Ergebnisse der Umfrage vom Vogelsberger Familienbündnis sind daKinderbetreuung in der Corona-Pandemie: Familien machten positive und negative Erfahrungen
VOGELSBERG (ol). Wie war (oder ist) die Kinderbetreuung während der Corona-Pandemie? Diese Frage stellte das Vogelsberger Familienbündnis den Familien im Kreis im Rahmen einer Umfrage. Darauf gab es viele Rückmeldungen. Jetzt sind die Ergebnisse da: Zwei Drittel der Eltern konnten aus dem Home-Office arbeiten, doch die Kinder hätten unter den fehlenden sozialen Kontakten gelitten. Doch es gab es auch viele positive Erfahrungen in dieser Zeit.
„Kinderbetreuung in Zeiten der Corona-Pandemie: Wie war (oder ist) das denn bei Ihnen?“: Diese Frage hat das Handlungsfeld Vereinbarkeit von Familie und Beruf des Vogelsberger Familienbündnisses den Familien im Vogelsbergkreis gestellt. Im Fokus dieser Frage standen die ganz persönlichen Geschichten, die Sorgen, die Nöte und Ängste, aber auch die schönen Erlebnisse während der Zeit der Schul- und Kindergartenschließungen. Die Rückmeldungen kamen fast aus dem ganzen Kreisgebiet und jede einzelne von ihnen sei wertvoll gewesen.
Weiter heißt es in der Pressemitteilung, die ungeahnte Neuorganisation des Alltages im März 2020 hat alle Familien plötzlich getroffen. Für die einen finde von nun an alles zu Hause statt: Schule, Arbeit, Freizeit und Familienleben. Die anderen versuchen den optimalen Weg zwischen Kinderbetreuung, Erwerbstätigkeit und Familienzeit zu finden. Laut der Umfrage im Vogelsbergkreis hatten etwa zwei Drittel aller Eltern die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten und konnten sich so, in Abstimmung mit dem jeweiligen Arbeitgeber, auch um die Kinder und deren Betreuung bzw. Online-Lernformen kümmern.
Hilfe und Unterstützung von Familie und Freunden wurde lediglich teilweise in Anspruch genommen, was auch daran lag, dass besonders die Großeltern geschützt werden sollten. „Unsere Kinder leiden sehr unter den fehlenden sozialen Kontakten und vermissen ihre Freunde und die Familie“, sei ein viel zurück gemeldeter Satz in der Umfrage gewesen.
Auch positive Aspekte konnten gefunden werden
Trotz der herausfordernden und belastenden Bedingungen gab es auch positive Aspekte, die der Lockdown mit sich gebracht habe. Manche Familien gaben an, dass sie die gemeinsame Zeit vor allem draußen in der Natur genossen und das Familienleben ganz neu entdeckt und schätzen gelernt haben. Dadurch, dass Elternteile teilweise von Kurzarbeit betroffen waren, hätten sich die Rollenverteilungen in den Familien selbst verändert. Manche Paare hatten die Erfahrung gemacht, dass sie ihre Partnerin bzw. ihren Partner mit allen Aufgaben, Nöten und Sorgen nun besser verstehen können. Und auch die Kinder hätten das Spielen zu Hause von einer neuen Seite kennen gelernt.
Die Nachfrage bei Vogelsberger Familien habe deutlich gemacht, dass die veränderte familiäre Situation während der Corona-Pandemie nicht mit „gut“ oder „schlecht“ beantwortet werde – die meisten Familien machten Erfahrungen in beide Richtungen. Einige hätten diese Zeit als sehr belastend beschrieben. Die Eltern haben oft Schuldgefühle, den Kindern gegenüber nicht gerecht zu werden und machen sich Sorgen darüber, wie die Zukunft aussehen wird.
Handlungsfeld „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ will aus Ergebnissen lernen
Nicht nur im Vogelsbergkreis waren die Erfahrungen, die Familien seit dem 16. März 2020 gemacht haben, von Interesse, auch der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ habe sich diesem Thema gewidmet. Dieser setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt in Kooperation mit der Universität Bielefeld. Entstanden sei die Studie „KiCo“ – Kinder, Eltern und ihre Erfahrungen während der Corona-Pandemie, an der mehr als 25.000 Eltern bundesweit teilgenommen haben.
Auch in der bundesweiten Studie werde deutlich, dass ein Teil der Befragten die Zeit als „schöne Zeit“ beschreibt, der andere Teil „kein Licht am Ende des Tunnels“ sehe. Die kollektive Wahrnehmung vieler Familien ist, dass sie sich mit ihren Fragen und dem neuen Alltag nicht gesehen fühlen; es werde erwartet, dass die Familie die gesellschaftlichen Herausforderungen „irgendwie“ in den Griff bekommt. Auch finanzielle Nöte und Geldsorgen wurden unterschiedlich bewertet: 33,9 Prozent gaben an, seit der Corona-Pandemie größere Geldsorgen zu haben, darunter vor allem Familien mit nur einem erziehenden Elternteil.
Familien können sich als eine Art Seismograph erweisen, der anzeigt, worin die gesellschaftlichen Probleme derzeit bestehen; dies macht die bundesweite Studie deutlich. Das Handlungsfeld „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ im Vogelsberg habe sich das Ziel gesetzt, aus den Erfahrungen der einzelnen Familien zu lernen.
Deutlich werde beispielsweise, dass die Kinder vor der Corona-Pandemie meist von den Eltern und den Großeltern nach der Schule bzw. dem Kindergarten betreut werden, selten wurden Betreuungsangebote in Anspruch genommen. „Um für die zukünftige Arbeit des Handlungsfeldes Ansatzpunkte zu finden, wie Familien unterstützt werden können, war es uns wichtig, ein Stimmungsbild einzufangen. Wir wollen herausfinden, was sich Familien in unserer Region wünschen. Am besten wäre es natürlich, wenn sich die Familien direkt in unserer Arbeitsgruppe einbringen. Wir freuen uns über jede und jeden einzelnen“, sagt Katharina Barth, Sprecherin des Handlungsfeldes Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
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