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DRK-Kreisgeschäftsführer Thorsten Ellrich erklärtWas hinter den Impfungen von DRK-Mitgliedern steckt

ALSFELD/LAUTERBACH (ls). Führungskräfte der DRK-Kreisverbände Alsfeld und Lauterbach wurden dabei gesehen, wie sie eine Corona-Impfung bekommen haben – doch die Helfer beschwichtigen. Das alles habe einen guten Grund: Die Helfer haben demnach ehrenamtlich in einer Task-Force auf Covid-Stationen in Altenheimen geholfen.

Hat sich die „Chefetage“ der DRK-Kreisverbände von Alsfeld und Lauterbach vorzeitig gegen das Coronavirus impfen lassen? Das jedenfalls wirft ein Leser von Osthessen-News den beiden DRK-Kreisverbänden vor. Dabei berichtet der Leser, dass er „mit eigenen Augen gesehen [habe], dass im Vogelsberg“ bei einem inoffiziellen Impftermin im zu diesem Zeitpunkt noch geschlossenen Impfzentrum die DRK-Kreisverbände Alsfeld und Lauterbach zum Impfen waren. „Dabei fiel auf, dass es sich nahezu ausschließlich um die Chefetage, sowie gute Freunde der Chefetage handelte. Selbst ehrenamtliche Kräfte (Bereitschaftsleiter) und ein ehemaliger Chef waren anwesend“, wird der Leser in dem Bericht zitiert. Er wirft den Geimpften vor, dass sie sich nicht im aktiven Einsatzdienst befinden würden, wie es beispielsweise die Rettungssanitäter seien.

Erst später wurde eine Reaktion des Kreisgeschäftsführers des DRK-Kreisverbands Alsfeld, Thorsten Ellrich, eingefügt, der darin erklärt, dass ausschließlich Mitarbeiter aus der Task-Force Pflegeunterstützung geimpft wurden – also Mitarbeiter, die als Pflegehelfer auf Covid-Stationen in ausgelasteten Altenheimen ausgeholfen haben.

OL erreicht Thorsten Ellrich am Donnerstagnachmittag per Telefon. Der Kreisgeschäftsführer ist noch immer irritiert über die Aussagen des Lesers in dem Artikel. „Wir sind uns keiner Schuld bewusst“, sagt er. Deshalb sei er in die Offensive gegangen und habe erklärt, aus welchem Grund die DRK-Mitarbeiter und auch ehrenamtlichen Helfer vorzeitig geimpft wurden.

Das liege daran, dass die Kollegen in der sogenannten Task-Force Pflegeunterstützung tätig sind, die die beiden DRK-Kreisverbände im vergangenen Jahr in Absprache mit dem Vogelsbergkreis ins Leben gerufen hatten. Im Dezember hatte man nach einem Aufruf 15 Freiwillige – haupt-, neben- und ehrenamtliche Mitarbeiter gefunden, die die Task-Force bildeten.

„Es tut mir sehr leid, wenn ich solche Vorwürfe lese, die meine Mitarbeiter betreffen. Man darf nicht vergessen, dass wir hier in Ortsverbänden organisiert sind und vieles ehrenamtlich organisiert ist. Es ist aber auch so, dass hier bei uns im Kreis jeder mit anpackt, egal ob ich als Geschäftsführer oder Mitarbeiter aus der Verwaltung“, sagt Ellrich. Neben einigen ehrenamtlichen Kollegen würden auch die Mitarbeiter und die Geschäftsführung täglich aktiv mit anpacken und nicht lediglich in Büros sitzen – das gelte sowohl für Alsfeld als auch für Lauterbach. Auf dem Land sei es anders als in großen Städten wie beispielsweise Hamburg, wo sich sich DRK-Führungspersonal ebenfalls impfen ließ – offenbar jedoch ohne bei der Arbeit wirklich erhöhten Gefahren ausgesetzt zu sein.

DRK-Kreisverbände Alsfeld und Lauterbach bauen „Task-Force Pflegeunterstützung“ auf

Ausschlaggebend für die Task-Force-Pläne waren damals Berichte über Altenheime aus Nachbarkreisen, in denen teilweise so viele Mitarbeiter infiziert waren, sodass die infizierten Bewohner nicht mehr versorgt werden konnten. „Das Altenheim war betriebsunfähig. Dem wollten wir frühzeitig entgegenwirken und haben die Task-Force gebildet“, erklärt Ellrich. Etwa 400 Menschen kamen hierfür infrage, die in den letzten Jahren aus einem Pool von ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern – egal ob auf Vollzeit, Teilzeit oder Ehrenamt – zu Pflegehelfern ausgebildet wurden. „Viele dieser Ehrenamtlichen konnten wir gar nicht anfragen, weil sie mittlerweile selbst zur Risikogruppe gehören“, sagt Ellrich. Etwa 200 Personen wurden schließlich kontaktiert und um Hilfe gebten.

Bis Anfang Januar wurden 24 Freiwillige gefunden: Helfer aus der Pflege, Sanitätsdiensthelfer, Fachkrankenpfleger, Rettungsassistenten, Rettungssanitäter, Notfallsanitäter oder Mitarbeitender aus dem familienentlastenden Dienst. Auch Ellrich selbst, sowie Ralf Dickel, der Geschäftsführer des Lauterbacher Kreisverbandes, ein ehemaliger Geschäftsführer sowie Mitarbeitende aus Verwaltung und Hausnotrufdienst gehören der Task-Force an. Das bestätige auf OL-Anfrage auch ein weiteres Mitglied, welches dabei betonte, dass die Gruppe wirklich mit Patientenkontakt arbeite und kein Etikettenschwindel sei. Eine kurzfristig gestellte OL-Anfrage an ein Heim konnte am Freitag nicht mehr beantwortet werden.

Bei der Suche nach Helfern habe sich gezeigt, dass viele Helfer Sorge vor einer Infektion hatten, heißt es vom DRK. „Ich kann das gut nachvollziehen. Viele sind selbst Risikopatienten oder pflegen zu Hause eben solche. Dass da Ängste sind, das Coronavirus mit nach Hause zu bringen, ist verständlich – vor allem weil es auch nicht ihr Hauptjob ist“, sagt Ellrich.

Diese Bedenken reichten die DRK-Kreisverbände Alsfeld und Lauterbach an den Vogelsbergkreis weiter. Damit verbanden sie die Bitte zu prüfen, ob auch die freiwilligen Helfer geimpft werden könnten, um sie bei den Einsätzen auf den Covid-Stationen der Altenheime zu schützen. Eine Impfung wurde zugesagt – genauer: am 29. Dezember. Die Priorisierung der Impfverordnung besagt, dass neben den Senioren im Alter von über 80 Jahren auch Mitarbeiter in Altenheimen, Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten, medizinisches Personal von Covid-Stationen, Intensivstationen, Onkologie oder Notaufnahmen, auch Menschen, die andere in diesen Einrichtungen pflegen, geimpft werden dürfen.

Nach OL-Bericht: Kreis kündigt bessere Kontrolle bei Impfrest-Vergabe an

Bereits einen Tag später, also am 30. Dezember, haben 15 Helfer die Impfung bekommen. „Aber auch nur die Mitarbeiter, die gerne wollten. Es gab auch welche, die die Impfung nicht wollten“, sagt Ellrich. Eine Impfung sei nicht Pflicht gewesen, um helfen zu können.

Bis jetzt seien die Helfer schon in mehreren Einsätzen in Pflegeheimen in Alsfeld und Herbstein gewesen, teilweise auf isolierten Covid-Stationen mit besonders hohem Infektionsrisiko. „Ein Mitarbeiter aus der Verwaltung ist eigentlich ein gelernter Fachkrankenpfleger und hilft ebenfalls in der Task-Force. An Heiligabend hat er in einem Altenheim in Alsfeld geholfen auf der Corona-Station“, erklärt der Kreisgeschäftsführer. Damit wolle er verdeutlichen, dass die Mitarbeiter nicht ohne Grund geimpft wurden, sondern weil auch sie in direktem Kontakt mit infizierten Menschen arbeiten.

Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes übrigens, der mittlerweile dem DRK Rettungsdienst Mittelhessen angehört und aus Marburg organisiert wird, wurden ebenfalls schon geimpft. Organisiert hat das das DRK Mittelhessen gemeinsam mit dem Vogelsbergkreis. Das hatte der Vogelsbergkreis bereits Anfang der Woche mitgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich insgesamt 107 Rettungsdienstmitarbeiter gemeldet, 97 wurden zu diesem Zeitpunkt bereits geimpft. „Für diejenigen, die bisher noch nicht geimpft wurden beziehungsweise die den Wunsch nach einer Impfung noch entwickeln werden, haben wir den nächsten Sonntag als Impftermin vorgesehen“, erklärte der Kreis nach OL-Anfrage Anfang der Woche.

18 Gedanken zu “Was hinter den Impfungen von DRK-Mitgliedern steckt

  1. Wer sich über 1000 Ausreden und Vergleiche von Andernorts, zu rechtfertigen versucht, hat Dreck am Stecken

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  2. Ich selbst 70jahre 90Blutspenden ueber40jahre aktiv in der ffw. Ohne einen Cent kassiert zu haben, wir
    Tausende Ehrenamtliche Mitbürger haben mehr fuer die Gesellschaft getan als Seselfurzer und Schleimscheiser die
    Sich Impfungen erschleichen
    und damit auch noch Prahlen
    von uns redet keiner. Es lebe
    die Korruption. Aber in diesem Land normal, aber lässt euch sagen Gottes Mühlen mahlen
    langsam, aber trefflich fein

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  3. Der Scheißhaufen ist größer als gedacht
    Ich bin froh das solche Fälle an Licht kommen, sonst würden sich die Oberen noch mehr Impfungen aus „Resten“ gönnen. Es mag zwar Einzelne geben die durch Ihr DRK- Ehrenamt objektiv berechtigt sind für eine Impfung sind aber das gilt mit Sicherheit nicht für alle die geimpft wurden. Das dieser Argumentation die innere Logik fehlt macht der Sachverhalt deutlich, dass diese DRK Taskforce vor den Alsfelder Pflegern (die auch ständig Kontakt zu mit älteren Personen haben) geimpft wurden.
    Viele ehrenamtlich beim DRK machen seit Jahren eine gute Arbeit und werden nun durch das persönliche Versagen der Führung in ein schlechtes Licht gerückt. Ich kann hier nur an die Verantwortlichen appellieren klärt diesen Sachverhalt auf und bestraft alle die sich eine frühe Impfung erschwindelt haben.

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    1. Das ist in ganz Hessen so,
      mir hatt einer erzählt das
      in den Kreisverwaltungen
      sogar fruehpensionaere
      sich beim Vortraengeln
      gegenseitig ueberholen
      Es ist alles nicht mehr
      normal

  4. Dass es eines Whistleblowers bedarf, zeigt mal wieder, wie schief der Haussegen beim DRK speziell im Umgang mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern seit Jahren hängt.

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  5. @ Oje Oje,ich hätte deinen Kommentar gerne negativ bewertet! Aus welchen Gründen auch immer ist mir diese Möglichkeit genommen worden.Ich bin nicht damit einverstanden,das hier manipuliert wird und werde mich als Werbetreibender hier an die Geschäftsführung wenden.

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  6. Keine Straftat keine Ordnungswidrigkeit ha ha da sieht man wie sich die „Herren und Damen “ das zurechtlegen. Was ist mit den wirklichen Risikgruppen? Für mich ist das Körperverleitung und Beihilfe. Man könnte die ja mit Namen nennen. Das ist doch ein Asoziales verhalten. Oder?
    ——————-Kommunalwahl im März————————–

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    1. Die Alt Parteien bekommen von mir auf keinen Fall meine Stimme. Das Vertrauen ist verloren gegangen. Wählen tue ich ab ganz klar.

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  7. Da wurden noch mehr geimpft, die eigentlich nicht dran waren. Mein 80-jähriger Vater hat immer noch keinen Termin, aber in Alsfeld wurden bereits Bundeswehrsoldaten geimpft.

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  8. Soso, die Herren Ellrich, Dickel sowie ein ehemaliger Geschäftsführer arbeiten direkt mit Patientenkontakt und stehen bereit, in Alten- und Pflegeheimen Patienten und Bewohner zu betreuen?

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  9. Es wäre zu Prüfen wo der Dienst ausgeführt wurde, und in welchen Einrichtungen. Nur so läst sich der Vorwurf entkräften das sich Vorteile ergaunert wurden.

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    1. Dem kann man bedingt auch zustimmen – aber eigentlich schon sehr absurd die Situation.
      Diejenigen die ehrenamtlich mithelfen, müssen Ihre Mithilfe nachweisen, weil Sie sich im Rahmen Ihrer Mithilfe haben impfen lassen, damit Ihre ehrenamtliche Mitarbeit ein geringeres Risiko für Sie selbst und das Umfeld, also auch dort wo Sie helfen bedeutet.
      Entschuldigung an alle die ehrenamtlich anpacken und helfen und sich dafür rechtfertigen müssen, bitte lassen Sie sich nicht davon demotivieren.

      Solche Diskussionen lenken ab, dass Impfzentren startbereit sind – letztlich aber der Impfstoff fehlt – und da liegt klares Versagen vor.

      „jedem soll bis zum Sommer ein Impfangebot gemacht werden“
      Ich bin mal gespannt.

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    2. Ich finde, dass das Problem in der fehlenden Kommunikation liegt. Der Kreis hätte das vorher publizieren müssen, dass die freiwilligen Helfer geimpft werden. Grundsätzlich soll ich mich bei Hilfeleistungen nicht selbst in Gefahr begeben. Das ist bei der ersten Hilfe am Unfallort, wie auch bei Feuerwehr und DRK Einsätzen so. Daher ist gegenüber einer Impfung dieses Personenkreis, wenn sie solche Einsätze haben, meiner Meinung nach nichts einzuwenden.

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      1. Meine Güte,stellt doch eine Liste zusammen von rüstigen Rentnern aus der aktuellen Impfgruppe. Die haben nehmen sich gerne die Zeit auf den „Restimpfstoff“ zu warten.Fällt keiner an bestellt man sie zur nächsten Impung- usw.
        Es ist doch nur der Neid, von Menschen welche eh noch nicht an der Reihe sind bzw. nie ein Ehrenamt mit solch hohem Risiko begleiten würden!

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