Schutzgemeinschaft Vogelsberg berät Vogelsberger Ausschuss zum Thema Grundwasser und empfiehlt MasterplanWack: „Die Zeit drängt und wir müssen hier handeln“
HERBSTEIN (tsz). Häufiger Starkregen, aber weniger Grundwasser: Diese Entwicklung machte sich in den letzten Jahren auch im Vogelsberg bemerkbar. Ein Masterplan zur Anpassung an diese Entwicklung empfahl die Schutzgemeinschaft Vogelsberg dem Kreisausschuss für Bauen, Klima, Umwelt und dem ländlichen Raum.
Weniger Grundwasser, längere Trockenperioden und immer mehr Wetterextreme: Die Folgen des Klimawandels haben sich in den letzten Jahren im Vogelsberg deutlicher gezeigt, denn je. Direkt davon betroffen ist der Grundwasserspiegel im Vogelsberg, der besonders unter den beiden Hitzejahren 2018/2019 gelitten hat.
Im Ausschuss für Bauen, Klima, Umwelt und ländlichen Raum des Vogelsbergkreises stellten Dr. Hans Otto Wack und Heiko Stock von der Schutzgemeinschaft Vogelsberg deswegen ihr Thesenpapier für einen Masterplan der klimafesten Wasserbewirtschaftung des Vogelsbergkreises vor.
Der Ausschuss hatte die Schutzgemeinschaft Vogelsberg gebeten, so steht es im Thesenpapier geschrieben, ihn bei einer Entscheidung zum Erstellen eines Grundwassergutachtens zu beraten. Im Juni vergangenen Jahres hatte der Kreistag nämlich beschlossen, dass eine Studie die Wasserknappheit im Vogelsberg erforschen soll, beziehungsweise diese vorbereitet werden soll.
Immer mehr Wasser verdunstet
„Den Wasserkreislauf, so wie wir ihn kennen, den gibt es eigentlich gar nicht mehr“, erklärte Dr. Hans-Otto Wack die wissenschaftliche Grundlage, auf welcher die Schutzgemeinschaft ihr vierseitiges Thesenblatt erstellt habe. Früher in der Schule habe man noch gelernt, dass nach dem Regenfall ein Großteil des Wasser im Boden versickert, tiefere Schichten erreicht und sich dadurch Grundwasser bildet. Inzwischen habe sich die Entwicklung jedoch verändert: Durch die Erderwärmung verdunste immer mehr Wasser nach Regenfällen, statt im Boden zu versickern und sammle sich in Wolken im Himmel an.
„Man spricht hierbei auch vom Ozean im Himmel“, beschreibt Wack dieses Phänomen. Durch die höheren Wassermassen im Himmel komme es deswegen auch zu immer stärkeren Regenfällen. Durch Kaltluftkanäle komme es somit zu Starkregenereignissen, wie sie im Vogelsberg auch vermehrt in den vergangenen Jahren aufgetreten sind und teils große Schäden angerichtet haben. Dieses Wasser könne jedoch durch die schiere Menge kaum tief in den Boden einsickern, sondern fließe laut Wack einfach ab und verdunste dann, wodurch dieses kaum zur Grundwasserbildung beitrage.
Die extremen Trockenperioden hindern dadurch ebenso das Wasser vom Einsickern, da die Böden im Sommer so stark austrockneten, dass auch hier kaum Wasser versinken könne. „Wir befinden uns dann hier in einem Kreislauf: Die starken Regenfälle sorgen dafür, dass sich der Oberboden abtrage, wodurch das Wasser noch schneller abfließe“, erklärt Wack. Das begünstige gleichzeitig das Phänomen Flutwasser und hindere die Grundwasserbildung. Gleichzeitig sei der Bedarf an Grundwasser in den letzten Jahren gestiegen – nicht nur im Vogelsberg, sondern auch in Frankfurt.
Anpassungen notwendig, um Grundversorgung sicherzustellen
Für eine Umkehrung dieser Entwicklung sei man allerdings schon viel zu spät dran, vielmehr gehe es in Zukunft um eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten. Dafür empfiehlt die Schutzgemeinschaft Vogelsberg konkret zwei Dinge: Zum einen die Fortschreibung des Leitfadens zur umweltschonenden Grundwasserentnahme, sowie die Erstellung eines „Masterplans Wasser“. Der Leitfaden existiere dabei seit 2019 und führe dabei erstmals das Verursacher-Prinzip auf. Sprich diejenigen, die den Wassermangel forcieren, seien dabei auch in der Handlungspflicht.
Die zweite Empfehlung heiße dabei mit Absicht nicht „Masterplan Grundwasser“, da es gleichermaßen um Oberflächenwasser, als auch um Grundwasser gehen müsse. Dieser müsse sowohl weitere Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers beinhalten, als auch Maßnahmen zum Schutz vor den kommenden Wetterextremen, deren Abstände in Zukunft immer kürzer werden würden.
Im Thesenpapier heißt es konkret: „Aufgrund der aufgezeigten, klimawandelbedingten Handlungsbedarfe, dem dringend notwenigen Klimafestmachen der Wasserbewirtschaftung und der begrenzten finanziellen Ressourcen des Landkreises empfiehlt die SGV dem Ausschuss, anstatt eines Grundwassergutachtens für das Kreisgebiet einen Masterplan für die Klimaanpassung der regionalen Wasserbewirtschaftung zu erstellen“.
So dürfte es unter anderem ohne einen Masterplan auf Kreisebene schwierig werden mit dem Koordinieren von Maßnahmen, die zudem meist etappenweise oder in verschiedenen Teilprojekten durchgeführt würden. Ein Grundwassergutachten für den gesamten Vogelsberg, so heißt es im Thesenpapier weiter, müsste die künftigen meteorologischen Verhältnisse einschätzen können.
Die tatsächlichen Entwicklungen der letzte beiden Jahrzehnte und die Prognosen zu den künftigen Auswirkungen des Klimawandels würden das als unwahrscheinlich erscheinen. Zudem greife ein reines Grundwassergutachten zu kurz. Dringend benötigt werde das Umsetzen konkreter Klimaanpassungsprojekte. Ein Grundlagengutachten des Kreises, das hydrologische Ursachenforschung betreibe, sei dabei wenig hilfreich.
„Wir können nicht mehr beeinflussen wie viel Wasser vom Himmel oder die Zeiteinheit, in der das Wasser vom Himmel fällt. Aber wir können die Fliesgeschwindigkeiten beeinflussen“, erläuterte Wack den Handlungsspielraum. Ein Ziel sei es hierbei, das Wasser zum Beispiels länger an Bergen zu halten. Als Beispiel nannte er dabei ein Klimaprojekt in Herbstein, bei welchem Gruben ausgehoben wurden, um das Wasser zu sammeln und so nicht nur einen zu starken Wasserabfluss zu verhindern, sondern auch die Entstehung neuer Biotope zu ermöglichen.
„Was auch immer wir jetzt beschließen oder nicht beschließen, diese Entscheidungen beeinflussen die nächsten fünf, sechs, sieben Generationen“, untermalte Wack dich Wichtigkeit der Thematik. „Wir haben es, das muss man ehrlich sagen, in den letzten Jahren einfach verpennt, und deswegen ist es wichtig zu sagen: Die Zeit drängt und wir müssen hier handeln“.
Den Klimawandel haben wir auf dem Schirm und es wird sicherlich sehr viel in diesem Bereich geran.
Schön, dass jetzt auch über die Anpassung nachgedacht wird. Es bleibt nun aber zu hoffen, dass nicht nur Papier produziert und Gelder verschoben sondern auch wirksame und nachvollziehbare Maßnahmen folgen.
Klimazonen verschieben sich und dementsprechend müssen wir auch mit Waldbränden rechnen. Immerhin besteht fast die hälfte unseres Bundeslandes aus Wald.
Die Vorsorge vor Katastrophen ist in unserem Land die größte Katastrophe.
Wir haben das bei Corona gesehen, wo es dem Staat noch nicht mal möglich war, Masken an die Bevölkerung zu verteilen.
Wir haben das bei der Flut gesehen, wo sich niemand in der Meldekette getraut hat, die Verantwortung für die Evakuierung zu übernehmen.
Wir sehen das jetzt im Krieg, wo der Bundeswehr einfach die Munition fehlt um der Ukraine zu helfen.
Das Wasser gesammelt werden soll ist gut. Gleich aber wird an Biotope gedacht, gegen die ich grundsätzlich nichts habe. Ein solches Reservoir könnte im Ernstfall aber auch Löschwasser spenden und hätte damit den 10000 fachen Wert.
Auch müssten große zusammenhängende Waldgebiete durch Schneißen getrennt werden. Dort könnten Biotope entstehen, die der Artenvielfalt dienen und es könnte dort Wasser gesammelt werden.
Es wäre schön, wenn die Schutzgemeinschaft sich auch über dieses Thema Gedanken macht und nicht erst wartet bis zum nächsten Dürresommer.
Danke schön!
Und auf Wiedersehen. Nicht jedem „Gedanken“ sollte man nachgehen, auch wenn es den „Vordenker“ noch so sehr freuen würde. Von welchen großen zusammenhängenden Waldgebieten, die nicht schon durch zahlreiche Straßen voneinander getrennt wären, ist hier die Rede? Und der Bundeswehr fehlt wegen katastrophaler Katastrophenvorsorge die Munition, um der Ukraine zu helfen? Dann kann sie ja zwischenzeitlich Wasser sammeln, natürlich ohne – wie andere Wassersammler – gleich wieder an Biotope zu denken, gegen die man aber gar keine Argumente vorbringt, weil die ja „im Ernstfall“ auch Löschwasser spenden könnten? Ist Gehirnwäsche jetzt eine Methode, Wasser zu sparen? Oder wird dabei Wasser vergeudet? Kann man eine Gehirnwäsche mit einer Haarwäsche verbinden? Droht gar die geistige Dürre? Darf man im Notfall das Löschwasser auch trinken oder mit Trinkwasser löschen? Und was geschieht mit den vielen Wasserflaschen, die für die Ukraine gespendet werden? Sollte man da nicht besser „sprudeln“? Oder was?
aber die Kreispolitik lässt sich nicht drängen oder drängt in die falsche Richtung. Denn man macht es sich lieber in den eroberten Positionen und warmen Amtsstuben im Kreise seiner „Buddies“ gemütlich als zur gegebenen Zeit das Richtige zu veranlassen und dafür knappes Geld auszugeben. Nicht selten fehlt den Kommunalpolitikern schlicht auch der Sachverstand. Es ist erschreckend, wer im Parteienschacher da manchmal auf kommunale Schlüsselpositionen – z.B. den Vorsitz des städtischen Bauausschusses – rückt, ohne auch die entsprechenden Schlüsselqualifikationen mit zu bringen. Politik besteht dann nur allzu häufig darin, dem Bürger mit den Mitteln von PR-Tricks das Gefühl zu vermitteln, es sei an alles gedacht und werde für alles Notwendige gesorgt. Und so lange es nicht zur Katastrophe kommt, ist man guter Dinge und lässt auf dem Vulkan die Puppen tanzen. Ich sage nur Flashmob. Was da zuletzt in NRW ans Licht gekommen ist, wo einst der Landesvater und prospektive Bundeskanzler während der Gedenkveranstaltung für die Flutopfer als Kichererbse aus der Rolle fiel und Teile seiner damit in ihren Ressorts befasste Minister*innen-Riege nur Tage nach den dramatischen Ereignissen zum Spaßurlaub auf Mallorca aufbrachen, erscheint mir symptomatisch. Das Parteien-Personal versagt zuverlässig zumeist an beiden Enden der Wurst, um die es angeblich geht: Bei der Vorbeugung gegen Katastrophen und auch hinterher bei deren Bewältigung. Und deshalb bleibt von den großzügig versprochenen Hilfen für die Betroffenen (https://www.deutschlandfunk.de/bundesregierung-beschliesst-fluthilfen-wirtschaftsminister-100.html) am Ende nicht viel übrig (https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/sechs-monate-nach-der-flut-wiederaufbaufonds-100.html). Und selbstverständlich glaubt man auch nach jedem Skandal weiter felsenfest an den nächsten Wahlsieg (https://www.ovb-online.de/weltspiegel/politik/mallorca-gate-cdu-in-nrw-glaubt-weiter-an-wahlsieg-zr-91465964.html), dem dämlichen Wähler sei’s gedankt. Für all dies kann natürlich die Schutzgemeinschaft Vogelsberg nichts. Ihr Warnen und Mahnen ist aller Ehren wert. Aber wo und wann hätte das je die nächste Katastrophe verhindert?
…Bundes-Familienministerin Spiegel (Grüne), die sich während eines 4-wöchigen Frankreich-Urlaubs von den vernachlässigten Amtspflichten nach der Flutkatastrophe erholte (https://www.stern.de/news/ministerin-spiegel-machte-nach-flutkatastrophe-vier-wochen-sommerurlaub-in-frankreich-31770674.html). Je überforderter man ist, um so größer die Erschöpfung und damit das Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung. Zu Hause halten ja genügend Ehrenamtliche den Laden am Laufen, oft indem sie ihren Jahresurlaub dabei verbrauchen oder unbezahlten Sonderurlaub nehmen.