Am Montag ist es wieder so weit: Nach der Corona-Pause werden auch im Vogelsberg schrittweise wieder die Schulen geöffnet, das hat die Hessische Landesregierung am 15. April beschlossen. Mit der Öffnung wolle man die ersten Schritte zu mehr schulischer Normalität gehen. Aufgrund der hohen Anforderungen des Infektionsschutzes, wie der Einhaltung der Abstandsgebote, kleinere Gruppengrößen und zusätzlicher hygienischer Maßnahmen, muss die Wiederaufnahme des Schulbetriebes in Hessen in verschiedenen Etappen erfolgen – beginnend mit den Abschlussklassen. Wie haben sich die Schulen im Vogelsberg auf den Schulstart vorbereitet? Ein Überblick.
Die Max-Eyth-Schule in Alsfeld
„Die Vorbereitung auf den Neustart ist eine komplexe Angelegenheit, da wir an der MES zehn Schulformen beschulen, die alle mit Abschlussprüfungen nach unterschiedlichen Verordnungen enden. Wir müssen quasi die komplett vorhandenen Stundenpläne 2019/2020 für alle zehn Schulformen durch komplett neue Stundenpläne ab jetzt bis zu den Sommerferien ersetzen“, erklärt Schulleiter Friedhelm Walther. Involviert in die Vorbereitung war das gesamte Leitungsteam der Schule, die Hausverwaltung, das Schulsekretariat und die übergeordnete Behörde – das Staatliche Schulamt.
In den ersten beiden Wochen werden laut Walther rund 350 Schüler pro Tag die Schule besuchen. Es werden maximal 15 Schüler in einem Klassenraum sein, die Klassen werden aufgeteilt und auf mehrere Räume verteilt. Risikogruppen, egal ob Lehrkräfte und Schüler, sind vom Unterricht befreit. Auch in der Pause werde darauf geachtet, dass sich alle Schüler an die Abstandsregelungen halten. „Belehrungen diesbezüglich werden kontinuierlich durchgeführt. Ich verlasse mich aber auch auf die geistige Reife unserer Schüler, die sich in eigenem Interesse an die Regelungen halten“, erklärt Walther.
Die Maßnahmen werden natürlich auch Auswirkungen auf die Gestaltung des Unterrichts haben.“Bestimmte und bewährte Sozialformen des Unterrichts, zum Beispiel think-pair-share, Gruppenarbeiten, Gruppenpuzzle werden nicht praktiziert werden können und die räumliche Trennung ist definitiv nicht lernförderlich. Allerdings ist der Präsenzunterricht definitiv besser als die Möglichkeiten des Online-schoolings“, betont Walther. Er ist der Meinung, dass die Entscheidung der schrittweisen Öffnung definitiv die richtige Entscheidung war. „Besonder Zeiten erfordern besondere Handlungen. Auch ist die Entscheidung richtig, den Fokus auf Prüfungsklassen zu legen“.
Die Geschwister-Scholl-Schule in Alsfeld
Für etwa 130 Schüler der Geschwister-Scholl-Schule beginnt am Montag wieder die Schule. Die Unterrichtsräume seien so gestaltet worden, dass die Plätze den größtmöglichen Abstand haben – mindestens aber 1,50 Meter. Das Sekretariat dürfe nur noch von einer Person betreten werden. „Das Gebäude ist so mit Wegen, Absperrungen gekennzeichnet, dass man in einem sogenannten Einbahnstraßensystem läuft“, erklärt Schulleiterin Anne Christ. Das heißt, nur eine Treppe führe nach oben, eine andere nach unten. Ebenso verhalte es sich auch mit den Fluren.
Die Pause finde nur noch auf dem Schulhof statt, bei Regen in den Gruppen im Raum. Die Pausenhalle ist geschlossen. „Es wird auch in den Pausen bestimmte Zonen für Gruppen geben. Innerhalb dieser muss allerdings auch der Abstand von 1,50 Metern gewahrt werden. Aufsichten werden das kontrollieren. Wenn es klingelt, werden die Schüler von den Lehrkräften draußen abgeholt, damit die Gruppen nicht im Flur warten müssen“, erklärt Christ. Die Klassengrößen werden auf maximal 15 Schüler reduziert. In der Praxis würden sich die Gruppengrößen allerdings eher auf zehn bis zwölf Schüler beschränken.
Während in Hessen das Abi bereits geschrieben wurde, stehen bei den Haupt- und Realschulen die Abschlussprüfungen auf dem Programm – vom 25. bis 29. Mai. „Wir werden uns bei den Abschlussklassen nun hauptsächlich auf die Hauptfächer konzentrieren, um hier in einer Art Crash-Kurs die Inhalte für die Zentralen Abschlussprüfungen zu pauken“, erklärt die Schulleiterin.
Sie hoffe sehr darauf, dass alle gesund bleiben und die Schüler unbeschadet zu ihrem Abschluss begleitet werden können. „Ich bin mir sicher, dass unsere Landesregierung sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht hat und qualifizierte Berater an ihrer Seite hat, die die Situation objektiv beurteilen kann. Insofern bin ich beruhigt und werde mein möglichstes tun, um ein Infektionsrisiko an unserer Schule so gering wie möglich zu halten“, betont sie.
Die Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld
Die Albert-Schweitzer-Schule (ASS) ist in der besonderen Situation, dass noch keine Schüler zum Unterricht erscheinen. Zwar beginnt der Unterricht laut dem Kultusminister auch wieder für das zweite Halbjahr der Qualifikationsphase (Q2), aber diese Jahrgangsstufe gibt es wegen der Umstellung von G8 auf G9 bei der ASS aktuell nicht. Nur die angehenden Abiturienten werden zu den mündlichen Prüfungen in die Schule kommen. „Wir warten auf weitere Informationen, zu welchen Termin welche Jahrgangsstufen wieder mit dem Unterricht beginnen können“, sagt Schulleiter Christian Bolduan.
Dennoch habe man sich natürlich schon vorbereitet. „Im Schulleitungsteam besprechen wir die sich ständig ändernde Situation. Wir tagen meistens online und versuchen, den gegebenen Bedingungen möglichst schülerorientiert gerecht zu werden. Dass das in diesen Zeiten leider nicht immer gelingen kann, ist allen klar – aber in Absprachen mit den Hausmeistern und den Sekretariaten, dem Schulträger und dem Schulamt gelingt es oft, gute Lösungen zu finden“, erklärt Bolduan.
Im Gebäude werde die Schule in den Gängen eine „Einbahnstraßenregelung“ einführen und mit Pfeilen auf dem Boden ausschildern, um face-to-face-Begegnungen auszuschließen. „Denkbar sind auch verschobene Pausenzeiten für unterschiedliche Jahrgangsstufen“, sagt Bolduan. Mit dem Vogelsbergkreis als Schulträger werde am Bereitstellen von zusätzlichen Desinfektionsmittelspendern gearbeitet. So soll auch der Reinigungsplan an die besondere Situation angepasst werden. „Laut Aussage des Kreises werden für die Sekretariate Plexiglasscheiben als zusätzlicher Schutz vor Tröpfcheninfektion zur Verfügung stehen“, sagt der Schulleiter.
Bislang setzte man das Homeschooling fort und versorge die Klassen mit Aufgaben. Aktuell werden die Möglichkeiten geprüft, über die Kommunikationsplattform iServ Videokonferenzen abzuhalten, um den „direkten“ Kontakt zwischen Lehrkräften und ihren Lerngruppen zu ermöglichen. „Diese neue Funktion scheint ein weiterer Pluspunkt dieses vom Vogelsbergkreis zur Verfügung gestellten Schulservers zu sein“, so Bolduan.
Um eine zu große Personenansammlung zu vermeiden, ist laut Bolduan eine schrittweise Öffnung der Schulen – orientiert an der Entwicklung der Pandemie – unerlässlich. Es müsse auch an die Situation auf dem Schulweg und in Bussen und Bahnen gedacht werden. „Von daher halte ich es für klug, so wie jetzt beschlossen zu verfahren und mit den jeweils ältesten Lerngruppen der Schulformen zu beginnen. Sie wollen in den allermeisten Fällen ihre Prüfungen ablegen und suchen Verlässlichkeit und klare Strukturen, die so gegeben sind. Außerdem sind sie in der Lage, die Regeln am besten zu befolgen“, erklärt er.
Die Grundschule Katzenberg in Ruhlkirchen und die Grundschule in Kirtorf
Auch für die vierten Klassen der Grundschulen in Ruhlkirchen und Kirtorf geht es am Montag wieder mit dem Unterricht los. Die Gruppen in den Klassenräumen beschränken sich auf maximal acht Kinder, Abstand halten gelte sowohl in den Klassen als auch in der Pause. „Es wird verschiedene Pausenhöfe geben und es darf nur jeweils ein Kind auf die Toilette“, erklärt Schulleiter Nils Strowitzki. Es soll auch mehr Aufsichtspersonal in den Pausen geben. Der Hauptfachunterricht findet in beiden Schulen jeweils von der 1. bis zur 4. Stunde statt. „Wir freuen uns, unsere Viertklässler wieder zu sehen, haben aber Bedenken bezüglich der Einhaltung der Abstandsregeln“, erklärt Strowitzki.
Die Schule an der Wascherde in Lauterbach
Etwa 90 Schüler werden es am Montag an der Schule an der Wascherde sein, für die der Unterricht nach dem Corona-Lockdown wieder beginnt. „An der Schule wurden alle Abschlussklassen so geteilt, dass sich maximal elf Kinder zuzüglich einer Lehrkraft im Klassenraum befinden“, sagt Schulleiterin Tanja Karina Schwan-Brosig. Die Unterrichtstische und Stühle seien so ausgerichtet worden, dass der Mindestabstand von 1,50 Meter auf alle Fälle eingehalten werde, mehr als elf Schüler sollen nicht zusammen in einem Raum unterrichtet werden.
„Klebemarkierungen wurden auf dem Fußboden der Räume angebracht, damit bei einem versehentlichen Verrücken der Bestuhlung die ursprüngliche Platzierung direkt wieder eingenommen werden kann“, so die Schulleiterin. Auch die Raumbelegung wurde geändert. Zwischen jedem Raum mit Belegung befindet sich nun ein Raum ohne Schüler – das soll das Ansammeln von Knotenpunkten vermeiden. Die beiden Abschlussjahrgänge der 9H und 10R wurden zudem auf unterschiedliche Stockwerke und Gebäudeschenkel verteilt, so dass nunmehr auch zusätzlich unterschiedliche Treppenaufgänge genutzt werden. Jede Lerngruppe werde versetzte Pausenzeiten wahrnehmen. Die Klassenräume sollen öfter gelüftet werden und die Schüler sollen nach jedem Pausengang ihre Hände waschen.
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