In Atzenhain, Ulrichstein und WartenbergEin Streifzug durch die Windkraftanlagen der OVAG
ATZENHAIN (ol). Oswin Veith, Vorstand der OVAG, steht mit Dr. Hans-Peter Frank windumweht in Atzenhain zwischen den beiden Windenergieanlagen, die das Unternehmen hier 2016 hat errichten lassen. Doch das sind nicht die einzigen Anlagen, die die OVAG kürzlich besichtigt hat. Ein Streifzug durch die Windkraftanlagen.
Hans-Peter Frank ist bei der OVAG zuständig für die Energieerzeugung und den Handel und gleichzeitig Geschäftsführer des Tochterunternehmens HessenEnergie, das seit 1993 Windenergieanlagen konzipiert, baut und auch deren Betrieb führt. Begleitet werden Veith und Frank an diesem wolkenverhangenen Tag von Ingo Deitermann, bei der Hessen Energie unter anderem zuständig für die Bauleitung bei Windprojekten.
Oswin Veith, der an diesem Tag viele Windanlagen der OVAG in Augenschein nimmt, muss seinen Hut festhalten, da der Wind an ihm zerrt. Frank blickt in die Höhe zu den Rotorblättern, die einen Kreisdurchmesser von 115 Metern haben. „Prächtiger Wind für die Anlagen.“ Seine Erfahrung wird durch einen Blick auf die digitale Anzeige bestätigt. „Windgeschwindigkeit elf Meter pro Sekunde. Die Anlagen laufen auf Volllast.“ Von Rekordgeschwindigkeiten ist der Ausbau der Windenergie derzeit meilenweit entfernt, heißt es in der Pressemitteilung der OVAG.
„Zwischen 2016 und 2018 haben wir unsere bislang letzten fünf Windparks ans Netz genommen“, konkretisiert Frank. Dieser Stillstand – läuft konträr zu den Zielen der Bundesregierung, welche im neuen EEG (Erneuerbaren Energien Gesetz) festgeschrieben werden sollen. „Demzufolge“, erläutert Oswin Veith, beinahe sieben Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestages, ehe er den Kommandostand der OVAG neben seinem Kollegen Joachim Arnold betrat, „soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland bis 2030 auf 65 Prozent angehobenen werden. Beim derzeitigen Schneckentempo ist das nicht zu machen.“
Zu Besuch in Ulrichstein
Inzwischen hat das Trio Ulrichstein erreicht, wo verschiedene Windparks angesiedelt sind. Am Standort „Ulrichsteiner Platte“ nehmen die drei den ältesten Standort der von der HessenEnergie betreuten Anlagen in Beschau. Hier entstanden 1994 dreißig Meter hohe Anlagen mit einem Rotorendurchmesser von gut 30 Metern und einer Leistung von 225 kW. Was seitdem geschehen ist, gleiche einem Sprung vergleichbar mit den ersten Mobiltelefonen zu den heutigen Smartphones. Frank, lächelnd: „Wir blicken zurück in die Kindertage …“ Nach dem Abbau von dreizehn Altanlagen haben HessenEnergie und OVAG hier 2012 sieben neue, 138 Meter hohe Anlagen in Betrieb genommen.
Diese Erneuerung durch leistungsstärkere Anlagen, das sogenannte Repowering, sei ein Pfeiler im Konzept der OVAG – das Unternehmen produzierte 2019 rechnerisch gut 30 Prozent des an die Kunden gelieferten Stroms naturnah selbst. „Dass wir weiterhin unseren Beitrag zur Energiewende leisten wollen und müssen, ist unumkehrbar“, sagt Oswin Veith. „Wir wollen aber nur dort neue Anlagen errichten, wo die Mehrheit vor Ort einverstanden ist und sogar davon profitiert. Das bedeutet für die Politik noch stärkere Überzeugungsarbeit.“
Oft aber, streift Hans-Peter Frank ein Paradox, seien es nicht Menschen, in deren Umgebung sich die Rotoren drehen sollen, sondern Organisationen von weit weg, die ihr Veto einlegen würden. „Wir treffen teilweise auf Vereinigungen, die mit einem sehr fokussierten Blick auf einzelne Umweltthemen und oft irreführenden Argumenten antreten, um generell gegen die Windkraftnutzung zu agieren. Dass ihre Belange ohne Klimaschutz und damit ohne eine CO2 freie Stromversorgung kaum Erfolg haben werden, wird missachtet. Nein sagen ohne eine Alternative löst keine Probleme.“
Mittlerweile ist die kleine Gruppe am Standort Ulrichstein Kopf und Köppel angekommen, wo die OVAG 2017 in einer Kooperation mit dem Vogelsberger Andy Bohn zwei Anlagen in Betrieb genommen hat. Dass Anlagen wie diese für die Zukunft unverzichtbar sind, daran lässt Oswin Veith keinen Zweifel. „2022 gehen in Neckarwestheim, im Emsland und mit Isar 2 die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. Das Ende der Kohle für die Stromerzeugung ist für spätestens 2038 vorgesehen. Wenn wir dann keinen geeigneten Ersatz haben, wird der Umstieg zu einer auf nachhaltigen Energieträgern basierenden Versorgung nicht funktionieren.“
Strombedarf werde steigen
Trotz aller Einsparungen werde der Strombedarf in den kommenden Jahren weiter steigen. Es werde wesentlich mehr „Windfelder“ bedürfen wie das größte im Vogelsberg, in Helpershain am „Goldenen Steinrück“ mit über 40 Windkraftanlagen verschiedener Betreiber seit 1999. „Natürlich auch der OVAG, die an diesem Ort derzeit mit der HessenEnergie ein umfangreiches Repowering plant. Aus weniger mehr zu machen. Kleine Anlagen werden durch weniger, aber größere ersetzt, die ein Vielfaches des Stromertrages liefern“, heißt es weiter.
Auch ein Engagement bei einem Offshore Windpark in der Ostsee hat das Interesse der Verantwortlichen der OVAG geweckt. Übrigens, beschwichtigt Oswin Veith mögliche Bedenken, drohe keine Gefahr von „wildem“ Ausbau in den heimischen Regionen. „Die Hessische Landesregierung hat mit ihren Teilregionalplänen exakte Flächen vorgegeben, auf denen überhaupt noch gebaut werden darf. Das sind weniger als zwei Prozent der gesamten Landesfläche.“
Eine weitere Station ist der Windpark Wartenberg-Angersbach. Dort erzeugt der derzeit leistungsstärkste Park der OVAG mit einer Gesamtleistung von satten 16,5 Megawatt jährlich über 30 Millionen kWh grünen Strom. Ein Projekt, bei dem es spezielle Hindernisse zu bewältigen galt. Zum einen wurden die Arbeiten unterbrochen, weil auf wertvolle Bodendenkmäler gestoßen wurde, die es galt durch archäologische Ausgrabung zu dokumentieren. Zum anderen stand die Haselmaus dem Vorangehen im Weg, heißt es in der Pressemitteilung geschrieben.
Einvernehmen mit Natur und Tieren
„Natürlich liegen uns das Einvernehmen unserer Projekte mit Natur und Tieren am Herzen“, versichert Oswin Veith. Was in diesem Fall bedeutete: 55 Haselmäuse seien unter erheblichem personellen und finanziellen Aufwand schonend umgesiedelt worden. Frank weist auf eine Behandlung nach zweierlei Maßstäben hin: „Wo wir mit der Lupe hinschauen müssen, dürfen andere Akteure die Augen schließen. So können etwa kommerzielle Forstbetriebe mit schwerem Gerät durch denselben Wald brettern. Dann ist vom Schutz der Haselmaus keine Rede mehr …“
Dennoch – die Errichtung von Ausgleichsflächen, das Abschalten der Windräder zum Schutz von Fledermäusen und Greifvögeln – das alles sei für die OVAG eine Selbstverständlichkeit, „selbst wenn damit erhebliche finanzielle Einbußen einhergehen.“ „Bei den Kranichzügen im Frühjahr und Winter sind wir gehalten, die Anlagen abzuschalten, wenn ein dafür beauftragtes Büro die Prognose erstellt, ein Massenzug sei zu erwarten. Kürzlich hat das fünf Windparks für achtzehn Stunden gleichzeitig betroffen, was einen Einnahmeverlust von rund 70.000 Euro bedeutet hat“, so ein Beispiel in der Mitteilung.
Hans-Peter Frank wirbt für mehr Einsicht in die Notwendigkeit zur solidarischen Lastenteilung. Er teilt mit Ingo Deitermann eine Kindheitserinnerung, denn beide sind im Ruhrpott aufgewachsen. „Kohlenstaub auf draußen aufgehängter Wäsche war Alltag“, erinnert sich Deitermann. „Deutschland“, so Frank, „hat von der Last profitiert, die das Ruhrgebiet getragen hat und teilweise heute noch trägt. Für mich wirkt im Vergleich dazu der fundamentale Widerstand gegen die Windkraft vor der eigenen Haustür oft wie eine wenig verantwortliche Haltung. Denn die sichere Stromversorgung erhalten alle gleich. Die Konsequenz einer gewollt dezentralen Stromerzeugung müssen alle bereit sein ein Stück weit zu tragen. Ohne Nebenwirkungen ist dieser Standard nicht zu haben. Mit Wind und Sonne sind die Lasten weitaus geringer, als mit der konventionellen Stromerzeugung. Auf vielen Schultern lassen sich die Lasten leichter und fairer tragen, von der Stromgewinnung wollen am Ende schließlich alle profitieren.“
Für Oswin Veith stehe fest: „Wenn wir die Klimaziele erreichen, die wirtschaftliche Leistungskraft bei gleichzeitig möglichst großer Schonung der Natur beibehalten wollen, muss die Regierung noch mehr Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung leisten. Zum Beispiel die immer komplexer werdenden Richtlinien in Genehmigungsverfahren gerichtsfest machen.“
Allen Bürgern die ein Dach besitzen und Solarstrom machen wollen müssen mehr Unterstützt werden. Und wenn noch eine Batterie hinzu kommt muss auch diese mit Zuschuss gefördert werden.Für allen Unsinn hat man Geld z.B.Mehrwert steuer 16% ein Bluff.Warum läst man alte Solaranlagen nicht weiterlaufen? die Konzern sollen dass Geld verdienen nicht der Einfache Bürger!.Da liegt der Hase im Pfeffer .
*) Siehe „Neueste Kommentare“
Dafür geht es aber ohne den dazugehörigen Artikel, obwohl der doch gar keinen beleidigt und angeblich – ganz liberal – nach Möglichkeit jeder Leserkommentar veröffentlicht wird (siehe Podcast #2). Wirrer Geist ist dumm und dreist! Das Wahre bei „Wirres und Wahres“ kann die OL-Redaktion getrost streichen. Schönen Gruß an Werner- Kalbfleisch!
Nicht immer geht der Umweltschutz
Einher mit wirtschaftlichem Nutz
Die Kraniche des Ibykus
Sorgen allein schon für Verdruss
Man schaltet ab, jedoch das kostet
Die WKA steht still und rostet
Baut mehr Ladestationen für E-Autos aber mit kurzer Ladezeit nicht das es über Stunden geht, sonst haben sie keinen daug.
Werner Kalbfleisch
Wo soll der ganze Strom für ihren Vorschlag herkommen? Je mehr hocheffiziente Ladesäulen, desto mehr Stromverbrauch. Wenn bei uns im Ort die Hälfte der Bewohner Abends ihr Auto zur gleichen Zeit an die Steckdose hängen würden, wäre unser Ort wahrscheinlich dunkel. Ohne die Kraftwerke, die ja nach und nach alle verschwi den sollen, ist meiner Meinung nach das Projekt E Auto für Alle, nicht zu realisieren. Ganz abgesehen davon, ob man alle 250km mind. 20 Minuten Pause machen will, um das Auto zu „tanken“. Auch hier muss noch verbessert werden.
Um Artikel wird ja sehr gut darauf eingegangen, dass noch etwas Arbeit vor uns liegt, damit die Kraftwerke wie geplant ersetzt werden können.
Stand Jetzt(! bzw. eigentlich ist der Stand auch schon überholt) müssen Sie alle 250km für mind. 20min Pause machen, um ein E-Auto zu laden. Wie gut, dass Sie das aus Erholungsgründen sowieso tun sollten, um sich und andere nicht zu gefährden.
Die Entwicklung geht bzgl. effizienterer Windräder und Solarmodule sowie Speichertechnologien derweil unaufhaltsam weiter, gerade auch im letzten Jahr ist da – durch Corona relativ unbemerkt – viel passiert. Der Zeitpunkt, zu dem es ein Luxus ist, sich noch einen Hybriden oder gar Verbrenner zu leisten, weil die batterieelektrische Variante in jeder Hinsicht (auch ohne Förderung) günstiger ist, kommt noch in diesem Jahrzehnt. Das erscheint mittlerweile als relativ sicher.
@ DerJoe | 11.01.2021 um 14:47 Uhr
„Der Zeitpunkt, zu dem es ein Luxus ist, sich noch einen Hybriden oder gar Verbrenner zu leisten, weil die batterieelektrische Variante in jeder Hinsicht […] günstiger ist, kommt noch in diesem Jahrzehnt. Das erscheint mittlerweile als relativ sicher.“
Der „Luxus“ besteht darin, dass die Leute, die sich kein neues E-Mobil leisten können, sondern auf preiswerte Gebrauchtwagen angewiesen sind, so mit hohen Kraftstoffpreisen und Kfz-Steuern kujoniert werden, dass sie sich überhaupt kein Fahrzeug mehr leisten können. Hauptsache, Deutschland mit seinen lächerlichen 2% am CO²-Ausstoß kann unter den europäischen Nationen den Klima-Streber spielen. In die prognostizierte Preisentwicklung der Batterieautos ist diejenige der seltenen Rohstoffe wie Kobald gar nicht einbezogen. Da wird es noch böse Überraschungen geben.
Wir haben es doch schon einmal erlebt bei den Nachtspeicherheizungen. Die wurden verteufelt, die günstigen Heizstromtarife abgeschafft. Die Begründung war logischer Unfug, denn Speicherheizungen, die mit Ökostrom betrieben werden, der in Hülle und Fülle anfällt, sind keineswegs umweltschädlich. Derweil stieg die Überproduktion von „grünem Strom“ ins Unermessliche, ohne dass hier Marktgesetze griffen und der Strom wenigstens billiger wurde. Heute wird der Strom im Ausland verschleudert, doch im Inland haben wir die EU-weit höchsten Stromkosten. Wieder ein saftiger Tritt in den Allerwertesten des kleinen Mannes.
Und jetzt der Brüller! Ja, die Entwicklung ist gerade im letzten Jahr unaufhaltsam weiter gegangen. Man forscht jetzt zum Beispiel intensiv, wie man Strom als Wärme speichern kann, weil sich die Überproduktion an Ökostrom nur verwerten lässt durch Fahren und… man höre und staune… H-E-I-Z-E-N !!! Die Firma Siemens, einer der führenden Hersteller von Nachtspeicheröfen, entwickelt jetzt Großanlagen nach genau demselben Prinzip, mit denen Strom als Wärme gespeichert wird, der über eine Dampf-Tubine zurück in Strom verwandelt werden kann (natürlich mit erheblichem Energieverlust). Da war die Energiebilanz der guten alten Nachtspeicheröfen deutlich günstiger. Mit einer intelligenten Schalttechnik, die auflädt, wenn der meiste Strom zur Verfügung steht (also auch tagsüber bei starkem Wind- oder viel Sonne) könnte die Nachtspeicherheizung d-i-e Lösung für die Überproduktion aus Windkraft- und Solaranlagen sein. Dies würde auch die Feinstaub-Problematik von Holzöfen lösen helfen. Aber lieber läuft man ständig im Kreise und zockt die kleinen Leute ab.