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"Jahresausblick 2022": Interview mit Schottens Bürgermeisterin Susanne SchaabSchaab: „Wir wollen den Ausbau, wir brauchen ihn und wir müssen da jetzt gemeinsam durch“

SCHOTTEN (akr). Schottens Bürgermeisterin Susanne Schaab ist zuversichtlich. Zuversichtlich, dass die Menschen bald wieder ein Stück weit Normalität erleben können und dass auch die Projekte, die in diesem Jahr auf der Agenda stehen, voranschreiten. Welche das sind und was die größten Herausforderungen für die Kommune sind, darüber hat die Rathauschefin im Jahresausblick-Interview mit Oberhessen-live gesprochen.

Die vergangenen Pandemiejahre waren auch für Schotten nicht einfach, denn normalerweise erfreut sich die Region rund um den namensgebenden Vogelsberg immer über zahlreiche Besucher. Doch trotz geschlossener Gastronomie, trotz geschlossenem Vulkaneum ist Bürgermeisterin Susanne Schaab froh, dass zumindest in den Sommermonaten ein Stück weit Normalität herrschte.

„Die Menschen schätzen ihre Region. Urlaub in Deutschland ist ja attraktiver geworden, weil natürlich auch ein bisschen die Alternative fehlt. Aber ich hoffe, dass wir dieses hohe Niveau auch halten können“, blickt die Rathauschefin positiv in die Zukunft. Das werde natürlich ein bisschen abflachen, wenn sich wieder alles normalisiert, zeigt sie sich realistisch, „aber ich denke, dass viele Menschen gemerkt haben, es kann auch im eigenen Land sehr, sehr schön sein. Und dass wir so diese Ausfälle auch nach und nach wieder kompensieren können.“

Zuversichtlich in die Zukunft

Die Schottener Rathauschefin hofft darauf, diese Normalität vielleicht schon wieder ab März/April erleben zu können. Auf Normalität hofft sie auch im Bereich der Wirtschaft, denn die Geldflüsse seien natürlich gerade für die Kommunen im ländlichen Raum immer sehr wichtig, beispielsweise die Schlüsselzuweisungen oder aber auch die Höhe der Steueranteile. „Das ist existenziell für uns“, betont sie.

Zuversichtlich ist das Schottener Stadtoberhaupt aber auch, weil erst kürzlich die Erschließungsarbeiten im neuen Baugebiet am Breungeshainer Weg begonnen haben und auch im Stadtteil Rainrod bereits die 16 vorhandenen Bauplätze reserviert seien – ein wichtiger Schritt für Schotten.

Schon vor Corona habe es eine große Warteliste für Bauplätze gegeben, was durch die Pandemie nochmal eine Beschleunigung erfahren habe. Der Trend, von der Stadt aufs Land zu ziehen, ist also auch in Schotten angekommen, auch wenn der schon vorher spürbar gewesen sei. „Corona hat gewirkt wie ein Katalysator“, zeigt sich die Rathauschefin erfreut.

Der Hoherodskopf als Winterwunderland. Foto: lmb

Als die Stadt in 2015 angefangen hatte, dieses Baugebiet zu planen, habe sie noch gedacht, für die nächsten 15 Jahre nun genug Bauplätze in der Kernstadt in der Reserve zu haben. Falsch gedacht – denn innerhalb eines Jahres waren alle Grundstücke verkauft. „Wir waren auch überrascht, dass das so schnell ging. Das ist natürlich eine tolle Sache für uns“, freut sie sich.

Schaab zufolge profitiert Schotten vermutlich davon, dass die Kommune Anfang der 2000er Jahre ihren Tourismus professionalisiert hat. „Das heißt, der Zuzug aus dem Rhein-Main findet bestimmt auch statt, weil wir ein gutes Image haben.“ Sie glaubt, dass nun die Früchte dieses Engagements tatsächlich geerntet werden können. Hinzu komme auch das „geografische Glück“, dass man auch von Schotten aus noch gut nach Frankfurt pendeln könne, ebenso der Trend in Sachen Homeoffice, dass man eben nicht mehr jeden Tag ins Büro fahren muss.

Verschiedene Projekte für 2022

Für 2022 stehen natürlich auch noch einige andere Projekte auf dem Programm. Derzeit rührt man quasi schon kräftig die Werbetrommel, dass die Menschen nicht mehr nur für einen Tagesausflug herkommen, sondern auch beispielsweise wieder Kurzurlaub im hohen Vogelsberg machen. Da sich der Zuzug aus den Ballungsräumen dann auch auf die Einwohnerzahlen auswirkt, müssten beispielsweise auch Kita-Erweiterungen her – wobei das nicht nur an dem Zuzug liege, sondern die Nachfrage für die Betreuung von Kinder unter drei Jahren generell gestiegen sei. „Und da sollen Kinder dann auch zunehmend nicht nur einen halben Tag, sondern einen ganzen Tag betreut werden“, erklärt die Rathauschefin.

Das Nadelöhr sei aber das Personal. Erzieher und Erzieherinnen seien nämlich rar geworden. Durch die Erzieherausbildung PivA (Praxisintegrierte vergütete Ausbildung) habe es aber einen unheimlich guten Schwung gegeben, weil man die Ausbildung nicht mehr komplett aus eigener Tasche zahlen muss. „Insgesamt sind die Vergütungen bei den Erzieher und Erzieherinnen in den letzten zehn Jahren sehr stark gestiegen, was notwendig war und auch leistungsgerecht ist“, betont die Schottener Bürgermeisterin, die sich durch diese Veränderungen erhofft, wieder neues Personal gewinnen zu können, um nach und nach auch das Angebot immer auszuweiten.

Zum 1. März wird in der Kernstadt eine neue Krippen-Gruppe eröffnen. Im Sommer sei dann noch die Eröffnung einer neuen Kita geplant – und zwar ein Wald-Kindergarten im Herzen der Natur. „Aber wir müssen weiter dranbleiben“, betont die Rathauschefin. Ausruhen kommt für Schaab nicht in Frage. Es brauche immer noch weitere zusätzlich Gruppen, die Nachfrage ist nämlich da. Vor allem aber müsse man sehen, dass man dafür auch genügend Personal bekommt.

Ein weiteres Thema, dass der Kommune schon seit Jahren unter den Nägeln brennt: Der Breitbandausbau. „Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres doch noch deutlich mehr Stadtteile und deutlich mehr Haushalte haben, die auch über einen Breitbandanschluss verfügen.“ Weitere große Vorhaben sind zum ein gemeinsames kommunales Gewerbegebiet mit dem Wetteraukreis, für das in diesem Jahr nicht nur die Gründung des Zweckverbandes ansteht, sondern auch der Einstieg in die operative Umsetzung.

Der Glasfaserausbau wird die größte Herausforderung sein. Foto: archiv/symbolbild

Zum anderen die erste interkommunale Landesgartenschau 2027. Dass sich eine Region für die Ausrichtung einer Landesgartenschau bewerben kann, ist übrigens neu. Im April 2020 trat dazu eine neue Landesgartenschau-Richtlinie in Kraft. Hiernach können in Hessen erstmals auch interkommunale Landesgartenschauen stattfinden. Elf Städte und Gemeinden werden also das Garten-Event gemeinsam ausrichten und Schotten ist mit an Board. Hier stehe in diesem Jahr die Gründung der Gesellschaft auf dem Programm und es gelte die Frage zu klären, wie die Bürgerbeteiligung stattfinden könnte.

Die Herausforderungen Glasfaser und Corona

Die größte Herausforderung für Schotten wird aber der Glasfaserausbau sein. Für die Verwaltung sei das unheimlich aufwendig – gerade die Bauverwaltung binde es in einem unheimlich hohen Maße, wie die Rathauschefin erklärt. Denn im Grund müsse jeden Tag neu kontrolliert werden, was die Firma vor Ort macht. Damit das gut funktioniert, müsse man da immer im Gespräch bleiben.

„Und es betrifft natürlich auch die Bürger in einem unheimlich hohen Ausmaß“, weiß Schaab. Aufgerissene Straßen, aufgerissene Bürgersteige und nicht immer funktioniert alles gut, weshalb man auch sehr viel Kapazitäten in Sachen Beschwerdemanagement bräuchte. „Aber unterm Strich: Wir wollen den Ausbau, wir brauchen ihn und wir müssen da jetzt gemeinsam durch“, betont sie.

Die Ungewissheit, wie sich die ganze Corona-Pandemie entwickelt, stellt eine weitere große Herausforderung für alle da. „Ich bin zuversichtlich, aber wirklich wissen können wir es alle erst hinterher.“ Für 2022 wünscht sich die Bürgermeisterin von Schotten, dass alle gesund und zuversichtlich bleiben „und das nicht so viele Menschen in ihre eigene kleine Blase abgleiten“, sagt Schaab hinsichtlich Impfgegner und Corona-Leugner. „Das ist mein größter Wunsch, dass wir da gut rauskommen“ – ob als gesamte Gesellschaft oder kleine Gemeinschaft.

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