Persönlichkeitsmentor und Sportler Markus Czerner über den Weg zum Erfolg – Vortrag für Eltern der Alexander-von-Humboldt-SchuleErfolg findet außerhalb der Komfortzone statt
LAUTERBACH (ol). Schon im August dieses Jahres kamen die Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule in den Genuss, nun ließ das Lauterbacher Gymnasium auch die Eltern an Markus Czerners hochinteressanten Erkenntnissen über Erfolg und den Weg dorthin teilhaben: „Sind Sie bereit für den Erfolg?“, fragte der Sportler, Mental-Coach und Speaker sein Publikum zur Eröffnung eines spannenden Abends, an dem es viel Neues, Einiges zum Wiedererkennen und auch ganz Erstaunliches gab zu dem unerschöpflichen Thema vom richtigen Ziel, dem passenden Weg und der Bedeutung von Talent und Fleiß.
„Uns ist es wichtig, dass auch die Eltern wissen, wie wir pädagogisch arbeiten, welche Inputs wir und unsere Schülerinnen und Schüler bekommen“, so Joachim Gerking, stellvertretender Schulleiter und Verantwortlicher für Schulentwicklung, zur Begrüßung am Montagabend in der Aula der AvH. Mit Markus Czerner habe man einen Referenten gewinnen können, der eindrucksvoll und authentisch zeigen könne, welche Faktoren zum Erfolg führten, der aber auch einen positiven Umgang mit Misserfolgen lehren könne: „Erfolg ist eine Lebenseinstellung – Misserfolg auch“. So aus der Pressemitteilung der Schule.
Markus Czerner nahm sein Publikum mit auf eine einstündige Reise in die Gründe für Erfolg und das Gute an Niederlagen und ging aus seiner Erfahrung als ehemaliger Spitzensportler heraus direkt ans Eingemachte: Erfolg bedeute in der Realität nämlich in erster Linie Verzicht, harte Arbeit und ein Ende der Komfortzone. Czerner, dessen Karriere als Tennisspieler im jugendlichen Alter aufgrund einer Schulterverletzung endete, weiß, wovon er spricht: Während andere Jugendliche feiern, bereiten sich aufstrebende Sportler auf ihr nächstes Spiel vor, hartes, stundenlanges Training gehört dazu, ebenso wie das Streben nach ständiger Verbesserung.
„Es gibt keine Wohlfühloasen auf dem Weg zum Erfolg“
„Es gibt keine Wohlfühloasen auf dem Weg zum Erfolg“, weiß der heutige Experte für Persönlichkeitsentwicklung und Sportmanagement – ein Weg, der sich ihm erst nach der großen Enttäuschung, der Aufgabe seiner Karriere als Leistungssportler, erschlossen hat. „Niederlagen lehren einen, wieder aufzustehen – Erfolg setzt Enttäuschungen voraus“, so ein Credo Czerners, der auch heute noch die sportliche Herausforderung sucht, beispielsweise als Triathlet oder Marathonläufer. Czerner weiß, wie Sportler ticken, und er weiß, dass Erfolg und Misserfolg auf diesem Gebiet sehr gut auf andere Bereiche wie Schule oder Beruf übertragbar sind.
So hatte er zahlreiche eindrucksvolle und auch mitreißende Beispiele aus der Welt des Sports mitgebracht, die seine fünf Erfolgsfaktoren sowohl im Spitzensport als auch im wahren Leben untermauerten; die Faktoren sind: Ein Ziel, das Warum, Selbstvertrauen, die Macht der Gedanken und der Fokus.
„Ziele sind das Fundament des Erfolgs“ – Spitzensportler kennten ihre Ziele bis ins Detail, so Czerner, der seine Zuhörer aufforderte, ihre Träume aufzuschreiben, ihre Ziele so genau wie möglich zu definieren: Schwammige Formulierungen führten zu schwammigen Ergebnissen. Dazu sollten die Formulierungen immer positiv sein und objektiv messbar. Um stets erfolgreich zu bleiben und besser zu werden, müsse man sich stets neue Ziele setzen: „Zufriedenheit bringt das Unterbewusstsein in den Schongang, sie ist Gift für den Erfolg.“
Als zweiten Erfolgsfaktor machte der Referent das „Warum“ aus, die Gründe für genau das gesetzte Ziel: Am Beispiel Matthias Steiners, der allen Erwartungen zum Trotz im Jahr 2008 Olympiasieger wurde, weil er es seiner Frau am Sterbebett versprochen hatte, skizzierte Czerner, welchen Einfluss der Grund für das Tun auf den Erfolg hat. „Irgendwann entscheidet das Warum, ob du aufhörst oder weitermachst“, so Czerners Erfahrung, „es entscheidet über Siegeswille und Disziplin.“ Der Persönlichkeitstrainer stellte auch heraus, dass am Ende nicht Talent über den Sieg entscheide, sondern Wille und Fleiß, und er fügte hinzu: „Nicht alles, was zum Erfolg führt, macht Spaß.“
Über das richte Maß an Selbstvertrauen
Um erfolgreich zu sein, bedürfe es aber auch des richtigen Maßes an Selbstvertrauen, führte Czerner weiter aus und nannte zahlreiche Sportler wie Zlatan Ibrahimović oder Muhammad Ali, die mit ihrem überbordenden Selbstbewusstsein maßgeblich zum Erreichen ihrer Ziele beigetragen haben. Dazu gehöre Eigenakzeptanz, die darin bestehe, Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Insbesondere die Deutschen hätten keine Fehler-Toleranz und neigten dazu, sich für Niederlagen zu schämen. Dabei gehörten diese zum Erfolg, so Czerner: Nur derjenige, der beide Seiten an sich akzeptiere, könne an sich glauben, und „Wenn nicht wir selbst an uns glauben, wer sollte es dann sonst tun?“
Bei allem Training, allem Selbstbewusstsein und aller Disziplin spiele auch die Macht der Gedanken eine wichtige Rolle. Das Beispiel vom Gang über einen Balken verdeutlichte dies: Liegt der Balken auf dem Boden, laufen wir einfach so darüber. Schwebt der Balken in der Luft, beschleicht uns Angst vor dem, was passieren könnte, wenn wir daneben treten. Czerner forderte auf, positiv zu denken, denn „positive Gedanken sorgen für gute Gefühle“ und man könne in der Tat „die ideale Zukunft durch Vorstellungskraft selbst erschaffen“, wie schon Albert Einstein gesagt hatte.
Czerner beschwor die Kraft der Visualisierung, der genauen Vorstellung vom Erfolg, vom Sieg. Wer sich den Erfolg und den Sieg vorstellen könne, der könne ihn auch erreichen, der sei mental dafür bereit. Ein gutes Beispiel dafür sei Philipp Lahm, der sich Zeitungsberichten zufolge seit seinem sechsten Lebensjahr täglich vorgestellt habe, wie er den WM-Pokal in Händen hielt.
Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ein Teil davon
Zu guter Letzt sei es der Fokus, der über alles entscheide: Wer eine Niederlage nur als Niederlage sehe, nicht aber als Gelegenheit daraus zu lernen und besser zu werden, der setze den falschen Fokus. Auch wer rückwärtsgewandt denke und vermeintlich vertanen oder ungenutzten Chancen hinterhertrauere, habe den falschen Fokus: „Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ein Teil davon!“ Der Fokus solle auch ganz klar auf dem nächstmöglichen Ziel liegen: Es gehe immer genau um den nächsten Punkt, um die Gegenwart: „Es gibt immer nur einen Tag, an dem man etwas tun kann, und der ist genau heute“, lautete eine weitere Erkenntnis des Mentors, der seinen Zuhörern am Ende noch einen interessanten Ansatz mitgab: „Das Spannende ist, wer du auf dem Weg zu deinem Ziel wirst.“
Von diesem Abend nahmen sicher viele Eltern etwas mit nachhause, und das Schöne daran war auch, dass Markus Czerner der Schule, und hier insbesondere den Schülerinnen und Schülern, noch erhalten blieb: Nach der großen Resonanz im Sommer ist der Persönlichkeitscoach für weitere Workshops und auch für Einzelcoachings gebucht, denn mit der Abiturprüfung steht den jungen Menschen eine große Zäsur bevor. Dazu die richtige Haltung zu entwickeln, ist sicher eine gute Idee.
Und jetzt? Je gemeiner die Gemeinplätze, desto schwerer ist es, sie als hohles Wortgeklingel zu entlarven. Wie wurde ich Torschützenkönig? Ich schoss einfach konsequent die meisten Tore. Wie wurde ich Lottokönig? Ich kreuzte mit innerer Entschlossenheit einfach die Zahlen an, die dann auch gezogen wurden. Und wie wurde ich Persönlichkeitscoach? Ich traf weder das Tor, noch hatte ich einen Haupttreffer im Lotto. Und jetzt muss ich eben auf dem Phrasenschwein über Land reiten und anderen meine „Erkenntnisse“ aufdrängen, die mich selbst weder reich noch berühmt gemacht haben. Hauptsache, ich habe dazu die richtige Haltung entwickelt und kann am Ende sehen, wer ich auf dem Weg zu meinem Ziel geworden bin: Schätze mal, ein mittelmäßiger Persönlichkeitscoach.