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Krankenhaus hat "dringenden Eigenbedarf" angemeldetFrauenärzte am Alsfelder Krankenhaus müssen Räumlichkeiten verlassen

ExklusivALSFELD (akr). Die Frauenarztpraxis Vogel, Schindler und Winsel muss ihre Räumlichkeiten am Kreiskrankenhaus in Alsfeld räumen. Das Krankenhaus hat nämlich dringenden Eigenbedarf angemeldet, da der Platz für die Erweiterung des eigenen medizinischen Versorgungszentrums benötigt wird.

Seit 2009 ist die Gemeinschaftspraxis der Frauenärzte Hermann Vogel, Stefan Schindler und Heike Winsel am Alsfelder Kreiskrankenhaus untergebracht. Am 18. Juni wurde den Mietern nun gekündigt. Den Grund für die Kündigung erklärt Krankenhaus-Geschäftsführer Ingo Breitmeier wie folgt: „Das Kreiskrankenhaus hat dringenden Eigenbedarf, die Räumlichkeiten werden für die Erweiterung des eigenen Medizinischen Versorgungszentrums benötigt. Aus diesem Grund wurde der Mietvertrag gekündigt“.

Zur Info: Ein Medizinisches Versorgungszentrum, auch bekannt unter der Kurzform „MVZ“, ist eine Einrichtung, in der Patienten auch in Krankenhäusern ambulant untersucht und behandelt werden. In einem MVZ können unter ärztlicher Leitung verschiedene Ärzte selbstständig oder angestellt arbeiten. Sie können fachübergreifend organisiert werden oder nur Ärztinnen und Ärzte einer Fachrichtung beschäftigen.

Auch am Alsfelder Krankenhaus gibt es so ein Facharztzentrum, in dem verschiedene Fachärzte zur ambulanten Versorgung zur Verfügung stehen, zum Beispiel im Bereich der Onkologie, Chirurgie, Rheumatologie, Orthopädie oder Kardiologie. Dieses Zentrum soll nun erweitert werden und dafür würden eben die Räumlichkeiten, in denen aktuell noch die Frauenärzte untergebracht sind, benötigt, heißt es von dem Krankenhaus.

Fristverlängerung bis März in Aussicht gestellt

Im Mai und Juni haben sich laut Breitmeier personelle Entwicklungen im MVZ ergeben, „die vorher so nicht abzusehen waren“. Sie würden eine kurzfristige Umstrukturierung erfordern, um einen Kassenarztsitz besetzten zu können. Daher sei die Entscheidung erst sehr kurzfristig im Juni gefallen. Die Nachfrage, was genau das bedeutet, beantwortet Breitmeier mit der Antwort: „Diesbezüglich sind noch etliche Dinge im Detail zu klären, so dass es noch zu früh für eine Information der Öffentlichkeit ist. Hierfür bitte ich um Ihr Verständnis.“

Wann genau die Praxis ihren Standort am Krankenhaus verlassen wird, ist offen. Der Vertrag sei zwar fristgerecht zum 31. Dezember 2020 gekündigt worden, aber eine Fristverlängerung bis maximal März 2021 sei in Aussicht gestellt worden, sagte Breitmeier.

Diese Fristverlängerung sei Landrat Manfred Görig und Bürgermeister Stephan Paule zu verdanken. „Landrat Manfred Görig und Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule haben sich eingeschaltet, sie stehen in telefonischem Kontakt und haben eine Fristverlängerung um maximal drei Monate erwirkt. Der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass es gelingt, innerhalb von neun Monaten neue Praxisräume zu finden“, erklärt der Krankenhaus-Geschäftsführer. Nachdem die Gynäkologin Sabine Riese aufgehört hat, ist die Gemeinschaftspraxis im KKH die einzig verbliebene Praxis dieser Fachrichtung in Alsfeld. Riese arbeitet jedoch weiterhin psychotherapeutisch.

9 Gedanken zu “Frauenärzte am Alsfelder Krankenhaus müssen Räumlichkeiten verlassen

  1. Sehr traurig alle Ärzte die echt sehr gut und qualifiziert sind schließen oder verlassen die ländliche Gegend Deutschland lässt sehr nach hoffe nur das man gesagt bekommt wo sie neu anfangen das wäre echt das mindeste

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  2. Ich kann mich auch nur den Vorschreiberinnen anschließen. Warum ist denn das kommerzielle immer das wichtigste? Bei diesem Team hatte man immer das Gefühl noch ein Mensch zu sein und wichtig und keine Nummer die abgearbeitet wird.Dieses Ärzte Team arbeitet Hand in Hand so wie man es sich wünscht und das finde ich macht das Team aus. Ich hoffe sehr das es eine Möglichkeit gibt das die Praxis erhalten bleibt.

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  3. Oh wie schade. Dermaßen beliebten Ärzten zu kündigen macht mich sehr traurig. Ich hoffe nur, dass sie von Seiten der Stadt Unterstützung bekommen und weiterhin in Alsfeld tätig sind. Ich verdanken Ihnen nicht nur drei wunderbare Kinder in meiner Familie, sondern auch mein Leben.

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    1. Ein internes Problem des KKH. Nicht nur die Gynäkologen gehen aus Platzgründen. Die Onkologie macht zum Ende des Jahres auch dicht, weil sich keiner um die Nachfolge von Frau Simon-Becker kümmert. Zudem haben gute Fachärzte des KKH selbst schon die Segel gestrichen und sind gegangen. Ebenso etliches Fachpersonal. Warum – steht außer Frage. Der Slogan „Hier wirst Du wie ein Mensch behandelt“ gilt bestenfalls für Patienten. Offenbar ist die Führung nicht daran interessiert sich auf eine vernünftige Struktur auszurichten. Wichtige Fachbereiche brechen einfach weg und keiner tut etwas dagegen. Vielmehr ist man damit beschäftigt an einem Image zu feilen, das in vielen Teilen nicht annähernd der Tatasachen entspricht. Umliegende Häuser im VB-Kreis und in Nachbarlandkreisen haben dem KKH Alsfeld längst den Rang abgelaufen.

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      1. Da gebe ich Ihnen in allen Belangen Recht. Der 4.iGF ist ein Blender. Man will es aber leider nicht wahr haben.
        Es wäre auch fatal wenn der Aufsichtsratvorsitzende schon wieder einen Wechsel vornimmt.

        Aber irgendwann muss er was unternehmen, so läuft es gegen die Wand.
        Mal sehen wie lange es noch dauert

  4. Einfach nur traurig was da passiert……
    Man kann nur hoffen das sich eine Möglichkeit in Alsfeld auftut….

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  5. Ich schließe mich meiner Vorschreiberin an.Ein Unding, einem so guten Ärzteteam das praktizieren dermaßen schwer zu machen.Kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin froh, dass ich einen FA gefunden habe, der so gut auf seine Patientinnen eingeht. Das findet man des Kommerz wegen nämlich nicht mehr oft! Ich wünsche von ganzem Herzen, dass das Team schnell neue und langfristig zugesicherte Räumlichkeiten findet

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  6. Ich kann nur den Kopf schütteln!
    Zuerst wird im Alsfelder Krankenhaus der Kreissaal geschlossen, so dass man letztendlich im ganzen Vogelsbergkreis in keinem Krankenhaus die Möglichkeit hat, Kinder zu gebären.
    Die Geburtenstation, und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, war sehr gut (Tolle Ärzte, super Pflegepersonal, schöne Räumlichkeiten, etc.)
    Tja, mit Kinder auf die Welt bringen, wenn es kein Kaiserschnitt ist, kann man ja schließlich kein Geld verdienen…
    Und jetzt wird auch noch ein super Ärzteteam vertrieben.
    Da kann man sich noch um schauen.
    Schade, schade.

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