Radverkehr in Alsfeld im FokusDer Traum von einer fahrradfreundlichen Stadt
ALSFELD (ls). Deutschland soll Fahrradland werden und ein lückenloses Fahrradnetz bekommen. In Alsfeld setzen sich genau dafür Umwelt- und Verkehrsverbände und auch einige Bürger schon lange ein, so wie Anne Schweisgut und Mirjam Kneußel. Wenn sie könnten, wie sie wollten, was würden sie für den Radverkehr in Alsfeld verändern? Ein Gespräch über Fahrradstraßen, Planungsmängel und warum jetzt endlich die Zeit für politisches Handeln ist.
Mit dem Fahrrad mitten auf der Straße fahren und das durch die ganze Stadt, von der Pfefferhöhe runter zur Hartmann-Tankstelle. Viele andere Fahrräder sind auch auf der Straße, man grüßt sich, unterhält sich, während der Fahrtwind ins Gesicht weht. Ein Gefühl von Freiheit. Kein Auto, was ohne Rücksicht an einem vorbei rast, keine brenzligen Situationen durch erhöhte Geschwindigkeiten, die Radfahrer ins Straucheln bringen. Das Fahrrad ist der Platzhirsch, das Auto sieht man kaum noch. „Die ganze Stadt ist fahrradfreundlich“, schwärmt Anne Schweisgut, wohlwissend, dass solche Bilder wie man sie aus den Niederlanden durchaus kennt, hier in Alsfeld eher eine utopische Wunschvorstellung sind.
Die Realität sieht hier anders aus: Lärm, schlechte Luft, erhöhte Geschwindigkeiten und viel Verkehr. Wer durch Alsfeld mit dem Fahrrad fährt, der spürt den Verkehr hautnah am eigenen Leib – vor allem, wenn er auf den Hauptstraßen in Richtung Innenstadt will. Es ist eng, laut und gefährlich. Anne Schweisgut und Mirjam Kneußel kennen solche Situationen nur zu gut.
Nicht selten kommt es vor, dass Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit dicht an ihnen vorbeiziehen, dass Autos den Fahrtweg schneiden. Anne Schweisgut erinnert sich gut an eine Situation, in der sie von der Straße auf den Gehweg wechselte und dort tief Luft holen musste. „Manchmal ist es wirklich haarscharf hier im Stadtverkehr. Das macht das Radfahren nicht sonderlich attraktiv“, sagt sie.
Scheuers Ankündigung, ein „ambitioniertes Ziel“
Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Deutschland soll zum Fahrradland werden und bis 2030 ein lückenloses Radwegenetz entstehen. Jedenfalls hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer das so verkündet. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, kündigte Scheuer an, dass der Bund bis zum Jahr 2023 fast 1,5 Milliarden Euro in den Radverkehr investieren werde.
„Das ist ein ambitioniertes Ziel und eine große Ankündigung“, kommentiert Schweisgut die Pläne des Ministers. So richtig dran glauben kann sie nicht, zu oft habe es in Sachen Radverkehr schon große Ankündigungen gegeben, die nicht eingehalten wurden. Seit vielen Jahren setzen sich Kneußel und Schweisgut für bessere Bedingungen für den Radverkehr in der Stadt ein, als Privatpersonen und als Mitglieder beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC). Mal mit Erfolg, mal ohne. Doch fest steht: Durch das Engagement konnten bereits ein paar Einbahnstraßen für den Radverkehr geöffnet werden, immer wieder machen sie auf Missstände und gefährliche Stellen im Stadtgebiet aufmerksam.
Erst kürzlich machte Schweisgut wieder auf die Situation der Radfahrer in Alsfeld aufmerksam, mit einer provokanten Forderung: Tempo 30 für Alsfelds Hauptverkehrsader – sprich: auf der Schellengasse, der Grünberger Straße und der Alice Straße. „Wichtig war mir hier einfach, dass es sich nicht nur um eine Hauptverkehrsader in der Stadt handelt, sondern auch um einen Schulweg, an dem täglich viele Schüler entlang laufen“, sagt Schweisgut. Fußgänger, Radfahrer, Bus-, Lkw- und Autoverkehr würden dort aufeinandertreffen, gleichzeitig werde der Randstreifen der Straße zum Parken genutzt. „Das kann bei Unachtsamkeit zu knappen Situationen führen“, bestätigt auch Kneußel.
Nicht nur das Tempolimit war Teil ihrer Forderung, sondern auch die Aufwertung der Jahnstraße zu einer Fahrradstraße. „Das ist eine Straße, die von Autos nur eingeschränkt genutzt werden kann und entsprechend ausgeschildert ist“, erklärt Kneußel. Auf solchen Straßen haben Fahrräder Vorrang, Autos müssen sich unterordnen, dürfen höchstens 30 km/h fahren und wenn nötig sogar nur Schrittgeschwindigkeit. „Autos müssen sich dann den Rädern anpassen.“
Alsfelderin wünscht sich Tempo 30 für Alsfelds Hauptverkehrsader
Auch hier sei die Nähe zu den Schulen ein wichtiges Argument. Der Hol-und-Bring-Verkehr sei in der Straße sehr massiv, gleichzeitig werde die Straße von vielen Radfahrern genutzt. Die Aufwertung zu einer Fahrradstraße könne einerseits den Verkehr dort beruhigen, andererseits für mehr Verkehrssicherheit der Schüler sorgen. Das Argument, dass Schüler heutzutage zum Großteil nicht mehr mit dem Rad zur Schule kommen, kennen die beiden Frauen zu gut. „Das wird oft gesagt. Was war zuerst da: Die Henne oder das Ei? Muss erst die Nachfrage da sein, ehe ein Angebot entsteht oder steigert das Angebot vielleicht die Nachfrage?“, wirft Schweisgut nachdenklich ein. Ihre Antwort dazu steht fest.
Kneußel hat aber auch Verständnis für die Eltern, die ihr Kind lieber mit dem Auto zur Schule bringen: „Die Menschen haben Angst bei dem Verkehr in der Stadt Fahrrad zu fahren.“ Verstärkt werde das dann noch durch Unsicherheiten beim Fahren, weil man es kaum noch gewöhnt sei. Sie selbst fühle sich sicher auf dem Rad, fahre aber auch jeden Tag, bei Wind und Wetter.
Jahnstraße soll zur Fahrradstraße werden
In der Jahnstraße könnte den beiden Frauen nach ein Anfang gemacht werden. Die Straße sei ein beliebter Weg für Fahrradfahrer aufgrund der Anbindung zu den Supermärkten, dem Radweg vorbei am Tierheim und der Unterführung, die die Stadt zu den umliegenden Wäldern anbindet. Auch an diesem Tag, während des Gesprächs genau an der Stelle, wo die Fahrradstraße entstehen könnte, fahren viele Radfahrer vorbei – fast schon im Minutentakt. „Dass die Straße zur Fahrradstraße wird, wäre mein Wunsch. Zwischendurch müsste sie natürlich für die Kreuzung mit der Bürgermeister-Haas-Straße unterbrochen werden“, erklärt Schweisgut.
Über die Jahre, die sich die beiden Frauen nun schon für eine bessere Radsituation einsetzen, sind ihnen in der Stadt schon viele Mängel aufgefallen. Seien es fehlende Beschilderungen, unterbrochene Radführungen, uneinsehbare Ecken, die direkt über Radwege führen, fehlende Abstellmöglichkeiten, zu schmale Radfahrstreifen oder aber Schlaglöcher oder Buckel auf Radwegen außerhalb der Kernstadt.
„Teilweise wird bei der Planung von Straßensanierungen der Radstreifen nicht einmal mit eingeplant. Wenn er eingeplant wird, dann kann man sich schon freuen“, sagt Kneußel und erinnert an die Sanierung der Schillerstraße. Dass solche Radfahrstreifen bei Baumaßnahmen direkt eingeplant werden, sollte ihrer Meinung nach heutzutage Standard sein.
Auch sollten insgesamt mehr Einbahnstraßen geöffnet werden. Das hatten Umwelt- und Verkehrsverbände schon vor drei Jahren im Radbegehren gefordert und über 1.000 Unterschriften für ein fahrradfreundliches Alsfeld gesammelt. „Passiert ist bisher wenig“, sagt Kneußel. Auch auf die Ergebnisse des geforderten Nahmobilitätschecks warte man noch immer, angestoßen wurde das schon vor rund zwei Jahren. „Jetzt, auch mit Blick auf den verstärkten Radverkehr durch die Corona-Pandemie, sollte da endlich für die Zukunftsplanung etwas passieren, auch politisch“, fügt Schweisgut hinzu. Ob sie das Gefühl habe, dass die Politik genervt vom Thema sei? „Manchmal schon, den Ruf haben wir vermutlich weg.“
Zeit für politisches Handeln ist gekommen
Einen ersten Schritt habe es jetzt durch den Koalitionsvertrag zwischen CDU und UWA schon gegeben. Darin haben sich die beiden Fraktionen zum Ziel gesetzt, ein Radwegekonzept zwischen den einzelnen Ortsteilen und der Kernstadt zu entwickeln, damit das Fahrrad noch mehr genutzt werden kann. Anne Schweisgut und Mirjam Kneußel sind begeistert und hoffen, dass das Ziel auch wirklich umgesetzt wird. Zu viel sei in der Vergangenheit versprochen, zu wenig auch gehalten worden.
„Manche Orte sind gut angebunden. Nach Leusel, Eudorf und Altenburg kommt man gut und auch nach Eifa kann man mit dem Rad gut fahren“, sagt Schweisgut. Oftmals würden die Wege dann aber am Ortsschild enden, fügt Kneußel hinzu. Dass Fahrräder nur etwas für die Freizeit sind, sei schon lange nicht mehr der Fall, viele Menschen würden aufs Rad steigen wollen – auch im Alltag. „Zeit umzudenken und auch die entsprechende Infrastruktur dafür zu schaffen.“
Wenn die beiden Frauen könnten, wie sie wollen, ohne auf das Geld zu achten? „Dann würde ich die ganze Stadt zu einer Fahrradstadt machen und alle Straßen zu Fahrradstraßen aufwerten“, sagte Schweisgut. Dass das utopisches Wunschdenken ist, ist ihr klar. „Das Auto muss ja nicht ganz verschwinden, aber dass auch dem Radverkehr mehr Beachtung geschenkt wird, wäre wirklich schön.“
Abgelegene Straßen als Fahrradwege auszuweisen hört sich politisch immer gut an, aber wer am Postamt Gebäude vorbei muss, stellt fest, das es sehr gefährlich auf der Hauptstraße ist. Gerade an Kreuzungen kommt es immer wieder zu Unfällen. Genau an diesen Punkten sollten sich Politiker Gedanken machen, wie eine fahrradfreundliche Stadt gestaltet werden kann. Eine bessere Ausweisung und Beschilderung von Fahrradwegen ist sehr wichtig in der Stadt.
Da bin ich noch mal ! Eine Sache habe ich noch :
Jahnstraße Anbindung zu den Supermärkten ?
Also ab da wo das Bild gemacht wurde an der Altenburgerstr. bis z.B zum REWE muß man noch die Altenburgerstr runter bis zum Erlenpark , dann durch den Park am Freibad lang , am Euronix Lang dann wäre man am AEZ / REWE !Und dann hallt Müller , Teegut , Aldi
Oder hallt noch 3 Komplett andere Straßen Lang zum REWE.
Zum Herkules / Edeka muß man auch noch die Komplette Marburgerstr hoch fahren.
Das ist für mich keine direkte Anbindung. Das wäre genauso als würde jemand sagen , das der Bahnhof direkte Anbindung zur Innenstadt hat. Von da aus gut zu Erreichen , Ja – Aber direkte Anbindung ?
Zum Jawoll ist noch weiter aber eh ab Tierheim Ruhig fast ohne Auto.
Umliegende Wälder ? Also der nächste Wald wäre der Erlenpark ! Richtung Altenburg ist kein Wald , Richtung Liederbach ist kein Wald , Der Nächte Wald wäre ab der Pfefferhöhe Richtung Romrod !
Oder hallt hinter Altenburg ab dem Sportplatz.
Oder habe ich etwas verpasst das da überall Walt ist.
Jahnstraße als Fahrrad Straße ? Ja nee , iss klar. Wo gegenüber viele Andere Straßen wenig Verkehr ist. Unterführung zwischen ehemalig Hafu und Tierheim : Zitat OL Redaktion —> Hier führt schon Jetzt der Radweg Lang …….
Klasse : schon seit mindestens 20 Jahren !!!
Und was heißt Fahrrad Straße ? Komplett keine Autos in der Str ? Und wie kommt man dann zum Parkplatz Stadthalle und an die Schulen ? Dann wäre die Bürgermeister Haas Str. völlig überlastet , schon alleine wegen Lehrer , Schüler , Touristen Busse , Besucher der Stadt. Aber ihr wohnt da ja nicht !
Ich schlage vor : Fahrradweg in der Schwabenröderstr Krankenhaus —> Post , Grünbergerstr Merzedes Center / Roller —> über die Brücke bis Bahnhof und dann wieder ab Rossmann —–> Müller ! Dazwischen wird zu eng wegen LKW , PKW und Ampeln.
Bitte wieder eine Brücke zwischen Erlenspielplatz und Park zum Radweg Richtung Altenburg ( Da war bis vor Jahren mal eine Brücke , wurde aber Abgebaut weil Kaput ) Ältere Alsfelder wissen welche ich meine !!!
30er Zone durch Alsfeld bin ich nicht dabei , weil sich der Verkehr so schon staut an 10 Ampeln und dann noch mehr dazu kommt , weil Autobahn , Verkehr von Gießen/Grünberg , Marburg u.s.w !
Tja, von der Hartmann Tankstelle rauf zur Pferfferhöhe weht halt deutlich weniger Fahrtwind ins Gesicht und stellt sich ein geringeres Freiheitsgefühl ein, dafür ist man völlig sicher vor brenzligern Dituationen durch hohe Geschwindigkeit.
Daher sorry, aber für mich ist Alsfeld eine Fussgängerstadt, zumindet parke ich immer außen und laufe innen. Mitm Fahrrad von Elbenrod hab ich in 5 Jahren 2 mal gemacht, das geht täglich und zum Einkauf einfach nicht.
Ich verstehe ja dien urbanen Hypermoral Hype, aber Alsfeld ist nun mal nicht flach wie Münster, Berlin oder auch Frankfurt, also greifen deren Konzepte hier so einfach nicht.
Frau Schweissgut, warum gehen Sie nicht mit gutem Beispiel voran und lassen Sie Ihr Blümchenauto entsorgen und fahren mit dem Fahrrad zum Rewemarkt.