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Bundes der Vertriebenen (BdV) über Ostern auf Reise in SüdböhmenErinnerungen an die alte Heimat wurden wach

LAUTERBACH (ol). Mit einem viertägigen, beeindruckenden Besichtigungsprogramm erlebte eine 38-köpfige Reisegruppe des BdV-Lauterbach das zurückliegende Osterfest in Südböhmen. Von dem unterhalb des im englischen Tudorstil erbauten Märchenschlosses Frauenberg/Hluboka gelegenen Parkhotel aus wurden die Ausflüge in die zauberhafte Umgebung unternommen.

In der Pressemitteilung heißt es, als erstes stand eine der schönsten Städte dieser Region auf dem Programm: Prachatitz/Prachatice, am altbekannten Handelsweg „Goldener Steig“ im Böhmerwald gelegen. Der historische Kern dieser Stadt, der seine Renaissance-Gestaltung vollends bewahrt habe, wurde schon im Jahre 1981 zum städtischen Denkmalschutzgebiet erklärt. In der imposanten St. Jacobskirche konnte Reiseteilnehmerin Maria Wienold auf ihre eigene Taufe darin verweisen und auch etwas Persönliches über diesen, ihren böhmischen Geburtsort zu Besten geben.

Zwischen den einzelnen Programmpunkten während der Ostertage war übrigens immer mal „Picknick im Freien“ bei mitgeführten leckeren Speisen und Getränken angesagt, was vor allem wetterbedingt bei strahlendem Sonnenschein angenehm war und der fröhlichen Stimmung unter den Teilnehmern besonders gut tat. Weitere Besichtigungsstätten waren das schmucke Renaissanceschloss Kratochville/Kurzweil mit der wunderschönen Parkanlage und natürlich die Metropole Budweis inmitten der sogenannten Südböhmischen Teichplatte, die sich durch die dort intensiv betriebene Teichwirtschaft seit Jahrhunderten entwickelte.

Budweis sei mit rund 100.000 Einwohnern die größte Stadt in Südböhmen und das eigentliche Zentrum dieser Region mit den romanischen Laubengängen rund um den großen Marktplatz, dem interessanten Rathaus und vielen anderen Sehenswürdigkeiten. Weltweit sei diese Stadt vor allem auch bekannt durch das Budweiser Bier, das die Reisegruppe am Abend in der Brauereigaststätte „Budvar“ mit einem deftigen Essen und bei böhmischer Live-Musik ausgiebig genießen konnte.

Maria Wienold vor ihrem Taufbecken in der St.Jacobskirche von Prachatitz. Foto: G. Schneider/G.Tischler

Mittelalterliche Stadtanlagen an der Moldau entlang

Das Städtchen Krummau/Cesky Krumlov, das sich mit seinen einzigartigen mittelalterlichen Stadtanlagen an der Moldau erstrecke, nehme in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes einen besonderen Rang ein und sei damit unbestrittenes „Highlight“ dieser Osterreise gewesen. Die einheimische Fremdenführerin Ivanka Malinakova, die die Gruppe sachkundig und mit interessanten Informationen ständig begleitete, gab sich dann auch große Mühe, ihren Heimatort und seine Geschichte besonders ausführlich darzustellen.

Mit den vielfältigen Eindrücken dieser Stadtbesichtigung und des dort gerade stattgefundenen Ostermarktes machte sich die Reisegruppe schließlich noch zu dem riesigen Lipno-Stausee mit den Sandstränden auf den Weg und genoss in einem ufernahen Restaurant eine wohlverdiente Kaffeepause bei landestypischen „Osterbrot“. Am letzten Tag stand noch eine Visite von Klattau/Klatovy, einem städtischen Kleinod am Fuße des Böhmerwaldes auf dem Südböhmen-Reiseprogramm. Es wurden unter anderem die berühmten Klattauer Katakomben mit den 38 mumifizierten menschlichen Körpern aus früheren Jahrhunderten aufgesucht.

Reiseleiter Siegbert Ortmann, gebürtiger Egerländer, nutzte übrigens jede Gelegenheit zwischen den einzelnen Ausflugszielen, seine Mitfahrer im Bus über Wissenswertes von Tschechien und berühmten Persönlichkeiten der südböhmischen Region, aber auch die geschichtlichen Zusammenhänge bei der hier lebenden Bevölkerung zu informieren. Dabei konnte er auf seine reichhaltigen Kenntnisse und die langjährige Erfahrung als Verbandsvertreter bei den Vertriebenenorganisationen, aber selbst auch als Vertreter der sog. Erlebnisgeneration bei den deutschen Heimatvertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg zurückgreifen.

Zum Schluss ein Blick auf den Vertriebenen-Gedenkstein

In dieser Eigenschaft ließ er auf der Rückfahrt auch den deutschen Grenzbahnhof Furth im Wald ansteuern, vor dessen Eingangsportal sich seit kurzem ein Vertriebenen-Gedenkstein befindet, der als Erinnerung für mehr als 750.000 Menschen steht, die hier ihre erste Anlaufstation im Westen nach der unmenschlichen Vertreibung aus ihrer alten Heimat hatten. Der schwarze Monolith trage auf der Oberseite das Bronze-Relief des einstigen Grenzdurchgangslagers. Auf der zur Straße zugewandten Seite sind auf einer Bronzetafel alle Abgangs- und Zielbahnhöfe der Vertreibungstransporte – darunter auch Lauterbach – angegeben.

Gedenkstätte vor Bahnhof in Furth mit Reiseleiter Siegbert Ortmann. Foto: G. Schneider/G.Tischler

Die Rückseite zeige schließlich die Heimatgebiete der drei Millionen vertriebenen Sudetendeutschen. Da ein recht beachtlicher Teil der Reisegruppe direkt von diesem Schicksal davon betroffen war, wurden beim Anblick der Gedenkstätte vor allem bei diesen Teilnehmern die Erinnerungen an die alte Heimat wieder wach, zu der eben auch das jetzt über Ostern erlebte wunderschöne Südböhmen gehört.

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