Grünewald GmbH, besser bekannt unter dem Markennamen "Arabella", stellt Mund- und Nasenmasken herAlsfelder Unternehmen reagiert auf Mundmasken-Not
ALSFELD (akr). Mund- und Atemschutzmasken sind aktuell heiß begehrt – aber leider auch absolute Mangelware in der Corona-Zeit. Deswegen haben viele Vereine, Hobbynäher oder auch Firmen damit begonnen, selbst welche zu nähen. Auch die Grünewald GmbH in Alsfeld, besser bekannt unter dem Markennamen „Arabella“, hat auf den Masken-Mangel reagiert: Seit Kurzem rattern hier die Nähmaschinen.
Vor dem Eingang des Arabella-Fabrikverkaufs in der Theodor-Heuss-Straße steht eine ältere Dame mit einem braunen Flechtkorb in der Hand. Langsam geht sie die Treppe nach oben, öffnet die Tür. „Hallo, ich möchte die Mundmasken abholen“, ruft sie mit leiser Stimme in den hellen, großen Raum hinein. Schnell ist eine Mitarbeiterin zur Stelle, die an den Absperrungen vorbei in den Verkaufsraum huscht, um die bestellten Masken für die Frau zu holen. Die ältere Dame ist nicht die einzige, die an diesem Tag vorbei kommt, um sich mit Masken einzudecken.
„Das Telefon steht nicht mehr still“, sagt Rudolf Schlosser, Geschäftsführer und Inhaber der Grünewald GmbH, als er für einen kurzen Moment mal nicht am Telefon hängt, einfach mal kurz durchatmen kann. Den ganzen Tag über rufen Privatpersonen, Pflegeheime, Firmen oder Krankenhäuser an, um bei der Alsfelder Textilfabrik Mund- und Nasenmasken zu bestellen. „So etwas habe ich noch nie erlebt, die Situation ist dramatisch geworden“, sagt Schlosser.
Seit knapp zwei Wochen rattern hier am ehemaligen BGS-Gelände wieder die Nähmaschinen in der Musterabteilung. Aber nicht etwa, um Nachtwäsche oder Damenmode zu entwerfen. Nein, sondern um Mund- und Nasenmasken herzustellen. Die Masken sind aktuell heiß begehrt, aber eben auch absolute Mangelware in der Corona-Zeit.
Die Corona-Krise geht auch an der Textilindustrie nicht spurlos vorbei, das bekam auch Schlosser zu spüren. Normalerweise beliefert sein Unternehmen große Konzerne wie Karstadt, C&A oder Sinn Leffers unter anderem mit Nachtwäsche, Haus- oder Strandbekleidung. Doch aktuell dürfen seine Kunden nur über den Online-Handel verkaufen. So wurde zum Beispiel eine anstehende Lieferung von 15.000 Teilen, die bereits versandfertig im zentralen Lager zur Abholung bereit war, storniert. „Wir stehen jetzt vor dem Problem, die Ware nicht verkaufen zu können“, erklärt der Geschäftsführer. Wie auch viele andere Firmen und Unternehmen entschied sich Schlosser dazu, Kurzarbeit für seine Mitarbeiter anzumelden.
Künftig 60.000 bis 80.000 Stück pro Woche
Die Idee, Mund- und Nasemasken zu produzieren, habe Schlosser bereits am Anfang der Corona-Krise im Kopf gehabt, als sich so langsam die Entwicklung abzeichnete. „Ich habe mich schon früh gefragt, welchen Beitrag man in dieser schwierigen Zeit leisten könnte“, erzählt er. Deshalb nahm er schon früh Kontakt zu möglichen Abnehmern auf, das Interesse war groß. In der Zwischenzeit hatten auch viele andere Unternehmen damit begonnen, Mundmasken zu produzieren. „Wir haben dann sofort den Hebel umgelegt und mit der Produktion angefangen.“
Produziert wird im großen Stil in Polen. 60.000 bis 80.000 Stück werden dort ab nächster Woche wöchentlich hergestellt und nach Alsfeld ins Zentrallager gebracht. „Wir nähen aber auch in unserer Musterabteilung so viel, wie nur möglich“, erklärt Schlosser. Sechs Mitarbeiter würden rund 1.000 Mund- und Nasenmasken in der Woche schaffen.
Eine davon ist Helena Klar. Die Schneidermeisterin leitet die Abteilung, in der sonst Muster und Schnitte erstellt werden, und sitzt normalerweise nicht an der Nähmaschine. Nun, normal ist in dieser Zeit ja so ziemlich ein Fremdwort. So sitzt sie auch an diesem Tag wieder am Arbeitstisch, während eine weitere Mitarbeiterin gerade die Stoffreste auf dem Boden zusammenkehrt. Ganz leise hört man das Rattern der Nähmaschine.
Die zugeschnittenen Stoffteile hat Helena Klar auf einem Tisch direkt hinter sich liegen. Zwei Lagen, 20 x 23 Zentimeter, direkt übereinander. Die einzelnen Schritte kennt sie im Schlaf. „An den Seiten sind kleine Einschnitte. Das sind die Markierungen für die Falten“, erklärt die Schneidermeisterin. Anschließend werden die Falten gelegt, abgenäht und die Ränder vernäht, um es kurz zusammenzufassen. Es ist Routinearbeit. Die Masken gibt es dann entweder mit einem Gummiband, das man sich ganz einfach hinter die Ohren klemmen kann, oder mit Schnüren, die man am Hinterkopf zusammenbindet. „Für ältere Menschen, die sich die Masken nicht mehr selbst binden können, sind natürlich die mit Gummizug einfacher in der Handhabung“, erklärt Schlosser.
„Man schützt andere“
„Die Masken bestehen aus 100 Prozent reiner Baumwolle, können bei 95 Grad gewaschen und gekocht und bis zu 50 Mal wiederverwendet werden“, sagt der Geschäftsführer weiter. Natürlich haben die selbst genähten Masken nicht den gleichen Effekt wie die professionellen FFP-Schutzmasken. Vor einer möglichen Ansteckung ist man mit der selbst genähten Variante nicht sicher. Sie bietet kaum Eigenschutz, dient in erster Linie dem Schutz der Mitmenschen. „Man schütz sich also in Wirklichkeit nicht sich selbst mit der Maske, man schützt andere“, betont auch Schlosser – und deshalb sollte man seiner Meinung nach auch Menschen, die einen solchen Schutz tragen, nicht belächeln. „Es ist eine ernste Situation“.
Preislich liegen die Masken bei drei Euro pro Stück, ab 50 Stück bei 2,50 Euro. „Ich möchte die ganze Situation preislich nicht ausnutzen“, betont Schlosser. Deswegen seien seine Mund- und Nasenmasken auch so günstig, „andere nehmen pro Maske zum Beispiel zwölf Euro“, sagt er. Plötzlich klingelt das Telefon wieder. Es ist ein Pflegeheim aus der Nähe von Düsseldorf, das natürlich, was hätte es auch anderes sein sollen, Masken bestellen will. Es wird weder die letzte Bestellung für heute, noch in den nächsten Tagen sein.
Mann sollte auch den Maskenträgern beibringen die Masken täglich zu waschen mit einem VOLLwaschmittel was Bleiche enthält, um die Keime Abzutöten, ansonsten schadet es mehr als es nützt.