Rockmusik Alsfeld blickt auf dreißig wilde JahreFür Rock im Klostergarten auch in der Zukunft
ALSFELD (ol). Sie stehen seit dreißig Jahren hinter den Rockpartys, die alljährlich zum Stadtfest über tausend Menschen im Klostergarten erfreuen: die Aktiven des Vereins Rockmusik Alsfeld. Pünktlich zum Jubiläum blicken sie zurück auf drei Jahrzehnte – auf das, was was war und hoffentlich noch kommt.
Gleichzeitig suchen sie neue Mitstreiter, denn mit dem Stadtfest im Jubiläumsjahr soll auch die Rocknacht im Klostergarten wiederauferstehen. Stephan Haus, Stephanie Ebert und Ulf Gleiser vom Vorstand des Vereins über das, was war und das, was hoffentlich noch kommt.
Interview mit dem Vorstand des Vereins
Ulf, du bist seit dreißig Jahren schon dabei, wenn es darum geht, einmal im Jahr den Klostergarten zu rocken. Warum tust du das?
Ulf: Am Anfang waren wir einfach alle begeistert von der Idee, in Alsfeld in Sachen Rock etwas auf die Beine zu stellen. Und nach wie vor macht das jede Menge Spaß – wir sind ein super Team und freuen uns trotz der vielen Arbeit, die wir in jedem Jahr insbesondere in den Rock im Klostergarten stecken, über den Erfolg: Wenn tausend Leute kommen und gemeinsam Spaß haben, dann ist das eine tolle Sache. Am Ende der Nacht sind wir zwar platt, aber bis dahin genießen wir das alle sehr.
Was hat sich in den Jahren verändert?
Ulf: Mit den Jahren haben wir nicht nur immer mehr Publikum angelockt, sondern uns selbst auch professionalisiert. Grundlage dafür war letztlich die Gründung des Vereins im Jahr 2007. Bis dahin wurde die Rocknacht, federführend durch die Initiative von Karl-Heinz Knuppe, dem damaligen Jugendkoordinator der Stadt Alsfeld, zum Leben erweckt, durch den Rockmusikerstammtisch umgesetzt. Durch die Vereinsbasis haben sich viele Musikbegeisterte wie wir und viele Musikerinnen und Musiker dem Verein angeschlossen.
Das hat dazu geführt, dass wir inzwischen ein großes Netzwerk haben und mit Bands wie Mr. Punch (Marillion Cover Band), Planting Robots oder Philip Bölter gefeierte Gruppen nach Alsfeld holen konnten. Zudem haben wir im Jahr 2009 die Gemeinnützlichkeit erlangt – mit dem Auftrag, die Jugendkultur zu fördern. Daher geben wir in Zusammenarbeit mit der Musikschule „Rock- und Popwerkstatt jedes Jahr jungen Musikern im Vorfeld des abendlichen Rockkonzertes die Möglichkeit, sich auf der Bühne im Klostergarten zu präsentieren. Die Auftritte vieler regionalen Bands auf dem Stadtfest runden die Sache ab.
Stephan, du bist seit der Gründung des Vereins dabei – auch als aktiver Musiker. Welche Bedeutung hat für dich die Rocknacht im Klostergarten?
Stephan: Die Rocknacht im Klostergarten ist eine super Plattform für Musiker aus der Region, die sich ihrem Publikum präsentieren wollen. Leider gibt es in Alsfeld kaum mehr Auftrittsmöglichkeiten, weil es immer weniger Musikkneipen gibt. Und auch Corona hat in den letzten Jahren nicht positiv dazu beigetragen. Daher ist die Bedeutung der Rocknacht im Klostergarten immer größer geworden. Aber auch die Auftritte bekannterer Bands nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus anderen Ländern zeigen, dass wir auch hier in Alsfeld richtig rocken können. Und natürlich ist der Klostergarten Treffpunkt für Jung und Alt – einfach die beste Party auf dem Stadtfest!
Steffi, du bist Sängerin, unter anderem im Trio Dreiklang, und mit im Vorstand des Vereins. Warum?
Steffi: Ich finde es wichtig, die Musiklandschaft in Alsfeld auszubauen und Angebote für junge Menschen zu schaffen. Nicht nur um selbst aufzutreten, sondern auch um Begegnungen und gemeinsames Feiern und Abtanzen zu ermöglichen. Davon gibt es hier längst nicht genug. Wir wollen Alsfeld einfach noch viel lebendiger machen und interessanter für junge Leute und für die, die Rochmusik mögen.
Was waren eure tollsten Erlebnisse und Erfolge?
Ulf: Ein Highlight war auf jeden Fall, dass es uns gelungen ist, Europas beste Marillion-Cover-Band nach Alsfeld zu holen. Dass diese Band unsere Rocknacht hier unterstützt hat, zeigt, wie gut wir sind, und unser Publikum sieht das genauso. Großartig ist es auch, immer wieder zu sehen, wie begeistert der musikalische Nachwuchs der Region hier unterwegs ist. Also, eigentlich kann man nicht genau sagen, was das Tollste ist, denn die ganze Rocknacht ist einfach für sich schon richtig gut. Was uns aber regelmäßig immer wieder begeistert, ist die Tatsache, dass es in 30 Jahren nie zu Krawallen gekommen ist. Das spricht bei dieser Menge an Menschen schon sehr für sich und unser Publikum.
Nun sucht ihr neue Mitstreiter – was ist der Grund?
Stephan: Der Grund ist der, den viele Vereine kennen: Wir wollen uns zum einen grundsätzlich verjüngen, damit der Verein frisch und am Puls der Zeit bleibt und eine Zukunft hat. Außerdem, und da sind wir ganz ehrlich, sind der Auf- und Abbau und auch der Thekendienst echte Knochenjobs, für die wir mit unseren Rücken und andere Alterserscheinungen nicht mehr so gut geeignet sind. Wir brauchen wirklich dringend mehr Helferinnen und Helfer, die mitanpacken können und wollen.
Was gibt es zu tun, bis die Party steht und es hinterher wieder so aussieht, als hätte nichts stattgefunden?
Ulf: Zum einen ist da natürlich die Organisation, die Planung und Verwaltung: Bis so eine Nacht mit Rahmenprogramm und Bands steht, ist es eine Heidenarbeit. Dann muss man das Ganze natürlich auch bewerben. Und da der Getränkeverkauf unsere einzige Einnahmequelle ist, müssen wir auch da gut planen, Schichten einteilen und so weiter. Zudem müssen wir uns auch immer wieder nach neuen Sponsoren umschauen – denn ohne unsere Sponsoren wäre die Umsetzung finanziell nicht möglich.
Und dann wie gesagt, der Auf- und Abbau am Samstag und am Sonntag direkt nach der Rocknacht. Wenn wir da Menschen gewinnen könnten, die zuverlässig mithelfen würden, wäre es fein, dazu muss man auch kein Musiker sein, sondern einfach nur Spaß an so einer coolen gemeinsamen Aktion haben.
Was außer dem Stadtfest könnte der Verein noch leisten, wenn es neue Aktive gäbe? Visionen? Pläne?
Steffi: Wir haben viele Visionen und Pläne: Wir würden gern einen Probenraum für Bands realisieren und einen Treffpunkt für Leute mit Spaß an Musik. Außerdem würden wir gerne regelmäßige Konzerte anbieten. Hier wäre es natürlich hilfreich, wenn wir noch Kooperationspartner fänden. Aber das sind zumindest unsere Träume. Feststeht, dass wir wieder regelmäßig einen Stammtisch in der Gemütlichkeit anbieten wollen.
… und was hat man davon, wenn man bei euch mitmacht?
Stephan: Jede Menge Spaß, das Gefühl, bei etwas Tollem mitzumachen und Teil einer Super-Truppe zu sein, die die Liebe zu guter Rockmusik teilt.
Jetzt die Gretchenfrage: Ist die Rocknacht im Klostergarten wirklich in Gefahr und wenn ja, was würde das bedeuten?
Ulf: Wenn wir keine tatkräftigten Helfer finden, ist die Rocknacht auf jeden Fall in Gefahr, denn unsere Kapazitäten sind echt begrenzt. Und wenn sie dann erstmal weg ist, dann ist sie in der bekannten Form vermutlich für immer verloren. Und das wäre superschade, denn die Rocknacht im Klostergarten ist ein Lebensgefühl, das für viele Alsfelder und Alsfelderinnen einfach dazugehört. Es wäre echt schade drum.
Den Verein Rock in Alsfeld kann man am 29. Mai ab 14 Uhr im Klostergarten erleben. Wer weitere Infos sucht, kann bei Facebook oder Instagram fündig werden (RockmusikAlsfeld) oder sich direkt an den Verein wenden (rockmusik-alsfeld@gmx.de).
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