Drei Vogelsberger Hausärzte über den Start der Corona-Impfungen in den Hausarztpraxen„Jede Impfung zählt, egal mit welchem Impfstoff“
VOGELSBERG (akr). „Wir können impfen“ – diese Worte von Hausärzten hat man in den vergangenen Wochen nicht nicht nur einmal gehört oder aber gelesen, als es darum ging, die niedergelassenen Mediziner in die Impfstrategie mit aufzunehmen. Nach den Osterferien war es dann auch endlich so weit, auch im Vogelsberg haben die Hausärzte mit den Schutzimpfungen begonnen. Über zwei Wochen ist das mittlerweile her. Zeit, für eine kleine Zwischenbilanz.
Neben den bundesweit insgesamt 430 Impfzentren dürfen seit rund drei Wochen auch die Hausärzte gegen das Coronavirus impfen, damit die bundesweite Impfkampagne endlich voranschreitet. Für die erste Woche hatten laut Gesundheitsminister Spahn 35.000 Hausarztpraxen 1,4 Millionen Impfdosen bestellt. Auch im Vogelsberg standen die niedergelassenen Mediziner in den Startlöchern.
Im Gespräch mit Oberhessen-live erzählen die Vogelsberger Ärzte Bianka Ehrhardt-Gerst, Susanne Sommer und Michael Buff wie der Impfstart in ihren Praxen verlief, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen haben und welche Rolle dabei der Impfstoff Astra Zeneca spielt.
Bianca Ehrhardt-Gerst, Gemeinschaftspraxis Ehrhardt-Gerst und Mach
„Der Impfstart in der Praxis ist sehr gut gelaufen, zumal wir in den ersten beiden Wochen nur Impfstoff der Firma Biontech verimpfen durften. Zwar hatten wir wesentlich mehr bestellt als uns geliefert wurde, aber gefühlt war jeder einzelne der bisher 72 Impflinge sehr dankbar für seinen/ ihren Piks“, erklärt die Allgemeinmedizinerin Bianka Ehrhardt-Gerst, die gemeinsam mit dem Allgemeinmediziner Peter Mach eine Gemeinschaftspraxis in der Schwabenröder Straße in Alsfeld betreibt. Die Resonanz sei sehr gut gewesen. „Dankbare Patienten versorgten uns mit Kuchen und Blumensträußen“, erzählt die Ärztin. Die Telefone stehen aber noch immer nicht still, weil doch viele Menschen die Impfungen durch den Hausarzt bevorzugen würden.
Doch der Start der Corona-Impfungen – und auch jetzt noch immer – sei mit sehr viel Zeitaufwand verbunden. „In der ersten Impfwoche haben wir drei ganze Urlaubstage für die Impfaktion geopfert, in der letzten Woche habe ich an fünf Tagen mehr als 60 Stunden gearbeitet, um neben der Praxis noch impfen zu können“, berichtet die Ärztin, darunter leide auch langsam das Familienleben.
Noch halte sie ihre eigene Stimmung damit hoch, dass sie davon überzeugt ist, das Richtige und etwas Gutes zu tun. „Ich verschreibe mich sozusagen einem höheren Ziel, um dazu beitragen zu können, dass wir hoffentlich alle bald wieder ein Stück unserer alten Normalität zurück bekommen.“ Sie werde allerdings „zunehmend ungehalten“, wenn sie sich zum x-ten mal vor Patienten dazu rechtfertigen muss, dass ihr nun mal, beziehungsweise überwiegend, Astra Zeneca geliefert werde.
Schon am Telefon würden mehr als 80 Prozent sagen: „Bitte nicht mit Astra Zeneca“ – jedoch können sie diesem Wunsch natürlich nicht nachkommen, weil sie eben das verimpfen müssen, was geliefert wird. Für diese Woche hat die Praxis zwölf Dosen von Biontech und 40 Dosen von Astra Zeneca bekommen. Mehr als diese 52 Impfungen wären der Ärztin zufolge sicher möglich, doch aktuell werde einfach nicht mehr geliefert. Hinzu komme noch die Überzeugungsarbeit in Sachen Astra Zeneca.
Für diesen Impfstoff „Freiwillige“ zu finden, wie sie erklärt, sei wegen der starken Vorbehalte extrem zeitaufwendig gewesen. „Das ist sehr schade, aber leider auch den ständigen Negativ-Meldungen in der Presse geschuldet“, betont Ehrhardt-Gerst. Für sie bedeute es jedenfalls eine enorme Überzeugungsarbeit bei den Patienten – und damit leider auch viel unnötigen Zeitaufwand. Die Corona-Impfungen seien darüber hinaus auch mit einem sehr hohen Dokumentationsaufwand, also einem erheblichen Mehraufwand für alle Beteiligten, verbunden, „es herrscht leider eine überbordende Bürokratie“, erklärt die Medizinerin.
Da sie eine Berufsausübungsgemeinschaft sind, früher sagte man auch Gemeinschaftspraxis, können sie die Impfungen so verteilen, dass jeweils an einzelnen Tagen einer der beiden Ärzte impft und der andere sich um die reguläre Patientenbetreuung kümmert. Geimpft wird aber nicht nur unter der Woche, sondern auch an Samstagen.“ Das funktioniert allerdings nur mit dem Impfstoff von Astra Zeneca, der der sich länger als 120 Stunden im Kühlschrank hält. Die Dosen von Biontech müssen in der Regel bis spätestens Freitagmittag verimpft worden sein“, erklärt Ehrhardt-Gerst.
„Wenn wir donnerstags gegen Mittag erfahren, wieviel Impfstoff wir in der Folgewoche bekommen und welche Firmen, dann startet die Telefonkette und die Leute werden der Reihe nach angerufen und das Impfangebot unterbreitet“, erklärt sie. Bis spätestens Montag der Folgewoche müssen die Patienten sich dann die Aufklärungsbögen, Anamnesebögen und Einwilligungserklärungen besorgt haben, um diese dann zum Impftermin ausgefüllt mitbringen zu können. Die Zettel werden dann jeweils auch von den Ärzten unterschrieben, gestempelt und eingescannt. Dann folgen laut der Medizinerin gegebenenfalls noch Beratungsgespräche, bevor das eigentliche Impfen losgeht.
„Jede Impfung zählt, egal mit welchem Impfstoff“, erklärt die Allgemeinmedizinerin abschließend. Das „so hoch beschworene Risiko schwerer Nebenwirkungen einer Astra Zeneca-Impfung“ sei in den meisten Fällen weitaus geringer, als das Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken – „der Weg ins Impfzentrum ist wohl wesentlich gefährlicher, als die Impfung selbst.“
Susanne Sommer, Praxis an der Ohm
Auch der Impfstart in der Praxis an der Ohm mit den beiden Standorten in Ruppertenrod und Bobenhausen II ist gut verlaufen, wie Ärztin Susanne Sommer erzählt. „Wir arbeiten mit fünf Ärzten/innen an zwei Standorten und damit haben wir die Möglichkeit einen Standort für die Impfungen für den Regelbetrieb zu schließen. Zur Zeit impfen wir alle Patienten in Bobenhausen am Donnerstagnachmittag. Dass heißt für den anderen Standort in Ruppertenrod natürlich ein verstärktes Patientenaufkommen an diesem Nachmittag“, erklärt sie.
Dennoch habe sich das Team zurzeit für dieses Modell entschieden, da ein erheblicher organisatorischer und administrativer Aufwand mit den Impfungen einhergehe. Die Impfdosen müssen sorgsam aufgezogen, die Impfpässe ausgefüllt, die Einwilligungserklärung und der Anamnesebogen kontrolliert werden. Alle Unterlagen müssen ins Praxiscomputersystem überführt und die Zahl der geimpften Personen am Ende des Tages gemeldet werden. „Die eigentlichen Impfungen können zügig durchgeführt werden“, erklärt Sommer.
Die Telefone stehen auch hier nicht still – und das obwohl die Menschen gar nicht anrufen müssen, um sich in die Impfliste einzutragen, denn schon bevor in den Praxen jemand ans Telefon geht, wird darauf hingewiesen, dass die impfberechtigten Personen angerufen werden, sobald Impfstoff zur Verfügung steht, wie die Medizinerin erklärt. „Die Frage kann ich geimpft werden, oder ich will nicht mit Astra Zeneca geimpft werden, beantworten unsere Helferinnen täglich mit großer Geduld. Einige Patienten müssen wir als Ärzte persönlich zurückrufen.“
Bisher konnten in der Praxis an der Ohm rund 140 Personen geimpft werden (Stand 21. April). „Wir haben jede Impfdosis, die wir erhalten konnten, auch angefordert“, betont Sommer. Das ginge allerdings nur, da sie mit mehreren Kollegen flexibel reagieren könne. Wie viele Impfungen auf Dauer in den Regelbetrieb eingebaut werden können, sei schwer abschätzbar. Momentan könnten sie aber noch Kapazitäten schaffen.
„Schon in der Woche zuvor bestellen wir den Impfstoff und wissen nicht, wie viele Impfdosen wir erhalten werden. Das heißt, unser medizinisches Fachpersonal telefoniert eine von uns erstelle Priorisierungsliste ab, in der Hoffnung, dass die bestellten Impfstoffe uns auch zur Verfügung stehen“, erklärt sie. Die Patienten werden also angerufen, Termine vergeben, die Impfdosen vorbereitet, geimpft und die umfangreichen Impfunterlagen kontrolliert und die Daten in die Praxissoftware eingepflegt. Da nehme rund zwei Stunden pro Impfnachmittag in Anspruch.
Durch die Corona-Impfungen hat das Team einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand. „Wir alle sind in der Pandemie sehr gefordert. Ich würde mir wünschen, dass sich jeder klar macht, unter welcher permanenten Arbeitsbelastung wir stehen, sowohl die Helferinnen als auch die Ärzte“, betont Sommer. Zusätzlich zu den Impfungen behandeln und versorgen sie, neben ihrem Regelbetrieb, auch Menschen, die an Corona erkrankt sind, und das machen die Ärzte auch gerne, wie Susanne Sommer erzählt. Trotz der ganzen zusätzlichen Arbeit seien sie froh, die Impfungen anbieten zu können – „zu uns haben die Menschen Vertrauen und die Anreisewege sind kurz.“
Michael Buff, Hausärztepraxis Gleen-Felda
Alle Hände voll zu tun hat auch das Team der Hausärzte Praxis Gleen-Felda, mit ihren beiden Praxen in Kirtorf und Gemünden. Rund 50 Menschen können wöchentlich geimpft werden, in sechs Wochen wird es dann quasi die doppelte Menge sein, da es dann bereits mit den Zweitimpfungen losgeht, wie Hausarzt Michael Buff erklärt. Im Mai werde die Hausärztpraxis Gleen-Felda die Impfungen dann noch ausweiten, da man dann in Sachen Personal besser aufgestellt sei.
„Unsere Mitarbeiter leisten eine super Arbeit, ohne sie wären wir wirklich aufgeschmissen“, betont Buff und drückt seinen herzlichsten Dank aus. Es werde unwahrscheinlich viel von ihnen verlangt. Nicht nur, dass sie so wie die Ärzte viele Überstunden machen – nein, sie müssen sich auch noch zusätzlich am Telefon, das übrigens ebenfalls permanent klingelt, von den Menschen so einiges anhören, wie der Arzt erzählt. Nicht selten geht es dabei um das Thema Astra Zeneca.
Auch hier sei nämlich Überzeugungsarbeit gefragt und vor allem auch ganz viel Geduld. Viele Menschen seien völlig verunsichert und verängstigt, wenn es um die Impfung mit diesem Impfstoff ginge. „Wenn aber die Alternative eine Corona-Infektion ist, dann ist das eine blöde Alternative“, betont Buff. Wer kein Astra Zeneca haben möchte, der müsse eben warten.
„Es ist schwierig die Impfungen neben dem Praxisbetrieb durchzuführen“, erzählt Buff. Die Praxis habe bereits verschiedene Modelle probiert, wie sich die Impfungen am besten integrieren lassen – im normalen Regelbetrieb oder als zusätzliche Impfsprechstunde. Buff findet letztere Variante besser, doch das müsse man eben auch vom Personal her abdecken können, was derzeit noch nicht möglich sei.
Man dürfe bei dem ganzen Impfthema, das gerade überall so im Vordergrund stehe, aber nicht vergessen, dass auch weiterhin die reguläre medizinische Versorgung aufrechterhalten werden muss. „Wir behandeln kranke Menschen, die sind auch noch da und die müssen weiterhin versorgt werden“, betont er. Hinzu kommt noch, dass die Hausärzte nicht nur die Menschen in ihren Praxen gegen das Coronavirus impfen, sondern derzeit – meist am Wochenende – auch noch die Impfungen in den Pflege- und Wohnheimen übernehmen.
Mit der Zeit werde sich, so Buff, das ganze sicherlich einspielen. Aktuell sei das allerdings noch sehr schwierig. „Wir brauchen das Impfzentrum auch weiterhin, wir können das nur zusammen schaffen“, betont der Mediziner. Die Impfungen seien die einzige Möglichkeit, die Pandemie irgendwie zu besiegen – „wir müssen alle anpacken und das leisten, was man leisten kann.“
Ja lasst euch bloss schnell impfen, der Virus mutiert und mutiert, wird immer ansteckender und gefährlicher, angeblich soll es schon ca. 12.000 Mutationen geben aktuell und das werden täglich immer mehr u. mehr bis es dann zum Horror-Killer Virus mutiert wie Ebola(hoffenltlich nicht).
Astra Zeneca ist doch nicht sooo gefährlich wenn man bedenkt das Mio geimpft wurden und nur eine Handvoll nur Thrombosen hatten, es schützt auch vor dem tödlichen Verlauf.