Gesellschaft42

Interview mit IG-Weißer-Weg-Kritikerin Sina Dörr„Wenn argumentiert wird, wie dringend wir Jobs brauchen, ist das nicht richtig“

ALSFELD (ls). Sina Dörr engagiert sich in einer Facebook-Gruppe, die sich kritisch mit dem Industriegebiet „Weißer Weg“ in Alsfeld beschäftigt. Im Interview mit OL erklärt Dörr, warum sie der Stadtpolitik undemokratische Intransparenz vorwirft – und weshalb Alsfeld in ihren Augen gut auf die Ansiedlung von DHL Express verzichten könnte.

Sina Dörr pendelt zwischen Berlin und Köln hin und her. Die junge Richterin, die sich auch für ein Bundesministerium mit der Frage des digitalen Wandels beschäftigt, hat ihre alte Heimat bislang aber nicht aus dem Blick verloren, spielt sogar mit dem Gedanken, eines Tages hier her zurückzukommen.

Und so verfolgt sie genau, wie in Alsfeld über das geplante Industriegebiet Weißer Weg diskutiert wird, wo unter anderem der Logistikdienst DHL Express seinen neuen Knotenpunkt für Deutschland errichten möchte.

Im Interview mit Oberhessen-live legt Dörr dar, warum sie sich bei Alsfeld mittlerweile an ein Fürstentum erinnert fühlt, wie Natur und gute Arbeitsplätze ihrer Meinung nach miteinander vereinbar wären – und welche Informationen sie von den Verantwortlichen der Stadt gerne offengelegt hätte.

Interview mit Sina Dörr

Oberhessen-live: Frau Dörr, Sie sind Admin der Facebook-Gruppe „Alsfeld- Region mit Zukunft“. Warum wurde diese Gruppe von wem ins Leben gerufen und was wollen Sie dort erreichen?

Sina Dörr: Ich bin eine von mehreren Admins. Die Facebook-Gruppe ist ein Ort für zivilgesellschaftliche Beteiligung. Sie dient als Informations- und Austauschplattform. Gelebte Demokratie braucht die Beteiligung der – gut informierten – Bürgerinnen und Bürger. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit politischer Mandatsträger. Mit ihrem Amt geht eine große Verantwortung einher. In einer Zeit des Umbruchs, in der wir gerade sind, ist das keine leichte Aufgabe.

Sie schulden den Menschen Transparenz, damit sie kontrolliert werden können. Mir und anderen sind zunehmende Intransparenzen bei der öffentlichen Kommunikation der Lokalpolitik zum Industriegebiet aufgefallen. Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, wussten kaum etwas über den tatsächlichen Inhalt der Planungen und haben sich auf die Schlagzeilen von Zeitungsinterviews verlassen.

Sina Dörr stammt aus Eifa und lebt mittlerweile in Köln und Berlin. Gemeinsam mit Mitstreitern setzt sie sich gegen das Industriegebiet Weißer Weg in Alsfeld in seiner jetzigen Planung ein. Foto: Dörr

Wenn man die untersucht, wird man schnell stutzig. Tausende Jobs und Gewinnerwartungen ohne Berechnungsgrundlagen? Keine Erwägungen zu Lärm- und Landschaftsschutz. Naturschutzbedenken, die man recht aggressiv versucht, als linksaktivistische Proteste zu diskreditieren? Gegenargumente werden „belächelt“. Ich finde, das ist kein angemessener Umgang in einem demokratischen Prozess. Ich kenne keine Gerichtsverhandlung, in der jemand gewonnen hat, weil er die Gegenargumente belächelte. Gegenargumente muss man widerlegen.

Was muss man sonst noch über Sie wissen?

Ich bin grundsätzlich als Richterin in der Kölner Region tätig und arbeite außerdem zu Fragen der Auswirkungen des Digitalen Wandels auf Mensch und Gesellschaft – mit dem Schwerpunkt auf Digitalisierung und Justiz, sogenannte Legal-Tech-Fragestellungen. In dieser Eigenschaft leite und begleite ich verschiedene Innovationsprojekte und so bin ich im Moment in Berlin für ein Bundesministerium tätig, um dort auch solche Projekte zu digitalem Wandel und Justiz zu begleiten.

Ich arbeite in Berlin und in Köln, aber meine Familie lebt hier und ich bin so oft es geht hier und versuche es mir beruflich so einrichten zu können, dass ich irgendwann wieder ganz hier leben kann.

Das heißt, Sie leben aktuell nicht hier, engagieren sich aber dennoch aktiv für die Region. Warum?

Ich bin sehr oft und regelmäßig hier auf dem elterlichen Bauernhof. Mein Vater, der Landwirt, Lehrer und überzeugter Christ war, hat mir beigebracht, dass die Bewahrung der Schöpfung eine der wichtigsten Aufgaben ist, die der Mensch hat, ganz besonders Landwirte und Bauern. Diese Werte hat er mir vermittelt. Ich engagiere mich, weil ich sehe, was hier geplant ist. In meinen Augen wird das nachhaltige, schwerwiegende Folgen für die Region und für die  Natur haben, denen keine rechtfertigenden Gründe gegenüberstehen.

Schwerwiegende Folgen und „eindimensionale Planung“

Welche Folgen meinen Sie konkret?

Wir haben im letzten Jahr – auch in Nordrhein-Westfalen – mit den tragischen Hochwassern eine der teuersten Naturkatastrophen aller Zeiten erlebt. Alle Experten sind sich einig, dass der Umgang und die Abmilderung der bereits einsetzenden Klimakatastrophe die höchste Priorität innerhalb der politischen Planungen haben muss. Deswegen müssen wir schwerwiegende Eingriffe in die Natur, die das Gleichgewicht durcheinanderbringen können, wo immer es möglich ist, vermeiden.

Wenn wir uns den geplanten Mega-Logistikpark anschauen, dann kann man sagen: Das ist ein schwerwiegender Eingriff. Hier gilt es, äußerst intelligent und ganz sorgfältig alle Perspektiven einzubeziehen, bevor wir solche Entscheidungen treffen. Die gegenwärtigen Planungen, die bis jetzt öffentlich zugänglich sind zu diesem Industriegebiet, werfen so viele Fragen auf, dass nicht der Eindruck einer sorgfältigen Abwägung dieser Perspektiven entsteht. Die Planung erscheint eindimensional.

Ein Experte, der den Bebauungsplan angesehen hat, teilte mit, es sehe so aus, als ob DHL der Stadt den Bebauungsplan in die Feder diktiert habe. Wir sehen eine Planung zugunsten einer Seite – und das ist DHL. Es fehlen ernstzunehmende Erwägungen zum Naturschutz und zur Erhaltung der Lebensqualität und der wertvollen natürlichen Standortfaktoren der Region. Eine solche Ausgewogenheit ist wichtig.

Sie sprechen hier direkt DHL Express an, im Industriegebiet soll es aber noch andere Unternehmen geben. Eines davon ist Nordwest Handel.

Das ist richtig. Ganz maßgeblich haben wir uns auf DHL konzentriert. Interessant wäre aber die Überlegung, warum zu Beginn solcher Gewerbegebietsplanungen – wenn man schon Boden versiegelt für Logistik – nicht erst einmal nur Nordwest angesiedelt wird. Dann könnte man schauen, welche konkreten Auswirkungen das auf Verkehr, die Arbeitnehmerstruktur und den Fachkräftemangel hat, ohne sich zu übernehmen. Und auch die emissionstechnischen Folgen könnten dabei betrachtet werden: Welche Strecken fahren die Lkw tatsächlich? Was bedeutet es für die Luft? Wo gibt es den größten Lärm? Wo entstehen Schäden an den Straßen und Häusern? Das wäre auch eine Möglichkeit gewesen, an das Projekt ranzugehen.

Ein Blick auf die Demo. Foto: archiv/nah

Was genau werfen Sie der Politik vor?

Mein Eindruck ist, dass die Lokalpolitik die Menschen hier und ihr Potential, sogar das Potential der ganzen Region, unterschätzt oder es falsch einschätzt. Das Mega-Logistikprojekt dient vielleicht dem ein oder anderen politischen Ehrgeiz, aber es opfert leichtfertig die kostbarste Ressource der Region: Ihre Natur und damit das Wohlergehen der Menschen. Die Stadt hat möglicherweise eine nicht bekannte Kosten-Nutzen-Kalkulation gemacht.

Vielleicht profitiert die Stadtkasse von Steuereinnahmen. Aber bestimmte Folgekosten für die Region tragen andere. Durch die Verkehrszunahme werden Häuser beschädigt. Durch die Umwandlung zum Großindustriestandort verlieren Grundbesitzer deutlich an Wert ihrer Grundstücke und Eigenheime. Diese Kosten werden auf private Bürger abgewälzt

Wie würde das Wohlergehen der Menschen Ihrer Meinung nach noch gefährdet werden?

Ich versuche meine Kritik an den aktuellen Planungen neben dem fehlenden Umweltschutz an ein paar weiteren Beispielen zu veranschaulichen. Die Planung spricht etwa von erwarteten zusätzlichen Verkehrsaufkommen von täglich rund 6.000 zusätzlichen Kraftfahrzeugen, genau genommen sind es 5.926. Darin enthalten ist ein Anteil von Schwerlasttransporten. Diese ganzen Fahrzeuge sollen vor allen Dingen nachts fahren. Bei DHL kommt hinzu, dass auch ein Großteil der Mitarbeiter nachts ein- und auspendeln.

Diesen Verkehr werden wir auf den Straßen innerorts nachts haben und wer hier in Straßennähe wohnt, wird keine Nachtruhe mehr haben. Auch tagsüber macht sich der Verkehr massiv bemerkbar. Nachbarn von mir im Schichtdienst sagen, dass es nach einer Nachtschicht schwer möglich ist, bei der aktuellen Belastung Schlaf zu finden. Und ich höre es selbst: Es ist hier sehr laut geworden durch den vielen Verkehr. Noch sind aber wenigstens die Nachtzeiten ruhig und das würde sich dann ändern.

Amazon und Deutsche Post DHL wollen nach Alsfeld

Die Haupt-Stoßzeiten sind ab 21 Uhr bis in den Morgenstunden um 3 und wir sind uns sicher, dass alle Straßen rund um und in Alsfeld das zu spüren bekommen werden. Neben den regelmäßigen Staus auf der A5, die ohnehin schon zu viel Verkehr auf den Umleitungsstrecken führen, wird die Bundesstraße nach Norden und Osten als Abkürzung und zum Sparen von Maut genutzt. Das wird den Verkehr durch die kleinen Ortschaften leiten. Wir sehen das hier in Eifa täglich. Um die Maut in Richtung des Holzwerks in Reuters zu umgehen, fahren die Lkw auch jetzt schon über kleine Dörfer wie Rainrod mit dafür nicht ausgelegten Straßen.

Wunsch nach verkehrsberuhigenden Maßnahmen und Lärmgutachten

Haben Sie weitere Beispiele?

In der Planung gibt es nicht einmal ein Lärmgutachten. Es gibt keine Untersuchung zu einer zusätzlichen Schadstoffbelastung, es gibt keine Planungen zu Lärmschutzmaßen, zu Maut-Stationen, zu Geschwindigkeitsbeschränkung oder Fahr- und Durchfahrtsverboten, die die Menschen hier in den Ortschaften, aber auch innerhalb von Alsfeld und ihre Lebensqualität, ihre Nachtruhe, letztlich ihre Gesundheit schützen könnten. Auf den Straßen in Eifa haben die Häuser Risse in den Mauern von der Belastung der Straße mit Schwerlastverkehr.

Die Wohnungen vibrieren regelrecht, wenn ein Lkw vorbeifährt. Diese Umstände sind der Stadt bekannt. Die Anwohner hier versuchen seit Jahren erfolglos verkehrsberuhigende Maßnahmen durchzusetzen. Und trotzdem gibt es für die Planungen zum Industriegebiet kein Gutachten, das diese Fragen beleuchtet.

Woran scheitert das Ihrer Meinung nach?

Sinnvolle Maßnahmen zur Beschränkung des Schwerlastverkehrs und zur Verkehrsberuhigung werden mit dem Hinweis abgelehnt, dies sei nicht möglich. Das stimmt so nicht. Es fehlt der politische Wille. Dann können solche Maßnahmen selbstverständlich getroffen werden. Die Bildung eines entsprechenden Gremiums, das sie beschließt, ist absoluter Standard und wird ja auch von anderen Gemeinden wie Kirtorf umfassend praktiziert.

Überall gibt es Verkehrsberuhigung und es werden Mautstation eingerichtet, um die Ortskerne zu schützen. Fehlender politischer Willen, der das Wohlergehen von Bürgerinnen und Bürgern in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt, ist das Problem, das wir hier in dieser ganzen Planung beobachten können.

Gibt es eine Begründung, warum es kein Lärmgutachten gibt?

Die Begründung zum fehlenden Lärmgutachten im Bebauungsplan ist erschreckend. Da wird vereinfacht gesagt: Weil es wegen der angrenzenden Straßen und des dortigen Schießstands ohnehin laut ist, brauchen wir kein Gutachten mehr. Das ist ein Zirkelschluss, denn bereits dieser Schießstand belästigt die Anwohner der Region seit Jahren.

Auch das ist der Stadt bekannt. Menschen in Eifa berichten: „Es gibt Zeiten, da sitzt man auf der Terrasse draußen und es hört sich an, als seien wir in einem Kriegsgebiet.“ An diesem Beispiel wird deutlich, was droht, wenn vermeintliche Investoren den Genehmigungsbehörden und der Stadt ihre Bedingungen in die Feder diktieren. Dieser Schießstand ist eine der größten privaten Anlagen Europas.

Er hat eine Betriebsgenehmigung erhalten für jeden Tag in der Woche – also montags bis freitags – von 7 bis 21 Uhr, am Samstag bis 20 Uhr, sonntags bis 16 Uhr und auch das kann bei Wettkämpfen erweitert werden. Mehr oder weniger darf – außer zu den Nachtzeiten – rund um die Uhr geschossen werden. Eine derart überbordende Genehmigung ohne umfassende Ruhezeiten tagsüber, am Wochenende und in den Abendstunden zu erteilen, unmittelbar neben einem Dorf, ist mehr als unausgewogen. Die ganztägige Knallerei hört man auch in Alsfeld, Rainrod und bis zur Hardtmühle. Ein Einschreiten wird hier mit Blick auf erzielte Gelder für die Stadtkasse abgelehnt. Der Anlagenbetreiber wird geschützt, nicht die Belange der hier lebenden Menschen. Das ist besorgniserregend.

Ein Blick auf das Gelände.

Natürlich wollen wir alle Einnahmequellen für die Stadt, das steht nicht zur Diskussion. Aber das heißt nicht, dass man solche Anlagen nicht regulieren darf. Oder dass wir potenzielle Einnahmequellen uneingeschränkt über die Lebensqualität der Menschen stellen dürfen. Die Handlungen einer Stadtverwaltung sollen den Menschen dienen, die hier leben. Nicht umgekehrt. Und das gerät nach meiner Wahrnehmung mit einer solchen Vorgehensweise ins Kippen.

Glauben Sie, dass große Unternehmen bewusst ländliche Regionen suchen und sich dort ansiedeln, weil man wenig Widerstand erwartet?

Betrachten wir diese zwei Aspekte: Einmal haben wir ein Projekt mit immensen Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme, durch Flächenversieglung, Luft- und Lichtverschmutzung, die die Biodiversität gefährden. Daneben erwarten wir gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Den Lärm und die Verkehrsbelastung habe ich bereits erwähnt. Das Projekt schmälert aber auch die Attraktivität der Region. Und dann haben wir eine Bebauungsplanung, in der sich dazu keine Erwägungen finden, in der Schadstoff- und Lärmgutachten fehlen und noch dazu gesagt wird, dass der Homberg kein Naherholungsgebiet sei.

Damit wirkt die Planung eindimensional zugunsten einer einzigen Seite, der des Investors und derer, die unmittelbar persönlich von der Durchführung des Projekts profitieren. Aber nicht zugunsten der vielen anderen Menschen, denen einfach zugemutet werden soll, mit diesen Folgen zu leben. Und es geht hier nicht darum, DHL und die Logistikbranche herabzuwürdigen.

DHL hat weniger Kontrolle zu befürchten, bekommt weniger Widerstand und weniger Proteste.Dörr über Widerstand aus der Bevölkerung

Sondern?

Betrachtet man die genannten Umstände, dann rechtfertigen sie die Befürchtung, dass es DHL zugutekommt, einen Standort in einer Region zu wählen mit in derartigen Großprojekten wenig erfahrenen Politikern. Das heißt: DHL hat weniger Kontrolle zu befürchten, bekommt weniger Widerstand und weniger Proteste. Und das ist genau das, was wir gerade an der Art und Weise sehen, in der dieses Projekt vorangetrieben wird.

DHL ist ein Weltkonzern und steht andernorts massiv unter Druck. Wenn Projekte in dieser Dimension angesiedelt werden sollen, muss man sich umfassend beraten lassen, muss eine echte und ganz transparente Berücksichtigung der Bürgerbelange stattfinden. Ich frage mich schon, welche Expertise, die Lokalpolitiker hier hinzugezogen haben, um die Region und die Menschen vor den negativen Auswirkungen zu schützen. 

Hat die Stadt Ihrer Meinung nach vorschnell und voreilig zugesagt – vielleicht in Erwartung von hohen Gewerbesteuereinnahmen?

Das Argument „Gewerbesteuereinnahmen“ kommt immer wieder, wenn man sich mit Leuten unterhält. Irgendjemand kommt dann immer und bringt das Schwimmbad ins Spiel und was man dann alles machen kann. Ich will auch gerne unser tolles Schwimm- und Freibad erhalten. Und ich finde es auch gut, dass sich die Stadtpolitik die Sanierung der Stadtfinanzen als wichtiges Ziel zur Aufgabe gesetzt hat, da besteht Einigkeit. Es kann aber nicht das einzige Ziel sein.

Wir haben bis jetzt keine nachprüfbare Kosten-Nutzen-Planung. Es wird öffentlich mit vagen Gewinnerwartungen und Gewerbesteuereinnahmen gearbeitet. Aber nachvollziehbare Zahlen, die eine seriöse Beurteilung ermöglichen, fehlen. Wir kennen nicht einmal den genauen Verkaufspreis, den die Stadt mit dem Grundstück erzielt hat, den müsste man aber wissen, wenn damit argumentiert wird, dass es gut für die Stadtkasse ist.

Die Stadt musste das Gelände zunächst selbst ankaufen.

Zumindest musste das Land ja vorher jemandem abgekauft werden über Projektierer. Das ist auch eine Zahl, die wir nicht kennen, die aber bei einer möglichen Gewinnermittlung gegengerechnet werden muss. Wir wissen auch nicht, wie hoch die Erschließungskosten sind, wer diese in welchem Umfang tragen soll. Was ebenfalls nicht klar ist, ist, welche Vereinbarung in den Verträgen getroffen werden, wo die Gewerbesteuer abgeführt werden soll.

Worauf stützen sich die Annahmen zur Gewinnerzielung? Die Abführung von Gewerbesteuer kann ganz unterschiedlich gehandhabt werden. Sie muss nicht einmal in der Gemeinde vor Ort erfolgen. Wir haben keine Gegenrechnung für Ausgleichsmaßnahmen, die getroffen werden müssen. Und ich meine nicht die Maßnahmen, die ohnehin seit Jahren bereits geplant sind, sondern zusätzliche. Was wir im Moment sehen, sind ungenaue und unvollständige Angaben.

Der Wunsch nach einem Kreisel auf der B62

Aus Studien geht hervor, dass allein die Ansiedlung von Gewerbegebieten überhaupt keine Auskunft darüber gibt, ob am Ende positive Erträge für die Stadtkasse erwirtschaftet werden, weil das von vielfältigen Faktoren abhängig ist. Auch bei vergleichbaren Logistik-Projekten in Hessen wie in Obertshausen lässt sich das so nicht feststellen.

Und hier müsste die Stadt Alsfeld einfach eine klare, nachprüfbare Kosten-Nutzen-Kalkulation aufstellen – und zwar mit allen dafür erforderlichen Fakten und den Zahlen, die dann auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Finanzielle Faktoren, Gewinne auf der einen Seite und Kosten für Schäden, für Lärmschutz, für Verkehrsberuhigung und die Belastung der Umwelt und der Menschen zusammengenommen. Denken Sie nur daran, was gegebenenfalls erforderlich werdende Lärmschutzwände kosten würden. Wer zahlt die Schäden der Straßen und Häuser? Oder soll auch hier den Bürgerinnen und Bürgern einfach eine weitere Belastung zugemutet werden, ohne Schutzmaßnahmen?

Als Politiker schuldet man Transparenz.Dörr über fehlende Informationen zum Vertrag

Dafür müssten Verträge offengelegt werden.

Das ist richtig. Es ist übrigens kein rechtlich tragfähiges Argument, dass solche Verträge geheim wären. Wir haben verschiedene Gesetze zur Informationsfreiheit, die hier Rechte zur Einsichtnahme gewähren. Dazu gehören auch Verträge der öffentlichen Verwaltung mit Unternehmen. Als Politiker schuldet man Transparenz. Es ist meines Erachtens nicht integer, solche Informationen zu verheimlichen. Schließlich kann man sich nicht hinstellen und sagen: „Wir machen hier, was wir wollen und verkaufen das landschaftliche Herzstück einer Region.“ Diese Region, ihr Potential, wozu auch gehört, wie diese Landschaft aussieht – das gehört den Menschen.

Sie erstellen in Ihrer Facebook-Gruppe kleine „Faktenchecks“. In einem davon kritisieren Sie, dass der Homberg in den Planungen nicht als Naherholungsgebiet bewertet wurde.

In meinen Augen ist das eine Bewertung, der keine Begründung zugrunde liegt, zumindest keine, die ich öffentlich finden konnte und die der Realität entspricht. Über den Homberg verlaufen regionale und überregionale Wanderwege, der Lutherweg geht mitten durch den Homberg.

Touristen, Menschen aus Alsfeld und den umliegenden Dörfern suchen dort Erholung aus dem Alltag, sie gehen spazieren, reiten, fahren Rad, wandern. Seit Generationen ist der Homberg auch mit kulturellen Traditionen verbunden. Familien und Gemeinschaften aus den Dörfern feiern dort regelmäßig Feste. Menschen begehen dort traditionell das Pfingstfest und schauen das Pfingst-Feuerwerk mit dem wunderschönen Stadtpanorama von dort oben. Generationen von jungen Leuten haben ihren Schulabschluss dort gefeiert. Der Homberg ist ein Ort, der die Landschaft und Kultur hier mit tausendfach bleibenden Erinnerungen geprägt hat und auch künftig prägen soll.

Die Stadt selbst wirbt mit dem Homberg als Naherholungsgebiet. Er ist ein Aushängeschild, das man aus vielen Richtungen als erstes sieht und das jetzt zu einem Mega-Industrieareal werden soll. Ich glaube, dass Alsfeld damit einen wichtigen Teil der landschaftlichen Identität verkauft. Und diesem schweren Eingriff in die Natur stehen gerade keine tragenden Gründe der Wirtschaftsentwicklung gegenüber. Der Unternehmer Dr. Sascha Reif hat es neulich schon gesagt: Das Projekt entspringt der Denkweise der Nachkriegszeit, wo man dachte, dass „viel Industrie = viel gut“ sei. Diese Zeiten sind aber lange vorbei. Ich arbeite seit Jahren zu den Folgen des digitalen Wandels und das, was heute und künftig wichtig ist, wird durch dieses Projekt nicht unterstützt.

Was wäre das in Ihren Augen?

Was wir brauchen, ist eine lokale und nachhaltige Wirtschaftsförderung. Einen lebenswerten Gegenentwurf zu dem schnellen, lauten, lärmenden, digitalen Zeitalter. Das ist die ganz große Chance für unsere Region. Menschen brauchen natürlich eine Stelle, an der sie ihren Lebensunterhalt verdienen, das ist klar. Aber sie brauchen noch mehr: Es gibt eine immer größere Sehnsucht nach Ruhe und Natur. Es ist eine gesicherte Erkenntnis, dass die Digitalisierung und die zunehmende Geschwindigkeit erheblichen Stress für Körper und Geist verursachen. Das beeinträchtigt auch die Gesundheit. Fast so, als würde die Gesellschaft in eine Art kollektiven Burnout hineingehen.

Deswegen brauchen die Menschen als Gegengewicht mehr Ausgleich durch Ruhe und Natur. Genau das ist ein großer Pluspunkt hier in der Region und übrigens auch genau das, was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur von der Goethe-Universität in Frankfurt bestätigt haben. Die Forschungsstudie rät dem Vogelsbergkreis, sich auf diese Stärken zu besinnen, um dem gravierenden Arbeitskräftemangel hier zu begegnen. Natur, gesunde und gute Lebensqualität für Familien. Arbeitskräfte mit guten Lebensbedingungen und attraktiven Jobmöglichkeiten anzuziehen. Diese Chance verspielen wir mit Projekten wie dem Weißen Weg.

Über alternative Gegenentwürfe

Aber was wären das für Jobs? Was wäre ein liebens- und lebenswerter Gegenentwurf?

Auf der einen Seite müssen wir Menschen hierherholen, indem die Landschaft geschützt und gute Orte für Familien geschaffen werden, die sich hier wieder ansiedeln wollen. Es gibt den Trend „zurück aufs Land“. Wir beobachten das bereits in den Dörfern der Umgebung, wo „Städter“ Immobilien kaufen und der Wohnraum wird knapp. Durch Digitalisierung können immer mehr Menschen remote arbeiten.

Sprich: Sie wohnen auf dem Land, sind aber bei einem Unternehmen in einer Stadt angestellt. Das macht es für viele Familien und für Fachkräfte künftig einfacher, hier zu arbeiten und hier mit hoher Lebensqualität in der Natur zu leben. Das holt deren Kaufkraft in die Region zurück, was gut ist für das Dienstleistungsgewerbe, Kulturbetriebe, Handwerker und den Einzelhandel. Die können sich da ansiedeln und wieder wachsen, wo Leute leben, die konsumieren wollen. Die Region ist bereits touristisch erschlossen. Das muss man bewahren und stärken.

Aber auch andere Unternehmen, nicht nur die, die aus den Ballungsräumen flüchten, sondern auch solche, die von hier kommen, können sich ansiedeln. In unserer Region wachsen besonders stark die Branchen der IT, Sozialwesen und Heime, wissensintensive Dienstleistungen, Maschinenbau und die Bereiche Metall, Pharma, Elektro, Optik und Feinmechanik. Das geht aus dem Prognos-Gutachten zu Gewerbeflächen Mittelhessen hervor. Diese Wirtschaftsfelder haben auch einen deutlich attraktiveren, weil nachhaltigeren Flächenverbrauch pro Arbeitnehmer, sogenannte GIFPRO-Kennziffern.

„Wir lassen uns da nicht drängen“

Das wäre auch gut, weil damit Fachkräfte gehalten und angesiedelt werden können, die wir hier dringend brauchen, beispielsweise in einer immer älter werdenden Gesellschaft ganz besonders in der Pflege. Wir brauchen auch Handwerker, die hierbleiben, die auch hierherkommen und wir brauchen den Nachwuchs. Aber es geht nicht nur um Fachkräfte, es geht auch um ganz „normale Arbeitskräfte“. Wir haben jetzt schon einen Mangel an Leuten, die zum Beispiel in der Reinigungsbranche arbeiten. Wir haben auch einen Mangel an Lkw-Fahrern. Auch in diesem Job-Segment haben wir zu wenige Leute. Andere Unternehmen könnten den Standort hier attraktiv genug erhalten, um diese anzuziehen.

In einem eigenen „Faktencheck“ sagen Sie, dass die Logistikbranche Arbeit mehr und mehr durch Robotik ersetzt. In manchen Berufen ist das nicht möglich, aber sind nicht sonst fast überall klassische Jobs in Gefahr, weil Technik die Arbeitswelt grundlegend ändert? 

Der digitale Wandel ist dabei, unsere Arbeitswelt für immer zu verändern. Das wirkt sich in den meisten Branchen aus. Aber nicht unbedingt so, dass alle Jobs in Gefahr wären. Im Gegenteil, es entstehen neue Berufsbilder, weil es neue Herausforderungen zu bewältigen gilt. Manche alten Berufsbilder fallen vielleicht ganz weg, andere, viele andere, verändern sich nur. Gerade in der Art der Logistik, die hier geplant ist, also in der Verwaltung gigantischer Lagerbestände, der Transport innerhalb von Lagern wird allerdings in hohem Maß von Automation und Robotik übernommen.

Arbeitsprozesse, die so gestaltet sind, werden ganz überwiegend automatisiert, sonst lohnt sich das gar nicht. Die Logistikbranche hat einen sehr hohen Flächenverbrauch von etwa 300 Quadratmetern pro Arbeitnehmer. Wenn dann weiter automatisiert wird, steigt dieser Verbrauch. Für sehr viel verbaute Fläche haben wir dann nur sehr wenige Arbeitnehmer und Jobs. Das ist in anderen Wirtschaftszweigen anders. In der Dienstleistungsbranche liegt der Flächenverbrauch etwa bei 50 Quadratmetern pro Arbeitnehmer. Deswegen kann das Logistikzentrum nicht als attraktiver Jobmotor für die nächsten Jahre betrachtet werden.

Durch das Industriegebiet würden aber jetzt erst einmal viele Arbeitsplätze entstehen. Stehen die DHL-Arbeitsplätze in Konkurrenz zu anderen Arbeitsplätzen hier in Alsfeld?

DHL will mehrheitlich Lagerarbeiter und Staplerfahrer beschäftigen. Es werden außerdem noch Kräfte zum Unterhalt des Gebäudes, also beispielsweise Reinigungskräfte benötigt. In diesem Bereich – wie übrigens auch im Bereich von Lkw-Fahrern – herrscht überall ein Mangel an Arbeitskräften. Entweder wird DHL hier also bei anderen Unternehmen der Region abwerben, sodass diese das Nachsehen haben, oder es zieht Arbeitskräfte von außerhalb der Region hier her. Aber warum sollten die ausgerechnet hierherkommen? Die werden an anderen Orten ebenfalls händeringend gesucht.

Das Problem ist nicht, dass wir zu wenig Jobs haben, das Problem ist, dass wir mittelfristig zu wenig Menschen für Jobs haben.Dörr über die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Weil das also nicht so leicht funktionieren wird, wird es wahrscheinlich wie sonst üblich im Niedriglohnsektor über Subunternehmen laufen, die Leiharbeiter, häufig aus dem osteuropäischen Raum, beschäftigen. So wie bei Tönnies, der Fleischfabrik, die wegen Corona-Skandalen in die Medien kam, wo täglich die Busse mit osteuropäischen Niedriglohn-Arbeitern anrollen. Niemand von ihnen wird in Alsfeld konsumieren oder die Gastro besuchen, weil sie nur nachts da sind.

Die Arbeitslosenquote liegt in Alsfeld bei niedrigen 3,5 Prozent, viele Menschen pendeln aus. Das Problem ist nicht, dass wir zu wenig Jobs haben, das Problem ist, dass wir mittelfristig zu wenig Menschen für Jobs haben. Dieser Engpass wird durch DHL verstärkt. Die Menschen können sich künftig aussuchen, wo sie arbeiten. Und sie werden dorthin gehen, wo sie die beste Lebensqualität erhalten und ihr Bedürfnis nach Natur und Ruhe bedient wird. Und genau hier könnten wir es uns gerade buchstäblich verbauen in Alsfeld.

Was bedeutet das unterm Strich in Ihren Augen für die Argumente der Befürworter des Gebiets?

Wenn argumentiert wird, wie dringend wir Jobs brauchen, ist das nicht richtig. Richtig ist, dass einige Betriebe aufgehört haben, dadurch Arbeitsstellen weggefallen sind. Das ist aber eine Momentaufnahme und das sind nicht Arbeitsplätze, die dauerhaft wegfallen werden. Wir können nicht bei jedem Betrieb, der schließt, anfangen, die Landschaft mit weiteren Industriegebieten zuzubauen.

Dörr: Es ist wichtig, dass wir eine sachliche Diskussion führen

Wenn man selbst Smartphone und Laptop benutzt und auch online bestellt, ist es dann nicht „scheinheilig“ gegen Logistikunternehmen zu sein? Immerhin bedienen die nur unsere Nachfrage. Das ist übrigens ein Argument, was CDU-Chef Alexander Heinz angeführt hat.

Ich bin nicht „gegen“ Logistikunternehmen. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir diese Diskussion sachlich führen. Da helfen solche Scheinargumente nicht weiter. Sie sind aus gleich mehreren Gründen nicht überzeugend. Erstens: Folgt man dieser Logik, dann könnte man auch ein atomares Endlager am Homberg errichten wollen, weil noch von jedem Strom genutzt wird, der mit Atomenergie erzeugt wurde. Zweitens: Auf dem Homberg soll ein DHL Express Nachtzentrum gebaut werden. Das ist also gerade nicht die Lieferung im regulären Online-Handel, so wie die Menschen ihn hier nutzen, auf den anspielt wird. Es geht um einen Knotenpunkt für Hochgeschwindigkeitsversand für ganz Deutschland, der ganz maßgeblich für Geschäftskunden ist.

Ein Projektleiter von DHL wurde mal gefragt, wo man solche Sachen am besten hinbaut mit Blick auf die Belange der Bevölkerung. „Am besten in die Wüste“ war seine Antwort. Dieser Projektleiter unterstützt mittlerweile die Bürgerinitiativen, die gegen den Logistikstandort in Leipzig vorgehen, weil er dort genau das erlebt hat, was hier passieren wird. Solche Zentren müssen irgendwo gebaut werden, aber ganz sicher nicht im Homberg, dem Filetstück einer Kulturlandschaft, das für unsere zukünftige Stadtentwicklung so bedeutsam ist. Stichwort Aushängeschild. Was soll man denken, wenn man an Alsfeld vorbeifährt? Welches Bild wollen wir von uns geben?

Bei einem Besuch in Alsfeld schaute sich auch der damalige Kanzleramtsminister Dr. Helge Braun das Gelände an. Den Artikel dazu lesen Sie hier.

Mein dritter Punkt ist: Eine solche Argumentation will ganz gezielt einen falschen Anschein erwecken, nämlich, dass der Wunsch nach Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung und die Nutzung von Online-Diensten ein Widerspruch sind. Das ist aber nicht zutreffend, wie auch meine langjährige Digitalisierungsexpertise zeigt. Viele Menschen – auch ich – sind darauf angewiesen, bestimmte Waren online zu bestellen. Daran ist nichts Verwerfliches. Und trotzdem liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen zu prüfen, wo ist das nötig und wo kann ich stattdessen lokale Unternehmen und Geschäfte unterstützen?

Manchmal geht das ganz leicht und manchmal eben nicht. Wenn ich zum Beispiel in Alsfeld bin, dann kaufe ich hier Bücher im Buchgeschäft vor Ort oder im Elektronikgeschäft mein Equipment ein. Letztens brauchte ich aber ein ganz bestimmtes Produkt. Ich habe hier in Alsfeld gesucht und es nicht gefunden. Das musste ich dann auch bestellen. Viele Menschen sind auch aus finanziellen Gründen darauf angewiesen, günstigere Online-Angebote in Anspruch zu nehmen. Trotzdem haben sie ein Recht auf intelligente, nachhaltige Stadtentwicklung.

Einigkeit darüber, etwas Gutes für Alsfeld zu wollen

Alsfeld kann man aber nicht wirklich mit Leipzig vergleichen – auch nicht den massiven Protest, den es dort gegeben hat, oder? Alsfeld ist eine mittelständische Stadt, Leipzig ist eine Metropole.

Den Vergleich zieht DHL selbst. Das Unternehmen sagt, dass der Standort in Alsfeld vergleichbar mit dem in Leipzig sein soll.

Zur Gegendemo oben im Industriegebiet sind „nur“ etwa 50 Leute gekommen. Das sieht nicht danach aus, als ob die Mehrheit der Alsfelder gegen das Projekt ist.

Es gab eine Demo – übrigens mit 80 Leuten. Das ist auch ein Grund für unsere Facebook Gruppe „Alsfeld – Region mit Zukunft“: Die Menschen müssen erst einmal informiert werden. Damit das funktionieren kann in einer gelebten Demokratie, müssen Bürger, genau wie Sie es gerade gesagt haben, in der Lage sein, sich einzubringen.

Damit Bürger aber in der Lage sein können, sich einzubringen und etwas zu kontrollieren, was zum Beispiel ihre politischen Mandatsträger machen, schulden die Mandatsträger ihnen Transparenz und umfassende Information. Wenn das tatsächlich passieren würde, dann glaube ich, dass noch mehr Menschen demonstrieren würden.

Rund 50 Demonstranten am Alsfelder Homberg

Die CDU/UWA-Koalition argumentiert mit dem Wahlergebnis: Über 90 Prozent der Alsfelder hätten bei der Kommunalwahl CDU, UWA und SPD gewählt und damit für das Industriegebiet gestimmt.

Ich halte die Argumentation für falsch, denn zum einen stehen ja immer noch nicht hinreichende Informationen über das Industriegebiet bereit und auch zum Zeitpunkt der Wahl – genauso wie jetzt – wurde mit unfundiert angenommenen Zahlen zu vermeintlichen Jobs und zur Gewinnerwartung hantiert. Wie sollen die Wählerinnen und Wähler das also vor der Wahl beurteilt haben können?

Außerdem glaube ich nicht, dass man das Wahlergebnis auf dieses konkrete Projekt ummünzen kann. Natürlich gibt es Projekte, mit denen Wahlkampf gemacht wird, aber es gibt auch viele andere Projekte, die aktuell in der Stadtentwicklung gemacht werden. Jetzt zu sagen, „das ist das Mandat für dieses Projekt“, ist zu kurz gegriffen. Gerade in der Lokalpolitik wird personenbezogen und nicht projektbezogen gewählt. Die Mandatierung von 90 Prozent mit einer 90-prozentigen Zustimmung gleichzusetzen, halte ich für irreführend.

Am Ende bleibt die Frage: Industriegebiet, ja oder nein?

Ich denke die Diskussion zeigt, dass die Fragen vielschichtig sind. Was gerade in der Diskussion passiert, ist, dass verschiedene Ebenen unvollständig betrachtet werden – man muss vermeintliche Pro- und Contra-Argumente aber Stück für Stück auseinandernehmen und genau anschauen. Deshalb gibt es keine einfache Antwort. Für mich persönlich sprechen schwerwiegende Gründe gegen dieses Projekt. Sollte es trotzdem kommen, dann braucht es eine ganze Reihe von regulierenden Maßnahmen zum Schutz für die Bürgerinnen und Bürger und die Natur. Es geht um nachhaltige – neue – Ausgleichsmaßnahmen, um Lärmschutz, Verkehrsberuhigung und -reduzierung, Schutz vor krankmachenden Schadstoffen.

Ich glaube auch, dass wir alle in einer Sache einig sind: Wir wollen etwas Gutes für diese Region und dieser Gedanke sollte uns leiten. Dass wir unterschiedliche Antworten darauf geben, was gut ist, heißt ja nicht, dass am Ende eines solchen Dialogs nicht etwas Neues, Konstruktives, ein Gewinn und Mehrwert für die Ausgangssituation daraus hervorgehen kann. Allein, dass wir hier heute darüber sprechen, ist bereits ein Gewinn.

42 Gedanken zu “„Wenn argumentiert wird, wie dringend wir Jobs brauchen, ist das nicht richtig“

  1. Jeder Irrtum hat drei Stufen;
    auf der ersten wird er ins Dasein gerufen,
    auf der zweiten will man ihn nicht eigestehen,
    auf der dritten macht nichts ihn ungeschehen.
    Menschen irren,aber nur große Menschen erkennen ihren Irrtum.

    64
    11
  2. Warum ist es eigentlich so schwer, sich in andere Menschen hineinzuversetzen?

    Frage: Wer von den Lesern und Leserinnen hat eigentlich genügend Zeit und Geduld und diesen Text bis zum Ende gelesen?

    Je (unnötig) länger ein Text, desto selbstverliebter die Autorin.

    Wenn man selbst pendelt zwischen Köln und Berlin dann wird man das natürlich als notwendig erachten und nichts daran finden. Ich weiß allerdings von heftiger Kritik am ständigen Pendelverkehr zwischen Bonn und Berlin seit dem Umzug der Regierung. Dabei geht es nicht nur um die Kosten, sondern auch um den Schaden für unsere Umwelt. Wenn man im Flugzeug sitzt macht man sich keine Gedanken über die Lärmbelästigung der Menschen am Boden.

    Es ist leicht, mit den Finger auf andere zu zeigen. Sicherlich wird sich die Dame auch das ein oder andere Päckchen zustellen lassen, das zur Zeit anderswo umgeschlagen und transportiert wird, aber eben auch dort Umwelt und Natur schädigt.

    Das Umschlaglager ist nämlich nur das Symptom. Die Ursache ist der explodierte Warenverkehr. Wenn das Logistikzentrum nicht hier entsteht, dann wird es anderswo gebaut, schädigt dort Mensch und Umwelt. Ist das besser?

    Es ist die gleiche Denke wie bei der Autobahn. Die LkW fahren nicht weil eine neue Straße gebaut wird, sondern weil Aufträge da sind.

    Ich bin weder Befürworter noch Gegner von diesem Ding. Wenn man etwas tut, dann bitte an die Ursachen gehen. Über Naturverschandelung und Lärmbelästigung faseln, dann aber einverstanden sein, wenn andere die „Hölle“ vor die Haustür gesetzt bekommen, das wäre an Scheinheiligkeit und Falschheit nicht zu überbieten.

    Trotzdem ist dieser Beitrag natürlich ganz was anderes, als auf Bäume zu klettern oder von Autobahnen abzuseilen und Verkehrsteilnehmer zu nötigen und zu gefährden.

    Man kann deshalb von Herrn Paule erwarten, dass er sich mit Fachleuten zusammensetzt und Stellung nimmt zu den Vorwürfen.

    15
    67
    1. Der Verweis niht mit dem Finger auf andere zu zeigen, gefällt mit.
      Wen du es jetzt auch noch schaffst, dass für dich selbst unzusetzen, hättest du viel gewonnen.
      Das Pendeln von Bonn nach Berlin ist ja keine freiwillige Tat, sondern eine Folge der Entscheidungen des Bundestages von vor 20 Jahren.
      Warum du deswegen, die Autorin diffamierst verstehe ich nicht.
      Und noch ein kleiner Tipp zur Logistik, es gibt sogar einen Bahnhof und Schienen in Alsfeld. Man kann auch Güter der Bahn transportieren, könnte man ja mal drüber forschen.

      57
      13
      1. @Klaus Meier
        Sie sollten sich erstmal informieren was „diffamieren“ bedeutet, ehe Sie solche Begriffe in Ihren Beiträgen streuen.
        Ihr Verhalten, munter drauflos – duzen, das kenne ich nur von kleinen Kindern.

        5
        51
  3. Im Zeitalter der Energiewende ist es mit sichert nicht der richtig weg eine Spedition in Alsfeld anzusiedeln. Ein vernünftiger Standort dafür wäre mit Gleisanschluss damit Waren darüber befördert werden und nur noch die Verteilung Orts nah mit LKW geschieht.

    69
    10
  4. Also wenn ich das so lese, könnte man meinen, die Entscheidungen stehen alle noch bevor. Ist das so? Ich bin der Meinung, das ist alles erledigt und die Grundstücke wurden im Oktober letzten Jahres an DHLexpress und NordwestHandel verkauft. Deshalb doch damals schon die Berichte hier auf OHL.

    17
    39
  5. Es gibt schlicht viel mehr Argumente, die gegen den Bau sprechen. Dass etwas für die regionale Wirtschaft getan werden soll, ist ein lobenswerter Ansatz. Aber dieses Bauprojekt ist nicht zu Ende gedacht und unverantwortlich den Anwohnern gegenüber. Es lassen sich viel bessere/ weniger radikale/ innovativere Lösungen finden, die regionale Wirtschaft zu fördern. Z.b. Ansätze, die Wirtschaft UND Umwelt UND Lebensqualität als Maßstab haben.

    67
    12
  6. Schön geschrieben von Frau Richterin aus Eifa. Wenn man vor Ort keine Verantwortung trägt, kann man gut und gerne über die Umweltzerstörung in Alsfeld fabulieren, die ich nicht so sehe. Die eindeutige Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger möchte dieses Gewerbegebiet und die Arbeitsplätze.
    Ich bin froh, dass wir einen so tüchtigen Bürgermeister Paule in Alsfeld haben, der diese wunderschöne Stadt in wenigen Jahren positiv weiterentwickelt hat. Hoffentlich bleibt er uns die nächsten Jahre erhalten, um die Früchte seiner vorausschauenden Politik zu ernten.
    Der normale Bürger kann es sich nicht leisten zwischen Köln und Berlin zu pendeln und gleichzeitig in Alsfeld die Umwelt zu retten. Während die verbeamteten Richter über entsprechende Freizeit verfügen, muss der arbeitende Bürger sehen wie er über die Runden kommt und brav seine Steuern zahlen.

    Letztendlich muss ja irgendwer sinnlos in die Länge gezogene Gerichtsverfahren – siehe Ela – bezahlen.

    55
    130
  7. Dass es zum Thema des Interviews mit Frau Dörr zu kontroversen Meinungen führen würde, war absehbar. Es ist jedoch erfreulich, wenn hierdurch nochmals eine sachliche Auseinandersetzung zustande kommt, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden. Ihre Bedenken hat Frau Dörr äußerst fundiert und sachlich geschildert. Diese werden glücklicherweise bereits von sehr vielen Mitbürgern geteilt, die auch offen zu ihrer Meinung stehen. Toll, dass es Menschen gibt, die sich die Mühe machen, ein Thema derart komplex anzugehen und sich nicht einfach von Autobahnbrücken abseilen, um ihre Meinung kundzutun. Das Zubetonieren dieses Industriegebietes würde unwiederbringlich sein und da sollte eine Diskussion doch wohl gestattet sein!
    Was ich aber mehr als bedauerlich finde ist die Tatsache, dass Kommentare bei Oberhessen live überwiegend anonym und nicht mit Klarnamen veröffentlicht werden. (Für mich im Übrigen eine fragwürdige Praxis) Im konkreten Fall schreibt ein selbsternannter „WILDER WILLY“ einen für mich überwiegend unsachlichen, teils polemischen Kommentar. Diese Art der Diskussion ist feige. Warum steht der WILDE WILLY denn nicht zu dem, was er da schreibt? Was hat er gegen Transparenz? Warum sollten Bürger von den von ihnen gewählten Vertretern nicht über die getroffenen Entscheidungen und Kosten informiert werden? Vor was fürchtet sich denn der WILDE WILLY?
    Gegen Ende des Interviews äußert Frau Dörr: „Ich glaube auch, dass wir alle in einer Sache einig sind: Wir wollen etwas Gutes für diese Region und dieser Gedanke sollte uns leiten. Dass wir unterschiedliche Antworten darauf geben, was gut ist, heißt ja nicht, dass am Ende eines solchen Dialogs nicht etwas Neues, Konstruktives, ein Gewinn und Mehrwert für die Ausgangssituation daraus hervorgehen kann. Allein, dass wir hier heute darüber sprechen, ist bereits ein Gewinn.“ So sollte eine politische Debatte stattfinden, aber bitte nicht mit polemischen, teils beleidigenden und vor allem anonymen Beiträgen.

    Ralph Gottschalk

    142
    14
    1. Der wilde Willi hat sich aber gar nicht mit “y” geschrieben. Sehen Sie? Sie merken sich nicht mal einen Namen 3 Minuten, wollen aber Klarnamen haben und über politische und wirtschaftliche Dinge mitschwurbeln.

      Im Übrigen ist die von Frau Doerr dargestellte Meinung in vielen Aspekten ebenfalls polemisch bis sachlich sogar komplett falsch (z.B. Arbeitsplätze IM Vogelsberg, Maut auf Bundesstraßen).

      Wer polemische Interviews gibt und zwischen Berlin und Köln pendelt, muss auch schon mit ein wenig Polemik rechnen dürfen, oder?

      21
      97
      1. Hallo „feuriger“ Frank, ein toller Beitrag! Und Sie haben sogar in einem Punkt recht: Da habe ich doch tatsächlich Willi mit „Y“ geschrieben. Das bedaure ich zutiefst. Aber mir ist aufgefallen, dass auch Ihnen in Ihrem Kommentar wohl ein Fehler unterlaufen ist, haben Sie doch Ihren Namen mit „C“ geschrieben statt mit „K“. Ich habe das deshalb bewusst korrigiert und hoffe, der wilde Willi beschwert nun nicht gleich wieder. Auch ist mir aufgefallen, dass die verwendeten Adjektive bei den verwendeten Pseudonymen sehr ähnliche Beschreibungen ihres Verwenders sein könnten: WILD & FEURIG!!! Was wiederum die Vermutung nahelegen könnte, dass Willi und Frank ein und dieselbe Person sind. Vielleicht sind es gar Vor- und Nachname? Wenn dem so wäre, würde ich mich weiter fragen, unter welchen Namen ein und derselbe Verfasser noch weitere Kommentare verfasst?
        Naja – das ist natürlich nur eine Überlegung! Nix für ungut!!!

        Ralph Gottschalk

        74
        2
  8. Tolles interessantes sachliches Interview Frau Dörr… gefällt mir… Machen sie so weiter…Das Industriegebiet macht unseren „Hausberg“ kaputt….(Flächenversiegelung in großem Maße)..

    106
    30
    1. Deinen Schreibstil, Klaus Meier aka neuerdings Marlene riecht man 10km gegen den Wind, auch wenn Du Dich als Eifarerin tarnst 😉

      12
      64
      1. Ich finde Marlene auch ganz klasse und würde sie gerne kennen lernen.
        Glücklicherweise ist sie jemand anders als ich.
        Und ich bin glücklich nicht in Eifa zu leben, dorrt ist viel zuviel Autoverkehr.

        47
        4
  9. Ich berichte hier live von unfassbaren Geschehnissen in und um Alsfeld:

    Der Alsfelder Bürgermeister sowie 90% der gewählten Stadtverordneten haben einfach und ohne Frau Sina Dörr, seit ca. einem Jahrzehnt Richterin in der über 200km entfernten Betonwüste Köln, zu fragen, ein Gewerbegebiet in Alsfeld geplant. Anstatt alle Akten und Informationen mit Frau Dörr und den ca. 10% Grünen, die schon immer gegen jeglichen wirtschaftlichen Fortschritt des Vogelsbergkreises waren, hat der Alsfelder Bürgermeister Paule das Gewerbegebiet sogar auf die Bedürfnisse der Firma ausgerichtet, die hier einen Millionenbetrag investieren möchte.

    Unglaublich. Wie konnte der hiesige Bürgermeister dies nur tun, obwohl Frau Dörr doch aus dem Eifaer Dorfgespräch bestens informiert über die Interesstenslagen im Vogelsbergkreis ist. Ferner ist doch auch klar, dass eine Richterin aus Köln einen Anspruch darauf hat, dass im Vogelsbergkreis alles so bleibt wie es schon immer war. Bitte nur Erholung, nur Natur. Mehr benötigt der Kölner Wochenendpendler hier auch nicht.

    Ein Schelm wenn jemand der Richterin in dieser Sache Befangenheit oder eigene Interessen vorwerfen würde.

    Unfassbar Live Ende.

    42
    109
  10. Liebe Frau Dörr, ich hoffe, Sie haben diesen Bericht nicht wärenäd Ihrer Dienstzeit als Richterin erarbeitet ,wer bezahlt das? noch dazu, warum pendeln Sie zwischen Köln und Berlin,, belasten damit die Umwelt,noch was, Jeder Arbeitsplatz auch h nicht bei uns. ier ist p wichtig. Wenn nicht hier, dann 40km weiter

    28
    99
  11. Politik der Dinos

    Danke Frau Dörr,

    das ist ein sehr guter Bericht der erschreckend deutlich klarstellt wie sich hier die Lokalpolitiker, allen voran Herr Paule, ein gigantisches Denkmal setzen wollen.
    Es wird in keinem Atemzug die Lebensqualität der Anwohner berücksichtigt und nur auf die „Billiglohn“Jobs verwiesen, die ja kaum kommen werden und für die Alsfelder gar nicht von Nöten sind!
    Warum gibt es hier keine komplette transparenz? Herr Paule hat doch alles richtig gemacht und nichts zu verbergen!?
    Es fällt extrem schwer hierbei sachlich zu bleiben und nicht wie manche Befürworter des Projekts bei den Kommentare unter die Gürtellinie zu gehen.
    Ich bin gegen dieses Projekt und hoffe das beim nächsten mal anstatt 80, 800 Leute kommen und unserem Fürsten die rote Karte zeigen.
    –Der musste jetzt sein!–

    136
    82
    1. Hihi… lustig, Joschi.

      Auch 800 Gegner wären ein verschwindend geringer Anteil wenn man bedenkt, dass das demokratisch legitimierte Stadtparlament zu über 85% aus Befürwortern besteht 🤷‍♂️. Ferner ist es nicht sehr demokratisch irgendwelche Berufsdemonstranten von irgendwo mit dem Dieselbus heranzukarren 😂

      Es ist schon mehr als auffällig, dass hier auf einmal die Klickzahlen hoch gehen und sie dieselben Trolle wie zu A49 Zeiten auf einmal wieder bei Oberhessen Live tummeln. Schade, dass ihr nichts besseres zu tun habt als 5x denselben Kommentar unter unterschiedlichen Pseudonymen zu posten 😂😂😂

      30
      84
      1. Ne nix Lustig , „Industriegebiet jetzt“ oder wie auch immer dein Name ist.

        Wenn du des Lesens mächtig bist, kannst du sehen wie dort Torsten steht.
        Wie ich schon vor ein paar Wochen erwähnt habe bin ich weder bei der A49 noch sonst wo auf die Barrikaden gegangen.
        Jedoch kann ich hier nicht tatenlos zusehen wie diese gigantischen Billiglohnhallen dort gebaut werden.

        Übrigens: das Stadtparlament besteht aus 37 Mitgliedern bei 85% Beführwortern sind das 31 und eine knappe halbe Person. Dagegen wären 800 schon viel!!

        67
        10
      2. Hihi… Herr Industriegebiet.

        Mich würde mal interessieren, wieviel Stadtparlamentarier direkt an der B62 oder B254 wohnen. Wohl kaum eine/r. Die können sich locker zurück lehnen, und von 23 bis 03:30 Uhr und länger ihre Nachtruhe genießen.
        Ob auch 800 Gegner verschwindend gering wären, käme auf einen Bürgerentscheid an.
        … und ruhig Blut, ich bin kein Klick-Troll mit versch. Pseudonymen.

        70
        9
  12. Frau Dörr wirft der Gegenseite eine mangelnde Argumentation und Abwägung vor, liefert allerdings selbst Argumente, die löchrichger sind als jeder Schweizer Käse.

    Gerne greife ich mal ein paar „Argumente“ von Frau Dörr beispielhaft auf:

    1)
    – Man gewinnt keinen Gerichtsprozess durch Belächeln der Argumente der anderen Seite. –

    Aha. Eine parlamentarische Demokratie ist aber nun mal kein Gerichtsprozess, sondern dient einer demokratischen Entscheidungsfindung. Natürlich wurden die Vor- und Nachteile im Stadtparlament diskutiert, eine herausragende Mehrheit hat für dieses Gewerbegebiet gestimmt. Es hindert Sie niemand daran, sich in der Lokalpolitik zu engagieren und ins Parlament wählen zu lassen. Ferner dürfen die Einheimischen dieses Parlament selbst wählen und die Parteien waren hinlänglich eindeutig, wie sie zur wirtschaftlichen Entwicklung des Vogelsbergkreises stehen. Auf viele Stimmen haben es ALA und Linke hier eben nicht gebracht – fällt das so schwer zu akzeptieren?

    2)
    – Man hat das Gewerbegebiet nach den Wünschen von DHL aufgebaut. –

    Ach sag bloß – natürlich richtet man sich am späteren Nutzer aus. Soll man es so planen, dass es für DHL unbrauchbar ist? In welcher rosaroten Welt lebt Frau Dörr denn?

    3)
    – Es gab schlimme Hochwasser auch in NRW. –

    Das mit dem Whataboutism kennen wir aber schon, Frau Dörr, oder? Ein Hochwasser an einem Fluss in NRW (und gerne auch in Rheinlandpfalz, Sachsen und Bayern) hat eben noch rein gar nichts mit einem Hügel im Vogelsbergkreis zu tun. Wie kann man solche Dinge so dilletantisch vermischen?

    4)
    – Man hätte ja mal mit dem Nordweset Handel anfangen können und sehen können, wie sich das auswirkt. –

    Nein, eben nicht. Denn dann baut DHL Express woanders und diese Chance ist vertan. Entweder macht man ein Industriegebiet oder man lässt es bleiben – ein Weg dazwischen, ohne fest zugesagten „Abnehmer“ und Gesamtkonzept, macht überhaupt kein Sinn.

    5)
    – Es gibt Schäden an den Häusern. Immobilienpreise werden sinken. –

    Das Gegenteil ist quer über die Bundesrepublik der Fall in Mittelzentren, die über Gewerbegebiete den wirtschaftlichen Anschluss hergestellt haben. Diese Aussage widerspricht sämtlichen Daten der Immobilienpreisentwicklung und ist daher eine glatte Falschbehauptung.

    6)
    – Vielleicht profitiert die Stadtkasse von Steuereinnahmen. –

    Warum vielleicht? Ziemlich sicher wird sie das. Das Ausmaß ist nicht gewiss, da stimme ich zu.

    7)
    – Es gibt mehr Verkehrslärm innerorts. –

    Dies stimmt, kann ich nur so stehen lassen. Dennoch sind es genau dieselben Menschen, die dieses Argument vorbringen, und gleichzeitig dann an anderer Stelle wieder gegen die Erschließung der A49 und massiven Entlastung der Bundesstraßen durch die Ortschaften demonstrieren. Man sollte ein Argument mal nicht in die eine, mal in die andere Richtung nutzen, je nach dem wie es einem gerade passt.

    8)
    – Die Bundesstraßen werden zum Sparen von Maut genutzt. –

    Leider wieder eine klare und dreiste, vermutlich vorsätzliche Falschaussage. Bundesstraßen sind ebenfalls mautpflichtig. Das Umfahren durch kleine Dörfer über Kreisstraßen etc. ist nicht erlaubt – hier muss die Politik eben entsprechend ihren Ordnungsrahmen ausschöpfen und dies durch Kontrollen verhindern, sollte sich dieses Verhalten tatsächlich einstellen.

    9)
    – Es gibt zu wenig Gutachten. Die Häuser in Eifa haben Risse vom Schwerlastverkehr. –

    Haben Sie denn ein Gutachten zu den Rissen der Häuser in Alsfeld? Sie werfen der Gegenseite etwas vor, tun aber exakt das Gleiche. Für meinen Geschmack stehen entlang der Bundesstraße in Eifa überwiegend alte, nicht sehr gepflegte Häuser direkt an der Straße. Die jenigen, die regelmäßig gepflegt und saniert wurden, haben auch keien Risse.

    10)
    – Es ist super laut in Eifa. Der Schießsstand ist auch ganz doof. –

    Nunja, mag sein. Aber im Ernst: Es ist doch Jammern auf hohem Niveau, oder? Sie wollen Eifa hier darstellen als läge es in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens. Außer an der Bundesstraße gibt es jede Menge ruhige Flecken in Eifa.

    11)
    – Einmal haben wir ein Projekt mit immensen Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme, durch Flächenversieglung, Luft- und Lichtverschmutzung, die die Biodiversität gefährden. –

    Haben Sie denn ein Gutachten, welches diese Behauptung stützt? Die Flächenversiegelung im Vogelsberg ist minimal. Das Areal zwischen Bundesstraße und Autobahn ohnehin heute schon stark luft- und lichtverschmutzt.

    12)
    – Wir kennen keine Detailplanungen und noch nicht mal den Verkaufspreis. –

    Warum auch? In einer parlamentarischen Demokratie wählt das Volk Vertreter um sich mit solchen Details zum Wohle der Einheimischen zu beschäftigen. Würde man Ihnen einen Preis nennen wäre er – ganz gleich wie hoch – für Sie doch nicht ausreichend. Warum ein Politiker Transparenz bis ins kleinste Detail schuldet, ist mir nicht klar. Viel mehr kann doch auch ein Unternehmer der Arbeitsplätze schafft erwarten, dass gewisse Dinge vertraulich sind und bleiben. Sie haben in diesem Punkt also allerhöchstens eine eigene Meinung, aber kein Argument.

    13)
    – Touristen, Menschen aus Alsfeld und den umliegenden Dörfern suchen dort Erholung aus dem Alltag. –

    Gaaaaaanz genau… die gehen heute schon alle entlang der Autobahn spazieren und finden diese schon ganz toll. Merken Sie, wie schlecht dieses Argument ist, Frau Dörr? Man wird sicher Ausgleichsflächen schaffen und die Naherholung der Landbevölkerung wird nicht unbedingt jetzt schon knapp werden ;-)

    14)
    – Wenn argumentiert wird, wie dringend wir Jobs brauchen, ist das nicht richtig. –

    Ein paar Zeilen weiter oben geben Sie selbst zum Besten, dass sehr viele Vogelsberger auspendeln. Finden Sie diesen Zustand denn – auch von ökologischer Seite – besonders schön? Auch hier entsteht massiver Verkehr, Stau, etc. Natürlich fehlen dem Vogelsberg vor Ort Arbeitsplätze. Rechnen Sie gerne mal die Auspendler heraus und schauen Sie, wie viel Prozent der Vogelsberger vor Ort eine Arbeit finden können ;-)

    15)
    – Auf dem Homberg soll ein DHL Express Nachtzentrum gebaut werden. Das ist also gerade nicht die Lieferung im regulären Online-Handel, so wie die Menschen ihn hier nutzen, auf den anspielt wird. –

    Ist doch prima! Jetzt entkräften Sie viele Ihrer „Argumente“ hinsichtlich des Verkehrs ja sogar selbst. Denn: Dann bleibt der Verkehr ja überwiegend auf der Autobahn mit Zwischenstation Alsfeld und es wird gar nicht so viel hier zusätzlich verteilt werden.

    16) – Stichwort Aushängeschild. Was soll man denken, wenn man an Alsfeld vorbeifährt? Welches Bild wollen wir von uns geben? –

    Bad Hersfeld hat es jedenfalls nicht geschadet, jede Menge Arbeitsplätze vor Ort zu haben. Schauen Sie sich mal die Entwicklung relevanter demographischer und steuerlicher Aspekte seit der großen Ansiedlung von Amazon und später Hermes an.

    Zu guter letzt: Ich hoffe Sie pendeln zwischen Eifa, Köln und Berlin ausschließlich mit Bus und Bahn und verzichten auf ein Auto.

    90
    138
    1. Sehr gut analysiert!

      Im Wesentlichen handelt es sich bei Frau Dörr um ganz viel Meinung, ganz wenig substantielle Argumente. Dass man im links-grünen Lager Argumentation und Meinungsäußerung nicht auseinander halten kann, ist spätestens seit der A49 Diskussion ja nichts Neues.

      Ein Glück geht es in einer Demokratie um die Mehrheit, nicht die Lautstärke.

      29
      82
    2. Diser Kommentar entlarvt alle von Frau Dörr angeführten Behauptungen, die nur aus Vermutungen bund unbewiesenen Annahmen bestehen. im übrigen sind viele Falschinformationen enthalten, die ,wenn man sich mit der Angelegeheit wirklich befasst hat und nicht nur auf billige Schlagworte hereinfällt, augenscheinlich sind: Bundesstraßen sind mautpflichtig und daher nicht geeignet Maut zu sparen. Bei soviel falschen Behauptungen sollte sich Frau Dörr mal in Alsfeld informieren und nicht auf von gewissen Gegnern der Ansiedlung immer wieder falsch dargestellt hereinfallen.

      23
      79
      1. Herr Kolb,
        klar sind Bundesstraßen mautpflichtig. Die Maut wird aber nur da erfasst, wo entsprechende Geräte stehen. Auf der besagten Strecke von Alsfeld Ost, über Eifa, nach Rainrod (und weiter) steht leider kein Gerät dieser Art. Deshalb die Lkws. Blöderweise bekommen die Fahrer diese Strecke wohl auch vom Navi vorgeschlagen.

        77
        5
    3. Der Wilde Willi hat Fragen – wir haben Antworten:

      1) Ein parlamentarischer Prozess sollte sich – genau wie ein Gerichtsverfahren – an der Wahrheitsfindung und einer sachlichen Auseinandersetzung mit Argumenten orientieren. Der Vergleich ist also richtig.
      2) Ein umfassender Abwägungsprozess im Bebauungsplan erfordert mehr Perspektiven als die der potentiell sich ansiedelnden Gewerbe. Er muss auch die Perspektive des betroffenen Umfelds und der Menschen einbeziehen. Das ist hier nicht geschehen.
      3) Whataboutism meint ein Problem kleinzureden, indem man auf ein anderes hinweist. Das ist hier aber nicht der Fall. Im Umweltbericht zum Bebauungsplan wird angeführt, dass die Versiegelung der dortigen Flächen Auswirkungen auf Wassergewinnung und Wasserspeicherung sowie Wasserabfluss hat. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Entstehung von Hochwassern. Die Flüsse in NRW waren auch klein, bevor ihr Pegel um bis zu 10 Meter in wenigen Stunden angestiegen ist. Auch im Vogelsberg und in Alsfeld gibt es solche Flüsse.
      4) Dass ein Industriegebiet nur mit 44 Hektar Sinn ergeben würde und man deswegen nicht kleiner mit Nordwest hätte angefangen werden können, wird durch zahllose kleinere Standorte auch in der Logistik widerlegt.
      5) Schäden an Gebäuden durch Schwerlastverkehr werden in den aktuell gültigen Din-Normen (DIN 4150-2 (Einwirkung auf Menschen in Gebäuden) und DIN 4150-3 (Einwirkung auf bauliche Anlagen) sowie bspw. in den folgenden Artikeln belegt : https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/39816/?fbclid=IwAR069zXKHDmyad2QmnBYZxGA_vcHDTUo39HcQEsfXKV9FbT8yo71vpTNEv8 und https://www.welt.de/print-welt/article240277/Hausbesitzer-fordern-Millionen-Entschaedigung.html?fbclid=IwAR1YzVQcK9dAbXmUalM3auaiJryhI3Jba24_uiOcV9ERrVqCx1N1DLWdCwU
      6) Den (nicht sicheren) Gewinnen der Stadtkasse müssen Folgekosten gegengerechnet werden. Das sagt auch der Artikel.
      7) Kann man nichts widerlegen, weil das Argument in sich schon keinen Sinn ergibt.
      8) Eine Falschbehauptung ist es, den Inhalt des Artikels bewusst falsch widerzugeben. Darin wird angeführt, dass die Strecken über die Dörfer (insbesondere Rainrod) zum Umgehen von Maut genutzt werden. Es wird außerdem ebenfalls darauf hingewiesen, dass hier Maßnahmen wie Mautstationen etc. erforderlich sind.
      9) Siehe Ziffer 5 – ist alles längst belegt und kann ohne weiteres auf die Ortschaft in Eifa übertragen werden. Die Risse werden durch den Schwerlastverkehr mitverursacht. Natürlich spielt die Bauart der Häuser eine Rolle, aber der Autor will vermutlich kaum fordern, dass alle Menschen an der Straße jetzt wegen des Industriegebiets ihre Häuser neubauen sollen, oder?
      10) Die ruhigen Flecken in Eifa mag der Autor benennen. Wer durch Eifa läuft bei Betrieb der Schießanlage, wird sie nicht finden. Zumal Eifa unmittelbar an der A5 liegt und auch von dort massiv beschallt wird.
      11) Zu den Auswirkungen von Flächenversiegelung auf die Ökosysteme gibt es zahllose Gutachten und öffentliche Quellen, die diese Informationen bereit stellen. Warum sollte das bei dem Industriegebiet anders sein?
      12) Demokratie und Transparenz gehen Hand in Hand und bedingen einander. Wer nichts von seinen Politikern wissen will, der hat das Recht dazu. Aber die Bürgerinnen und Bürger haben ein Anrecht auf umfassende Informationen. Das geht auch aus der Gesetzeslage der Informationsfreiheitsgesetze einher.
      13) Naja – hier wird nicht wirklich ein Argument angeführt, zu dem man etwas sagen könnte.
      14) Das Argument des Auspendelns und des Fachkräftemangels sind kein Widerspruch. Wir empfehlen die Untersuchungen des IWAK Instituts zu lesen, da steht das alles drin. Kann man googeln ;)
      15) Aus den im Artikel benannten Gründen kann man damit rechnen, dass der Verkehr auch nachts über Dörfer läuft. Das ist kein Widerspruch.
      16) Da sollte man mal die Bad Hersfelder fragen. Dazu gibt es auch deutlich abweichende Stimmen.

      78
      11
      1. @ Schlaue Berta:

        So schlau scheinst du gar nicht zu sein, bringst du doch bei deinem vermeintlichen „Gegenschlag“ gegen die sehr guten Argumente vom Wilden Willi einiges durcheinander.

        1) Ein parlamentarischer Prozess dient sicherlich nicht der „Wahrheitsfindung“, wo hast du denn diesen Quatsch her? In einer pluralistischen Gesellschaft mit unterschiedlichsten Meinungen, die wir Gott sei Dank haben, kann es gar nicht die eine „Wahrheit“ geben. Völliger Quatsch.

        Und ob sich Herr Paule und Co. sachlich mit den Gegenpositionen im Parlament und bei Gesprächen mit Bürgern auseinandergesetzt haben weiß Sina Dörr doch gar nicht. Es ist schlichtweg eine ungezogene Behauptung, dass Herr Paule hier in der Diskussion nur gelächelt habe.

        2) Wieder eine schlichte Behauptung. Wie und woran machst du fest, dass Herr Paule und Co. sich nicht mit anderen Positionen beschäftigt haben? Ich finde das haben sie sehr lange und ausführlich getan und nicht mal gerade heraus über das Gewerbegebaut nach Lust und Laune entschieden. Dann wäre es vermutlich doppelt so groß und wir hätten Amazon auch direkt hier.

        3)Ähm… nein, genau nicht. Der Vogelsberg und insbesondere die Schwalm unterscheidet sich gravierend von den Flussläufen und geographischen Rahmenbedingungen der Gewässer, die letztes Jahr im Juli massiv angestiegen sind. Übrigens ist es bei diesen Flüssen vor allem die Begradigung, die massiv zur Gefahr beiträgt. Im oberen Ahrgebiet ist Flächenversiegelung nämlich eher kein Problem. Aber Hauptsache mal irgendetwas raushauen, was mit Hochwasser zu tun hat und Panik verbreiten kann, ne?

        4) Du liegst schon wieder komplett daneben. Zum einen werden die Gewerbegebiete tendenziell immer größer um leistungsfähige Firmen anzulocken. Zum anderen führt Wilder Willi aus, dass DHL dann eben wo anders gebaut hätte und diese Chance weg gewesen wäre. Insofern wäre ein kleines Gewerbegebiet kostenmäßig ein großes Eigentor ohne Potenzial für mehr gewesen.

        5) Da wollte jetzt aber jemand mit der DIN 4150-3 sich besonders schlau geben. Diese DIN gibt aber zunächst mal den Rahmen vor, wie man Erschütterungen und somit auch die möglichen Auswirkungen von erhöhtem Schwerlastverkehr misst. Damit fehlt noch immer ein Gutachten, gerne unter Anwendung dieser DIN, welches aus einer wilden Behauptung von Sina Dörr auch eine mögliche Tatsache macht.

        Im Übrigen leite ich genau aus dem von dir verlinkten Artikel ab, dass es äußerst gut ist, dass der Schwerlastverkehr überwiegend nachts und eben über die A5, die nachts auch nicht von Stau betroffen ist, fahren wird.

        6) Ja, die Folgekosten sind aber genauso unsicher. Auch hier liegt doch wieder eine bloße Behauptung und Panikmache vor, aber kein sachlich fundiertes Argument, dass die Stadt Alsfeld durch die Ansiedelung von Gewerbe nun sogar Geld verlieren würde. Vielmehr zeigen andere Gemeinden mit einer ähnlichen logistischen Ausgangssituation prosperierende Stadtkassen.

        7) Schade, dass du das widersprüchliche Muster in dem Verhalten der professionellen Wirtschaftsverhinderer nicht erkennst. Dazu wäre vermutlich aber auch etwas geistige Flughöhe notwendig.

        8) Doch, zunächst steht da mal die eklatante Falschbehauptung, dass es massive Mautprellerei über die Bundesstraßen gäbe. Hier gab es in den zurückliegenden Jahren die Installation vieler Stationen und dies wird in der Zukunft sicher auch so sein.

        9) Nee, ist eben nicht belegt im Falle von Eifa. Hier stehen entlang der Bundesstraße halt ein Haufen Bruchbuden und die Eigentümer schieben es jetzt gerne auf die Bundesstraße. Nur: Der Verkehr ist doch noch gar nicht da durch das Industriegebiet. Und trotzdem will man ihn jetzt schon als Ursache dafür haben, dass dort bei vielen Häusern in den 80ern zuletzt die Fassade gemacht wurde.

        10) Der gesamte links- und rechtsseitig der Bundesstraße gelegene Ortsbereich ist mehr als ruhig.

        11) Hier wird eine kleine Fläche zwischen Bundesstraße und Autobahn versiegelt. Und auch versiegelt ist nicht gleich versiegelt – das Konzept sieht hier sehr gute Gegenmaßnahmen zur ökologischen Verträglichkeit vor. Zitiere doch mal eine Studie, die ein 44 Hektar Industriegebiet in einem ansonsten wenig bis gar nicht versiegelten und dünn besiedelten Gebiet analysiert hat? Gibt`s nämlich keine…

        12) Nach der DIN weiter oben bringst du nun weitere hoheitliche Themen ein, deren Inhalt du nicht bewerten kannst. Lies` doch gerne mal die Ausnahmen vom Informationsfreiheitsgesetz. Z.B. muss gemäß §6 nicht jeder wissen, was DHL EXPRESS für die Grundstücke zahlen wird. Alle übrigen Erfordernisse der Informationsfreiheitsgesetze werden im Übrigen durch die Stadt Alsfeld eingehalten. Wieder eine bloße Behauptung die einer näheren Betrachtung nicht Stand hält.

        13) Na dann lies nochmal. Ist eigentlich relativ umgangssprachlich geschrieben vom Wilden Willi.

        14) Ich glaube auch hier hast du den Wilden Willi nicht verstanden. Er meinte vielmehr, dass Sina Dörr eine niedrige Arbeitslosenquote im Vogelsbergkreis als Argument heranzieht, dass keine weiteren Arbeitsplätze benötigt werden. Fakt ist aber, dass sehr sehr viele Menschen – auch niedrig qualifizierte – derzeit lange Fahrzeiten für ihren Job in Kauf nehmen müssen. Das kann ökologisch und sozial nicht richtig sein.

        15) Warum sollte ein LKW, der z.B. Ware von Hamburg nach München mit Übergabe in Alsfeld liefert, des nachts über irgendwelche Dörfer im Vogelsbergkreis fahren? Da ist sehr wohl ein eklatanter Widerspruch in den Aussagen der Richterin aus Köln.

        16) Auch wieder typisch. Wenn man nichts mehr zu sagen hat erzählt man von irgendwelchen persönlichen Erfahrungen, die man angeblich gemacht hat. Nur Nachprüfen kann man diese natürlich nicht und die 10 Bad Hersfelder, die sehr unglücklich sind, können natürlich auch nicht namentlich erwähnt werden.

        4
        60
    4. Oje Wilder Willi,
      so eine gewaltige Reaktion.
      Das erinnert stark an einen ertappter Ladendieb.
      Hat da etwa jemand Angst um seine Karriere?
      Dann suchen sie doch einfach den Dialog, sie werden mit Sicherheit nicht dümmer.

      67
      23
    5. Gut gekontert, Wilder Willi.

      Aber Argumente gegen diese Öko-Idiologen zu richten ist wie Perlen vor die Säue zu werfen. Obwohl im Vogelsberg 90% für das Industriegebiet sind sieht man anhand der Daumen schon wieder, dass die ACAB Fraktion rund um Klaus Meier wieder wild am manipulieren ist.

      25
      82
  13. Das Problem wird hier sehr ausführlich, sachlich und verständlich beleuchtet.
    Hut ab !!
    Diesen Bericht sollten sich unsere Mandatsträger vor einer endgültigen Entscheidung erstmal zu Gemüte führen…

    133
    77
  14. Sehr interessante, gute, sachliche, unaufgeregte, auf Fakten basierende Statements und Informationen welche Frau Dörr hier äußert !
    Genau an was es der hiesigen Lokalpolitik des öfteren schmerzlich mangelt.
    Dank an die Redaktion für dieses sachliche/
    informative Interview.

    125
    75
    1. Na endlich gibt der Klaus Meier mal preis, mit welchen Pseudonymen er hier in den letzten Tagen noch aktiv war, weil OL ihm seine Lobdudelei für dieses “tolle, faktenbasierte Interview” nicht schnell genug veröffentlicht.

      Wo lesen sie in dem Interview denn eigentlich etwas von FAKTEN? Die Interviewte hat eine klare Meinung zum Industriegebiet und kritisiert den politischen Entscheidungsprozess.

      Beides kann man teilen oder nicht. Aber FAKTEN zu irgendetwas enthält das Interview genau eben überhaupt nicht.

      19
      57
      1. Häääh ?????
        Wie bitte ?????
        Ich bin weiblich und mein zweiter Vorname ist Marlene !
        Unfassbarer Blödsinn was sie da behaupten.
        So nebenbei:
        Ich kenne keinen Klaus Meier.

        41
        2
  15. Sehr interessantes Interview. Gibt es irgendwo einen Link zur erwähnten Facebook Gruppe, damit man sie leicht finden kann?

    88
    67
    1. Guck einfach in den Briefkasten. Da lag der kopierte Müll in DIN A4 in Farbe schon drin. Sehr umweltfreundlich. Die Links musst du dann aber mit der Hand eingeben. So ca. Hundert Buchstaben. Alles „professionell gestaltet“.

      9
      59
  16. Das Industriegebiet darf nicht gebaut werden. Es würde nich mehr Verkehr nach Alsfeld bringen.

    93
    71
  17. Der Arbeit wegen in Köln und Berlin verweilen, ihrer Heimat allerdings Arbeitsplätze verweigern. Scheinheiliger geht’s kaum. Schämen Sie sich, Frau Dörr.

    P.S. Admin einer Facebook-Gruppe: Wow 😉

    26
    74
  18. Wow,
    diese Frau sollte eine größere Rolle in der Alsfelder Politik spielen.
    Tolles Interview, mit sehr guten Argumenten

    124
    78
    1. Ja, tolles Interview! Aber nach der häufig geäußerten Meinung der sich häufig äußernden Blödi-Nasen unter den Kommentar-Trolls viel zu lang, zu lang, zu lang! Das ideale Interview: Kurze Frage, kurze Antwort. DHL-Express? Kurzer (Denk-)Prozess! Führt zu Umwelt-Stress! Oh, pardon! Jetzt war die Antwort zwar kurz, aber gereimt! Was gibt es für Kommentar-Trolle Schlimmeres als Gedanken, die sich auch noch reimen.

      5
      8
  19. Das Industriegebiet am alsfelder Hausberg wird sicher nicht gebaut. Warum sollten die Alsfelder noch mehr Lärm und Verkehr ertragen?
    Ich finde die Idee prima, gemeinsam etwas für Alsfeld zu tun.

    109
    83

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren