Schulhundklasse verabschiedet Strolch in den RuhestandDer Hund mit dem Halstuch geht
ALSFELD (ol). Über zehn Jahre war er im Dienst, nun tritt Schulhund Strolch seinen wohlverdienten Ruhestand an und überlässt seinem Nachfolger In Time, von der Schulhundklasse liebevoll „Inni“ genannt, das Feld in der kommenden 6b der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld.
„Er ist alt geworden, kommt aber noch gerne mit in die Schule“, sagt Klassenlehrerin und Hundeführerin Sabrina Bickert-Ernst laut Pressemitteilung der Albert-Schweitzer-Schule, die möchte, dass die Kinder ihren Schulhund fit und gesund in Erinnerung behalten. Sie hatte mit Strolch seinerzeit die Ausbildung zum Schulhundteam gemacht, ihn dann mitgebracht, und damit nicht nur für viel Freude bei vielen Schülerinnen und Schülern gesorgt, sondern auch wertvolle schulische Angebote ins Leben gerufen – darunter das Sicherheitstraining im Umgang mit Hunden oder die Hundeführerschein-AG, die für einige Kinder der Startschuss zu einem Leben mit eigenem Hund sein konnte. Mit Abschluss des Schuljahres ist das zumindest für den kleinen, immer noch lebhaften Terrier vorbei – und seine Klasse ist heute schon traurig.
Strolch konnte den Schülern viel beibringen
„Natürlich gönnen wir ihm den wohlverdienten Ruhestand“, zeigen sie Verständnis, „aber er wird uns sehr fehlen.“ Denn Strolch ist nicht nur ein guter Freund für eine ganze Reihe frischgebackener Fünftklässler seit 2008 geworden, er habe sie auch viel gelehrt: Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Respekt und Rücksicht. Bei seinem Start vor elf Jahren sei Strolch der erste Schulhund überhaupt an einem hessischen Gymnasium gewesen und war somit Vorreiter für viele andere Gymnasien, die es der ASS gleichtaten.
Im Verlauf seiner zehn Dienstjahre war Strolch mehrmals mit auf Klassenfahrt und hat im Unterricht mit seinem Hunger auf Pausenbrote für viel Spaß gesorgt. Mit seinem roten Halstuch macht er stets einen fröhlichen und frischen Eindruck – auch jetzt im hohen Alter von fast 14 Jahren noch. „Doch er schläft inzwischen viel in seinem Hundebett im Klassenraum“, gibt Sabrina Bickert-Ernst zu bedenken. „Eigentlich sollte er schon letztes Schuljahr in den Ruhestand gehen, aber da wollte er morgens immer noch mitkommen.“ Das sei nun zwar nicht anders, aber mittlerweile sei er ein echter Opa geworden, dem man keine langen Wanderungen auf Klassenfahrten mehr zumuten könne und der außerdem auch schlecht hört.
„Das kann natürlich zu einem Problem werden, etwa wenn er wegläuft und nicht hört, dass er zurückgerufen wird“, räumt die Klassenlehrerin ein. Für die Kinder der 5b ist das natürlich kein Problem. Sie fangen ihren Hunde-Oldie einfach wieder ein, wenn er mal in einem Anflug von doch noch jugendlichem Übermut aus der Klasse rennt. Für viele von ihnen sind In Time und Strolch auch ein Haustierersatz, wenn sie aus verschiedenen Gründen kein eigenes haben können.
Und manche ihrer Vorgänger in den Hundeklassen haben über die Bekanntschaft mit Strolch dann doch ihre Familien von den Vorzügen eines Haustieres überzeugen können. „Da stand wohl öfter mal auf dem Wunschzettel ‚Ein Hund wie Strolch‘“, lacht Bickert-Ernst, die sich freut, dass ihre Initiative mit dem Schulhund so erfolgreich war, dass vor kurzem sogar der Hessische Rundfunk zum Geburtstag von Strolch eine kleine Reportage gemacht hat.
Eine große Bedeutung für Kinder
Obwohl die Schulhunde in der Klasse eigentlich nur anwesend sind und während des Unterrichts nichts Besonderes machen, haben sie eine große Bedeutung für die Kinder: „Hunde streicheln während der Klassenarbeiten entspannt und bringt neue Energie“, finden sie. Da ist es natürlich gut, dass ihnen mit In Time ein Schulhund erhalten bleibt. „Gerade im Vergleich mit ihm merkt man, dass Strolch doch alt geworden ist“, sagen sie. Doch wenn es in die Pause geht oder wenn es den Anschein hat, als könne man kleine Leckerlis von den Tischen holen, kommt Strolch nach wie vor schnell auf Touren, berichten sie und geben zu, dass sie es am besten fänden, zwei oder mehr Schulhunde zu haben, denn eigentlich machen beide – trotz Hundeschule und guter Erziehung – zwischendurch immer wieder sehr lustige Sachen. Kein Wunder, dass die Stimmung in der Hundeklasse immer gut ist.
Nur jetzt, da Strolch gehen muss, schwingt etwas Melancholie mit. „Er soll noch lange leben“, wünschen sie ihm und hoffen, dass er sie immer mal besuchen kommt, damit er zuhause nicht so furchtbar viel Langeweile hat. Den Abschied von Strolch hat die Hundeklasse in der letzten Schulwoche noch groß gefeiert und dem Hund den kommenden Ruhestand mit ein paar Geschenken verschönert. Im nächsten Jahr wird dann wohl nur noch einstimmig gebellt in der Albert-Schweitzer-Schule, doch auch In Time wird in der Hundeklasse weiter für gute Stimmung sorgen.
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