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Erfahrungsbericht zu Corona-MaßnahmenWenn die Quarantäne kommt – und man sich fragt, wieso

VOGELSBERG (jal). Ein Vogelsberger Unternehmer sagt, er sei in Quarantäne geschickt worden, ohne zu erfahren, wann und wo genau er sich eventuell angesteckt haben soll. Der Kreis widerspricht mit deutlichen Worten – und nennt seine Darstellung „konstruiert“.

Markus H. heißt in Wirklichkeit anders. Hier schildert der Geschäftsmann aus dem Vogelsberg, was er im vergangenen Herbst in Sachen Corona-Quarantäne erlebt haben will. Markus H. behautet, das Vogelsberger Gesundheitsamt habe ihn in Quarantäne geschickt, ohne ihm genau sagen zu können, wo genau er sich eigentlich eventuell angesteckt hat. Die geschilderten Ereignisse liegen ein bissen zurück, OL hat erst jetzt davon erfahren, sie versucht so gut es den Umständen entsprechend ging zu überprüfen und sie aufgeschrieben. Anschließend haben wir die Kreisverwaltung um ein Statement gebeten. Sie bezeichnet die Geschichte H.s als „konstruiert“ und widerspricht ihr vehement – obwohl ihr Angaben wie der richtige Name des Mannes nicht mitgeteilt worden sind, um Mitarbeiter des Gesundheitsamtes zu schützen.

Protokoll: Die Geschehnisse, wie Markus H. sie schildert

Ich möchte gleich zu Beginn eine Sache klarstellen: Ich bin weder ein Corona-Leugner, noch bin ich ein Querdenker. Ich weiß, dass es das Virus gibt und es gefährlich ist. Ich halte mich im Alltag so gut wie ich kann an alle Regeln – nicht weil es Vorschrift ist, sondern weil ich sie für sinnvoll halte. Ich trage Maske, ich halte Abstand. Doch gerade weil mir der erfolgreiche Kampf gegen das Virus wichtig ist, habe ich mich entschlossen, meine Geschichte zu erzählen. Denn selbst wenn man alle Regeln befolgen möchte, kann dieser Kampf manchmal sehr deprimierend sein.

Alles begann im vergangenen Herbst. Ich bin als Geschäftsmann tätig, meine Mutter arbeitet in meinem Büro. An diesem Tag rief eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamts dort an. Die Nummer, so sagte die Frau, habe sie übers Internet ausfindig gemacht. Die Dame fragte nicht, wer genau da grad das Telefon abgenommen hatte. Das finde ich datenschutztechnisch gesehen schon etwas bedenklich. Wenn nicht meine Mutter, sondern jemand anderes aus meinem Büro den Hörer… Aber gut. Die Dame sagte, sie rufe an, weil sie mich nicht erreichen könne. Ich würde mich weigern, einen Corona-Test zu machen und in Quarantäne zu gehen.

Start im Vogelsberger Impfzentrum: Was es zu beachten gilt

Meine Mutter sagte, sie wisse davon nichts und ich sei nicht da, was auch stimmte. Daraufhin sagte die Frau am Telefon so etwas ähnliches wie: “Erzählen Sie nichts, wahrscheinlich sitzt er Ihnen gegenüber.” Meine Mutter hat sich die Nummer der Anruferin aufgeschrieben und versichert, dass ich mich melden würde. Die Frau am Telefon machte jedoch deutlich: Wenn man von mir nichts hören würde, dann käme das Ordnungsamt vorbei, was mit 1500 Euro geahndet würde.

Danach hat mich meine Mutter angerufen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nichts vom Gesundheitsamt gehört, geschweige denn wusste ich, dass ich in Quarantäne sollte oder dass ich irgendwo Kontaktperson gewesen sein soll. Kurz nach dem Telefonat mit meiner Mutter klingelte mein Handy erneut, die Dame des Gesundheitsamts war dran. Meine Mutter hatte ihr meine Handynummer gegeben. Nachdem mir zunächst erläutert wurde, welche Strafe mir nun droht, bekam ich gesagt, dass ich mich sofort in Quarantäne begeben sollte. Als ich sagte, ich sei gerade beim Tanken an der Tankstelle, sagte die Frau sinngemäß, dass sei ihr egal, ich sollte mich umgehend in Quarantäne begeben und nirgendwo mehr reingehen.

In diesem Moment war ich etwas sprachlos. Was sollte das jetzt heißen? Sollte ich nicht einmal mehr in die Tankstelle gehen und meinen Sprit bezahlen?

Als die Dame auch mir selbst mit dem Ordnungsamt drohte und ich sagte, dass mich noch niemand angerufen habe, widersprach sie. Ein Kollege habe mich bereits einen Tag vorher kontaktiert. Als ich fragte, auf welcher Nummer denn der Kollege angerufen habe, sagte sie mir eine Nummer, die mir unbekannt war. Ich selbst habe nur ein Handy.

Ich solle doch jetzt bitte nicht nach Sinn und Unsinn fragen, für ihn mache alles keinen Sinn mehr.Markus H. über einen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes

Das kam mir schon ein bisschen merkwürdig vor. Als nächstes fragte ich, wer denn meine Kontaktperson gewesen sein soll, bei der ich mich möglicherweise infiziert habe. Auch das wusste die Dame nicht, sagte mir jedoch, die Angabe käme von einer öffentlichen Einrichtung – und die würden ja schließlich nicht lügen. Ich habe also nachgedacht, ich bin wie gesagt sehr vorsichtig und umsichtig. Ich konnte mich nicht erinnern, in letzter Zeit an einem Ort gewesen zu sein, den ich als öffentliche Einrichtung bezeichnen würde. Als ich das der Dame mitteilte, sagte sie, sie hätte weder Lust, noch Zeit mit mir zu diskutieren, das wäre jetzt nun mal so und ich solle mich in Quarantäne begeben.

Irgendwie klang das mit dieser öffentlichen Einrichtung für mich ein wenig nach einer Ausrede, die bewirken sollte, dass ich nicht mehr nachfrage. Die Infektionsketten waren zu diesem Zeitpunkt ja schon schwer nachvollziehbar geworden. Vielleicht versuchte man deswegen auch alles, was irgendwie als möglicher Fall auf den Tisch kam, in Quarantäne zu schicken. Aber das sind nur Vermutungen. Wann exakt das Infektionsgeschehen stattgefunden haben soll, konnte die Dame mir, so wie den genauen Ort, nicht sagen. Nur, dass es vor einem bestimmten Datum, welches sie mir nannte, gelegen haben soll.

Schließlich sagte die Frau noch, an welche Adresse sie die nötigen Unterlagen senden würde. Nun, die Straße stimmte – aber in der Hausnummer war ein Zahlendreher drin. Daraufhin sagte sie mir, dass ich das wohl falsch am entsprechenden Kontaktzettel angegeben hätte. Ich erwiderte mit der Frage, ob es nicht sein könnte, dass irgendwo an einer anderen Stelle ein Fehler passiert sei, mich vielleicht jemand anderes versehentlich oder auch absichtlich auf einen Kontaktzettel geschrieben hat, aber mit falscher Handynummer und einer immerhin zum Teil falschen Adresse. Als Antwort bekam ich erneut, dass ich doch jetzt endlich aufhören sollte zu diskutieren, sie hätte da keine Zeit zu. Diskutieren könnte ich, wenn ich mich nicht in Quarantäne begeben würde, mit der Ordnungsbehörde. Da habe ich das Ganze dann aufgegeben und zu mir gesagt, okay, das mache ich jetzt einfach.

Verwundert war ich jedoch auch darüber, dass das Enddatum der mir angekündigten Quarantäne gerade mal etwas mehr als eine Woche von unserem Telefonat entfernt lag. Ich könne auch gern mehr machen, sie könne mir auch mehr verordnen, ich solle doch froh sein, dass es nur eine Woche ist, sagte die Mitarbeiterin, als ich das anmerkte. Ich dachte bis dahin Quarantäne sei immer zwei Wochen – aber gut, das war dann eben so.

Ich bekam schließlich noch gesagt, dass ich zum Test sollte. Und zwar pünktlich am anderen Tag, sie nannte mir eine genaue Uhrzeit. Nicht früher und nicht später sollte ich dort sein. Das habe ich auch so gemacht. Eine Minute, bevor ich dort sein sollte, bin ich aus dem Auto gestiegen und stand schließlich in einer Schlange bei der Alsfelder City-Ambulanz – zusammen mit annähernd zehn weiteren Personen. Dort habe ich 40 Minuten gewartet, direkt an der Bundesstraße mit Berufsverkehr. Ich habe einen etwas größeren Bekanntenkreis. Nach diesem Tag dürften viele gewusst haben, dass ich jetzt zum Test gehe.

Verwirrung um die Maske beim Testen

In der City-Ambulanz, beziehungsweise dem kreiseigenen Testcenter, kam ich mir vor, das muss ich ganz ehrlich sagen, wie ein Stück Vieh. Es wurde nur in einzelnen Silben gesprochen. Als ich in dem Raum war, wo die Entnahme stattfinden sollte, schaute mich eine Mitarbeiterin an und fragte mich, auf was ich denn warten würde. Ich hatte die ganze Zeit vorher und auch in diesem Moment noch meine Maske auf. Ich wollte ja nichts falsch machen und gegebenenfalls jemanden anstecken. Und als Laie weiß ich doch nicht, wann genau der richtige Zeitpunkt ist, die Maske für den Test abzuziehen. Ich bat also um Anweisungen und bekam zu hören, dass sie keinen Abstrich machen könne, wenn ich die Maske noch aufhabe. Das ist ja alles logisch – aber wie gesagt: Wann genau ist der richtige Zeitpunkt, die Maske abzuziehen? So etwas muss man jemandem doch sagen und kann das Wissen nicht einfach voraussetzen. Oder wäre es den Mitarbeitern wirklich lieber, wenn die Menschen unvorsichtiger Weise zu früh die Masken abnehmen würden?

Ein Blick in das Corona-Testcenter in Alsfeld, als es noch von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen betrieben wurde. Foto: akr/Achriv

Der Test war irgendwann erledigt, und da ich die Corona-App zu diesem Zeitpunkt installiert hatte, habe ich auch den entsprechenden Zettel ausgefüllt, dass mir das Ergebnis über die App mitgeteilt werden sollte. Bei einem positiven Ergebnis sollte ich sehr zügig Bescheid bekommen, bei einem negativen könnte es minimal länger dauern.

Aber ich habe kein Ergebnis bekommen. In der App stand lediglich, dass mein Test in Bearbeitung sei – auch zwei Tage nachdem spätestens auch das negative Ergebnis hätte vorliegen sollen.

Ich entschied mich, beim Gesundheitsamt anzurufen, weil ich schon gern wissen wollte, wie es denn nun um mein Testergebnis steht. Nach vier Stunden Warteschleife hatte ich einen Herrn am Telefon, der mir sagte, er müsste mal nachschauen und mir wortwörtlich sagte: “Ich glaube, Sie sind negativ.” Ich fragte nach, ob er es wirklich nur glauben oder doch wissen würde, und bekam als Antwort: So wie es aussähe, sei ich negativ.

Ich fand mich also auch damit ab. Was ich aber nicht verstehen konnte, war, dass es keinen zweiten Test geben sollte am Ende der Quarantäne. Es könnte doch sein, dass der erste Test zu einem Zeitpunkt gemacht wurde, an dem das Virus noch nicht nachweisbar war. Doch das war nicht vorgesehen. Als ich dem Mitarbeiter sagte, dass doch dann die ganze Quarantäne nicht wirklich viel Sinn mache, bekam ich von dem Herrn zu hören, ich solle doch jetzt bitte nicht nach Sinn und Unsinn fragen, für ihn mache alles keinen Sinn mehr, er führe nur noch die Aufgaben aus, die ihm aufgetragen würden. Ich habe das ein wenig mit Humor genommen.

So sieht des aus, wenn der Kreis einen in Quarantäne schickt. Foto: OL

An dieser Stelle lässt sich vielleicht auch noch etwas über die Quarantäneanordnung sagen. Abgesehen davon, dass dieses Schreiben in einem sehr forschen Ton verfasst ist, ging da auch bei der Zustellung ganz offensichtlich nicht alles glatt. Die Anordnung wurde zwei Tage bevor sie mich per Einwurfeinschreiben erreicht hat verfasst. Der Zeitpunkt, ab dem sie für mich die Quarantäne anordnet, lag jedoch eine Woche vom Zustelltag gesehen in der Vergangenheit. Ich wäre im Ernstfall also eine ziemlich lange Zeit infektiös unterwegs gewesen und hätte viele Leute anstecken können.

Ich habe dann nichts mehr gehört, irgendwann war die Sache für mich erledigt. Und wie gesagt: Ich habe weder etwas gegen die Quarantäne, noch gegen die sonstigen Vorschriften. Lassen Sie mich auch betonen, dass ich nichts gegen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt habe. Das ist mit Sicherheit eine enorme Belastung, die ihnen dort abverlangt wird. Am Telefon versuchen zu rekonstruieren, wer wann wo war, ist bestimmt nicht leicht. Nur: Irgendwo muss das, was angeordnet wird, auch stimmen und nachvollziehbar sein. Das Ganze hat in meinem Fall für die Bekämpfung der Pandemie nichts gebracht. Dazu kam die Art, wie das abgelaufen ist. Widerspruch oder Hinweise auf mögliche Fehler wurden nicht geduldet, stattdessen wurde sofort mit Strafen gedroht. Ich weiß bis heute nicht, wie das Amt auf mich als mögliche Kontaktperson gekommen ist. Und die Corona-App habe ich wieder gelöscht, weil das mit dem Übertragen der Testergebnisse ja auch nicht geklappt hat. Die Seite, auf der man die Entschädigung für die Quarantäne beantragen kann, war zudem auch noch dauerhaft nicht erreichbar.

Solche kleinen oder großen Ärgernisse können in der Summe dazu führen, dass weniger Menschen die Arbeit der Ämter und die Vorschriften ernstnehmen. Und das ist in dieser Pandemie doch brandgefährlich. Wir müssen uns alle an die Regeln halten, damit wir dieses Virus gemeinsam besiegen können.

Anmerkung der Redaktion:

Über mögliches Fehlverhalten von Behörden zu berichten, ist eine wichtige Aufgabe der Presse. Jedoch ist es auch ihre Aufgabe, dabei mit Augenmaß vorzugehen und Schutzinteressen einzelner Personen abzuwägen. Um die in diesem Fall involvierten Mitarbeiter des Gesundheitsamts vor möglichen arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu schützen, hat sich die Redaktion von OL dagegen entschieden, eine detaillierte Anfrage an die Kreisverwaltung zu stellen. Das macht im Umkehrschluss jedoch eine unabhängige Überprüfung der hier geschilderten Aussagen schwierig. OL liegen jedoch die erwähnten Unterlagen sowie Gesprächsnotizen vor, die Markus H. kurz nach den Ereignissen angefertigt hat. Scheine Schilderungen ähneln zum Teil ähnlichen Erfahrungsberichten aus der Region und erscheinen daher bei aller Vorsicht zumindest nicht per se unglaubhaft.

Gleichwohl haben wir dem Kreis den obigen Text vor Veröffentlichung vorgelegt und eine allgemeine Stellungnahme erbeten. Dort ging man ohne Details wie Datumsangaben zu kennen dennoch relativ konkret auf Fall ein und antwortete wie folgt.

Stellungnahme des Vogelsbergkreises

Der hier geschilderte Fall ist konstruiert, er kann sich so nicht abgespielt haben, was an einer ganzen Reihe von Indizien belegt werden kann. Sobald ein positives Testergebnis beim Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises eingeht, beginnt sofort die Kontaktnachverfolgung. Alle Fälle werden innerhalb eines Tages „abgearbeitet“, selbst in der kritischen Phase vor Weihnachten mit mehr als 90 Fällen an einem Tag, waren alle relevanten Kontaktpersonen innerhalb eines Tages informiert.

Natürlich wird der Name des sogenannten Indexfalles genannt. Wie soll auch sonst im Umfeld eines Corona-Erkrankten recherchiert werden? Im Gespräch mit den Kontaktpersonen muss doch ermittelt werden, wo ein Kontakt stattgefunden hat, wie eng dieser war und welche Folgen das für die Kontaktperson hat, ob sie sich beispielsweise für zwei Wochen in Quarantäne begeben muss.

Die Behauptungen im oben stehenden „Erfahrungsbericht“ eines Betroffenen, die Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes habe den Namen der infizierten Person „nicht gewusst“, und die „Angabe käme von einer öffentlichen Einrichtung“, sind absurd. Welche öffentliche Einrichtung sollte das sein? Die meisten öffentlichen Einrichtungen sind geschlossen. Wo soll da eine Begegnung stattgefunden haben? Im Übrigen sind dem Gesundheitsamt noch nie Besucher- oder Kontaktlisten aus öffentlichen Einrichtungen zugeschickt worden, um Kontakte nachzuverfolgen.

Um es noch einmal deutlich zu machen: Eine Kontaktverfolgung funktioniert nur, wenn man mit verlässlichen Daten arbeiten kann, somit wird die oben gemachte Aussage „Wann exakt das Infektionsgeschehen stattgefunden haben soll, konnte die Dame mir sowie den genauen Ort nicht sagen. Nur dass es vor einem bestimmten Datum, welches sie mir nannte, gelegen haben soll.“ eindeutig widerlegt.

An Dritte werden keinerlei Daten weitergegeben, es sei denn, es handelt sich um minderjährige Betroffene, dann werden die Eltern informiert. Einer Mutter gegenüber kann auch bei erwachsenen Personen mitgeteilt werden, dass sich Sohn oder Tochter als Kontaktperson beim Gesundheitsamt melden soll, anderen Verwandten oder gar Bekannten gegenüber machen wir keine Angaben. Wir fragen lediglich, wie die Person X oder Y zu erreichen ist, wir nennen weder den Namen des Indexfalls, noch sagen wir einer dritten Person, dass sich jemand „weigert, einen Corona-Test zu machen und in Quarantäne zu gehen“,wie das im obigen Text behauptet wird. Eine solche Aussage wird von den Mitarbeitern in der Kontaktverfolgung nicht getroffen, wir drohen den Leuten nicht mit dem Ordnungsamt. Diese Vokabel kommt in der Kontaktverfolgung nicht vor.

Ebenfalls völlig aus der Luft gegriffen ist die nächste Behauptung, das Gesundheitsamt habe mit einer Strafe von 1500 Euro gedroht. Solche Formulierungen gehören in keinster Weise zum Wortschatz unserer Mitarbeiter. Wir drohen nicht. Wir beraten! Wir schicken auch niemanden sofort in Quarantäne, ohne einen Sachverhalt zu kennen. Das oben geschilderte Telefonat an einer Tankstelle kann in dieser Form nicht stattgefunden haben.

Kreis: Schilderungen enthalten „in wesentlichen Teilen unwahre und nicht nachvollziehbare Behauptungen“

Um noch einmal auf die Wortwahl unserer Mitarbeiter zurückzukommen: Wir haben alleine seit dem 1. November bis heute rund 10.000 Menschen in häusliche Quarantäne geschickt – das sind gut 10 Prozent unserer Kreisbevölkerung. Wir haben jede Menge Mails und Telefonate bekommen, in denen sich die Betroffenen für die gute Betreuung durch das Gesundheitsamt bedankt haben. Selbst in der Zeit vor Weihnachten – mitten im größten Betrieb – gab es sehr viel Lob und Anerkennung. Solch positive Rückmeldungen würden wir nicht erhalten, wenn sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unfreundlich verhalten und Sätze wie Man habe weder Lust, noch Zeit zu diskutieren oder „Erzählen Sie nichts, wahrscheinlich sitzt er Ihnen gegenüber“ am Telefon fallen würden.

Behauptet wird außerdem, dass der Betroffene zum Test in Testcenter Alsfeld geschickt worden sei. Auch diese Aussage ist falsch. Denn: Wir bieten asymptomischen Personen einen Test an, wir schicken sie nicht.

Zu den Vorwürfen das Testcenter betreffend, sei gesagt: Natürlich sind die Mitarbeiter dort angehalten, möglichst zügig und unter Vermeidung unnötiger Kontakte und Gespräche die Termine durchzuführen. Wir haben entsprechende Rückmeldungen bekommen, dass dort gute Erfahrungen gemacht werden, dass der Ablauf gut strukturiert ist und es nicht zu langen Wartezeiten kommt. Jeder, der im Testcenter war, wird am nächsten Tag angerufen und über sein Testergebnis informiert. Auch am Samstag. In der Regel liegt das Ergebnis am Abend des Testtages vor. Wenn jemand sein Ergebnis ganz dringend braucht – beispielsweise weil am nächsten Tag eine Reha beginnt – dann wird er noch am Abend von uns angerufen und informiert. Verzögerungen können eintreten, wenn Tests außerhalb des Testcenters in Alsfeld durchgeführt werden. Auf die jeweiligen Labore haben wir keinen Zugriff. Aber auch in diesen Fällen liegt ein positives Ergebnis in der Regel in zwei Tagen vor.

Noch ein letztes Wort zur Quarantäne – ohne auf weitere Aussagen über angebliche Zahlendreher oder unbekannte Telefonnummern einzugehen: Bei der Festlegung der Quarantäne zählt die letzte Begegnung mit dem Indexfall. Wenn dieser Kontakt eine Woche zurückliegt, kann es also sein, dass die Kontaktperson sich nur noch eine Woche in häusliche Absonderung begeben muss. Ein zweiter Test am Ende der Quarantäne ist nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts nicht vorgesehen.

Fazit: Aus der Schilderung des Gesundheitsamtes wird deutlich, dass der oben stehende „Erfahrungsbericht“ in wesentlichen Teilen unwahre und nicht nachvollziehbare Behauptungen enthält. Die Aussage „Ich weiß bis heute nicht, wie das Amt auf mich als mögliche Kontaktperson gekommen ist“ ist durch die von uns beschriebene Arbeitsweise unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eindeutig widerlegt.

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2 Gedanken zu “Wenn die Quarantäne kommt – und man sich fragt, wieso

  1. Wenn man 10.000 Personen in Quarantäne schickt, also 10% der Bevölkerung, kann man uns sicherlich auch sagen, bei wie vielen die Krankheit Symptome gezeigt hat, also ausgebrochen ist.
    Komisch, diese Zahl finde ich nirgends.
    Aber damit könnte man doch einfach feststellen, ob sich all diese Maßnahmen überhaupt rechtfertigen!?

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  2. eine der betroffenen seiten hat da wohl eine blühende phantasie. dass die wohlklingenden presseartikel von ämtern und anderen institutionen nicht stimmen, ist auch in anderen fällen zutreffend. sind die vorwürfe gegen die behörde zutreffend, sollte dies konsequenzen haben. auch in zeiten einer pandemie gelten für beide seiten gewisse regeln des friedlichen miteinanders und nicht hau-ruck methoden.

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