Produktionskapazität soll bis 2021 verdoppelt werdenHolzwerk Pfeifer baut Werk in Schlitz weiter aus
SCHLITZ (ol). Seit dem Vorjahr produziert das österreichische Unternehmen Pfeifer am Standort Schlitz Brettsperrholz für den steigenden Holzbaumarkt. CDU Kreisvorsitzender und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak sowie Vertreter der Schlitzer CDU besichtigten den hochmodernen Betrieb. Das Thema des Besuchs war neben anderen Themen die weiteren Ausbaupläne von Pfeifer.
Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung schrieb, konnten Geschäftsführer Andreas Schmid und Werksleiter Roland Ritter der politischen Abordnung erfreuliche Zahlen präsentieren: Im ersten vollen Produktionsjahr 2020 verlassen voraussichtlich 30.000 m³ CLT die Werkshallen in Schlitz, seit August laufe der Betrieb in zwei Schichten. Mit rund 60 Mitarbeitern in der Produktion und im angeschlossenen technischen Büro sei Pfeifer derzeit voll auf Kurs, so Schmid. Für das neue CLT-Werk auf insgesamt 6 Hektar Werksfläche hat Pfeifer bis dato 30 Millionen Euro in die Hand genommen.
Beim Rundgang zeigte sich Dr. Jens Mischak beeindruckt von der vollautomatischen Sortierung mit Scannertechnologie, der leistungsstarken Hobelmaschine und hochmodernen Abbundanlage. Auch dem Know-how und Qualitätsanspruch des Markteinsteigers zollte die Besuchergruppe Respekt. „Pfeifer hat seit 2008 über 200 Millionen Euro im Vogelsbergkreis investiert. Es gibt kein anderes Projekt in dieser Größenordnung“, betonte Mischak den wirtschaftlichen Impuls des Unternehmens für die Region.
Bei Schlitz einen optimalen Standort gefunden
Bis Anfang 2017 wurden in Schlitz Betonschalungsplatten und Schalungsträger hergestellt. Nach eingehender Prüfung sprach für Pfeifer alles dafür, den Standort ab Herbst 2017 für die CLT-Produktion um- und auszubauen: „Wichtige Infrastruktur wie Hallen, Verwaltungsgebäude, überdachte Lagerflächen und Trockenkammern waren bereits vorhanden. All dies zusätzlich in Lauterbach zu etablieren, wäre wirtschaftlich nicht tragbar gewesen. Alternativ hätten wir womöglich einen nicht-hessischen Standort wählen müssen. Geografisch liegt Schlitz jedoch ideal inmitten unserer Kernmärkte“, so Schmid.
Im Gegensatz zur Massenproduktion in Lauterbach wurde Schlitz als hochspezialisierter Standort für Holzbauprodukte konzipiert. Synergieeffekte werden gerne genutzt: So stammt das Schnittholz für die CLT-Platten zur Gänze aus dem 15 km entfernten Sägewerk in Lauterbach. Ein lärmarmes Verkehrs- und Logistikkonzept hält die Belastung für die Anrainer möglichst gering. Derzeit fahren etwa 10 Lkw täglich das Werk in Schlitz an und verlassen es wieder, die Anliefer- und Abfahrzeiten sind auf den Betrieb tagsüber beschränkt.
Zweite Ausbaustufe beschlossen
Aufgrund der soliden Entwicklung in Schlitz wird Pfeifer plangemäß weiter kräftig investieren. Noch im November beginnen die Arbeiten für die nächste Ausbaustufe, um bereits 2021 die Produktionskapazitäten zu verdoppeln. „Zur Relation: Dies entspricht ca. 5 bis 6 Lkw-Anlieferungen zusätzlich“, so Schmid. Ziel sei es, im Jahr 2022 rund 100.000 m³ CLT Brettsperrholz am Standort Schlitz fertigen zu können. Mit den Kapazitäten soll auch die Belegschaft wachsen. Mittelfristig will Pfeifer rund 75 MitarbeiterInnen einen sicheren und attraktiven Arbeitsplatz bieten. Dafür werden laufend Stellen im gesamten Spektrum modernster Produktionstechnologien besetzt.
Der Baustoff der Zukunft: Brettsperrholz
Der nachhaltige Baustoff Holz legt seit Jahren einen beeindruckenden Siegeszug hin. Speziell das Produkt CLT (Cross Laminated Timber, zu deutsch Brettsperrholz) hat weltweit enormes Potenzial. Mit seinen definierten bauphysikalischen und mechanischen Eigenschaften bietet es höchste Planungssicherheit und vereint Aspekte wie Effizienz, Natürlichkeit, Behaglichkeit und Ökologie. In Schlitz fertigt Pfeifer hochqualitative System-Fertigteile aus 100 Prozent Fichtenholz für ein vielseitiges Einsatzspektrum vom Einfamilienhaus bis zum mehrgeschossigen Hochbau.
Die präzise vorgefertigten Wand-, Decken- und Dachelemente können flexibel kombiniert und für Niedrig- und sogar Passivenergiebauwerke verwendet werden. Schnittstelle zwischen Kunde und Produktion ist das eigene Technische Büro, das Know-how für die individuelle Beratung, Kalkulation sowie projektbezogene Auftragsabwicklung bietet. Laufende interne und externe Qualitätskontrollen stellen die normgerechte Produktion von Pfeifer CLT sicher.
Super! Absolut eine Bereicherung in einer äußerst zukunftsträchtigen Branche. Gerade im Bereich der Kleinhäuser – ein rapide wachsender Markt – ist die sog. „Vollholz-Bauweise“ mittlerweile eine baubiologisch anerkannte Alternative zu dem traditionellen Wandaufbau mit Ständerwerk, dazwischen liegender Dämmung und doppelter Verschalung. Da komplette Wandelemente in jeder beliebigen Form und in einem Arbeitsgang hergestellt werden können und dann auf dem Fundament nur noch verbunden werden müssen, lässt sich praktisch jeder moderne Architektenentwurf unkompliziert realisieren. Das Baukastenmäßige der Blockbauweise entfällt. Statisch erreichen Gebäude aus vorgefertigten Wand-, Decken- und Dachelementen eine hohe Festigkeit, so dass auch mehrgeschossige Gebäude bis zu ca. acht Stockwerken problemlos möglich sind. Vollholz in Wandstärke besitzt zudem extrem gute Dämmeigenschaften, ist allerdings trotz der vereinfachten Produktion „in einem Stück“ teurer als das „Bretterwerk“ herkömmlicher Blockhäuser bzw. Häuser aus Schalenelementen. Mit Fortschritten beim Einsatz werksseitig vorgefertigter Wohnelemente (praktisch kompletter Wohnungen) lassen sich aber weitere Kostenvorteile erreichen. Jedem, der sich mal mit modernem industriellen Holzbau beschäftigt hat, wie Pfeifer CLT ihn bei Schlitz entwickelt, wird die Zukunftsfähigkeit dieses Industriezweigs einleuchten. Davon brauchte der Vogelsberg mehr, dann müsste einem um die Zukunft der Arbeitsplätze in der Region nicht bange sein.