"Zwischen Tibet und Kaschmir" am 19. Juni im Kinocenter Alsfeld - Erlös ans Palliativteam AlsfeldMichael Hohmann aus Eifa erlebte Abenteuer im Himalaya
ALSFELD (ol). Transhimalaya – das Land zwischen Tibet und Kaschmir zählt zu den entlegensten Regionen unserer Erde. Wer dieses Land erkunden will, muss gut zu Fuß sein, denn die wenigen Straßen sind meist grenzwertig. Wie Michael Hohmann aus Eifa zu diesem Abenteuer kam und was er dabei erlebte, ist eine spannende Geschichte – und genau die gibt es am 19. Juni im Kinocenter Alsfeld zu bestaunen. Der gesamte Erlös geht an das Palliativteam Waldhessen, Sektion Alsfeld.
Für ihre Studienprojekte in Nordindien benötigte Mona Borsch aus Alsfeld vor vielen Jahren einen ortskundigen Reisebegleiter, der ihr die Besonderheiten seiner Heimat zeigen konnte. Den fand sie in Rigzin Dhondup aus Ladakh. Heute sind Mona und ihr ehemaliger Guide verheiratet und stolze Eltern von zwei Kindern. Inzwischen leben sie mit ihren beiden Kindern in Eifa.
Im Sommer 2018 zeigten Mona und Rigzin das Leben im Himalaya in einem Diavortrag, der Michael Hohmann derart faszinierte, dass er im August 2019 mit Rigzin in ein beeindruckendes Abenteuer startete.
Seinen Reisebericht können sich Interessierte am 19. Juni im Alsfelder Kinocenter anschauen. Der Film „Zwischen Tibet & Kaschmir – Dem Himmel so nah“ läuft um 13 Uhr im „Neues“ und um 13.15 Uhr im „Bambi“. Karten gibt es im Vorverkauf für fünf Euro an der Lottoannahmestelle Merle in der Schellengasse 42 in Alsfeld oder an der Tageskasse. Der Erlös geht komplett an das Palliativteam Waldhessen, Sektion Alsfeld, verspricht Hohmann.
Der Reisebericht von Michael Hohmann im Wortlaut
Ein zehnstündiger Flug führte uns von Frankfurt über Dubai nach Delhi und von dort mit einer Regionalmaschine nach Leh. Die Zeitverschiebung von 6,5 Stunden war nicht gravierend, das größere Problem stellte der geringe Sauerstoffgehalt der Luft dar. Bereits am Flughafen stand Sauerstoff in Sprühflaschen bereit. Denn mit 3.500 Meter über dem Meeresspiegel liegt Leh noch 500 Meter höher als Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze. Schwindel, Kopfschmerz oder Übelkeit sind hier für „Flachländer“ Signale, auf die man dringend achten sollte.
Bevor man intensive Touren in Angriff nimmt, ist eine ausreichende Akklimatisation zwingend erforderlich. Leh war daher der ideale Ausgangspunkt, um sich erst einmal ein paar Tage an die große Höhe und den geringen Sauerstoffgehalt zu gewöhnen.
Auf den Spuren des Buddhismus in der Region Leh
In Ladakh spielen zwei Religionen eine wesentliche Rolle im Leben der Menschen. Während im Westen (Distrikt Kaschmir) der Islam überwiegt, spielt im Osten (Distrikt Leh) der Buddhismus tibetanischer Ausprägung die beherrschende Rolle. Die Annexion 1949 von Tibet durch China und die Flucht und Vertreibung der tibetischen Bevölkerung nach Ladakh verstärkte noch die tiefe religiöse Verbundenheit in dieser Region.
Die ersten Tagen verbringt man am besten ohne körperliche Anstrengungen, daher besuchte ich zunächst einige der zahlreichen und beeindruckenden Klöster im Distrikt Leh. Eines der größten ist das Kloster Thikse. Überall führten uns meditierende Mönche mit ihren Gesängen und dem Spiel auf ihren Musikinstrumenten in eine andere Welt.
Der absolute Höhepunkt unserer Klostertour war das Maskenfestival im Kloster Phyang: Surreale Tänze und sphärische Musik nahmen uns mit in die Welt dieser Menschen, die durch die Herausforderung der gewaltigen Natur, tief verwurzelt in ihrem buddhistischen Glauben, ihr Leben meistern.
Abenteuer Straße
Nach der Eingewöhnungsphase in Leh startete unsere Fahrt ins Zanskar-Tal. Von Leh sind es eigentlich nur 80 Kilometer Luftlinie; aber dazwischen liegt das über 7.000 Meter hohe Zanskar-Gebirge. Und so wurde die Fahrt ins wildromantische Zanskar-Tal zu einem 460 km langen, zweitägigen Abenteuer. Am ersten Tag ging es noch über relativ gut befestigte Straßen bis nach Kargil (Grenzstadt zu Pakistan). Hierbei war der 4.100 Meter hohe Fotu La Pass zu überwinden.
Von Kargil nach Padum: Eine der abenteuerlichen Straßen der Welt. Über zehn Stunden Fahrt und über 230 Kilometer unbefestigte Straße führen an atemberaubenden Gletscherpanoramen vorbei.
Die Strecke des zweiten Tages zählt zu den zehn abenteuerlichsten Straßen auf unserer Erde: Über 230 Kilometer auf völlig unbefestigten Straßen war nicht nur der über 4.400 Meter hohe Pensi La Pass zu überwinden. Es galt auch, rechtzeitig in der Frühe loszufahren, bevor das Schmelzwasser der Mittagssonne die zahlreiche Furten völlig unpassierbar machte. Nach insgesamt 20 Stunden Autofahrt sind wir am Ende der Straße angelangt, die in Leh als befestigte Straße begann und in Zanskar zu einer schmalen Schlaglochpiste wurde. Diese Straße ist bis heute die einzige Zufahrt in das ehemalige Königreich im indischen Himalaya und das auch nur im kurzen Sommer.
Königreich Zanskar
Im ehemaligen buddhistischen Königreich Zanskar liegen Dörfer und Klöster, die zu den abgelegensten Ortschaften im Himalaya gehören. Wer sie erreichen will, muss zu Fuß gehen – und erlebt eine spektakuläre Bergwelt. In den mächtigen schneebedeckten Gebirgsketten des Transhimalayas eingebettet, liegt das alte Königreich Zanskar in einer unberührten und ursprünglichen Region. Die meiste Zeit ist dieses Tal durch die verschneiten und hohen Pässe von der Außenwelt abgeschnitten. Aber gerade diese Abgeschiedenheit führte dazu, dass dieser Region bis heute ihr urtümlicher Charakter erhalten blieb.
In der unzugänglichen Bergwelt des Himalaya fehlt es an der erforderlichen Infrastruktur, um eine eigenständige Industrie aufrecht zu erhalten. Die wesentlichen Einnahmequellen der Bevölkerung bleiben dem Tourismus und dem Verkauf von Kunsthandwerk vorbehalten. In den abgelegenen Bergregionen ist die karge Landwirtschaft die einzige Lebensgrundlage der Dorfbewohner. Einige von ihnen beziehen in der warmen Jahreszeit Nomadendörfer, um mit ihren Tieren die besten Sommer-weiden zu nutzen. Es war für mich ein unvergessliches Erlebnis, einen ganzen Tag mit diesen liebenswerten Menschen zu verbringen.
Immer wieder kommt es bei den Nomaden zu Angriffen von Wolf, Bär oder auch von dem seltenen Schneeleoparden. Bis zu acht tote Tiere sind bei solchen Überfällen zu beklagen. Erst kurz vor meinem Besuch wurde wieder ein kleines Kalb von einem Schneeleoparden gerissen. Um die Tiere zu schützen, verbringen sie daher die Nächte in kleinen Ställen; und bevor sie in diese getrieben wurden, gab es für mich von der Nomadin Yangskit noch frisches, aromatisches Joghurt von Ziegen- und Kuhmilch, sowie warme Hirsefladen.
Der Trek
Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war eine Wanderung durch die Zanskar-Schlucht. Unseren mehrtägigen Trek hatte Rigzin perfekt geplant: sein Schwager Stanzin begleitete uns mit zwei Packeseln und einem Jungtier. So waren wir lastenfrei und konnten die Wanderung durch die wildromantische Zanskar-Schlucht sowie die Überquerung des Parfi La Passes (4035 Meter) und des Hanamul La Passes (4703 Meter) genießen. Wir starteten noch vor Sonnenaufgang, denn in dieser Region des Himalayagebirges steigen die Temperaturen im Sommer, selbst auf Höhen von mehr als 4.000 Metern, regelmäßig und deutlich über 20 Grad.
Während die Hirten wegen ihrer Tiere großen Respekt vor Beutegreifern haben, sind Übergriffe auf Menschen extrem selten; so verbrachte ich meine Nächte völlig entspannt im offenen Zelt bei Temperaturen von circa 18 Grad.
Am zweiten Tag schloss sich Gyatso, der „Pferdemann“, unserer kleinen Gruppe an. Er zieht regelmäßig mit seinen zehn Pferden (gelegentlich auch mit Touristen) auf einsamen Pfaden durch Zanskar und Kaschmir. Als letzter seiner Art kleidet er sich noch in der traditionellen Tracht. An seinem Gürtel befestigt sind alle Werkzeuge und Bestecke für den täglichen Bedarf.
Wie im Flug vergingen unsere Wandertage in Zanskar. Die letzte Nacht verbrachten wir dann in einem Quartier in Lingshed. Die Herbergsmutter kam uns schon mit ihren Ziegen entgegen, um uns den Weg zu zeigen. Wir alle nahmen den einzigen Eingang im Keller; aber während die Ziegen auch unten bleiben mussten, ging es für uns über eine steile Stiege nach oben in unser Zimmer. Nach dem anstrengenden Tag (23 Kilometer / 1.500 Höhenmeter / HanamulLa Pass (4.700 Meter) gab es jetzt einen heißen Buttertee mit Keksen.
Vor der Rückfahrt nach Leh, mussten wir am nächsten Morgen erst noch mehr als fünf Kilometer bis zur Straße laufen. Dort begann dann erneut eine Tortour für das Auto und ein weiteres Abenteuer für uns. Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, war die Überquerung des 5.012 Meter hohen Singe La Passes. Nach sechs Stunden und 160 Kilometer erreichten wir schließlich wieder Leh.
Khardung La Pass
Das gewaltige Himalayagebirge prägt die Landschaft zwischen Tibet und Kaschmir mit seiner eindrucksvollen Größe und Schönheit. Es ist aber auch eine Region, die bis heute von militärischen Spannungen geprägt ist. Um in das Grenzgebiet nach Tibet zu gelangen, ist es für das Militär unumgänglich, den Khardung-Pass zwischen Indus- und Nubratal ganzjährig passierbar zu halten. Der Khardung zählt deshalb mit seinen 5.365 Metern als der höchste befahrbare Pass der Welt.
Eigentlich war für mich in den letzten Tagen in Leh Erholung und Shopping angesagt. Aber schnell war mir der Ruhe genug. Den höchsten Pass der Welt vor den (Fahr-)Rädern und im Rucksack mit einem Eintrachtschal gerüstet, machte ich mich auf den Weg: Insgesamt 40 Kilometer und 2.000 Höhenmeter lagen vor mir. Ein Vorteil der Himalayapässe ist der leichte Steigungsgrad von nur etwa sechs Prozent und der geringere Luftwiderstand in den großen Höhen. Und so war nach insgesamt acht Stunden die Passhöhe auf 5.365 Metern erreicht…und der Eintrachtschal ausgepackt! Während ich dann 40 Kilometer Abfahrt genießen konnte, bekam der Eintracht die Höhenluft weniger gut: Sie stand am Jahresende (2019) im Tabellenkeller.
Nach 40 Kilometern und über 2.200 Höhenmeter ist es geschafft: Die Passhöhe auf 5.365 Metern ist erreicht.
Mein Abenteuer im Himalaya war ein etwas anderer, sehr eindrucksvoller Urlaub. Ich durfte ein Gebirge erleben, das alleine mit seiner gewaltigen Ausdehnung Menschen in die Grenzen weist. Und ich durfte bei Menschen sein, die im Umgang mit der Natur und auch miteinander den größten Respekt verdienen.
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