Politik4

Alt-Parlamentarier Adolf Roth und Kurt Wiegel berichten über Wiedervereinigung - Junge Union Vogelsberg informierte sich bei politischen ZeitzeugenZeitzeugenberichte der Deutschen Wiedervereinigung

VOGELSBERG (ol). Mit den historischen Zusammenhängen rund um das bevorstehende 30-jährige Jubiläum der Deutschen Einheit am 3. Oktober befasste sich die Junge Union Vogelsberg. Gespräche mit politischen Zeitzeugen standen im Mittelpunkt des coronabedingt knappen Programms. Die Alt-Parlamentarier Adolf Roth und Kurt Wiegel berichten über Wiedervereinigung.

In der Pressemitteilung der Jungen Union heißt es, wichtigster Gesprächspartner in einer Telefonkonferenz war der vormalige Bundestagsabgeordnete Adolf Roth aus Gießen, der als CDU/CSU – Finanz- und Hauspolitiker den Weg zur Deutschen Einheit im Jahr 1990 begleitete, berichtet JU-Kreisvorsitzende Jennifer Gießler. Zusammen mit dem damaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel und Innenminister Wolfgang Schäuble erlebte er das Wirken des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, wie dieser geschickt seit dem Fall der Mauer vom 9. November 1989 bis zum 3. Oktober im Folgejahr die Wiedervereinigung einfädelte.

Mit den Russen, Amerikanern, Franzosen und Briten einigte sich Helmut Kohl zusammen mit seinem Außenminister Hans-Dietrich Genscher auf die von den Deutschen beiderseits der gefallenen Mauer und des zerschnittenen Stacheldrahts so gewünschte Einheit in Freiheit. Adolf Roth merkte gegenüber den JU-Mitgliedern, die alle nach 1990 geboren wurden, an, dass schon damals verschiedene Kräfte – auch bei den Sozialdemokraten – den schnellen Weg zur Deutschen Einheit, über die Einführung der „Deutschen Mark, D-Mark“ am 1. Juli 1990, nicht immer mit voller Kraft unterstützten.

Der Diplom-Volkswirt, der später Vorsitzender des bedeutenden Haushaltausschusses des Bundestages war, begann seine Karriere 1970 im Hessischen Landtag und vertrat den Altkreis Alsfeld sowie den Ostteil des Landkreises Gießen in Wiesbaden, bevor er 1983 in die Bundeshauptstadt nach Bonn am Rhein in den Bundestag ging. 2002 verließ der langjährige CDU-Kreisvorsitzende im Vogelsbergkreis die aktive politische Bühne, dann aus Berlin, der Bundeshauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands. Nach seiner Einschätzung war der von Helmut Kohl und den damals Verantwortlichen verfolgte Kurs der schnellen Einheit von November ’89 bis Oktober ’90 der „Königsweg zur Wiedervereinigung Deutschlands“ am 3. Oktober vor dreißig Jahren.

Kurt Wiegel aus Lauterbach-Rimlos erläuterte den Junge-Union-Mitgliedern die Bedeutung der Wiedervereinigung aus der Sicht des „Zonenrandgebiets“, das in einem Streifen entlang der innerdeutschen Grenze von Lübeck bis Hof in Bayern ging, die Lage. Zuvor für den Landkreis Lauterbach, dann ab 1972 im Vogelsbergkreis, gab es die Zonenrandförderung in einigen Kreisteilen. Zum Ausgleich der Auswirkungen der Teilung Deutschlands sollte die Leistungskraft des Zonenrandgebietes bevorzugt gestärkt werden.

Zum Ausgleich von Standortnachteilen, zur Sicherung und Schaffung von Dauerarbeitsplätzen sowie zur Verbesserung der Infrastruktur wurde viele Maßnahmen bis hin zur Bevorzugung bei der Vergabe öffentlicher Aufträge durchgeführt. Wie Wiegel erläuterte, war in dem für die Wirtschaft der Region (Großteil des Kreises Hersfeld-Rotenburg, gesamter Landkreis Fulda und Teile des Vogelsbergkreises) so wichtigen Zonenrandförderungsgesetz detailliert geregelt, welche Kommunen dazu gehörten.

Nach der Wiedervereinigung sei der Vogelsberg von der Zonenrandlage nun etwa mit den umliegenden Kreisen Fulda und Hersfeld-Rotenburg eine aufstrebende Region in der Mitte des ungeteilten Deutschland, betonte der vormalige CDU-Landtagsabgeordnete Wiegel. Wobei er sich für den ländlichen Raum die eine oder andre derartige Förderung auch in der Zukunft vorstellen könne. Der Rimloser Landwirtschaftsmeister erinnerte auch noch an das Freudenfeuer der Jungen Union am „Alteberg“ in Lauterbach in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990, das der damalige CDU-Landtagsabgeordnete Siegbert Ortmann anregte.

4 Gedanken zu “Zeitzeugenberichte der Deutschen Wiedervereinigung

  1. Unter Zeitzeugenberichten hätte ich mir wirklich mehr vorstellen können als die Reminiszenzen zweier Parteiveteranen aus dem Vogelsbergkreis. Beim Thema Zonenrandförderung für Teile des VB hätte man durchaus ins Detail gehen können, z.B. inwieweit die Wiedervereinigung für die dann aus der Förderung heraus fallenden Regionen zu erheblichen Nachteilen geführt haben. Und wer damals CDU/CSU – Finanz- und Hauspolitiker war und „den Weg zur Deutschen Einheit im Jahr 1990 begleitete“, müsste doch aufgrund der Nähe zur damaligen Parteispitze auch einiges über gravierende Fehler aussagen können, die gemacht wurden, weil einschließlich Helmut Kohls niemand von den Herrschaften etwas von Wirtschaft verstand. „Kohls Finanzminister“ Theo Waigel hat noch vor kurzem schwere Fehler beim wirtschaftlichen Einigungsprozess eingeräumt. Die Fachwissenschaft wird da nicht minder deutlich (siehe Link in der Überschrift!). Das „Wirken“ Kohls war also alles andere als glorreich. Und genau das hat ja auch der unrühmliche Abgang des „Kanzlers der Einheit“ als CDU-Parteivorsitzender gezeigt. Was kann es der Parteijugend da bringen, wenn jetzt geschichtsvergessen von der geschickt eingefädelten deutschen Einheit geschwafelt wird.

    10
    1
  2. Warum gehen junge Menschen in die CDU/CSU-Jugendorganisation? Aktive Auseinandersetzung mit dem aktuellen politischen Geschehen, weltanschauliche Orientierung oder gar kritische Analysen mit den politischen Strömungen unserer Gesellschaft können die Gründe nicht sein. Wer einmal vergleicht, was in den Medien rund um „30 Jahre Wiedervereinigung“ an historischen Dokumentationen, Interviews mit Zeitzeugen sowie fiktionalen Aufarbeitungen vieler Aspekte der damaligen Geschehnisse (Spielfilme) angeboten wird, kann sich über die Oberflächlichkeit nur wundern, mit der die JU des Vogelsbergkreises sich dem Rhema widmet. Anscheinend geht es nur darum, den äußerlichen Erfolg des DDR-Beitritts unter dem Motto „geschickt eingefädelt“ für die eigene Partei zu reklamieren. Zitat: „Zusammen mit dem damaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel und Innenminister Wolfgang Schäuble erlebte er das Wirken des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, wie dieser geschickt seit dem Fall der Mauer vom 9. November 1989 bis zum 3. Oktober im Folgejahr die Wiedervereinigung einfädelte.“
    Die wesentliche Voraussetzung der Wiedervereinigung war aber eben der Fall der Mauer. Was Kohl anschließend „geschickt einfädelte“, war die Machtübernahme der Konservativen und der kapitalistischen Wirtschaftsordnung aus dem Westen, wobei die letzte DDR-Regierung – obwohl formell „CDU-lastig“ – gezielt ausmanövriert und kalt gestellt wurde. Auch das Versagen der Treuhand oder das Akquirieren von Parteispenden im Zuge der Abwicklung der DDR-Wirtschaft sollten in diesem Zusammenhang nicht nur unter „Erinnerungslücken“ abgehandelt werden. Bei der JU Vogelsberg dagegen sieht man nur Zonenrand-Nostalgie und Friede, Freude, Freudenfeuer.

    16
    1
    1. Wenn man sich die damaligen Abläufe genau ansieht, so muss man wohl zu dem Ergebnis kommen, dass die Deutsche Einheit unter ähnlichen Bedingungen „realisiert“ wurde wie die Fußballweltmeisterschaft 2006. Und der ach so geschickt einfädelnde Einheitskanzler Kohl hat wohl vor allem sein Talent ausgespielt, für das große Monopoly immer genügend „Bimbes“ im Strumpf zu haben. Trotzdem kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein, denn überall auf der Welt geht es in Politik und Wirtschaft kein bisschen sauberer zu. Aber man sollte so ehrlich sein, dies auch zuzugeben, wie dies etwa der bekannte „Wirtschaftsweise“ Werner Sinn aktuell tut (siehe https://www.zdf.de/nachrichten/heute/ausverkauf-ostdeutscher-wirtschaft-ein-scherer-fehler-100.html).

  3. Es ist zuviel Falsch gemacht worden bei der Wiedervereinigung,von der Zonenrandförderung Träumen sie noch heute.Sie hätten sich in den Osten machen sollen und den Menschen unser System Erklären .Aber es ist wie mit dem Herrenwald zu spät ist zu spät.Die Menschen im Osten verstanden nich wie es im Westen geht, jeder gegen jeden.

    3
    3

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren