Bahnhofsgebäude in Nieder-Ohmen sei ungeeignetMücker Bürger: Mücke braucht eine Tagespflege
MÜCKE (ol). Die Mücker Bürger möchten sich in der nächsten Legislaturperiode für die Errichtung einer Tagespflege in Mücke, vielleicht sogar in Kombination mit einer Demenzwohngruppe einsetzen, sagt Jennifer Schomber von den Mücker Bürgern.
„Wir wissen, dass dieses Projekt einer umfangreichen Planung Bedarf“, berichtet die examinierte Krankenschwester aus ihrer Erfahrung heraus. Die Bereitstellung eines Bahnhofgebäudes sei dafür nicht ausreichend, und die Gemeindeverwaltung mit der Planung zu beauftragen sei fragwürdig bei der Fülle der zu beachtenden Vorschriften und Voraussetzungen. So müsse ein Konzept für die Finanzierung, Raumgestaltung, Pflege, Hygienekonzepte und vielem mehr erstellt werden, ergänzt Katharina Liehr.
Jörg Schlosser spricht aus, was alle in der unabhängigen Wählerliste sehen: „Wir haben einen großen Bedarf an Tagespflegeplätzen für Mücke. Es gibt bei uns viele Familien, die in aufopferungsvoller Weise ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Kommt eine Demenz bei einem Familienangehörigen, oft sind es Oma oder Opa, hinzu, so können diese häufig nicht mehr alleine zu Hause bleiben. Das bedeutet für viele Familien eine rund um die Uhr Betreuung, Absprache, Organisation und nur selten ein paar freie Stunden.“
Zurzeit hätten einige Mücker einen Platz in der Tagespflege in Grünberg ergattert. Leider hätten allerdings nicht alle das Glück. „Für die zu betreuenden Personen bedeutet solch ein Platz auch Abwechselung und Förderung der noch vorhandenen kognitiven Fähigkeiten. Von Ergotherapie bis zum Lauftraining wird in einer guten Tagespflege vieles angeboten. Aus diesem Grund ist uns ein Ort mit einem großzügigen Außenbereich sehr wichtig“, so Jörg Schlosser.
Genau aus diesem Grund hält die Wählergemeinschaft das Bahnhofsgebäude in Nieder-Ohmen für ungeeignet, da es direkt an einer vielbefahrenen Bahnstrecke liegt. Ohne die Möglichkeit eine Außenfläche zu nutzen und dazu unter beengten räumlichen Gegebenheiten – das sei nicht das, was sich die Mücker Bürger unter einer guten Tagespflege vorstellen. „Wenn wir nun schon neu planen, dann doch so, wie es sinnvoll ist und nicht aus der Not heraus“, schreiben sie in ihrer Pressemitteilung.
Wir werden uns dafür stark machen, dass langfristig die Möglichkeit einer Tagespflege in Mücke gegeben ist, sagt Jörg Matthias. Dazu bedarf es laut Pressemitteilung aber einer sorgfältigen Planung. Diese Planung sollte auch nicht zu Lasten der Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung gehen. Hier sei es wichtig, dass die Planung durch externe Spezialisten mit Erfahrung in diesem Bereich federführend begleitet wird, findet Jennifer Schomber. Es müsse zunächst ein passendes räumliches Objekt gefunden werden und danach eine sorgfältige Planung erfolgen.
„Wir von den Mücker Bürgern haben diesbezüglich schon einige Ideen und erste Kontakte zu möglichen Partnern geknüpft“, ergänzt Willi Peter. Die Mücker Bürger versichern, dass sie sich dafür einsetzen werden, die Etablierung einer Tagespflege zu verwirklichen.
„Wir haben einen großen Bedarf an Tagespflegeplätzen für Mücke. Es gibt bei uns viele Familien, die in aufopferungsvoller Weise ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Kommt eine Demenz bei einem Familienangehörigen, oft sind es Oma oder Opa, hinzu, so können diese häufig nicht mehr alleine zu Hause bleiben. Das bedeutet für viele Familien eine rund um die Uhr Betreuung, Absprache, Organisation und nur selten ein paar freie Stunden.“
Ich frage mich allerdings – da die Situation in Mücke wohl kaum anders sein dürfte als in allen anderen Städten und Gemeinden des VB – warum derselbe Appell nicht überall ganz oben auf der To-Do-Liste zur Kommunal- und Kreistagswahl steht. Seit Jahrzehnten wurschtelt hier die Sozialdemokratie wie ein taubblinder Bibabutzemann in unserem Kreis herum! Kein Wort zum Bedarf an Tagespflege und Entlastung der pflegenden Angehörigen (Allein schon eine Pflicht des menschlichen Anstands!). Über zehn Jahre „Bündnis für Familie/Aufgabenfeld Pflege und Gesundheit“: Kein einziger Vorstoß in dieser Richtung! „Stattdessen ein sporadischer potemkinscher Wandercircus unter dem Titel: „Samstage für gesundes Altern“! Über zehn Jahre „Kreis-Seniorenbeirat“, ein verschnarchter Honoratiorentreff ohne ausreichende Legitimation durch gewählte Beiräte auf Gemeindeebene, der den Sargdeckel nur lupft, wenn der Landrat Wahlkampfunterstützung braucht nach dem Motto: „Im Vogelsberg lässt es sich auch im Alter gut leben“ (https://www.oberhessen-live.de/2017/09/09/im-vogelsberg-laesst-es-sich-auch-im-alter-gut-leben/).
Und dann das aktuelle CDU-„Wahlprogramm, das seinen Namen auch verdient“, weil es ja angeblich „nicht nur Eckpunkte [ge]setzt, sondern ein Programm [ist] für die ganze Fläche, zu allem, was uns hier im Kreis bewegt“. Stattdessen bewegt sich der Kreis in die Nachbarkreise, weil es hier im Vogelsberg an einer flächendeckenden Daseinsvorsorge aufgrund jahrzehntelanger Versäumnisse akut mangelt.
Es ist richtig und mittlerweile unverzichtbar, dass sich Bürgerlisten außerhalb der sog. Volksparteien CDU/CSU und SPD der Belange derer annehmen, die man leicht abschätzig „kleine Leute“ (https://www.zeit.de/gesellschaft/2018-02/bevoelkerung-kleinen-leute-taxifahrer-putzfrau-buchhaendler/komplettansicht) nennt. Es handelt sich um die 40 Prozent der Bevölkerung, deren Systemrelevanz das besser verdienende Bürgertum und die Politik während der Corona-Krise neu entdeckt und von den Balkonen ihrer Eigentumswohnungen anbiedernd beklatscht hat.
Waren die Erwartungen der kleinen Leute gegenüber CDU/CSU wegen deren „Wirtschaftsnähe“ nie besonders hoch, so setzten viele doch noch bis zuletzt auf die ehemalige „Arbeiterpartei“ SPD, obwohl diese Partei alles tat, um ihr angestammtes Wählerklientel durch stümperhafte Sozialgesetze und eine bis zur Selbstaufgabe reichende Kompromissbereitschaft gegenüber den Verwässerungsversuchen des konservativen GroKo-Partners immer aufs Neue zu enttäuschen. Erst kürzlich markierte ein WDR-Hörfunkbeitrag die Kette der desaströsen „sozialen Wohltaten“ der SPD: Hartz-IV-Gesetze, Riester-Rente und zum Schluss die „Grundrente“, über die bereits seit 2009 zwischen den Koalitionspartnern gestritten wird (https://www.youtube.com/watch?v=ggYcaVZW444). Inzwischen ist die SPD-Stammwählerschaft derart frustriert und fällt das Urteil der Sozialexperten derart vernichtend aus (siehe Max-Planck-Institut München, https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/Rentenexperte-Grundrente-Kritik-100.html), dass die Partei Mühe hat, ihren Platz als Mehrheitsbeschaffer in Zweier-Koalitionen überhaupt noch zu halten. Mittlerweile reicht es in einzelnen Bundesländern nur noch zu Rang 4 hinter CDU/CSU, Grünen und AfD mit einem nur noch knapp 2-stelligen Stimmenanteil.
„Der Staat“, getragen von sozial engagierten Volksparteien, wird es also nicht mehr richten. Soziale Verbesserungen müssen vor Ort -auf der kommunalen Ebene – organisiert werden. Damit schlägt die Stunde der Bürgerlisten und der innovativen Ideen.