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Bandsalad-Konzert "Westrock trifft Ostsound" im Calypso am 28. September ab 20 UhrMusik weiterleben lassen, die schon fast vergessen ist

ALSFELD (ls). Man kann es fast nicht anders sagen: Sie sind eingeschlagen – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Rede ist von Jürgen Litzka, Matthias Karle, Bruno Frank und Niko Seim, auch bekannt als Bandsalad. Schon vor längerer Zeit haben die vier Musiker die Songs aus dem Ost wiederentdeckt – und die in eigener Interpretation wieder zurück ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Am 28. September spielt Bandsalad im Calypso, da wo die Musik schon vor 50 Jahren gespielt wurde und die Menschen zusammenbrachte.

Als die DDR-Rockband Karat 1978 darüber sang, dass die Uhr des Lebens manchmal still zu stehen scheint, hatten sie sicherlich noch nicht daran gedacht, wie wahr diese Worte sein können. Besonders für Jürgen Litzka, Matthias Karle, Bruno Frank und Niko Seim dürfte das zur Realität geworden sein – spätestens in dem Moment, als sie das erste Mal gemeinsam auf der Bühne standen und auch noch ausgerechnet dieses Lied sangen. Seit gut einem Jahr sind die vier Bandkollegen als Bandsalad bekannt und bringen den Ostrock gepaart mit Westsound zurück in das Gedächtnis der Menschen.

„Wir sind geflasht weil wir damit nicht gerechnet haben und können es tatsächlich noch gar nicht so richtig glauben, dass unsere Idee und unsere Musik so gut angenommen wird. In der Musik kann sich das aber auch ganz schnell ändern. Heute hören die Menschen zu, morgen ist es schon wieder Schnee von gestern“, sagt Jürgen Litzka und bleibt bescheiden. „So ist das in der Musik“. Die Menschen aber hören Bandsalad noch immer zu, die nächsten Konzert-Termine stehen bereits fest. So wie am 28. September im Altenburger Calypso.

Musik, die Erinnerungen weckt

Die Freude darauf ist bei der Band besonders hoch. „Wir sind eine Band, die sich generationsübergreifend zusammensetzt und die durch die Musik verbunden wird. Wir haben alle ähnliche Erinnerungen an das Calypso, wenn die auch durch unterschiedliche Musik geprägt ist“, erzählt Litzka. Seit 50 Jahren schon gibt es das Calypso in Altenburg, in dem auch die Musikkultur aus Ostdeutschland damals einen Platz fand – und jetzt wieder einen finden wird.

Schon immer sind die vier Musiker vom Ostrock fasziniert gewesen, wenn auch Niko Seim und Matthias Karle die DDR selbst nur aus den Erzählungen der Eltern kennen. Für Litzka und Bruno Frank ist die Erinnerung daran noch greifbar. „Es ist natürlich eine Musik, die wir selbst im Calypso oder in der Hazienda gehört haben, aber auch eine, die wir in den 80er Jahren auf der Kirmes selbst gesungen haben“, erinnert er sich an die frühen Musik-Anfänge zurück. Schon damals bei den Troubadours gehörte der Puhdys-Klassiker „Alt wie ein Baum“ zum Repertoire.

Die Idee, die Ostsongs wieder aufleben zu lassen, kam vor mittlerweile gut drei Jahren, als Karle und Litzka mit ihren Familien in Tivoli im sächsischen Freiberg trafen, wo die Puhdys ein Konzert spielten. Dort, wo die Band 1969 das erste Mal auftrat. „Matthias sagte damals zu mir, dass wir diese Musik, die schon fast wieder vergessen ist, weiter leben lassen müssen“, erzählt Litzka. Mit dem Schlagzeuger und Sänger Bruno Frank wurde aus dem Projekt der beiden eine Band. Mit Niko Seim an der Leadgitarre wird Bandsalad komplettiert.

„Es geht um das, was uns verbindet“

Wer in der DDR damals Musik hören wollte, der tat das eher zwischen den Zeilen, denn trotz der Zensur schafften es auch einige kritische Lieder an die Öffentlichkeit. Doch gab es auch damals Ostbands wie die Puhdys, City oder aber Karat, die durchaus Privilegien genossen und auch im Westen auftraten. Wie in der Hazienda in Engelrod, als der Vogelsberg noch Zonenrandgebiet war. Erinnerungen werden geweckt.

„Es geht nicht um den Unterschied zwischen Ossis und Wessis oder dem zwischen Gut und Böse – es geht um genau das, was dazwischen liegt und uns verbindet. Nach unseren Auftritten kommen viele Menschen zu uns und erzählen von der früheren Zeit“, sagt Litzka. Man wolle eine Brücke schlagen, 30 Jahre nach dem Mauerfall. Das allein geschehe schon durch die Formation der Band: sie schlägt eine Brücke über Generationen hinweg und verbindet durch die Musik. Nicht lediglich Ostrock, sondern auch Songs aus dem Westen werden dabei gemischt und zum unverkennbaren eigenen Sound der Band – eine weitere Brücke.

Und schenkt man dem Lied der deutschen Wiedervereinigung Glauben, dann sind es sieben Brücken über die man gehen muss – ein paar davon hat Bandsalad mit ihrer Musik bereits überquert und geschlagen. Wieder andere werden in der Zukunft sicher noch folgen.

Weitere Informationen zum Bandsalad-Konzert

Das Konzert startet am 28. September um 20 Uhr im Calypso in Altenburg. Karten gibt es an der Abendkasse für 10 Euro und im Oberhessen-live Ticketshop im „Ludwig – Espressobar & Bistro“ am Ludwigsplatz.

Bandsalad – Ostrock trifft Westsound

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