Betriebsbesichtigung durch die CDU-Kreistagsfraktion im KreistagPfeifer Lauterbach stellt sich für die Zukunft auf
WALLRENROD (ol). Bei einer Betriebsbesichtigung durch die CDU-Kreistagsfraktion im Kreistag des Vogelsbergkreises präsentierte sich das Vorzeigewerk der österreichischen Pfeifer Group im Lauterbacher Ortsteil Wallenrod investitionsfreudig. Eine große Herausforderung bleibt der Fachkräftemangel.
Die Nähe zum Rohstoff Holz im waldreichen Hessen und die großzügigen Gewerbeflächen waren ausschlaggebend dafür, dass Pfeifer 2008 den Spatenstich für den neuen Standort in Lauterbach setzte, wie es in einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt. Vom 50 Hektar großen Areal seien derzeit erst 27 Hektar verbaut, was die strategische Standortentwicklung wesentlich begünstige, erklärte Geschäftsführer Andreas Schmid beim Rundgang über das Werksgelände. Allein 180 Mio. Euro hat die Pfeifer Group bislang in den größten ihrer acht Standorte investiert, mit dem zweiten hessischen Standort Schlitz sind es mehr als 200 Millionen im Vogelsbergkreis.
Entlastung für Umwelt und Bevölkerung: Mit Inbetriebnahme der Bahntrasse im Sommer 2021 entfällt ein beträchtlicher Teil des Lkw-Aufkommens. Bilder: Pfeifer Group
„Ein wichtiger Impuls für unsere Region, der viele qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen hat“, lobten die CDU-Kommunalpolitiker, unter ihnen der Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule und der Erste Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak. Aktuell produzieren in Lauterbach 245 MitarbeiterInnen entlang einer der modernsten Hochleistungs-Sägelinien Europas und in der Weiterverarbeitung jährlich 620.000 m³ Schnittholz, 235.000 m³ Palettenklötze, 75.000 t Holzpellets und 80 Mio. kWh Bio-Strom, der in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird.
Fachkräftemangel auch bei Pfeifer zu spüren
Ein Thema beim Informationsaustausch war unter anderem die Personalsuche, die sich auch bei Pfeifer schwierig gestaltet. „Unsere Jobs bestehen kaum noch aus körperlicher Arbeit, sondern vorwiegend aus Kontrolltätigkeiten. Die Hightech-Anlagen müssen gesteuert, überwacht und gewartet werden“, erklärte Schmid. Pfeifer gehe hier mit der Ausbildung von Holzbearbeitungsmechanikern und Mechatronikern in die Offensive, um langfristig entsprechend ausgebildetes Personal zur Verfügung zu haben.
In Lauterbach wird 100 % des angelieferten Rundholzes verarbeitet, u.a. zu Pressspanklötzen für die europäische Palettenindustrie.
Am 15 Kilometer entfernten Standort Schlitz sei die Facharbeiter-Situation aufgrund der Nähe zu Fulda etwas besser. Erschwerend komme hinzu, dass Wallenrod kaum an den öffentlichen Verkehr angebunden sei: „Vor allem für junge Mitarbeiter ohne Privat-Pkw wäre eine Bushaltestelle wichtig“, appellierte Schmid an die Anwesenden.
Möglichst kurze Wege per Bahn und Lkw
Rund 1 Million Festmeter Rundholz verarbeite Pfeifer in Lauterbach jährlich. Als Folge des Klimawandels stamme der Rohstoff aus immer größerem Umkreis. Trockenheit und Käferkalamitäten setzen auch den hessischen Wäldern zu. Mit der raschen Schadholzaufarbeitung unterstütze Pfeifer dabei den Forst und die Waldbesitzer. Zur langfristigen Absicherung der Rohstoffversorgung entstehe derzeit die 1,7 Kilometer lange Bahntrasse vom Werk in Richtung Wallenrod, die im Sommer 2021 in Betrieb gehen soll.
Das 2020 neu errichtete Gasheizwerk schafft erhöhte Kapazitäten für die Holz- und Spantrocknung.
„Wir planen täglich zwei Ganzzüge für die Rundholzanlieferung, dadurch entfallen ca. 100 Lkw-Fahrten pro Tag. Außerdem wird Schnittholz abtransportiert, im ersten Schritt rechnen wir mit ein bis zwei Ganzzügen pro Monat“, so Schmid. Größter Kunde von Lauterbach ist mittlerweile das eigene CLT-Werk in Schlitz, das auf Basis eines ausgefeilten Logistikkonzepts mit Schnittholz versorgt wird. Diese kurzen Transportwege wirken dabei positiv auf die Ökobilanz der Produkte aus.
Dauerhafte Produktion am Standort Lauterbach
Durch die 100-prozentige Verwertung des Rundholzes am Standort Lauterbach sichert sich Pfeifer zudem wichtige Wettbewerbsvorteile. Nebenprodukte, die bei der Produktion werden in sogenannte Kuppelprodukte weiterverarbeitet. So wird beispielsweise die Baumrinde bei der Pressspanklotz-Produktion in einem eigenen Biomasse-Kraftwerk in CO²-neutrale Wärme für die eigene Werksversorgung und 8 Gigawattstunden Strom umgewandelt. Diese Menge entspricht in etwa dem Verbrauch einer Stadt in der Größenordnung von Lauterbach. Stillstand heiße es bei der Pfeifer Group also weder in puncto Investitionen, noch im konkreten Sinn: Die Sägelinien laufen im 3-Schicht-Betrieb, auch die hochtechnologisierte Klotzproduktion, die Pelletierung und das Kraftwerk sind abgesehen von einer 14-tägigen Revision ganzjährig durchgehend in Betrieb.
Ein hervorragendes Beispiel vorausschauender Industrieansiedlung, das wie kein anderes in die derzeitige Klimasituation passt, aber auch den ökologischen Anforderungen (Reduzierung des LKW-Verkehrs) optimal entgegen kommt. Auf solche Firmenkonzepte haben wir hier im Vogelsberg lange gewartet.
Head-to-tail-Produktion funktioniert also auch außerhalb der Fleischwaren-Industrie. Sehr beeindruckend, wie hier Rundholz nicht nur im Bereich der ständig wachsenden Verpackungsindustrie als Werkstoff eingesetzt wird, sondern bis zum letzten Rest Rinde auch noch zur Energieerzeugung eingesetzt wird. Käferkalamitäten werden sich da wohl bald von selbst erledigen. Da schaut der Borkenkäfer traurig in die Röhre, weil die Industrie ihm keine Zellulosefaser mehr übrig lässt. Könnte man nicht auch noch irgendwas aus Borkenkäfern machen? Nachdem ich gestern in einer Quizsendung gelernt habe, dass man mit Läusekot Äpfel poliert (Schellack!), bin ich optimistisch, dass sich da auch noch ein nachhaltiger Produktionszweig auftut.