Die OL-Redaktion diskutiert über den richtigen Umgang mit der Corona-Impfung - Umfrage im TextPro und Contra: Sollte es Privilegien für Geimpfte geben?
MeinungREGION. Die Impfungen gegen Corona laufen schleppend an, aber im Vogelsberg sowie dem Rest des Landes diskutieren die Menschen gerade eine Frage: Soll es Sonderrechte für diejenigen geben, die die Impfung bekommen haben? In der OL-Redaktion gibt es unterschiedliche Meinungen dazu. Ein Pro und Contra.
Direkt nach Weihnachten sind auch im Vogelsberg die Impfungen gegen Corona gestartet. Zunächst gibt es nur wenige Dosen, der Impfstoff ist knapp. Den Anfang machen auch aus diesem Grund mobile Impfteams in Alten- und Pflegeheimen. Das Impfzentrum in der Hessenhalle wird vermutlich erst im Februar langsam hochgefahren werden.
Dennoch beschäftigt die Menschen gerade eine Frage: Was ist mit den Geimpften? Sollen sie wieder in Bars und Kinos gehen dürfen – und die Ungeimpften nicht? Ein Pro und Contra zu der Frage, ob Geimpfte Privilegien erhalten sollten.
Pro: Sonderrechte helfen, uns schneller aus der Krise zu kommen – von Juri Auel
Deutschland, so kann es einem vorkommen, wenn man die Nachrichten über die selbst ernannten Querdenker liest, hat ein Dekadenzproblem. Wie gut muss es einem Land gehen, wenn Menschen auf der Straße demonstrieren, um dabei unumstößliche Fakten wie überfüllte Intensivstationen zu leugnen und davon zu schwadronieren, wie die gesamte Menschheit über Impfungen angeblich manipuliert und versklavt werden soll – zum Wohle der mächtigen Eliten?
Wer eine Impfpflicht fordere, verhalte sich unsolidarisch, heißt es oft. Das Gegenteil ist der Fall. Es sind die Corona-Leugner, die sich mit ihrer Ignoranz gegenüber den Warnungen unseres erschöpften, völlig ausgelaugten und unterbezahlten Pflegepersonals auf den Intensivstationen unsolidarisch verhalten. Sie sind es, die sich schämen müssen, wenn sie Familien von Opfern der Pandemie gegenüberstehen. Sie sind es, die daran Schuld sind, wenn die Pandemie noch größere gesellschaftliche Schäden hinterlässt, als nicht sowieso schon durch die ganzen Halb- und Voll-Lockdowns entstanden sind.
Corona: 618 aktive Fälle, insgesamt 50 Todesfälle seit Beginn der Pandemie
Sich impfen zu lassen ist hingegen ein solidarischer Akt, auch wenn er mit einem egoistischen Nutzen Hand in Hand geht. Ich schütze mich selbst vor einer schlimmen Krankheit und damit im zweiten Schritt auch andere. Nun ist es leider so, dass eben über genau diesen Schutz der anderen bei der Corona-Impfung noch geforscht wird. Es ist nicht sicher, ob der Piks auch eine Übertragung des Virus verhindert. Vielleicht wird er nur helfen, einen schlimmen Ausbruch der Krankheit bei einem selbst den Riegel vorzuschieben.
Aber das allein reicht doch aus, um diesen Impfstoff als ein grandioses Meisterwerk der Wissenschaft zu feiern. Wenn Corona durch die Impfung zwar nicht verschwindet, aber wirklich nur zu einer Art lauen Grippe wird – dann müssen auch keine Geschäfte mehr geschlossen werden, dann sind unsere Kliniken nicht mehr an der Belastungsgrenze. Dann ist bald alles wieder so, wie vor der Pandemie. Die Impfung schützt also vielleicht nicht andere vor der Übertragung, aber unsere Wirtschaft und das Miteinander vor dem Totalzusammenbruch.
Natürlich ist nicht jeder Impf-Zweifler gleich ein Corona-Leugner. Aber unsere Gesellschaft muss lernen, Risiken intelligenter abzuwägen. Die deutsche Corona-Warnapp hat einen solch hohen Datenschutz, dass sie in der Praxis so gut wie nutzlos ist. Was soll das? Wir dürfen diesen Fehler jetzt nicht wiederholen und müssen vernünftiger sein. Ja, der Impfstoff als solches ist neu – aber seine Grundlagen werden seit Jahrzehnten bereits erforscht.
Ja, der Impfstoff wurde in Rekordzeit zugelassen – aber vor allem, weil immense Gelder in die Entwicklung gesteckt worden sind und viele Prozesse, die sonst hintereinander ablaufen, parallel stattgefunden haben. Ja, die Langzeit-Auswirkungen kann niemand vorhersagen – aber wenn wir dieses kalkulierte und gut überwachte Risiko nicht eingehen (kein Medikament der Welt dürfte gerade so genau beobachtet werden wie dieser Impfstoff), dann werden noch Tausende weitere Menschen sterben, werden noch zig mehr wirtschaftliche Existenzen zerstört, als es jetzt schon der Fall ist.
Die obersten deutschen Gerichte, die die Freiheit des Einzelnen sehr gerne betonen und stärken, halten eine Impflicht generell für verfassungsgemäß. Gegen Masern zum Beispiel gibt es eine solche Pflicht aktuell sogar. Wohl auch, um die schwierige Debatte zu vermeiden, hat sich die Politik aber dagegen entschieden, die Corona-Impfung zur Vorschrift zu machen. Obwohl diese Krankheit (und die anderen Schutzmaßnahmen davor) doch so viele Schäden anrichten.
Die Wirtschaft sollte sich deshalb nun nicht scheuen, die von Gegnern so verteufelte „Impflicht durch die Hintertür“ einzuführen. Zumindest dann, wenn der Impfstoff mehr Altersgruppen zur Verfügung steht. Wer geimpft ist, der darf dann ab ins Flugzeug, in die Bar oder das Theater. Das würde der Wirtschaft Sicherheit und Zuversicht zurückgeben – und uns allen schrittweise unser altes Leben, auch wenn Corona dann noch existiert. Außerdem wäre es ein symbolisches Zeichen für Vernunft und den Nutzen der Wissenschaft. Und wer sich nicht impfen lassen will und an der Tür abgewiesen wird, der kann sich ja dann damit brüsten, dass dies eben der Preis sei, den er für seine „Freiheit“ vom Impfzwang gerne zahle.
Contra: Sonderregeln spalten die Gesellschaft – von Luisa Stock
Am 18. November hat Gesundheitsminister Jens Spahn deutliche Worte gefunden: Es wird in dieser Pandemie keine Impfpflicht geben, sagte er und gab darauf sogar sein Wort. Später hat der Gesundheitsminister das wiederholt und Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte ebenfalls, dass niemand gezwungen werde, sich impfen zu lassen. Auch gegen Sonderrechte für geimpfte Menschen sprachen sich Merkel und Spahn damals aus. Trotzdem wird deutschlandweit genau darüber aktuell diskutiert. Mittlerweile präzisierte Spahn, er halte so etwas für „möglich“, wenn die Privatwirtschaft sich dazu entscheide. Ein Wirt kann selbst entscheiden, wen er bedient und wen nicht.
Haben wir vergessen, dass es keine Impfpflicht geben soll? Es scheint fast so, denn würde es Privilegien für Geimpfte geben, dann würde über kurz oder lang doch eine Impfpflicht etabliert werden – durch ein kleines, verstecktes Hintertürchen.
Geimpft werden soll derjenige, der es möchte. Dabei muss es bleiben. Sollte aber Ungeimpften der Zutritt zum Kino verwehrt bleiben, dürften sie deshalb das Flugzeug nicht betreten oder gar in ein anderes Land zum Urlaub einreisen, dann würden wir die Menschen nicht nur in ihrer individuellen Freiheit einschränken, sondern auch die Gesellschaft spalten: In die privilegierten Geimpften und die unterprivilegierten Ungeimpften. Aus Menschen, die sich gegen eine Impfung entschieden haben – oder die einfach noch nicht an der Reihe sind – würden Menschen zweiter Klasse werden. Sie würden abgestraft werden für eine Entscheidung, die sie für sich selbst getroffen haben. Bestrafung kann aber nicht das Ziel sein. Viel mehr noch: Diese Ungerechtigkeit könnte zu Aufständen führen – und das in einer Zeit, in der wir solidarisch zueinanderstehen sollten. Dazu gehört auch, dass wir Entscheidungen Andersdenkender akzeptieren.
Nicht jeder, der sich gegen eine Impfung entscheidet, darf sofort als Impf-Gegner abgetan werden oder schlimmer: Mit kruden Verschwörungstheorien über implantierte Microchips zur Überwachung der Gesellschaft in Verbindung gebracht werden. Manche Angst vorm Impfen entspringt aus völlig haltlosen Phantasien – manche ist aber auch ziemlich rational begründet.
Drei Intensivpfleger berichten: „Am Anfang wurden wir noch beklatscht, dann wurden wir vergessen“
Der Impfstoff wurde sehr schnell entwickelt. Das liegt einerseits an der Dringlichkeit der Lage, andererseits auch an dem Geld, was in die Forschung gesteckt wurde. Mögliche Langzeitfolgen sind noch nicht bekannt. Wenn es nun also Menschen gibt, die Zweifel haben und Zeit brauchen, um die Geschehnisse weiter zu beobachten, ehe sie für sich eine Entscheidung treffen, dann darf das nicht bestraft werden. Diese Ängste und Zweifel muss man ernst nehmen und darf sie nicht verurteilen. Vielmehr sollte man diesen Menschen die Ängste nehmen und transparent informieren, statt sie mit Sanktionen wie Reiseverboten zu bestrafen.
Noch immer ist nicht klar, ob der Impfstoff vor einer Übertragung schützt oder nur die Ausmaße der möglichen Erkrankung beim Geimpften selbst lindert. Sprich: Geimpfte könnten sich gesund fühlen, das Virus aber weiter verbreiten. Laufen Geimpfte ohne Einschränkungen rum, schwindet die Rücksicht auf andere Menschen. „Warum Abstand halten? Ich bin geimpft, mir kann nichts passieren“, werde sich dann viele geimpfte Menschen denken – und der im letzten Jahr immer wieder hart auf die Probe gestellte und gemeinsam erarbeitete Solidaritätsgedanke schwindet mehr und mehr. Andere werden sagen, dass Ungeimpfte selbst Schuld an einer Erkrankung sind – sie hätten sich ja impfen lassen können. Solidarität sieht anders aus.
Umfrage
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Eine Impfpraemie wird’s richten
Sogar Donny “ Trumpel“ gönnt seinem Corona- geplagten Volk eine Armutsvermeidungs- Prämie
von 2000 US$ Das reicht zwar nur für 1 Monat, aber wenigstens kommen zu den CoVid- Toten für ‚ ne Weile nicht noch die Selbstmörder hinzu.
Also auf geht’s „liebe Christen“ . Für den Kranich hat’s ja auch gereicht.
die zweiklassengesellschaft wird durch corona eh doch schon verstärkt, soll das durch impferei noch weiter intensiviert werden? soll die kohle im Geldsack wieder dafür sorgen, dass sich die finanziell potenten das impfmittel kaufen können, und die anderen alten und ärmeren wieder in die röhre gucken? da noch nicht mal feststeht, ob und wie der impfstoff wirkt, sollte es in absehbarer zeit keine unterschiede geben, damit die merzerei und röttgerei (benannt nach den namensgebern)nicht noch mehr spaltet. es ist schon genug chaos und hass im volk, wollen wir das noch weiter forcieren?
@Dr.Otto =fast richtig Ihr Beitrag.
Nur das wir in D mindestens eine 3-Klassengesellschaft pflegen.
Ich hoffe , dass ich Ihnen die 3 Kasten nicht noch verklausulieren muss ?
Ich bitte Sie um Pardon für diese Korrektur, die ich nicht unwidersprochen hinnehmen wollte. Ansonsten bin ich mit Ihrem Beitrag 99 % d’accord.
Falls der Merz Bundeskanzler wird, heißt es bald “ Nomen est Omen “
Dann wird durch Parteibeschluss aus den CoVid- Gesetzen eine
“ Ausmerzerei “ der Impfgegner.
Sonderrechte für Geimpfte nur dann, wenn man selbst entscheiden kann wann man geimpft wird. Da das ja aufgrund der Verfügbarkeit des Impfstoffes nicht geht, ganz klar gegen Sonderrechte! Wer jung und gesund ist kommt irgendwann Ende 2021 oder Anfang 2022 mit der Impfung dran beim aktuellen Impftempo. Die jungen und gesunden schränken sich aktuell zum Schutz der Risikogruppen ein, das ist gut und muss so sein. Aber wenn die Risikogruppen und das medizinische Personal anfangen in den Urlaub zu fahren, ins Restaurant und ins Kino zu gehen, während der Rest weiterhin Zuhause sitzt,dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Die Politik sollte gut überlegen,ob man mit solchen Überlegungen auch noch die letzten Menschen gegen sich aufbringen möchte!!! Solidarität geht nicht nur in eine Richtung!