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Gießener Abgeordneter und KanzleramtschefHelge Braun soll als CDU-Chef kandidieren

REGION (ol). Der Gießener Bundestagsabgeordnete und scheidende Kanzleramtschef Helge Braun könnte der neue CDU-Chef werden. Zumindest will ihn sein Gießener Heimatverband für den Posten nominieren.

In Medienberichten wird ein Sprecher der hessischen CDU zitiert. Demnach wird Braun auf einer virtuellen Landesvorstandssitzung am Freitag die Gründe für seine Bewerbung erläutern. Anschließend soll Braun auch nominiert werden. Einen Tag später hat der Minister einen Termin im Alsfelder Rathaus, dort soll er eine Auszeichnung verleihen.

Die Kandidatur Brauns hatte sich langsam abgezeichnet. So hatte sich Hessens CDU-Chef und Ministerpräsident Volker Bouffier für den Minister und Gießener Arzt ausgesprochen.
Ebenfalls am Mittwoch bekannt geworden war, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der ebenfalls für eine mögliche Nachfolge von CDU-Chef Armin Laschet gehandelt wurde, nicht antreten wird. Er wolle sich, so lange er noch Minister sei, voll auf den Kampf gegen Corona konzentrieren, soll Spahn vor Mitgliedern der Unionsfraktion gesagt haben.

Erwartet werden noch mögliche Kandidaturen von Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und dem Außenpolitiker Norbert Röttgen. Auch der Name des aktuellen Unionsfraktionschefs Ralph Brinkhaus wird gehandelt. Bislang hatte sich das Feld möglicher Nachfolger auf den abtretenden CDU-Vorsitzenden Laschet auf Männer aus Nordrhein-Westfalen beschränkt. Das soll in einigen Teilen der Republik für Unmut bei CDU-Mitgliedern gesorgt haben. Braun würde dieses Muster nun aufbrechen.

Die CDU will nach der verlorenen Bundestagswahl ihren Vorsitzenden – eine Frau an der Spitze ist bislang nicht in Sicht – mit einer Mitgliederbefragung am 4. Dezember und einem Parteitag am 21. Januar wählen.

Bundestagswahl im Vogelsberg: Das sind die drei gewählten Direktkandidaten

Braun gilt schon allein wegen seiner Funktion als Kanzleramtschef als enger Vertrauter Angela Merkels. Das könnte ihm, so sagen Beobachter, Stimmen von CDU-Mitgliedern einbringen, die den harten, konservativeren Kurs eines Friedrich Merz ablehnen. Aus dessen Lager drangen bereits eher abschätzige Kommentare zu Brauns Kandidatur ans Tageslicht. In Anspielung auf Brauns eigentlichen Beruf ließ sich in der Bild-Zeitung ein Unterstützer Merz‘ anonym mit den Worten zitieren: „Das Letzte, was die CDU jetzt braucht, ist ein Narkosearzt.“

Bei der Bundestagswahl hatte Braun sein Direktmandat überraschend an den 30-jährigen SPD-Newcomer Felix Döring verloren. Auch das könnte eine Belastung für seine Chancen auf den Parteivorsitz sein.

„Jeder weiß, dass Helge Braun über sehr viele Sympathien im Vogelsbergkreis verfügt. Auch ich halte Helge Braun für einen ausgesprochenen sachlichen, fairen und um Ausgleich bemühten Menschen. Zu begrüßen ist auch, dass wir nicht mehr nur über Kandidaten aus NRW sprechen. Überhaupt ist dies die erste offizielle Kandidatur, alle anderen haben ihren Hut noch gar nicht in den Ring geworfen“, sagte der Vogelsberger CDU-Chef Jens Mischak zu der Nachricht. Er ergänzte: „Wir haben jedoch dieses Mal bewusst verabredet, dass die Mitglieder der Partei entscheiden sollen. Daran werde ich mich halten, egal ob der Kandidat aus der Heimat kommen wird oder nicht. Alles andere würde ja bedeuten, dass ich als Delegierter schon vor dieser Entscheidung festgelegt bin.“

9 Gedanken zu “Helge Braun soll als CDU-Chef kandidieren

  1. Tatsächlich steht nur und das mit Abstrichen, Norbert Röttgen für einen Neuanfang in der CDU. Er ist ein kluger Mann. Einen wirklichen Neuanfang bei dieser Partei der Selbstversorger sehe ich so wie so nicht. Dazu müsste man auch an der Basis Veränderungen vornehmen und Leute wie z. B. Künz, Heuser und andere austauschen

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  2. Ganz unabhängig von ihrer politisch linken Meinung verdeutlicht ihr Kommentar eindeutig, dass sie keinerlei Ahnung haben von der CDU, ihren Positionen und den Forderungen der Basis. Eben genau weil keine konservativen Positionen mehr vertreten wurden durch Merkel und auch ihren Nachfolgern AKK und Laschet hat die Partei historisch schlecht abgeschnitten. Die Basis hat jegliche Unterstützung im Wahlkampf für eine linksorientierte Position Dank Armin Laschet verweigert.

    Eine Rückkehr zur konservativen Position ist die einzigste Chance der CDU, wieder stärkste Kraft zu werden. Gerade die Situation in Polen zeigt, wie wichtig ein funktionierender Grenzschutz ist.

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  3. Hast du dich denn selbst bisher schon „durch fachkompetenz hervorgehoben“, Otto Dumm? Wenigstens für den Bereich „fehlerfreie Meinungsbeiträge“? Nein, wohl nicht. Aber schimpfen kannst du, das muss man dir lassen! Kaum einer, den du nicht anspuckst oder verdächtigst. „Wann kapieren die oben endlich, dass dieses verhalten das wahlvolk nur noch anekelt?“ Wann kapierst du die Rechtschreibregeln und dass es den Bösewichten in diesem Staat vollkommen wurscht ist, ob dir „übrigens auch“ schon übel ist? er partout den Hals nicht voll bekommt, organisiert seine Verbrecherbande einfach als Staat. Nicht wenige ordnen führende Staaten der Welt als „Schurkenstaaten“ ein bzw. sehen auch in Staaten wie dem unseren bereits starke Auflösungstendenzen aufgrund „einer vernichtenden, zerstörerische Wirtschafts- und Sozialpolitik, die von den Bürokraten und den Banken kommt“ (der Kapitalismus- und Globalisierungskritiker Prof. Avram Noam Chomsky, zwischen 1980 und 1992 laut Arts und Humanities Citation Index von 1992 die am häufigsten zitierte lebende Person der Welt).
    So, und morgen tue ich wieder im Ehrenamt unendlich viel Gutes und fühle mich dem Rest der Welt haushoch überlegen. Moralisch.

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  4. die drei spezies aus der merkel-mafia-gang stehen für einen genialen neuanfang; hauptsache wieder ein amt, egal was – durch fachkompetenz hat sich keiner bisher hervorgehoben, aber durch schwülstiges rumgeschwafel. wer sich mit etwas über 20 prozent wählerstimmen noch eine volkspartei nennt, hat die abstrafung immer noch nicht kapiert und muss noch tiefer in den keller. die durch corona noch verstärkte krise hat die korruptheit und unfähigkeit der politiker aller couleur weiter deutlich gemacht, keinerlei konzept, aber sich dabei die eigenen taschen füllen. die parlamentsdebatten diese woche zeugen nicht von lösungsansätzen, sondern von einem draufhauen auf den anderen. wann kapieren die oben endlich, dass dieses verhalten das wahlvolk nur noch anekelt – mich übrigens auch?

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    1. Na Herr Dr. Dumm, hat man sich mal wieder so richtig ausgekotzt? Geht’s jetzt wieder einen Tag lang besser? Keine Angst, das nächste Thema für einen Adrenalinausstoß kommt garantiert, sie werden schon keine Entzugserscheinungen bekommen, da bin ich mir sicher.

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  5. Ein unglaublich sympathischer, kluger und ausgleichender Mensch, der Prof. Helge Braun! Diejenigen, die ihm den Oppositionsführer nicht zutrauen, unterschätzen die Wirkung einer souveränen Persönlichkeit – nicht nur auf die Debattenkultur. Ist die aufgeregte und provozierende Art eines Friedrich Merz wirklich besser für ein kämpferisches Image der CDU? Wie wirken wohl polternde Attacken gegen weithin anerkannte Ziele wie Dekarbonisierung, Erhaltung der Wälder, soziale Absicherung der von den gesellschaftlichen Wandlungsprozessen besonders Betroffenen? Ich erinnere mich noch gut an das Gekläff eines Dr. Rainer Barzel oder der ständigen Entgleisungen eines Franz-Josef Strauß oder Heiner Geißler (vor seiner Läuterung durch die Altersweisheit, die seinen Intellekt erst richtig zum Strahlen brachte). Wenn wir nicht das Schicksal der Weimarer Republik erleiden wollen, brauchen wir Politiker, die können, was Politik vor allem leisten muss: Interessenausgleich. Mein Favorit wäre allerdings Norbert Röttgen. Ähnlich ausgleichend, stilvoll und intellektuell wie Braun, aber eine Spur jugendlicher.

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    1. Die Frage ist doch, ob die Mehrheit der CDU-Mitglieder bzw. der CDU-Wähler sich nicht eine gründliche Abkehr von der Merkel-Ära und einen grundlegenden Neubeginn trotz Verbleibs der CDU in der Mitte wünscht. Dann wären weder Helge Braun als gefühlter Wiedergänger der Kanzlerin noch der erzkonservative Friedrich Merz, dessen Kandidatur erwartet wird, die richtigen Kandidaten. Norbert Röttgen scheint hier seine Chance zu wittern und wäre sicherlich ein respektabler Parteichef.
      Doch damit ist die Riege möglicher Kandidaten fast schon erschöpft. Es fehlt an Jüngeren, die die Jugend ansprechen und überzeugen könnten. Denn gerade die läuft der Union davon und wählt zu einem erstaunlich hohen Prozentsatz nicht nur Grüne, sondern auch FDP.
      „Personell ausgezehrt, inhaltlich entkernt, kein überzeugendes Führungspersonal: Die CDU hat niemanden, der junge Wählerinnen und Wähler von zukunftsträchtigen Konzepten überzeugen kann.“ So urteilte kürzlich ARD-Hauptstadt-Korrespondentin Sabine Henkel (der ganze Kommentar ist über den Link in der Überschrift abrufbar!). Das Unglück ist, dass dies selbst auf die Repräsentanten der eigenen Jugendorganisation, der Jungen Union, zutrifft, die sich mit Merz oder Söder immer wieder gern für (Wort-)Führer vom alten Schlage erwärmt. Mit wenigen Ausnahmen wirken auch die Jungen in der Partei altväterlich. Beste Beispiele: Philipp Amthor und Tilman Kuban. Grüne, FDP und erst recht die Umweltbewegung FFF besitzen unfassbar intelligente, eloquente und im Umgang mit den Medien brillante Frontfrauen und -männer! Erst am Donnerstagabend konnte man sich bei Markus Lanz davon überzeugen, dass die JU-Vertreter in dieser Liga der progressiven Intellektuellen nicht mithalten könnten (https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-11-november-2021-100.html).

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      1. Der hier noch als strammer Konservativer beschriebene Friedrich Merz hat nach zwei erfolglosen Versuchen, Parteivorsitzender der CDU zu werden, bei seiner jüngst verkündeten dritten Kandidatur eine radikale Kurskorrektur vorgenommen und das Thema „Soziales“ für sich entdeckt. Dies zeigt eindrucksvoll das Interview mit Caren Miosca in den Tagesthemen vom 16.11.2021 ( siehe https://youtu.be/jy0vneynvsA?t=659). Der „neue und zukunftsfähige Anstrich“, den Merz der CDU zu verpassen versucht, macht die Defizite der Partei im sozialen Bereich deutlich, die mutmaßlich zuletzt zum Verlust der Bundestagswahl geführt haben. Pandemie, Flutkatastrophe und das Flüchtlingselend aktuell an der polnischen Grenze haben die Sensibilität des Wahlvolks für Fragen der sozialen Sicherung und Daseinsvorsorge noch einmal erhöht. Da wächst auch bei Neoliberalen und im rechten Spektrum verorteten CDUlern die Erkenntnis, dass mit konservativen Wirtschaftsthemen in der Mitte nichts mehr zu holen ist.

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