Imker Kai Lehmann baut Bienenstock aufEin Bienenvolk für die Raab’sche Villa
ALSFELD (ls). Seit zweieinhalb Jahren ist die Raab’sche Villa wieder mit Leben gefüllt – und jetzt wird das Leben auf dem Areal noch etwas bunter: 30.000 Bienen sind eingezogen und sorgen nicht nur für mehr Artenvielfalt, sondern künftig auch für ein wahrlich regionales Produkt: Eigenen Blütenhonig der Villa Raab.
Sie waren etwas zögerlich, als die Klappe des Bienenstocks dann endlich geöffnet wurde. Statt einem großen Schwarm kamen nur vereinzelte Bienen aus dem Loch und erkundeten die für sie neue Umgebung rund um die Villa Raab. Ein paar Tage wird es noch dauern, bis sie sich die Bienen an ihr neues Zuhause gewöhnt haben.
„Es ist aber auch etwas zu kalt an diesem Morgen“, erklärte der Zeller Imker Kai Lehmann, der den Bienenstock in der Altenburger Straße aufstellte und die anfangs gut 30.000 Bienen leihweise in die Hände des Villa-Teams übergab – nicht ohne weiterhin selbst ein Blick auf die „Honigmacher“ der Villa zu werfen.
Dass das Villa-Team im gastronomischen Konzept in dem Restaurant besonderen Wert auf regionale Produkte legt, ist bereits seit der Eröffnung der altehrwürdigen Jugendstilvilla bekannt. Mit der neuen Idee wird dieses Konzept konsequent fortgeführt: Statt gekauftem Honig wird es künftig eigenen Honig geben. 30.000 Bienen werden seit dieser Woche auf dem Gelände der Raab’schen Villa beherbergt, in ihrem eigenen Bienenstock direkt am Mühlbach.
Das Ganze verfolgt natürlich ein Ziel: In Kooperation mit Imker Lehmann aus dem Romröder Ortsteil Zell sollen die neuen Gäste eine Bereicherung für das Küchenteam Nadja Krause und Markus Kirchheim sein, und vor allem für eine süße Bereicherung auf dem Frühstücksbuffet sorgen; mit eigenem Villa-Honig. „Unser gastronomisches Ziel ist es, regionale Produkte einzusetzen und zu fördern. Wenn die dann noch nachhaltig sind und wir daraus etwas über das Produkt lernen, dann ist das umso besser“, sagte Küchenchef Markus Kirchheim.
Betreut werden soll der Bienenstock von den Auszubildenden, die von der stellvertretenden Küchenchefin Nadja Krause und dem Haustechniker Thim Woite beaufsichtigt werden. Auch beim Schleudern der Waben, also dem Prozess, bei dem der Honig aus den Waben geholt wird, sollen die Auszubildenden dabei sein, ebenso wie bei der wöchentlichen Durchsicht des Bienenstocks. Dazu wird Imker Kai Lehmann wöchentlich vorbei schauen.
„Ich kontrolliere dann beispielsweise, dass sie genug Platz haben, genug Futter haben, nicht krank sind, nicht schwärmen und dass die Temperatur im Bienenstock stimmt“, erklärt Lehmann dem Küchenteam. Ist es zu kalt, kann das insbesondere in der Brutzeit zu Krankheiten und einem schwachen Stamm führen. Optimal seien Temperaturen um die 36 Grad. Wenn zu wenig Platz im Bienenstock ist, kann das dazu führen, dass die Bienen schwärmen – sprich: Ein Teil des Volks kapselt sich ab, nimmt Honig mit und siedelt sich woanders in der Natur an. Meist endet das tödlich für die Insekten.
Seit 2018 ist Lehmann im Besitz von eigenen Bienen, führt damit quasi eine Familientradition fort, denn schon sein Opa und auch sein Onkel waren Imker. In Zell hat er 25 bis 30 Bienenstöcke mit jeweils um die 30.000 Bienen, zur Brutzeit kommen hier nochmal einige fleißige Bienen hinzu, sodass ein Stock im Sommer aus etwa 50.000 bis 60.000 Bienen besteht. Auch in dem Bienenstock an der Villa Raab wird das so sein.
Der Bienenstock steht nahe des über dem Areal verlaufenden Mühlbach. „Die Abflugrichtung der Bienen ist in Richtung Wasser“, ergänzt Lehmann erklärend. Viele Menschen würden nicht wissen, dass Bienen Wasser zur Honig-Produktion benötigen würden, und natürlich allerhand Blüten.
Da sei das Areal der Jugendstilvilla optimal: Im Sommer blüht der Lavendel in den Beeten, am Bachufer gibt es Sumpfdotterblumen, in den Beeten sprießen Wildrosen und andere Frühblüher. Aber auch in den angrenzenden Erlen gebe es neben Blühflächen und vielen Pflanzen und Bäumen wie Linden ein gutes Umfeld für Bienen. Extra gepflanzt werden müsse entsprechend nicht. „Hier gibt es genug Auswahl“, sagte Lehmann. Bis zu drei Kilometer weit würden Bienen fliegen, um Nektar zu suchen. Auch Rapsfelder gebe es in der Gegend zur Genüge.
Zwei Mal im Jahr kann dann der daraus entstandene Honig entnommen werden, einmal Ende Mai bis Anfang Juni und ein zweites Mal zur Hochsaison Ende Juli – und das natürlich gemeinsam mit dem Villa-Team. Um eine summende Plage bei Kaffee und Kuchen auf der Restaurant-Terrasse müssen sich die Gäste übrigens nicht fürchten: Anders als Wespen interessieren sich Bienen nicht für Kuchen, sondern sind hauptsächlich auf der Suche nach süßem Nektar.
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