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Flucht- und Vertreibungsprojekt an der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld„Heimatvertriebene einst und jetzt“

ALSFELD (ol). Kürzlich fand im Alsfelder Gymnasium eine Gesprächsrunde der Arbeitsgemeinschaft „Flucht und Vertreibung“ statt, zu der der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Hessen, Siegbert Ortmann, als sachkundiger Referent geladen war.

Moderiert wurde diese zweistündige Veranstaltung von Oberstudienrat Michael Rudolf, der seit einiger Zeit im Rahmen eines Geschichtskurses bei der Oberstufe das Thema „Flucht und Vertreibung“ als forschend-endeckendes Element für Unterrichtszwecke pädagogisch eingebracht hat, heißt es in der Pressemitteilung des Bundes der Vertriebenen in Hessen.

Ortmann behandelte das Thema dann mit einem recht lebhaften Vortrag über die eigene Lebensgeschichte, beginnend mit einer schönen Kindheit im ehemaligen Sudetenland, der im Frühjahr 1946 erfolgten zwangsweisen und leidvollen Vertreibung als damals Sechsjähriger aus der alten Heimat sowie der abenteuerlichen Neueinbürgerung in Oberhessen und Hunger als ständigen Begleiter.

„Wir kamen damals zwar in eine fremde Umgebung ohne erkennbare „Willkommenskultur“, eher schon mit einer deutlichen „Ablehnungskultur“ inklusive rassistischer Vorbehalte bei der einheimischen Bevölkerung gegen die vermögenslosen „Eindringlinge“ aus dem Osten. Aber wir hatten Gott sei dank die gleiche Sprache, Kultur, Weltanschauung und Religion“, so Ortmann wörtlich.

Im Nachhinein sei zu dieser Vertreibungstragödie festzustellen, dass all das erlebte Nachkriegselend aber nicht zum Entstehen von Parallelgesellschaften geführt habe und die ganz überwiegend leistungsbereiten deutschen Heimatvertriebenen maßgeblich zum Wiederaufbau unseres kriegszerstörten Landes beigetragen hätten.

Demgegenüber gestalte sich der aktuelle Zuzug von Vertriebenen und Flüchtlingen als eine weitaus größere Herausforderung für unser Land. Denn die Integration dieser heute zu und kommenden Menschen brauche Zeit, viel Zeit. Und dies vor allem wegen fremdartiger Kulturen, religiöser Unterschiede und geschlechtsspezifischer Eigenheiten.

Es müsse festgestellt werden, dass die kulturellen Gräben zu diesen Neuankömmlingen heute zwar objektiv größer seien, doch die strukturellen Bedingungen für ihre Integration seien wesentlich besser, angefangen von einer staatlich wie auch zivilgesellschaftlich organisierten Betreuung, so auch der Verpflegung, bis hin zu freien Wohnort- und Arbeitsplatzwahl innerhalb des Bundesgebietes nach Anerkennung des Asylrechtes.

Und so gestalte sich der Unterschied zwischen den „Vertriebenen von „einst und jetzt“ doch grundlegender als man zunächst vielleicht annehmen könnte. „Aber wir dürfen mit unseren Integrationsbemühungen nicht aufhören, sondern weiterhin mehr tun für die Sprachkompetenz der Neuankömmlinge, die Ausweitung ihrer schulischen Bildung und auch geeignetere Wege zu ihrer schnelleren arbeitsmäßigen Einbindung einschlagen“ so der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen von Hessen Siegbert Ortmann abschließend.

Nach einer abschließenden Diskussionsrunde und der Darbietung von Kaffee und Kuchen konnte Oberstudienrat Michael Rudolf die teilnehmenden Schüler sowie den Referenten dankend verabschieden.

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