Albert-Schweitzer-Schule verabschiedet vier Kollegen und Kolleginnen zum SchuljahresendeAbschiede nach vielen Jahrzehnten
ALSFELD (ol). Das Ende eines Schuljahres bringt nicht nur für Schülerinnen und Schüler große Veränderungen, nein, manchmal auch für Lehrkräfte. Christian Bolduan, Schulleiter der Albert-Schweitzer-Schule, konnte in der letzten Gesamtkonferenz dieses Schuljahres am Freitag des Ferienbeginns daher auch einige Veränderungen im Kollegium bekanntgeben.
Manche Lehrkräfte werden zu Beginn des nächsten Schuljahres aus der Elternzeit oder einer Auslandsschule zurückerwartet, Referendare beenden ihren Vorbereitungsdienst und manche langgedienten Mitglieder der Lehrerschaft verlassen die Schule ganz, heißt es in der Pressemitteilung der ASS. Besonders den scheidenden Lehrkräften galt an diesem Tag die Aufmerksamkeit, waren die meisten von ihnen doch jahrzehntelag an dem Alsfelder Gymnasium tätig, wie Bolduan in seiner Ansprache unterstrich. All denjenigen, die über einen langen Zeitraum ihre Energie und Leidenschaft in den Unterricht an der Albert-Schweitzer-Schule gesteckt hatten, galt der Dank Schulleiters, der Fachschaften und des Personalrats, vertreten durch Miriam Reus.
Als erste von vieren verabschiedete Bolduan die Lehrerin Kerstin Dietrich. Sie war während des letzten Jahres von der benachbarten Max-Eyth-Schule in den Fächern Deutsch und Deutsch als Zweitsprache teilweise an die Albert-Schweitzer-Schule abgeordnet und tritt nun wieder ihren regulären Dienst in der Max-Eyth-Schule an. Von dort wird sie der Albert-Schweitzer-Schule aber nach wie vor verbunden bleiben.
Ein Urgestein der Schule
Die Verabschiedung von Dr. Jochen Riege war dem Schulleiter eine erklärtermaßen ehrenvolle Aufgabe – mit dem Fachlehrer für Mathematik und Politik/Wirtschaft verlasse ein „langgedientes Urgestein die Schule“, so Bolduan mit Blick auf das Eintrittsdatum Rieges im August 1991. Begonnen hatte der Pädagoge mit einem Architekturstudium, das er nach seinem Zivildienst zugunsten der Pädagogik aufgab. Dieses Fach war nach Aussage des Laudators stets Rieges Augenmerk, das sich deutlich sowohl in seiner Magister- als auch seiner Doktorarbeit niedergeschlagen habe.
Riege sei in jeder Hinsicht sehr aktiv gewesen; auch als verlässlicher und zugewandter Ausbilder für Referendare. Als Reformpädagoge habe er maßgeblich an der Schulentwicklung mitgewirkt. Fast 30 Jahr lang habe Riege sachlich und pädagogisch, dennoch engagiert und begeistert, Generationen von Schülerinnen und Schülern animiert, angeregt und motiviert, unterstrich Bolduan die Anerkennung der Schulgemeinschaft. Obwohl stets offen und bereit eigene Meinungen zu überdenken, sei Dr. Riege sich selbst treu geblieben.
Ab dem neuen Schuljahr wird der Oberstudienrat am Schwalmgymnasium in Treysa wirken, was ihm als schon immer nachhaltig und ökologisch agierender Person ermöglichen werde, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule zu kommen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. „Wir sehen gerade in Zeiten wie diesen, wie sinnvoll unser Beruf ist“, so das Resümee Rieges zum Abschied. Wie Bolduan vor ihm blickte er auf verschiedene Anekdoten zurück und dankte für den warmherzigen und wertschätzenden Abschied, dem ihm auch die einzelnen Lehrkräfte breiteten.
In Abwesenheit wurde Ute Stock verabschiedet. Sie hat Mathematik und Physik an der Albert-Schweitzer-Schule unterrichtet und war seit 1990 an dem Gymnasium tätig – und somit noch länger dabei als Dr. Riege vor ihr. Von zuhause aus meldete sie sich mit einer Grußbotschaft zu Wort, die Thomas Weidemann, stellvertretender Schulleiter, verlas. Darin lobte Stock die Wachheit und Diskussionsfreude an der Schule, die „großartige Gemeinschaft und angenehme Atmosphäre“. Die Albert-Schweitzer-Schule zeichne sich durch einen zielgerichteten Kurs aus, der stets das Wohl der Kinder im Auge habe, befand die in den Ruhestand scheidende Lehrkraft, die sich bei allen Kolleginnen und Kollegen sowie dem Schulleitungsteam bedankte.
Zur Würdigung einer ebenfalls ganz herausragenden Leistung und eines besonderen Abschieds legte Schulleitungsmitglied und Fachbereichsleiter Holger Palm einen Friesennerz an. Schließlich werde man Hildegard Sämann, die nach sage und schreibe 40 Dienstjahren die Albert-Schweitzer-Schule verlässt, im Ruhestand wohl häufig an der Nordsee antreffen. „Eine solche Treue zu einer Schule, eine solche Lebensleistung, sind selten“, konstatierte Palm der scheidenden Lehrerin für Ethik, Politik/Wirtschaft und Musik, die nach eigenem Bekunden „jeden Tag gern“ zu Schule gekommen sei.
„Hildegard war schon da, als ich kam“
Hier habe sie sich neben einem engagierten Unterricht, der getragen war von großem Respekt und Wertschätzung, wie Palm unterstrich, unter anderem als Mitglied der Schulkonferenz und der Bosnienhilfe sowie des Arbeitskreises Musik und des Landesmusikrats Hessen hervorgetan genauso wie als Fachsprecherin und als verlässliche Ansprechpartnerin für Kolleginnen und Kollegen sowie für Schülerinnen und Schüler. „Hildegard war schon da, als ich kam“, war stets eine Rückmeldung, die Palm während seiner Recherchen für die Laudatio erhalten habe – kein Wunder nach dieser langen Dienstzeit, in der sie nur einmal einen – glücklicherweise für alle erfolglosen – Versetzungsantrag geschrieben habe. Humorvoll und gutgelaunt überbrachten sowohl Palm als auch die Sprecher der Fachschaften und des Personalrats ihre Abschiedsworte.
Sie alle einte mit der scheidenden Kollegin die Einsicht, dass sie es wohl kaum so lange dort ausgehalten hätte, wenn es nicht so schön, so wertschätzend, so angenehm und so kollegial gewesen wäre. Genau dafür dankte Sämann ihren Kolleginnen und Kollegen, die stets ein offenes Ohr für sie gehabt hätten. Ihr Dank galt auch den meist motivierten Eltern sowie den Schülerinnen und Schülern, die sich ihrerseits bei Sämann – die aufgrund der Corona-Pandemie schön längere Zeit nicht mehr persönlich an der Schule war – bereits per Mail herzlich verabschiedet hatten. Mit vielen Geschenken und lieben Worten verabschiedete das Kollegium Hildegard Sämann – und mit Musik, denn für diesen Fachbereich ließ ihr Kollege Arno Pausch zum Abschied Johann Sebastian Bach sprechen.
Ist es wirklich ein Glückstreffer wenn jemand 40 Jahre am gleichen Arbeitsort tätig war? Eine andere Lesart könnte „Komfortzone“ oder „Unflexibilität“ sein. Ist es im Job nicht erfrischender und gewinnbringender, wenn man sich öfter in neue Teams einbringen muss und auch dort seine Erfahrungen mit einbringt?
Viele Berufe haben ein sog. Rotationsverfahren, wonach man seinen Job einfach auf Zeit macht und dann innerhalb des Systems wechseln muss. Insbesondere im Schulbereich wäre das nicht immer das schlechteste.
Die anderen Beispiele in diesem Artikel zeigen dies ja auf positive Weise.