Albert-Schweitzer-Schule bietet Sechstklässlern Teilnahme an Webinar zum sicheren Verhalten im NetzWas darf sein im Internet?
ALSFELD (ol). Das Smartphone – inzwischen gehört es zur Grundausstattung eines jeden Schülers, einer jeden Schülerin und es bietet – so grenzenlos wie das Internet – grenzenlose Möglichkeiten. Doch nicht immer überblickt man die Tragweite dessen, was man tut, genauer gesagt, dessen, was man im Netz teilt. Denn es gibt rechtliche Grundlagen, die für alle gelten – auch für Kinder, wie die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 6 der Albert-Schweitzer-Schule vor kurzem überrascht feststellen mussten.
Die Rostocker Rechtsanwältin Gesa Stückmann beschäftigt sich seit Jahren mit den Folgen von Mobbing und anderen Straftaten im Internet, aber auch von scheinbar harmlosen Dingen wie unerlaubt gemachten und weitergeschickten Fotos. Was ihre Eltern schon im vergangenen Jahr in einem überaus interessanten Webinar mit Gesa Stückmann erfahren konnten, das hatte die versierte Fachfrau schülergerecht aufbereitet. In der vergangenen Woche nahm das Alsfelder Gymnasium gemeinsam mit sechs anderen in der ganzen Republik zugeschalteten Schulen daran teil.
Die Reise in die Untiefen des Netzes startete mit einem Film über Mobbing – dass dazu schon zählen kann, einen Mitschüler oder eine Mitschülerin aktiv auszuschließen, war eine der Neuigkeiten, die Stückmann für ihre junge Zuhörerschaft bereithielt. Sie zeigte die Dynamik des Mobbings auf und ging auf rechtliche Möglichkeiten der Opfer ein – letztendlich auch, um die Täter dafür zu sensibilisieren, dass sie keineswegs nichts zu befürchten hätten. „Wenn man als Kind oder Jugendlicher für eine Straftat im Netz verurteilt wird, ist das Urteil trotz des jungen Alters des Täters rechtskräftig – und bleibt es dreißig Jahre lang.“
Posten von eigenen Bildern als weiterer Aspekt beleuchtet
Wenn man also als Mobbing-Täter verurteilt wird oder unberechtigt Bilder im Netz verschickt hat, kann man beispielsweise noch nach der Berufsausbildung zur Zahlung von Strafe und Schmerzensgeld verpflichtet werden. Das war den Kindern neu, und so selbstverständlich, wie sie bisher noch Fotos von sich und Freunden im Netz teilen, werden sie nach diesem Webinar wohl nicht weitermachen. Ein weiterer Aspekt im sicheren Umgang im und mit dem Internet ist das Posten von eigenen Bildern auf verschiedenen Kanälen.
„Die Kanäle, auf denen sich Kinder und Jugendliche in Chatrooms tummeln, sind auch die Orte an denen sich ältere Männer in der Scheinidentität cooler Jugendlicher ihr nächstes Opfer suchen“, so ein Appell an die Jugendlichen, weder Nacktfotos von sich zu posten, noch die Adresse preiszugeben oder sonstwie zu vertrauensselig zu sein. Denn selbst wenn der coole Junge echt ist, weiß man nicht, was er mit den Fotos macht. Und wenn Nacktfotos – beispielsweise nach dem Ende einer Beziehung – erst einmal im Worldwide Web unterwegs sind, holt man sich nicht mehr zurück. Trotz Strafe und Schmerzensgeld.
Es war ein weites Feld, dem sich Stückmann annahm, angefangen von vielen Beispielen auch aus ihrer beruflichen Praxis als IT-Anwältin bis hin zu praktischen Tipps, wie man die Sicherheitseinstellung von Messangerdiensten wie WhatsApp enger machen kann. Die Kinder hörten tatsächlich gespannt zu und gingen mit ganz viel Wissenszuwachs aus dem Webinar, auch wenn sie sich das als Digital Natives vorher vielleicht nicht hatten vorstellen können. Dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist und wie man sich dort sicher verhält, darüber bekommen auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler in Kürze eine Zusammenfassung.
„Alles, was es in Großstädten gibt, gibt es in der Relation hier auch“
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Schulsozialarbeit des Gymnasiums unter Federführung von Dr. Katja Müller. Unterstützt wurde sie zum einen von der Präventionsstelle für sexualisierte Gewalt des Vogelsbergkreises, die vor Ort mit Dagmar Haß vertreten war. Die schulbezogene Jugendsozialarbeit des Vogelsbergkreises beteiligte sich mit dem Sozial-Pädagogen Peter Weigang an der Veranstaltung und für die Präventionsstelle der Polizei nahm Cybercrime-Berater Johannes Bittner an der Veranstaltung teil. Die Kosten für das Webinar hat der Vogelsbergkreis übernommen.
Dagmar Haß referierte über die vielen Erscheinungsbilder, die insbesondere sexualisierte Gewalt gerade im Internet hat, und sie gab zu bedenken: „Alles, was es in Großstädten gibt, gibt es in der Relation hier auch. Wir sind zwar ländlicher Raum, doch längst keine Insel der Glückseligkeit.“ Dieser Einschätzung schloss sich auch Johannes Bittner an. Er hat in seinem Ressort eine Menge zu tun und konnte von vielen Fällen von Mobbing und Cyberkriminalität berichten. Polizei und Justiz stellen sich mehr und mehr auf Straftaten im Netz ein, sodass sich kein Täter sicher fühlen sollte.
Für Schulleiter Christian Bolduan ist es das Zusammenspiel aller Beteiligten, das präventiv am meisten bewirken kann: Elternhaus, Schule, öffentliche Stellen wie das Jugendamt oder die Polizei. „Es geht darum zu sensibilisieren, ein Bewusstsein für unrechtes Handeln im Internet zu schaffen. Je früher wir hier alle aktiv werden, umso mehr Probleme ersparen wir uns später.“ Die Information geht weiter: Anfang April können sich die Siebtklässler bei einem Webinar mit Gesa Stückmann selbst ein Bild machen.
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