KOMMENTAR zu geplanten Neuansiedlungen + UMFRAGE im TextDHL, Amazon oder keiner: Alsfeld muss sich entscheiden
MeinungALSFELD. Mit DHL und Amazon interessieren sich zwei große, bekannte Unternehmen dafür, einen Standort in Alsfeld zu errichten. Die Stadt muss nun diskutieren, welches von beiden – wenn überhaupt – den Zuschlag bekommt. Dabei sollte die Politik die Bürger unbedingt mitnehmen, kommentiert Juri Auel.
Für die einen dürfte die Nachricht, die da im Wirtschaftsausschuss verkündet wurde, wie ein Sechser im Lotto gewesen sein. Für die anderen dürfte es eher einer Horrorbotschaft gleichgekommen sein. Mit DHL und Amazon konkurrieren gleich zwei Global Player darum, nach Alsfeld zu kommen. Aus Sicht der Opposition und Umweltschützern sind es ausgerechnet zwei Firmen, die wie keine anderen in Deutschland für die Logistikbranche stehen – und damit für oftmals schlechte Arbeitsbedingungen sowie Umweltbelastung durch viel Schwerlastverkehr.
Alsfeld wird daher in nächster Zeit gar nicht mal unbedingt diskutieren müssen, welche Firma den Zuschlag erhält – der Platz im Industriegebiet „Am weißen Weg“ ist nämlich begrenzt, DHL und Amazon konkurrieren um denselben Standort. Die Stadt wird vielmehr darüber diskutieren, ob und wenn ja unter welchen Rahmenbedingungen die Ansiedlungen grundsätzlich in der Bevölkerung willkommen sind. Die Zeiten, in denen große Firmen zweifelsfrei mit Jubel begrüßt werden, wenn sie sich einen neuen Standort aussuchen, sind längst vorbei – sollte es sie in der Form überhaupt jemals gegeben haben.
Keine Frage: Sollte es der Stadt tatsächlich gelingen, einen der beiden Bewerber für das Industriegebiet an Bord zu holen, wäre das aus Sicht von Bürgermeister Stephan Paule und der CDU/UWA-Koalition ein ziemlicher Erfolg. Auch ganz objektiv betrachtet ließe sich die Ansiedlung einer dieser beiden Firmen als Zeichen des Aufbruchs betrachten. Allein durch die Schließung von Welle-Möbel und bald dann auch Kamax sind der Stadt Hunderte Arbeitsplätze verloren gegangen. Jetzt hat Alsfeld zumindest die Chance, dies mehr als zu kompensieren. Denn die besten Kitas und Naherholungsgebiete nutzen nicht als Argument dazu, nach Alsfeld zu ziehen oder dort zu bleiben, wenn es keine Arbeit gibt.
Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass die kritischen Seiten des möglichen Zuzugs einer der Firmen in die Stadt nicht ausgeblendet werden dürfen. Amazon ist ein Unternehmen, welches nicht nur auf kommunaler, sondern nationaler, ja gar internationaler Ebene dafür in der Kritik steht, kaum Steuern zu zahlen. Die Geschichte Amazons in dieser Sache sorgt dafür, dass die Beteuerung des Unternehmens, von Tag eins an über eine lokale GmbH Gewerbesteuern in Alsfeld zahlen zu wollen, mit Vorsicht zu genießen ist.
Thomas Fehling, Bürgermeister der Stadt Bad Hersfeld, in der Amazon schon seit Langem einen Sitz hat, sagte vor sechs Jahren in einem Interview: „Das ist ein ganz wichtiger Arbeitgeber, Amazon bringt sich auch in die Stadtgesellschaft ein, ist Sponsor von Kulturveranstaltungen. Das Management sucht die Nähe zur Stadt. Insgesamt ist es aber ein US-Konzern. Wir werden also nicht von Gewerbesteuern überschüttet. Da sind die weltweiten Konzerne in der Lage, internationale Gestaltungsoptionen zu nutzen.“
Dann ist da der Schwerlastverkehr und seine Belastung für Mensch und Natur, der eines der brennendsten Themen in Alsfeld ist. Wie würde sich ein großer Logistikstandort, selbst wenn die Verkehrsplanung dafür ziemlich gut wäre, also auf die Straßen in und um die Stadt auswirken?
Das Wohnproblem darf nicht vergessen werden
Und nicht vergessen werden dürfen die Auswirkungen auf den heimischen Wohnungsmarkt, wenn solche Unternehmen neu in eine Stadt kommen. Schon jetzt ist es als junge Familie nicht immer leicht, in Alsfeld und naher Umgebung ein bezahlbares Zuhause zu finden. Sollte wie bei der Vorstellung in den Raum gestellt mit einer Ansiedlung auch der Bau neuer Wohnungen einhergehen, könnte das ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Das alles zeigt unterm Strich: Die Stadt Alsfeld ist mit Sicherheit in einer Position, um die sie die Wirtschaftsförderer und Bürgermeister anderer Kommunen gerade beneiden. Die Stadt kann de facto auswählen, wer mit seinem großen Namen und einigen Hundert Arbeitsplätzen im Gepäck zu ihr kommt.
Aber damit die mögliche Ansiedlung von DHL oder Amazon in Alsfeld auch ein nachhaltiger Erfolg wird, muss die Politik die Bevölkerung mitnehmen. Sie muss sie offen und ehrlich über die Vor- und Nachteile der Ansiedlung informieren. Welche Vergünstigungen und Vorleistungen bietet die Stadt, was bekommt sie im Gegenzug von den Firmen dafür zurück? Gleichzeitig sind die Bürger aufgerufen, diese Angebote auch anzunehmen, also zum Beispiel in öffentliche Sitzungen zu gehen oder vielleicht an wieder möglichen Infoveranstaltungen zu dem Thema teilzunehmen.
Der Einkauf bei Amazon geht fix, der DHL-Bote bringt das Schnäppchen bis an die Haustür. Da sollte auch Zeit dafür sein, sich als Bürger darüber klarzuwerden, ob eine Ansiedlung einer der Firmen in der Stadt tatsächlich eine Horrorbotschaft wäre – oder doch eher der Sechser im Lotto.
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Natürlich beide, bevor keiner kommt.
Eine Deutsche Firma steht immer besser da als eine amerikanische Firma, weil dann alle Steuern in Deutschland gezahlt werden. Amazon hat sich in der Vergangenheit damit gebrüstet, Steuern in Amerika zu zahlen, aber auch dort zu einem lächerlichem Anteil. Es zeigt, das man den Versprechungen der Amerikaner nicht glauben sollte. Es gibt eine Weisheit: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er denn die Wahrheit spricht!“
Deshalb sollte man immer nur auf die Fakten schauen, und in dieser Sache steht DHL besser da.
Es gibt ein extrem/massives Wohnproblem, die CDU hat nichts für das Volk getan Sozialwohungen=0;00 nur die Bonzen und Lobbyisten leben in Saus und Braus.
Kommt drauf an wieviel Arbeitsplätze entstehen. Wenn es nur kleine Buden werden dann DHL ist besser. Wenn Amazon 500+ mehr Leute einstellt dann AMAZON natürlich.
Alsfeld ist in der glücklichen Lage, weitaus bessere Möglichkeiten zu haben als der Rest vom Vogelsberg. Allein aufgrund der Nähe zur Autobahn. Amazon oder DHL – Volltreffer für Alle, die keinen Job beim Finanzamt oder bei der Kreisverwaltung haben! Der Druck auf hiesige Unternehmen in Sachen Löhne wird wachsen. Letztlich profitieren Alle davon. Nur die Ewiggestrigen natürlich nicht, die ein paar Hektar nutzlosen Acker für unerlässlich für die Rettung des Weltklimas halten.