Die vier Kirchenmusiker des Evangelischen Dekanats Vogelsberg über die ihre Arbeit, die Bedeutung von Musik und kreative Ideen zum Musizieren„Wer kann, sollte musizieren oder singen“
VOGELSBERG (ol). Er kam mit Macht, der erste Shutdown im Frühling dieses Jahres und viele Dinge blieben auch den Sommer über eingeschränkt. Besonders betroffen waren und sind immer noch musikalische und kulturelle Angebote und die Menschen, die dahinterstehen. Dazu gehören auch die Kirchenmusikerinnen und der Kirchenmusiker im Evangelischen Dekanat Vogelsberg, Christine Geitl, Claudia Regel, Dr. Diana Rieger und Simon Wahby.
Als Dr. Diana Rieger vor wenigen Wochen den Landesehrenbrief in Empfang nahm, nutzte sie die Gelegenheit, eine Lanze zu brechen für die Bedeutung des Chorgesangs, der musikalischen Arbeit in Gemeinschaft, aber auch für einen Blick auf freischaffende Künstlerinnen und Künstler, die nun fast schon ein ganzes Jahr lang ohne Einkünfte sind. Viele von ihnen sind den Kirchenmusikern verbunden, da diese nicht nur für ihre Region eine Vielzahl von Konzerten mit eingeladenen Solistinnen und Solisten oder Gruppen organisieren, sondern auch selbst außerhalb ihrer Tätigkeit als Kantoren musikalisch tätig sind, heißt es in der Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats.
„Ein großer Teil unserer Tätigkeit in diesem Jahr war dann tatsächlich das Absagen und Umplanen von Konzerten“; berichtet der Alsfelder Dekanatskantor Wahby, der – genauso wie seine Kollegin Diana Rieger, die im südlichen Vogelsberg ansässig ist – dennoch versucht hat, kleine Auftritte in unterschiedlichster Form zu ermöglichen. Nicht nur, weil dies einer ihrer Arbeitsaufträge ist und Musik und Kultur für alle Menschen ein wichtiges Angebot sind, sondern auch, weil es ihnen ein Anliegen ist, gerade freischaffende Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen.
Allerdings sind gerade musikalische Veranstaltungen mit Publikum, so wie man sie kannte, auch im kommenden Jahr noch immer fraglich. „Aus diesem Grund habe ich auch keinen Flyer und kein festes Programm für 2021 gemacht, wie ich es sonst tue“, erläutert Rieger. Sie wird eher spontan planen, schauen, was geht und entsprechende Musikerinnen und Musiker dazu einladen. Ihr Kollege Wahby plant Agenturkonzerte für das neue Jahr, natürlich stets mit den Pandemievorschriften im Blick.
Doch es sind ja nicht nur diese Angebote, die sich angesichts der Pandemie wandeln mussten. „Im März war dann ja von einem Moment zum anderen nichts mehr möglich“, berichtet Claudia Regel. Sie ist Kantorin in Lauterbach, leitet mehrere Chöre und ist selbst Teil eines Duos, das in der Region auftritt. Wie ihre Kolleginnen und ihr Kollege musste sie sich erst einmal von dem Schock erholen, bevor es daran ging, zum einen neue, gemeinsame Wege des Miteinanders und der Kommunikation zu finden, zum anderen, sich und ihre Arbeit umzuorganisieren.
Die Zeit während des Lockdowns
Alle vier Kirchenmusiker berichten davon, dass die Zeit des Lockdowns im Frühling sich positiv auf die Ordnung ihrer Büros ausgewirkt habe: „Wir haben viel Liegengebliebenes aufgearbeitet“, berichten alle vier. Endlich war Zeit, beispielsweise die IT auf den neuesten Stand zu bringen oder Dokumentationen zu erledigen. „Man konnte sich auch der persönlichen Weiterentwicklung widmen, die sonst oft auf der Strecke bleibt“, so Christine Geitl aus der Homberger Region.
Tutorials und Webinare halfen ihr dabei, sich beispielsweise im Bereich Pädagogik weiterzubilden, aber auch die Lektüre von Fachzeitschriften, für die oft keine Zeit ist, stand bei ihr auf dem Plan. Musikalisch hat sie sich in kleinen Formaten geübt: Einzelunterricht für die Orgelschüler, Flöte spielen mit einem Kinderchorkind, Einzelstunden mit den Posaunenchorbläsern: „Es gibt doch einige, kleine Möglichkeiten unter Corona, die ein wenig Freude machen und schenken, so wie das regelmäßige Spiel vor dem Homberger Altersheim“, sagt sie.
Simon Wahby nutzte die Zeit auch, um die Orgelrevision im Altdekanat Alsfeld zu starten: Dafür besucht er die Kirchen vor Ort, sichtet Orgelakten und protokolliert seine Beobachtungen. Claudia Regel hat ihr Talent als Kamerafrau und Cutterin für ihre Kirchengemeinde entdeckt und ausgebaut. Gemeinsam mit den Pfarrerinnen und dem Pfarrer vor Ort produziert sie seit Beginn der Pandemie Videoclips. „Das ist zwar keine originäre Kantorinnenaufgabe“, gibt sie zu, „aber es ist gerade dran, macht Spaß und ist auch eine Form der Verkündigung, die ja zu meinen Aufgaben gehört. Allerdings kostet es mehr Zeit als man denkt.“
Mehr Zeit als man denkt kostet auch das Umplanen und Neuaufteilen von Gruppen: Von Juni bis August hat Regel in Kleingruppen geprobt – bis zu zehnmal in der Woche, meist draußen, zur Freude der Passanten. Auch die Arbeit in verschiedenen Gremien, die Planung, wie es mit der Kirchenmusik, den Gruppen und den verschiedenen Angeboten weitergehen könnte, welche Vorschriften zu beachten sind und die Organisation all dessen sind sehr aufwendig und beanspruchen insbesondere die beiden Dekanatskantoren. Alle vier waren und sind damit beschäftigt, an neuen Formaten in den Kirchen teilzunehmen: Online-Angebote, offene Kirchen, spontane Angebote je nach Möglichkeit.
Einen Weg finden, um in Kontakt zu bleiben
Und dann ist da ja auch noch die Kontaktpflege: „Wir mussten ja auch Wege finden, um mit den Menschen unserer verschiedenen Gruppen in Kontakt zu bleiben“, gibt Wahby zu bedenken, „und online, also über Videokonferenz oder andere Tools ist es mit den Menschen ab einer bestimmten Altersklasse eben nicht ganz leicht. Und das Internet im Vogelsberg ist auch nicht besonders verlässlich.“ Doch die Kantorinnen und der Kantor waren kreativ: Sie kommunizierten über verschiedene Messenger oder hielten den Orgelunterricht per Telefon ab. Diana Rieger strickte ihre Workshops um in Einzelcoachings nach einem rotierenden System, oft mit einem Gastreferenten, und sie fand dies gar nicht schlecht: „Wir konnten uns fokussieren, beispielsweise auf Musiktheorie, Gehörbildung, Jazz- und Klassikimprovisationen. Die Anliegen des Einzelnen konnten jetzt viel besser umgesetzt werden – wir haben also auch von der Situation profitiert und es ist eine Art neue Kontinuität entstanden.“
Gelitten hat allerdings der Chorgesang, der auch im Sommer mit der Möglichkeit draußen zu singen kaum wieder in Gang gekommen ist und nun schon wieder am Boden liegt. „Das schmerzt richtig“, so Rieger. Sie teilt die Meinung ihrer Kolleginnen und ihres Kollegen, dass Chorarbeit online so gut wie nicht möglich ist und dass man nur hoffen kann, dass diese so bald wie möglich wieder in Schwung kommen kann. „Es geht vielen Menschen dabei nicht nur um das Singen, sondern auch um die Gemeinschaft“, wissen die Chorleiter. Dennoch: Claudia Regel probiert es aus. Seit wenigen Tagen bietet sie Kantorei-Proben per Videokonferenzmodul an und findet das zwar ungewohnt, aber machbar.
Ebenfalls auf Eis liegen derzeit bekannterweise der Gemeindegesang und der Einsatz der Posaunenchöre im Gottesdienst. Umso mehr sind die Kantoren gefordert: Als Orgelbegleitung und als Mitverantwortliche für den Gesang einzelner Solisten in den Kirchen. Ihre Erfahrung gibt Christine Geitl wieder: „Die Menschen sind hungrig nach Musik und Gesang, sie vermissen es wirklich.“ „Musik ist auch eine Art Seelsorge“, sind sich die Kantorinnen und der Kantor einig, gerade jetzt, wo sie nur im liturgischen Rahmen angeboten werden kann.
Kirchenmusik ist Teil der Verkündigung und war es vielleicht nie mehr als jetzt, wo der neue, zunächst leichte Lockdown die Musikerinnen und Musiker erneut überraschte. Und wie es nun unter noch härteren Bedingungen weitergeht, ob und wann wieder eine gewisse Normalität eintritt, weiß niemand. Die Zeiten bleiben schwierig und unübersichtlich. Die Kirchenmusiker indessen haben auch in diesen Zeiten zu tun, haben sich Strukturen geschaffen und versuchen, mit ihrer Musik und ihren Angeboten nah bei ihren Menschen zu bleiben.
Dazu haben auch die Weihnachtstage ihren Beitrag geleistet. Die Kirchengemeinden hatten sich viele verschiedene Formate ausgedacht, Online-Angebote, Filmbeiträge, DVDs – die Ideenvielfalt war groß, denn Weihnachten sollte trotz Corona stattfinden. Auch in diese neuen, besonderen Gottesdienstformen waren die Kantorinnen und der Kantor involviert. Und danach? „Es trifft ja alle irgendwie“, so Christine Geitl, „da hilft nur eins: trotz allem zuversichtlich bleiben, die gute Laune nicht verlieren, und wer kann, sollte mit den vorgegebenen Regeln kreativ musizieren oder singen, und sei es mit Anleitung zuhause.“
Noch zur Info. Der Impfstoff kostet dem Staat 2,4 Milliarden Euro um die Deutsche Bevölkerung zu impfen. Das ist viel günstiger als mit ÜBER 10 MILLIARDEN EURO zu versuchen die Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Ich vergaß, bevor wir die arbeitenden deutschen Bürgerinnen und Bürger geimpft werden kommen ja die lieben Flüchtlinge an 2. STELLE dran die unser Land ja so bereichern.
Sie geben nicht auf, was? An den seltsamsten Stellen weisen Sie auf den Umstand hin, dass geflüchtete
Menschen vorrangig geimpft werden sollen. Es handelt sich jedoch nur um die in den Flüchtlingsunterkünften!
Viele Menschen auf engem Raum = hohes Infektionsrisiko! Und da sich die Leute auch draußen aufhalten, einkaufen gehen etc., ist auch das Risiko für „eingeborene“ Bürger aus dem Vogelsberg hoch, sich dadurch anzustecken. Ähnlich wie bei den Masseninfektionen in einigen Großbetrieben. Ist das so schwer zu verstehen?
Man sollte sich aber auch mal auf die Querdenker konzentrieren, die wollen sowieso nicht geimpft werden, also kann der Impfstoff dementsprechend weitergegeben werden. Die sind Gefahr für alle anderen Menschen, aber das interessiert ja niemanden.