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Villa Raab als Location für Styled Shoots in der HochzeitsbrancheEin Netzwerk arbeitet gegen das Vergessen

ALSFELD (ol). Die Hochzeitsbranche liegt brach. Doch die Dienstleister der Liebe ruhen nicht, sie suchen sich neue Felder und nutzen die unfreiwillige Freizeit als Investition in ihre Zukunft: Styled Shootings. Das Alsfelder hôtel villa raab ist dabei eine beliebte Location – erst diese Woche hat sich ein Team aus Make‐up‐Artist, Foto‐ und Videograf, Dekorateurin, Floristin, Juwelier, Brautmodenverkäuferin, Herrenausstatterin und vielen Gewerken mehr zusammengefunden, um in den Räumen des altehrwürdigen Gebäudes stilvoll ihr Metier zu präsentieren und im Bild festzuhalten.

Daniela Riwoldt und Christina Fischer, zwei junge Frauen in den Dreißigern, sind bei diesem Styled Shooting federführend, heißt es in der Pressemitteilung der Villa Raab. Die beiden Selbstständigen kennen sich durch Instagram, haben sich gegenseitig abonniert, immer im Blick gehabt, was die Andere so macht. Irgendwann haben sie sich auch direkt ausgetauscht – beeindruckt von der jeweiligen Leistung der Influencerinnen. Dann kam Corona. Keine Hochzeiten, keine Make ups, keine Fotos – nichts mehr. „Aber man muss ja dennoch in den Köpfen künftiger Brautpaare bleiben, sich weiter aktiv in Social Media präsentieren, netzwerken und kreativ bleiben“, erläutert Daniela.

Die Frankenberger Visagistin wendete sich spontan an Christina, ob sie nicht Lust hätte, gemeinsam mit ihr ein Styled Shooting durchzuziehen. Sie hatte. So arbeiteten die Zwei gemeinsam ein Konzept aus, kontaktierten aus ihrem Netzwerk Partner aus der Branche und begeisterten sie von der Idee. Zuletzt fehlte nur noch der geeignete Ort, an dem das Shooting der Werbeaufnahmen stattfinden konnte. Die beiden Künstlerinnen hatten zwar schon an verschiedenen Projekten dieser Art in den vergangenen Monaten mitgearbeitet, aber die bisher gebuchten Locations in Hessen hatten ihnen für ihr Motto „Modern Boho Wedding“ nicht so gut gefallen.

Fotosession-Ort schnell gefunden

Mit dem hôtel villa raab – einer Kombination aus denkmalgeschützter Industrieellenvilla und moderner Architektur mit wunderschönem Außengelände – war ein neuer Fotosession‐Ort schnell gefunden. „Ich hatte auf Instagram und Pinterest Fotos der Villa Raab gesehen und hab kurzerhand nachgefragt“, erinnert sich Daniela. Hotelgeschäftsführer Bastian Heiser musste nicht lange überlegen, sagte sofort zu. „Wir profitieren ja auch von den Styled Shootings, daher stellen wir unsere schönen Räumlichkeiten und logistischen Tätigkeiten gerne kostenfrei zur Verfügung.“

Es sei derzeit ein ungeschriebenes Gesetz in der Hochzeitsbranche, seine Dienstleistungen für solche Shootings nicht abzurechnen, sondern im Netzwerk auf Freundschaftsbasis zusammenzuarbeiten, schließlich säßen ja momentan alle im selben Boot. „Dafür werden alle Gewerke, die an den Shootings beteiligt sind, getagged oder erwähnt, so dass jeder etwas von der Werbung hat“, erläutert der 35‐Jährige. (a. d. Redaktion „getagged“ bedeutet Verlinkungen auf den Sozialen Medienplattformen via #hashtag)

Auch bekämen alle Beteiligten die Fotos zur Verfügung gestellt, so dass sie diese selbst für ihre Werbezwecke nutzen können – ob auf Website, in Prospekten, in Social‐Media Kanälen oder auch für Anzeigen in Print‐ und Online‐Zeitungen. Aus allen Himmelsrichtungen kommend, reisten Montag Dienstleistende aus der Hochzeitsbranche an. Treffpunkt war der Innenhof vor der Hotelrezeption. Nicht alle kannten sich, manche trafen sich – nachdem sie gegenseitig bereits einiges aus den Social‐Media‐Kanälen voneinander mitbekommen und verfolgt hatten – das erste Mal im „Real Life“.

Auffällig: Bis auf den Videografen und das Bräutigam‐Model waren alles attraktive Frauen zwischen 25 und 35 Jahren. „Ich glaube die Hochzeitsbranche ist schon mehr ein Thema für Frauen, die ihrer Leidenschaft und romantischen Ader nachgehen“, mutmaßt die 31 Jährige Fotografin Christina aus Stadtallendorf. Ergänzt jedoch: „Wobei bei realen Feiern auch viele Männer mit von der Partie sind: DJs, Fotografen, Chauffeure, Köche oder Servicekräfte. Aber die werden bei dem heutigen Shooting nicht benötigt.“

Nach dem Corona-Test ging die Arbeit los

Nach einer vorsichtshalber durchgeführten Corona‐Testung aller, durch eine geschulte Mitarbeiterin des Hotels, und unter Einhaltung der AHA‐Regeln, startete das zehnköpfige Team noch am Vormittag mit den Vorbereitungen. Die Räume wurden hergerichtet, dekoriert, eingedeckt. Die Braut wurde eingekleidet, frisiert und mit tollem Schmuck versehen. Der Bräutigam in einen schönen Anzug gesteckt, abgepudert und bei Laune gehalten. Die Ringe wurden ausgewählt, der Brautstrauß ebenfalls. Und natürlich wurden die Ecken, in denen die Fotos geschossen werden sollten, entsprechend ausgeleuchtet und von der Fotografin in Szene gesetzt.

Ein Blick hinter die Kulissen. Foto: hôtel villa raab

Dann ging es los, bis in den späten Nachmittag wurde gearbeitet, bis alle gewünschten und aussagekräftigen Fotos im Kasten waren. Spannend wurde es vor allem bei dem Shooting draußen, vor dem Hintergrund des Naherholungsgebietes Erlen. Nur eine kurze Regenpause konnte genutzt werden, um dort alles aufzubauen, zu fotografieren und die Braut unbeschadet mit Kleid und Styling wieder ins Trockene zu bringen.

„Für uns war das ein toller Tag, man bekommt wieder ein bisschen Hochzeitsfeeling “, schmunzelt Heiser, der es mag, wenn so viele Gewerke Hand in Hand an einem Projekt zusammenarbeiten, mit dem gemeinschaftlichen Ziel, die Gäste glücklich zu machen. „Wir hatten letztes Jahr im Oktober die letzte Hochzeit hier in der Villa, wenn alles klappt, dürfen wir Mitte Juli 2021 die erste für dieses Jahr wieder ausrichten.“

Die Anfragen von Brautleuten kämen nicht nur hier aus der Region, sondern aus ganz Deutschland, vorwiegend aber aus dem Rhein‐Main‐Gebiet. „Dort ist unser Schwesterhotel hôtel schloss romrod schon lange bekannt und als Location sehr beliebt. Mit der Villa Raab haben die Brautpaare eine weitere und andere Möglichkeit, ihre Hochzeit exklusiv in vielen verschiedenen Stilen zu feiern, da das die Räumlichkeiten im ersten Stock der Villa und im Außenbereich hergeben“, weiß Heiser, der an den Tag gespannter Beobachter im Hintergrund war.

„Wir hatten durch den Lockdown alle eine harte Zeit, dennoch bin ich positiv gestimmt, denn glücklicherweise sind alle unsere Mitarbeiter gesund und wir haben ein Produkt, das die Leute wieder stark nachfragen werden: Die Menschen wollen weg, ausgehen und sich mit Freunden treffen. Wir blicken von daher ganz klar nach vorne und konzentrieren uns darauf, unsere Gäste ab Fronleichnam wieder glücklich machen zu können.“

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