Gespräch mit Anne Christ, Schulleiterin an der Geschwister-Scholl-Schule in AlsfeldChrist: „Ein weiterer Lockdown mit Schulschließung wäre fatal“
ALSFELD. Der strenge Lockdown ist vorbei, die Schulen haben wieder geöffnet und statt vor dem PC zuhause, wurde in den vergangenen Wochen wieder in der Schule gepaukt. Wie blicken Lehrer auf die Homeschooling-Zeit zurück? GSS-Schulleiterin Anne Christ erzählt.
„Ich hatte in dieser Zeit sehr viel mehr als vor Corona zutun“, berichtet Anne Christ, die Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) in Alsfeld. Immer wieder musste Christ Elternbriefen schreiben, E-Mails lesen und beantworten und sich mit dem Kollegium austauschen, viel Zeit habe sie vor dem Laptop verbracht – manchmal jede freie Minute. „Ich war ständig in Rufbereitschaft“, sagt Christ. „Die Lehrer hatten sehr viele Fragen und es kam häufiger zu Beschwerden.“
Gleichzeitig musste Christ viele Schüler- und Elterngespräche führen, da viele Schüler während des Homeschoolings schlechter arbeiteten und sich das auf die Noten auswirkte. Die neuen Herausforderungen für die Schulleiterin blieben aber auch dann bestehen, als die Schulen wieder öffneten und der Wechselunterricht startete. Durch das andauernde Hin und Her zwischen Wechsel- und Normalbetrieb hätten oftmals Stühle und Tische entweder vor die Tür oder in die Klassenräume getragen werden müssen – das habe die neue Situation für die Schulleiterin erschwert.
Außerdem komme noch hinzu, dass die Schulleiterin Notversorgungen für unterschiedliche Bereiche hätte einrichten müssen. Gerade deshalb ist Christ froh, sagte sie vor den Ferien, seit Kurzem wieder alle Schüler im Normalbetrieb sehen zu können. „Ein weiterer Lockdown mit Schulschließung wäre fatal.“ Die schulischen Lücke seien bei vielen Schülern schon so groß, dass es zu langfristigen Schwierigkeiten kommen könnte.
Wie geht es nach den Sommerferien weiter?
Auch nach den Sommerferien bleibt die Testpflicht an den Schulen bestehen, das hatte Hessens Kultusminister Alexander Lorz mit Ausblick auf Regeln an den Schulen nach den Sommerferien bekannt gegeben – allerdings sollen den Schülern dabei drei kostenlose Tests pro Woche zur Verfügung stehen. Zwar will Hessen nach den Sommerferien mit Präsenzunterricht in das neue Schuljahr starten, allerdings soll hier ein aktualisiertes Hygienekonzept greifen: Mehr Tests, Maskenpflicht im Unterricht für die ersten beiden Schulwochen und Luftfiltersysteme sollen das Infektionsrisiko nach den Ferien minimieren.
An der GSS ist die Testpflicht, um am Präsenzunterricht teilzunehmen, schon vor den Osterferien als Pilotprojekt gestartet – und konnte sich über eine gute Resonanz erfreuen, wie die Schulleiterin im April gegenüber OL erzählte. Mittlerweile ist die Teilnahme an den Tests nochmal gestiegen: Lediglich acht Schüler nehmen nicht an den Schnelltests teil, wie Christ erzählt. Für sie bleibt es beim Homeschooling.
Bereits geimpfte Schüler sind ab dem 15. Tag nach der Impfung nicht mehr dazu verpflichtet, zweimal wöchentlich einen Selbsttest in der Schule zu machen. „Das Tragen eines Mund-und Nasenschutzes ist allerdings immer noch Pflicht“, berichtet Christ. Die meisten Lehrer würden das befürworten.
Über die Testpflicht an Schulen, Kritik und erste Erfahrungen
Ein Corona-Problem gibt es an der Schule dann aber doch noch: Im Lockdown hat der Kiosk der GSS geschlossen, der externe Essensanbieter habe gekündigt, da es sich für ihn nicht mehr gelohnt habe, wie die Schulleiterin sagt. Im Moment ist Christ auf der Suche nach einem neuen Anbieter für ihre Schule. Das scheint jedoch erstmal nebensächlich zu sein, denn das Wichtigste ist für Anne Christ, ihre Schülerinnen und Schüler nach so einer langen Zeit endlich wieder vollständig sehen zu dürfen.
Von Natalie Behlen, OL-Praktikantin
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