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Weniger Lebensmittel, mehr Kunden - Hilfe für GeflüchteteAlsfelder Tafel: Große Hilfsbereitschaft trotz Herausforderungen

ALSFELD (akr). Viele Tafeln in Deutschland stehen aktuell vor einer Herausforderung: Immer mehr Menschen suchen die Lebensmittelausgabe auf, gleichzeitig sieht es in Sachen Lebensmittelspenden nicht gerade rosig aus. Die Alsfelder Tafel ist ebenfalls von diesem Szenario betroffen. Noch gebe es aber keinen Grund zum Jammern, denn das was der Alsfelder Tafel derzeit fehle, sei etwas ganz anderes.

„Der Krieg in der Ukraine und die Inflation werden für die Tafeln zur Belastungsprobe“ – das ist der Titel einer Pressemitteilung, die Tafel Deutschland vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. In dieser appelliert Vorsitzender Jochen Brühl unter anderem an Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger: „Bitte helfen Sie den Tafeln, wenn es Ihnen möglich ist. Starten Sie beispielsweise in Ihrer Firma eine Sammelaktion für haltbare Lebensmittel, die Sie zur Tafel in Ihrer Nähe bringen. Auch über die Unterstützung von Privatpersonen freuen wir uns sehr. Jede Packung Nudeln und jeder Euro helfen.“

So würden sich immer mehr Menschen an die Tafeln wenden, weil sie sich die gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten nicht mehr leisten könnten und gleichzeitig unterstützen einige Tafeln bereits Geflüchtete aus der Ukraine. Doch die Lebensmittelspenden, die die Tafeln erhalten, werden immer knapper. Das bekommt auch die Alsfelder Tafel zu spüren.

Schon um Weihnachten rum sei die Kundenzahl zunehmend gestiegen, ehe es wieder ein bisschen abflachte. „Jetzt ziehts wieder richtig“, bringt es der erste Vorsitzende Walter Bernbeck kurz und knapp auf den Punkt. Immer mehr Menschen, die vorher nicht auf die Tafel angewiesen waren, würden diese nun aufsuchen wollen. „Wir haben zunehmend Anfragen“, erzählt er. Aktuell zähle sie etwa 500 Kunden, davon 170 Kinder. Zum Vergleich: im März 2021 waren es rund 440, davon 133 Kinder.

Finanzielle Probleme durch Corona: Versorgt die Alsfelder Tafel mehr Bedürftige?

Dass die Lebensmittelspenden weniger werden, das habe Bernbeck zufolge aber nicht mit dem Krieg in der Ukraine oder mit dem Preissteigerungen zu tun, sondern vielmehr damit, dass sich Supermärkte selbst mit „anderen Formen der Lebensmittelrettung“ beschäftigen: So zum Beispiel Lidl mit den „Ich bin noch gut“-Boxen mit deutlich reduzierten Produkten. Ab Mai diesen Jahres will das Unternehmen die „Rettertüte“ für drei Euro einführen, in der sie  „äußerlich weniger perfekten Obst- und Gemüseprodukten eine zweite Chance bietet“, wie es auf der Seite des Unternehmens heißt.

Viele Backwaren, weniger Milchprodukte

Backwaren, davon habe die Alsfelder Tafel derzeit genug. „Da ist aber auch die Kundschaft etwas schwierig“, erzählt er. Oftmals bleibe nämlich dunklere Brotsorten übrig, Brötchen und Weißbrot seien beliebter. So würden eben unter anderem auch Rentner eher „weicheres Brot“ bevorzugen, anstatt festes Pumpernickel. Bei Obst und Gemüse sehe es immer unterschiedlich aus, da sei mal mehr und mal weniger von da, je nachdem, was gerade Saison habe.

Weniger geworden sind aber unter anderem Milchprodukte, doch seit einiger Zeit stehe die Tafel in Kontakt mit einer Molkerei in Hungen. Wenn diese es beispielsweise nicht schafft, rechtzeitig an die Supermärkte zu liefern oder aber eine Palette mit Produkten umgestoßen wurde, dürfe die Alsfelder Tafel diese haben, solange sie nicht beschädigt ist. Aber dann gibt es halt eben mal ein paar verbeulte Becher Quark und Co.

„Derzeit haben wir viel Schmand und saure Sahne“, lächelt Bernbeck. Auch die Kollegen in Schwalmstadt habe er gefragt, ob sie etwas gebrauchen könnten. Die benachbarten Tafeln würden sich schließlich gegenseitig helfen. Ansonsten greift der Alsfelder Verein auf das Hessische Zentrallager der Tafel in Wetzlar zurück, wo man Bestellungen aufgeben könne.

„Manche Bäckereien schieben eine extra Ladung Brot in den Ofen, wenn sie wissen, dass wir an dem Tag kommen“, erzählt Bernbeck.

Nudeln und Öl – das sei aber generell gerade sehr knapp, wie man auch schon beim Gang durch den Supermarkt bemerkt. „Wir hatten von vor Weihnachten noch Öl vorrätig“, erzählt der Vorsitzende. In der vergangenen Woche durften sich deshalb alle Tafelkunden über eine Flasche Öl freuen, also eine pro Haushalt, nicht pro Person. Ein älterer Herr habe versucht in einem Supermarkt mehrere Flaschen Öl zu kaufen. Nicht für sich, sondern für die Tafel, als Spende, erzählt er. Die habe der Mann aber erst bekommen, nachdem ihm Bernbeck eine Bescheinigung ausgestellt habe, dass das Öl für die Tafel sei.

Auch wenn die Lebensmittel knapper würden, die Bereitschaft für Spenden sei weiter hoch. „Momentan ist es noch nicht so, dass wir jammern sollten“, sagt der erste Vorsitzende. Die Tafel habe noch ein „Geldspendenpolster“, auf das sie zurückgreifen könne. Eben gerade sei zum Beispiel ein Mann vorbei gekommen und habe einfach einen 20 Euro-Schein vorbei gebracht. „Der gute Wille ist weiter da“, lächelt er. Kürzlich durfte sich die Tafel auch über eine Spende von Masken freuen.

Bemerkbar machen sich bei der Tafel natürlich auch die hohen Spritpreise, immerhin sind an vier Tagen in der Woche mindestens jeweils zwei Fahrzeuge unterwegs. Doch Schnelltests und Masken, das sei ein größerer Kostenfaktor. „Da freuen wir uns natürlich auch über Spenden“, lächelt Bernbeck. „Was uns auch wirklich fehlt, das sind Leute im Vorstand, die, die Verantwortung mittragen“, erklärt er. So sei beispielsweise noch immer der Posten seines Stellvertreters nicht besetzt. Freiwillige Helfer sind bei der Alsfelder Tafel natürlich auch herzlich Willkommen. „Wir können immer Hilfe brauchen. Es ist gut, wenn sich die Teams auffüllen“, lächelt er.

Hilfe auch für Geflüchtete aus der Ukraine

Trotz der knapperen Lebensmittel und steigender Kundenzahl wird die Tafel niemanden abweisen, der Hilfe benötigt, versichert Bernbeck. Das gilt auch für Geflüchtete aus der Ukraine, die noch keinen Berechtigungsschein vorweisen können. Dieser Schein als Bestätigung der Bedürftigkeit ist nämlich eigentlich die Voraussetzung, um Lebensmittel bei der Ausgabe zu erhalten. Geflüchtete könnten einfach mit ihrem Ausweis oder einer Kopie vorbeikommen.

So hatte beispielsweise kürzlich eine Frau bei der Tafel angerufen, die Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich aufgenommen hatte und gefragt, ob die Tafel ihr in Sachen Lebensmittel aushelfen könnte – und das tat sie auch. „Die große Kunst ist, dass die Austeiler die vorhandene Menge so strecken, dass alle gleich viel bekommen“, erklärt Bernbeck.

Deshalb sei es auch so wichtig, dass Abholtermine ausgemacht werden, damit die Tafel weiß, wie viele Menschen an den jeweiligen Ausgabetagen kommen und dann nicht die ersten alles bekommen und am Ende für die anderen nichts mehr übrig ist.

Die Tafel möchte die Geflüchteten aber nicht nur mit Lebensmitteln unterstützen. Ihre Hilfsbereitschaft habe der Vorsitzende auch bereits per Mail an den Kreis mitgeteilt, bis zum Zeitpunkt dieses Gesprächs habe er aber noch keine Rückmeldung erhalten. So könne sich der Vorsitzende zum Beispiel vorstellen, die Ehrenamtlichen zum Sortieren von Kleiderspenden zu entsenden. „Die sind geübt, eingespielte Teams“, lächelt er. Die Tafel würde auch anbieten, auf ihr Lager zurückzugreifen, sollten die Lebensmittel in der Notunterkunft mal knapp werden – was er sich aber nicht vorstellen kann. Sollte dieser Fall aber eintreten, würde die Tafel so gut es geht aushelfen.

4 Gedanken zu “Alsfelder Tafel: Große Hilfsbereitschaft trotz Herausforderungen

  1. Es eine Hommage gegen einen verfassungsfeindlichen/demokratiefeindlichen Haufen Loser und Blindgänger :==)

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  2. Ich unterstütze bewusst die Tafel nicht, weil es mMn die Aufgabe des Staates sein muss, seinem Bürger einen vernüftigen Lebensstandard zu ermöglichen, und ihn nicht auf Reste und Almosen anderer abhängig zu machen.

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    1. Bitte lass den 1. FC Kaiserslautern raus bei solchen Aussagen. Hier haben die Menschen noch ein Herz für andere ❤️‍🩹

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      1. Du willst es nicht kapieren, oder?

        Was dein Fußballclub mit dem gefährlichen Treibhausgas
        FCKW zu tun hat hast du mir auch noch nicht beantwortet

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