam mit Vertretern des städtischen Bauamtes in einer Ausschussitzung im Oktober oder November darüber zu informieren, wie das durch städtische Vorgaben umgesetzt werden soll. Dem stimmten die Politiker zu. Einstimmig wurde der ALA-Antrag mit den Änderungen zur Annahme empfohlen und an diesem Donnerstagabend von den Stadtverordneten auch einstimmig beschlossen.

Ein Gedanke zu “Grund- und Trinkwasser in Alsfeld: Keine Versorgungsprobleme oder Engpässe

  1. Wenn ein paar Menschen recht miteinander zufrieden sind,kann man meistens versichert sein, dass sie sich irren.

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