Gesellschaft2

Christkindwiegen in Alsfeld ohne Live-Musik, dafür mit TonbandaufnahmeEine alte Tradition neuartig interpretiert

ALSFELD (ls). Zu Alsfeld gehört es in der Weihnachtszeit einfach dazu – und hat dadurch eine lange Tradition: Das Christkindwiegen auf dem Kirchturm der Walpurgiskirche. Bereits seit fast 350 Jahren steigen die Sänger an Heiligabend den Turm hinauf und singen. Im Pandemiejahr wird das so nicht möglich sein. Stattdessen kommt die Musik von einer CD über Lautsprecher. Und auch Online-Übertragungen der Lieder wird es geben.

Für viele Alsfelder fängt der Heiligabend erst mit dem Christkindwiegen auf dem hohen Kirchturm der Walpurgiskirche an. Es ist der wohl traditionsreichste Brauch, den Alsfeld zu bieten hat und der Jahr für Jahr den Gesangverein Liederkranz-Harmonie und die Turmbläser an Heiligabend 146 Stufen hoch auf den Turm bringt. Seit fast 350 Jahren ist das so Brauch, seit 1849 ist der Liederkranz Harmonie dabei. Die Tradition fand sogar im Zweiten Weltkrieg statt, als die Stadt wegen der Flieger verdunkelt sein musste. Im Pandemiejahr ist alles anders.

Erstmals seit so vielen Jahren nämlich wird der Alsfelder Brauch so Heiligabend nicht stattfinden – jedenfalls nicht in der altbekannten Form. Ganz darauf verzichten muss man dann aber doch nicht: Statt Live-Gesang vom Turm aus gibt es die Lieder über eine Lautsprecheranlage auf dem Marktplatz zu hören oder aber online via Live-Übertragung direkt ins eigene Wohnzimmer.

„Durch einen glücklichen Zufall fand sich im Fundus des Vereins eine Tonbandkassette mit einer Aufnahme des Christkindwiegens aus dem Jahre 1978“, erklärt die Vorsitzende des Vereins Liederkranz-Harmonie, Ingrid Kober. Die Aufnahme wird nun den Grundstein für die diesjährige Interpretation der altbewährten Tradition bilden. Die Aufnahme wurde kurzerhand digitalisiert und wird über eine Lautsprecheranlage auf dem Alsfelder Marktplatz an Heiligabend abgespielt. Drei Mal sollen die Lieder dort ertönen, genau so, wie es all die Jahre immer Brauch war.

Ein Blick vom Marktplatz in Richtung Turm in den vergangenen Jahren. Foto: archiv/aep

„Die Infektionslage und die Verordnung des Landes lassen ein Zusammenkommen auf dem engen Turm mit so vielen Menschen in diesem Jahr einfach nicht zu“, sagte Kober. Deshalb sei man um so glücklicher darüber, die Aufnahme gefunden zu haben, durch die die Tradition dennoch möglich sein werde – wenn auch ein bisschen anders als sonst.

Die Übertragung selbst, so sagte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule, sei eher für die Gottesdienst-Besucher gedacht, die sich auch dann beim Lauschen der Lieder auf dem Marktplatz an die Abstandsregeln und Maskenpflicht halten müssten.

An drei Uhrzeiten sollen die Lieder nach den Gottesdiensten durch die Stadt schallen und gleichzeitig online übertragen werden: Um 15.45 Uhr nach dem ersten Familiengottesdienst, um 17.30 Uhr nach dem zweiten Familiengottesdienst und um 19 Uhr nach der Christvesper. Der Weg, auf denen die Lieder online gestreamt werden sollen, soll noch bekannt gegeben werden.

2 Gedanken zu “Eine alte Tradition neuartig interpretiert

  1. Nach den Gottesdiensten? Die Schulen sind geschlossen, die Arbeitsplätze sind stark eingeschränkt, die Infektionszahlen hoch, die Todesrate deutlich gestiegen … und wir treffen uns immernoch in Kirchen? Angesicht zu Angesicht???

    13
  2. Eigentlich eine gute Idee, aber was ist mir der Menschenansammlung auf dem Marktplatz.
    Wenn ich mir die Infektionszahlen gerade anschaue, weiß ich ich ob das dann doch eine gute Idee ist?
    Es ist zwar ein wunderschöner Brauch an dem ich auch gerne teilnehmen, aber dieses Jahr sollte man doch darauf verzichten.

    17
    1

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren