Wie setzen Alsfelder Einzelhändler die Hygiene- und Abstandsregelungen um?Zwischen Maskenpflicht, Spuckschutz und grünen Karten
ALSFELD (akr). Vier Wochen lang waren die meisten Läden in der Alsfelder Innenstadt geschlossen. Seit diesem Montag hat sich das jedoch geändert, denn das Land Hessen hat die Corona-Regeln gelockert, kleinere Geschäfte dürfen wieder öffnen. Die Händler müssen sich aber an Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln halten. Wie setzt der Alsfelder Einzelhandel diese Vorschriften um? Ein Blick in die Geschäfte.
Viele Geschäfte können endlich wieder aufatmen: Wochenlang waren sie wegen der Corona-Krise geschlossen, jetzt fährt der Einzelhandel so langsam wieder hoch. Seit diesem Montag dürfen Läden mit einer Verkaufsfläche von weniger als 800 Quadratmetern wieder aufmachen. Das gilt auch für größere Geschäfte, sofern sie die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter reduzieren und diese klar abtrennen.
Es gibt aber klare Regeln, an die sich die Geschäfte halten müssen, beispielsweise dass der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten und sich pro 20 Quadratmeter nur eine Person im Inneren aufhält. Wie setzen die Alsfelder Einzelhändler diese Vorschriften um und haben sie noch weitere Vorkehrungen getroffen?
Maskenpflicht im Haus der Mode
„Aufgrund der dringenden Empfehlung der Bundesregierung besteht bei uns Maskenpflicht“, steht auf dem Hinweisschild geschrieben, das am Schaufenster von „Eisenach – Haus der Mode“ klebt. Wer das Geschäft von Ute Eisenach betreten will, der braucht eine Mund- und Nasenmaske – das gilt auch für ihre Mitarbeiter. Das ist nur eine der Maßnahmen, die Eisenach und ihr Team bezüglich der Lockerungen getroffen haben. Wer keine Maske hat, der kann sich dort eine kaufen. „Wir haben auch noch Einwegmasken bestellt, die wir unseren Kunden dann kostenlos zur Verfügung stellen. Die sind aber leider noch nicht angekommen“, erzählt Inhaberin Ute Eisenach.
Überall in ihrem Geschäft stehen Desinfektionsmittel-Spender, auf dem Boden sind mit rot-weißem Klebeband Markierungen angebracht, „damit die Kunden ein Gefühl dafür bekommen, was 1,50 Meter Abstand bedeutet“, erklärt die Chefin. Darüber hinaus soll in dieser Woche auch noch ein Spuckschutz an der Kasse folgen. „Neben dem Desinfektionsmittel stellen wir unseren Kunden auch Einmal-Handschuhe zur Verfügung, wenn sie beispielsweise das EC-Gerät benutzen“, erklärt sie.
Rein rechnerisch dürfen sich rund 30 Menschen gleichzeitig im Haus der Mode aufhalten. „Das kommt aber selbst an Verkaufsoffenen Sonntagen nicht vor“, lacht Eisenach. Dennoch: Man achte natürlich darauf, dass die Sicherheitsabstände eingehalten werden. „Wir vermeiden auch unnötigen Körperkontakt mit unseren Kunden“, erklärt die Inhaberin. Doch es kann eben durchaus mal vorkommen, dass man in dieser Branche Körperkontakt zu den Kunden hat, gerade in Sachen Anprobe – und genau aus diesem Grund habe man sich auch bewusst für eine Masken-Pflicht entschieden, „damit man ab und zu die 1,50 Abstandsgrenze unterschreiten kann“, erklärt Eisenach.
„Ein unglaubliches Gefühl“
Auch wenn Eisenachs Modeladen in der Alsfelder Obergassen vier Wochen die Türen schließen musste, hat die Chefin weitergearbeitet, schließlich gab es dennoch einiges zu tun. „Ich habe viele organisatorische Dinge erledigt, mit den Lieferanten telefoniert, stand weiterhin mit Kunden in Kontakt, die ich beliefert habe“, erzählt sie. Jetzt ist sie erstmal mehr als glücklich, wieder geöffnet zu haben. „Es ist ein unglaubliches Gefühl. Schon um kurz vor 10 Uhr haben Kunden vor der Tür gewartet“, freut sie sich und hofft, dass die Kunden auch weiterhin zu ihnen kommen werden. „Die Menschen haben jetzt vielleicht gemerkt, als die Geschäfte geschlossen waren, wie die Zukunft aussehen könnte, wenn man nur online kauft und nicht die lokalen Händler unterstützt“, sagt Eisenach.
Catwalk am Marktplatz: Nicht mehr als zwei Kunden gleichzeitig
„Endlich wieder“, freut sich Astrid Nietzsche vom Modeladen „Catwalk“ am Marktplatz. Die letzten Wochen seien für sie sehr anstrengend gewesen. „Ich hatte nicht eine Minute den Kopf frei“, erzählt sie. Fast die ganze Zeit über war sie zuhause, hat sich Gedanken gemacht, wie das alles weitergehen soll. „Acht Jahre hatte ich keinen Urlaub und dann kam wieder ‚Zwangsurlaub‘, das war total ungewohnt“, sagt Nietzsche. Sie freue sich jetzt endlich wieder richtig arbeiten zu können. „Ich war so happy, als die Nachricht kam, dass ich wieder öffnen darf. Es ist ein kleiner Schritt in Richtung Normalität“, sagt sie total erleichtert.
Als sie online dann die guten Neuigkeiten mitteilte, erreichten sie schnell zahlreiche Whatsapp-Nachrichten von ihren Kunden, die ihr schrieben, dass sie sich freuen endlich wieder in ihr Geschäft kommen zu können. Eine Masken-Pflicht gibt es bei ihr nicht. Wenn Kunden es wünschen, dann ziehe Nietzsche aber auch eine Maske auf. Im Laden hat sie aber einen Desinfektionsmittel-Spender aufgestellt, am Kassenbereich einen Spuckschutz errichtet und an der Kasse stehen Einmal-Handschuhe für das Bezahlen mit der EC-Karte bereit. Da ihr Modegeschäft nur knapp 50 Quadratmeter groß ist, lässt Nietzsche nur jeweils zwei Kunden ins Geschäft, mehr dürfte sie auch nicht.
Grüne Karten beim Sport Kober
Am Roßmarkt 3, genauer gesagt beim Sport Kober, dürfen sich zehn Leute gleichzeitig im Geschäft aufhalten. Damit es auch nicht mehr als zehn Personen sind, hat Inhaberin Silke Blankenhagen extra Karten am Eingang platziert. „Bitte nehmen Sie pro Person eine Karte mit ins Geschäft“, steht auf den grünen Karten geschrieben. „Wir haben ja keine Einkaufswagen“, lacht Blankenhagen. So behalte man dann einfach den Überblick. Im Laden selbst achte man, dass man sich an den Sicherheitsabstand hält – auch im Bezug auf Kunden. „Ich muss mich auch dran gewöhnen, Abstand von den Kunden zu halten“, erklärt die Chefin.
Auch das Team von Sport Kober stellt ihren Kunden Desinfektionsmittel zur Verfügung, hat einen provisorischen Spuckschutz aufgestellt, bis der richtige endlich ankommt. Darüber hinaus haben sie die beiden Eingänge in einen Eingang und Ausgang getrennt. Über die Tür am Roßmarkt kommt man ins Geschäft hinein, oben über die Baugasse wieder hinaus. Eine Maskenpflicht gibt es derzeit nicht – noch nicht. Die Chefin und die Mitarbeiter selbst tragen zwar alle eine Mund- und Nasenmaske, die Kunden dürfen bislang noch ohne herein. Das könne sich allerdings bald ändern. „Wir können unseren Kunden derzeit noch keine Masken zur Verfügung stellen. Wenn wir dann auch Einweg-Masken hätten, könnte es vielleicht sein, dass wir uns auch dafür entscheiden, es zur Pflicht zu machen“, erklärt Blankenhagen.
Jetzt sei sie aber erstmal froh, wieder offen haben zu dürfen. „Hier ist alles voller Ware, das wollen wir natürlich auch verkaufen“, sagt sie. In den letzten Woche, die für sie sehr nervenaufreibend gewesen seien, habe sie keine Sekunde frei gehabt. „Ich saß viel am Schreibtisch, habe Anträge für beispielsweise Kurzarbeitergeld gestellt, wir haben tapeziert, die Kabinen neu gemacht“, erzählt sie. Zwischendurch habe sie immer mal wieder Ware an Kunden ausgeliefert. „Gott sei dank war das relativ viel. Dafür bin ich sehr dankbar“, lächelt sie unter dem Mundschutz.
Auch im „Schuhmaxx“ in der Obergasse gibt es Corona-Regeln, die überall im Laden verteilt auf weißen Zetteln zu lesen sind, sowohl in Deutsch als auch in Englisch. So dürfen sich nicht mehr als sechs Kunden gleichzeitig im Geschäft aufhalten und eine Gruppe darf höchstens aus zwei Personen bestehen. Kinder müssen immer bei ihren Eltern bleiben. Darüber hinaus soll man mindestens zwei Meter Abstand zueinander halten. „Es findet auch keine volle Bedienung mehr statt“, erklärt Mitarbeiterin Sabrina Poll. Dazu zählt, dass es keine persönliche Schuhanpassung mehr durch den Verkäufer gebe, beziehungsweise man einfach nicht mehr beim Anziehen der Schuhe helfe.
Im Schuhmaxx wird nur noch allein gearbeitet
Einen Spuckschutz, Handschuhe oder Desinfektionsmittel für die Kunden gibt es im Schuhmaxx nicht. „Wir hoffen, dass das irgendwann noch kommt“, sagt Poll. Das Geschäft in der Obergasse darf man ohne eine Maske betreten. Auch die Mitarbeiter müssten keine tragen, würden aber dennoch immer eine griffbereit haben. „Meine Kollegin und ich dürfen auch nicht mehr zusammenarbeiten. Jeder hat seine Tage, an denen er arbeitet. Falls einer krank werden würde, stehe somit immer noch ein Mitarbeiter zur Verfügung“, erklärt Poll. Deshalb habe man auch die Öffnungszeiten angepasst, eine Pause eingeführt. „Sonst hatten wir immer durchgängig geöffnet, aber das geht jetzt nicht mehr, da wir ja nur noch alleine arbeiten“.
Da es keinen Spuckschutz an der Kasse gibt, haben die Mitarbeiterinnen einen großen Karton platziert, der für Abstand sorgen soll. „Ich habe von zu Hause ein kleines Fläschchen Desinfektionsmittel mitgebracht, damit ich die Toilette oder auch den Türgriff zwischendurch desinfizieren kann“, erklärt Poll. Damit aber nicht jeder ständig den Türgriff anfassen muss, lasse man bei dem schönen Wetter aktuell die Türen einfach offen.
Nach der vierwöchigen Schließung freut sich Poll darüber, endlich wieder zu arbeiten. „Ich gehe aber auch mit Respekt an die Situation heran“, erklärt sie. Man selbst und auch die Kunden gingen zwar auf Abstand, doch man fühle sich irgendwie noch ein wenig unbeholfen. „Wie verhält man sich richtig? Es ist komisch den Kunden nicht so zu helfen, wie man es sonst macht“, erzählt Poll. Sie habe Angst ihnen nicht das bieten zu können, was sie wollen, schließlich sei der Einzelhandel eine Kontaktsache. „Aber vielleicht gewöhnt man sich noch daran“, sagt sie.
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