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Zwei Jahre nach dem Einzug der ersten Bewohner im Haus SchlossblickEin Rückblick auf eine turbulente Zeit

ROMROD (akr). Auf diesen Moment hatten alle Beteiligten lange gewartet, als vor knapp zwei Jahren das Haus Schlossblick endlich mit Leben gefüllt wurde. Doch nur kurz nachdem die ersten Bewohner ihr neues Zuhause im Herzen von Romrod bezogen hatten, kam Corona – und mit der Pandemie auch eine turbulente Zeit, auf die unter anderem Einrichtungsleiterin Ilka Neu im Gespräch mit Oberhessen-live zurückblickt.

Am 3. November 2019 wurde das Seniorenwohnheim Haus Schlossblick feierlich eröffnet –  knapp acht Jahre nachdem die Idee vom Leben und Wohnen im Alter, kurz LuWiA, geboren wurde. Die Bewohner allerdings ließen noch etwas auf sich warten, die Betriebserlaubnis lag nämlich zunächst nicht vor. Doch rund drei Monate später war es dann aber endlich so weit: Die ersten Bewohner bezogen ihre neue Heimat, das Haus Schlossblick wurde mit Leben gefüllt – und das nur wenige Wochen bevor Deutschland in den ersten Lockdown ging.

„Es war wirklich eine turbulente Zeit“, beginnt Einrichtungsleiterin Ilka Neu mit Blick auf die vergangenen zwei Jahre zu erzählen. „Eine neue Einrichtung zu begleiten ist generell aufregend, doch unter diesen Bedingungen war es eine große Herausforderung.“ Angefangen mit den Bewohnern, die enttäuscht waren, weil sie auf Besuch verzichten mussten, über die Tagespflege, die noch immer nicht eröffnen durfte bis hin zur Begegnungsstätte, die ebenfalls ihren Betrieb noch nicht aufnehmen konnte. Und natürlich nicht zu vergessen: Der so oder so schon stressige Alltag in der Pflege.

Ilka Neu erinnert sich noch an das Wochenende vor dem ersten Lockdown. „Ich habe alle Angehörigen angerufen und ihnen mitgeteilt, dass sie wegen des Besucherstopps nicht vorbeikommen dürfen.“ Die Bewohner seien auf der einen Seite natürlich enttäuscht, auf der anderen Seite aber auch verständnisvoll gewesen. „Sie wollten ja auch nicht krank werden.“ Doch die Situation konnte auch Angst machen. „Was ist, wenn es mir jetzt schlecht geht, sterbe ich dann allein?“, hätten sich die Menschen gefragt, sagt Neu.

Einrichtungsleitung Ilka Neu an ihrem Schreibtisch.

Für Neu war die ganze Situation aber auch beängstigend. „In dieser Zeit wurde man umso mehr seiner Verantwortung bewusst.“ Doch nicht nur für die Einrichtungsleitung oder die Bewohner war es eine turbulente Zeit, sondern auch für das Personal. „Die Stimmung ging hoch und runter, wie bei so vielen anderen Menschen auch.“ In den Sommermonaten, als die Zahlen wieder nach unten gingen, ein Stück weit mehr Normalität möglich war, sei auch die Stimmung besser gewesen. „Die ganze Situation wirkt sich einfach auch auf das Gemüt aus“, sagt sie verständnisvoll.

Ein Besuchsverbot gibt es in der derzeit herrschenden Omikron-Welle nicht mehr, Einschränkungen, was die Besuche angeht, aber dennoch. Aufgrund der Zimmergröße dürfen sich derzeit pro Bewohner nur zwei Besucher im Bewohner-Zimmer aufhalten, einen Termin muss man sich nicht mehr ausmachen. Die wichtigste Regel ist aber: Nur mit einem negativen Test darf das Haus Schlossblick betreten werden – unabhängig vom Impfstatus. Das gilt sowohl für Besucher, als auch für Mitarbeiter. „Einmal die Woche werden auch alle Bewohner getestet. Es sei denn, jemand war im Krankenhaus, dann werden die Tests erhöht.“

Kein Corona-Ausbruch im Haus Schlossblick

Während viele Senioreneinrichtungen mit Corona-Ausbrüchen zu kämpfen hatten, blieb das Haus Schlossblick verschont. „Wir hatten nicht einen positiven Bewohner“, sagt Neu erleichtert. In der Anfangsphase, also noch vor den Impfungen, habe es drei positive Fälle unter den Mitarbeitern gegeben. Seitdem zum Glück nicht mehr.

50 Menschen leben derzeit im Seniorenwohnheim, in dem es insgesamt fünf Hausgemeinschaften gibt: Drei große, in denen bis zu zwölf und zwei kleine, in denen bis zu neun Menschen wohnen können. Fast alle Bewohner seien geimpft und zum Teil auch schon geboostert. Nur Zwei, so Neu, sind ungeimpft. Ein weiterer habe nach der Erstimpfung so starke Nebenwirkungen gehabt, dass es bei diesem einen Piks blieb. „Wir haben aktuell auch nur eine Mitarbeiterin, die nicht geimpft ist“, erzählt die Leiterin.

50 Menschen leben derzeit in den Wohngemeinschaften im Haus Schlossblick.

Lässt sie sich aber bis spätestens dem 15. März nicht impfen, darf sie nicht mehr im Haus Schlossblick arbeiten. Ab diesem Zeitpunkt gilt nämlich für Gesundheits- und Pflegepersonal eine Impfpflicht, das hat der Bundestag beschlossen. „Unser Pflegepersonal findet das auch gut“, erzählt Neu. Die Mitarbeiterin, die bislang noch keine Impfung erhalten hat, habe bald ein Gespräch mit ihrem Hausarzt. Die Schlossblick-Leiterin hofft, dass sie sich durch das Gespräch für eine Impfung entscheidet.

„Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz, das weiß jeder“, betont Neu. Deshalb habe es auch jeder ein Stück weit mit der eigenen Angst zu tun. „Spaß und Lockerheit, die man eigentlich haben soll, blieb mit Sicherheit auf der Strecke“, erzählt sie. „Langsam wird man müde, immer wieder dieses Kämpfen.“ Für 2022 würde sie sich wünschen, dass die Corona-Pandemie endlich vorbei ist, der Stress nachlässt und man wieder sorgenfrei an die Arbeit kommen kann – und natürlich, dass die Einrichtung mit ihren 54 Betten bald voll ist, die Begegnungsstätte und die Tagespflege den Betrieb aufnehmen kann.

Corona-Testzentrum in Romrod mit neuer Adresse

Bürgermeisterin Richtberg blickt zurück

Das hofft auch Romrods Bürgermeisterin Birgit Richtberg. Für die Stadt sei es natürlich traurig, dass die Begegnungsstätte noch nicht mit Leben gefüllt werden konnte und beispielsweise die gemeinsamen Mittagessen noch nicht stattfinden. Das Haus Schlossblick sollte schließlich nicht nur örtlich in der Mitte der Stadt sein, sondern auch einen „Mittelpunkt der Begegnungen“ schaffen, das soziale Umfeld in die Mitte rücken, Kontakte und Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Generatio­nen fördern.

„Es sollte ein stückweit ein Modellprojekt werden“, erzählt die Bürgermeisterin. Die Stadt hat gemeinsam mit dem Mehrgenerationenhaus aber dennoch verschiedene Aktionen auf den Weg gebracht, natürlich ohne Kontakt, beispielsweise Überraschungspost für alleinstehende Senioren.

Wie in Romrod Alt und Jung zusammenfinden sollen

Richtberg ist aber froh, wie sich das Haus Schlossblick seit dem Einzug der Bewohner entwickelt hat – gerade in dieser schwierigen Zeit, wofür sie auch ihr Lob ausspricht. „Das war teilweise eine harte Gratwanderung für die Menschen.“

Corona ist das eine, das Virus hat alle Senioreneinrichtungen vor enorme Herausforderungen gestellt. Aber das Haus Schlossblick ist schon mit Turbulenzen überhaupt in den Betrieb gegangen. Die Rede ist vom Hin und Her der Betreibersuche. Vor drei Jahren, im Januar 2019, stieg nämlich kurzfristig der Partner SozioVita, eine eigens für das Projekt gegründete Tochtergesellschaft von Kompass Leben, aus dem Projekt aus. Ein Paukenschlag, mit dem in Romrod wohl niemand gerechnet hatte.

„Es war schon etwas dramatisch“, bezeichnet Richtberg die Lage von damals. Immerhin hatte die Stadt fast ein Jahr mit SozioVita geplant, vieles nach deren Vorstellungen gebaut, ehe dann das plötzliche Aus kam. Die Schlossstadt musste sich also wieder auf die Suche nach einen Betreiber machen und wurde schließlich mit dem Elisabethverein fündig, mit dem die Stadt bereits in der ersten Runde der Betreibersuche gesprochen hatte.

„Sie konnten sich damals aber nicht beteiligen, weil sie gerade selbst ein Haus neu gebaut hatten“, erzählt Richtberg. Im Juli 2019 wurde schließlich der Mietvertrag zwischen der Altenhilfe St. Elisabeth aus Marburg und dem Magistrat der Stadt Romrod unterzeichnet. Im November folgte die Eröffnung samt offizieller Schlüsselübergabe, zunächst ohne Bewohner. Die zogen schließlich erst knapp drei Monate später ein.

Mittlerweile profitiert die Stadt laut Richtberg auch vom Haus Schlossblick. Nicht nur finanziell durch die Mieteinnahmen, sondern auch davon, dass die Menschen nun die Möglichkeit haben, auch im Alter im Ort zu bleiben. „Das ist schon etwas Besonderes“, freut sich die Rathauschefin. Was lange währt, wird eben endlich gut – das Sprichwort passt laut Richtberg jedenfalls.

Ein Gedanke zu “Ein Rückblick auf eine turbulente Zeit

  1. Liest sich alles ganz toll. Aber trotz allem liegt einiges im Argen. Die Lage der Einrichtung ist nicht gerade vorteilhaft. Der Hof vor dem Gebäude müsste und das hoffe und wünsche ich, viel einladender gestaltet werden. Da stehen im Sommer zwei große Tische mit jeweils ein paar Stühlen, und ein Plastik Zelt um Wind und wettergeschützt zu sitzen. Der Rund Holzpavillion ist wunderschön, das ist auch schon alles. Ansonsten sitzt man zugig und laut, fast auf der Straße.
    Ich hoffe für alle Heimbewohner und ihre Besucher, dass am Äusseren noch Gemütlichkeit entsteht. Denn nicht jeder Senior ist in der Lage in den gegenüberliegenden Schlosspark zu gehen.
    Vielleicht findet sich ja jemand, der Ideen hat es den Heimbewohner auch außerhalb des Gebäudes gemütlich und einladend zu machen.
    So wie es sich im Moment darstellt, ist es einfach nur ungemütlich, kalt und unfreundlich.
    Auch wenn sich Frau Neu damit rühmt , wie toll sie alles im Griff hat.
    Die einzig bewundernswerten in diesem Haus , sind die Pflegekräfte.

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