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Ein erster Amtsbesuch bei Romrods Neu-BürgermeisterWas Schmehl die ersten Tage im Amt bewegt

ROMROD (akr). Seit knapp einem Monat ist Romrods neuer Bürgermeister Hauke Schmehl nun im Amt. Wie er die erste Zeit als Rathauschef erlebt hat und welche Projekte in der Schlossstadt auf der Agenda stehen? OL hat dem Stadtoberhaupt einen Besuch abgestattet.

Für Hauke Schmehl hat am 1. April ein neues Leben begonnen. An diesem Tag hat er nämlich als neuer Bürgermeister auf dem Chefsessel im Rathaus Platz genommen und nach 18 Jahren Birgit Richtberg als Stadtoberhaupt abgelöst. „Die ersten Wochen waren sehr herausfordernd: ein neues Berufsfeld, neue Aufgaben, neue IT, neue Mitarbeiter. Da muss man sich erst einmal reinfuchsen“, lächelt Schmehl, der sich auf dieses Amt aber schon etwas vorbereitet hatte. „Ich war schon im Geschehen drin, über die politische Schiene als Stadtverordnetenvorsteher sowieso.“

Und nur kurz nach seinem Amtsbeginn gings dann auch schon gleich los, denn die Zuweisung der Ukraine-Flüchtlinge für Romrod kam und damit auch Herausforderungen für die kleine Stadt, auf die man sich entsprechend einstellen musste. Dazu zählte unter anderem die Einrichtung einer Notunterkunft, die es vorher eben nicht gab. „Wir wollten erstmal versuchen, die Geflüchteten auf Familien zu verteilen, das hat auch geklappt“, erzählt er.

Doch man müsse eben auch davon ausgehen, dass es mal nicht funktioniert. „Und dann ist man auch immer auf der Suche nach Freiwilligen, die die Menschen aufnehmen“, erzählt er. Romrod brauchte aber auch eine Unterkunft, die sofort zur Verfügung steht und die Personen, die der Kommune zugeteilt werden, dann auch sicher unterbringen zu können.

Auf die Flüchtlingswelle würden zudem noch ganz viele andere Flüchtlinge folgen, die aus Belarus, Armenien und anderen Ländern „auf den Zug aufspringen“ und auch hier ankommen – und auch die müssten verteilt werden. Da könne die Stadt nicht nur auf Privatpersonen zurückgreifen. Und das muss sie nun auch nicht mehr, denn aus dem Dorfgemeinschaftshaus in Zell ist mittlerweile eine Notunterkunft geworden – dank vieler freiwilliger Helfer, für die Schmehl sehr dankbar ist.

Vom Dorfgemeinschaftshaus zur Zwischenheimat für Geflüchtete

Dass er als Bürgermeister keinen Acht-Stunden-Arbeitstag hat, das weiß Schmehl. „Aber wenn man das gerne macht, dann ist das auch in Ordnung“, lächelt er. Er habe schon ungefähr gewusst, was auf ihn zukommt – auch wenn es in echt natürlich wieder was anderes sei. Er habe es sich aber auch gewünscht. „Ich habe da richtig Lust drauf, ich lebe dafür, mir sind Romrod und die Ortsteile sehr wichtig. Da möchte ich etwas bewegen und das kann ich jetzt auch machen“, erzählt er stolz. Er habe sozusagen sein Hobby zum Beruf gemacht, stehe voller Tatendrang. „Es gibt ganz viele Sachen zu machen, zu regeln und in Bahnen zu lenken“, sagt der Rathauschef.

Projekt Ärztehaus in der Schlossallee

Doch nicht auf alle Projekte, die für die Bürger Romrods und die Zukunft der Schlossstadt von Bedeutung sind, kann Schmehl, beziehungsweise die Stadt, direkten Einfluss nehmen. Dazu zählen zum Beispiel auch die Ärztehaus-Planungen, denn das ist kein Projekt der Stadt, sondern ein „Privatgeschäft“ des Hausarztzentrums Harlfinger. Mit diesem stehe der Rathauschef auch in Kontakt, denn die zukünftige ärztliche Versorgung sei ein wichtiges Thema für die Romröder, wie Schmehl bereits in seinem Bürgermeister-Wahlkampf betonte.

Dr. Harlfinger würde zwar jetzt noch nicht in den Ruhestand gehen wollen, doch er denke eben daran, dass das, was er aufgebaut hat, weiter fortgeführt wird – auch für seine Patienten. „Er macht sich Gedanken, dass seine Patienten weit in die Zukunft abgesichert sind“, betont der Bürgermeister. Harflinger denke zwei Schritte voraus. Deshalb sei er auch bereits auf der Suche nach einem Nachfolger, bei dem es sich laut Schmehl möglicherweise um Dr. Fahd Al Fazaa handeln könnte, der bereits zum Team des Hausarztzentrums Harlfinger gehört. „Aber das steht noch nicht fest.“

Das Hauarztzentrum Harlfinger.

Aber generell gelte, dass der Arbeitsplatz auch attraktiv sein müsse, wenn man einen Nachfolger sucht. „Jemand, der von der Uni kommt oder in einer Großstadt gearbeitet hat, hat natürlich auch gewisse Vorstellungen über sein Arbeitsumfeld“, erklärt Schmehl. Das sei derzeit aber nicht gegeben, denn die Räumlichkeiten seien zu alt, zu eng und entspreche nicht den Anforderungen der heutigen Zeit. Genau deshalb strebe das Hausarztzentrum Harlfinger eben auch an, eine neue Praxis zu finden. Eventuell könne etwas auf dem ehemaligen Gelände der VR Bank entstehen. Dazu sei der Arzt mit der Bank bereits in Gesprächen.

Die Stadt Romrod könne das nur unterstützen, versuchen einen Teil dazu beitragen, das zu ermöglichen. „Aber das liegt alles in den Händen von Herrn Harlfinger, wie er sich das vorstellt“, erklärt der Bürgermeister – schließlich sei es sein Projekt. „Wir als Stadt Romrod sind in seine Ideen involviert, um hinterher die richtigen Bedingungen zu schaffen, dass das dann auch ermöglicht wird.“ Wie weit die Planungen derzeit sind, könne er nicht sagen.

Glasfaser und Mobilfunk in Romrod

Romrod digital zukunftssicher zu machen – das ist dem Bürgermeister ebenfalls sehr wichtig. Sprich: Glasfaser und Mobilfunkabdeckung in allen Ortsteilen. Romrod und Zell sei Breitbandtechnisch zwar erstmal ausgebaut, allerdings eben nur mit Vektortechnik. Viele in der Gemeinde haben aber schon Vorverträge mit der TNG abgeschlossen, um dann auch Glasfaser bis ins Haus zu haben.

„Und das möchten wir jetzt noch weiter unterstützen“, betont er. Doch die Arbeiten in Romrod haben noch nicht begonnen, während andere der TNG-Pilotgemeinden im Kreis schon fast ausgebaut sind. „Wir hoffen, dass das jetzt auch zügig bei uns los geht.“ Er sei jedenfalls zuversichtlich und steht auch in Kontakt mit der TNG.

Um Ober-Breidenbach und Strebendorf in Sachen Mobilfunkversorgung besser aufzustellen, soll jetzt schon mal eine Antenne auf dem DGH in Ober-Breidenbach installiert werden, nachdem die Telekom angekündigt hatte, den Mobilfunkmast in Nieder-Breidenbach aus Kostengründen doch nicht zu bauen – deshalb musste eine Alternative her: die Antenne auf dem Dorfgemeinschaftshaus.

Der Funkmast am Ortseingang von Romrod ist noch immer nicht im Betrieb.

Was die Stadt aber nicht nur unterstützen, sondern selber beeinflussen kann: das Thema Bauplätze. Die sind in Romrod rar. Das Baugebiet „Am Krummacker“, also direkt in der Schlossstadt, sei komplett verkauft. Die sieben Bauplätze „Am Äckerchen“, also am Friedhof, seien kurz vor der Fertigstellung. Weitere würden dann aber fehlen. Deshalb wurde nun auch ein Bauleitplan für den Bereich an der Schule erstellt, dort sollen weitere Bauplätze erschlossen werden. Das sei aber erst im Anfangsstudium, das müsse nun vorangebracht werden.

Aber der Fokus soll natürlich nicht nur auf Bauplätze in der Kernstadt gelegt werden, sondern das Bauen soll überall möglich sein, also in allen Stadtteilen. Das Baugebiet in Zell, das den Namen „Im Kunzengarten“ trägt, befinde sich derzeit in der Erschließung. „Weitere Bauplätze haben wir auch in Ober-Breidenbach und Strebendorf“, erzählt er. Doch die Hauptnachfrage sei eben in Romrod und Zell.

Kita in Sachen Brandschutz auf Vordermann bringen

Eine wichtige Baumaßnahme, die in diesem Jahr in Romrod auf der Agenda steht, betrifft die Kita. Zunächst war hier geplant, dass die Kindertagesstätte in der Zeller Straße einen Anbau erhält. Die Anforderungen hinsichtlich der Betreuung sowie die gesetzlichen Grundlagen hätten sich nämlich so stark verändert, dass sich baulich etwas tun müsse, auch in Sachen Brandschutz. Ein erstes Konzept stellte das Alsfelder Architekturbüro Schmid&Strack im November vergangenen Jahres vor, denn damals habe man noch die „grobe Vorplanung“ gehabt, das mit einer Fördermaßnahme zu realisieren.

Kita-Romrod: „Der Bedarf hat sich geändert, doch das Gebäude ist gleich geblieben“

Doch dieser geplante Anbau wurde nun erstmal zurückgestellt. Wie der Bürgermeister erklärt, hätte sich die Stadt 20 Jahre lang an diese Förderungen binden müssen, hätte keine weiteren in Bezug auf die Kita in Anspruch nehmen können – und das für eben gerade mal 200.000 Euro. „Das steht in keinem Verhältnis“, betont das Stadtoberhaupt. Knapp 777.000 Euro hätte der Um- und Anbau des Kindergartens gekostet, so sah jedenfalls die Kostenschätzung des Architekturbüros aus. Laut Schmehl müsse man dann heute wahrscheinlich von rund einer Millionen Euro ausgehen – und da seien eben diese 200.000 Euro nicht viel.

Was aber in diesem Jahr bezüglich der Kita angegangen wird, sei das Thema Brandschutz.  Ein entsprechendes Gutachten sei bereits in Auftrag gegeben. „Das Gebäude hat auch noch Bestandsschutz, aber wir wollen natürlich mit gutem Beispiel vorangehen und auch den Brandschutz auf den neuesten Stand der Dinge bringen, immerhin sind das ja unsere kleinsten Mitbürger und die brauchen besonderen Schutz“, erklärt er. Das werde in diesem Jahr auch auf jeden Fall noch umgesetzt.

Für Schmehl steht aber weiterhin fest, dass die Kita eine Veränderung braucht, um den Anforderungen gerecht werden zu können. „Man muss nur wissen, wie man es anders realisiert“, lächelt er. Romrod wolle schließlich familienfreundlich sein und dazu gehöre dann auch ein attraktiver Kindergarten. Vielleicht lasse sich das ein oder andere dann auch realisieren – mit besseren Fördermodalitäten – sollte Romrod ins IKEK aufgenommen werden.

Darüber hinaus gebe es aber noch viele weitere Aspekte, die in der Zukunft in Angriff genommen werden sollen. Dazu zählen zum Beispiel die Wasserversorgung oder eben die Liegenschaften der Feuerwehren. „Die müssen eigentlich alle modernisiert werden, sie sind alle in den 60er/70er gebaut worden und entsprechen nicht mehr dem Standard von heute“, betont er.

Das müsse also auch künftig eingeplant werden, das seien alles Sachen, die viel Geld kosten. „Viele Gedanken und viele Pflichtaufgaben sind da. Und alles gepaart mit vielen Kosten“, sagt der Bürgermeister, der sich vor diesen Aufgaben aber nicht scheut. Diese Herausforderungen zu bewältigen, das gehe nur durch kluges, vorausschauendes Denken – und durch Einbeziehen von Fördergeldern.

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